29.12.16

Casal Sta. Maria Pinot Noir 2011, Lisboa



Ich bin schwer der Annahme verfallen, dass die wenigsten von uns, sofern wir es überhaupt soweit schaffen sollten, nicht die Absicht hegen mit 96 Jahren ein Weingut gründen zu wollen bzw. ein Weingut aus dem Dornröschenschlaf erwecken zu wollen. So, oder in etwa so, hat es sich im Jahr 2006 zugetragen, als Baron Bodo von Bruemmer die Adega Casal Santa Maria gründete. Von Bruemmer ist 1911 als Nachfahre deutscher Aristokraten im russischen Zarenreich zur Welt gekommen, nach der Oktoberrevolution in Deutschland und vornehmlich der Schweiz aufgewachsen und aus gesundheitlichen Gründen in den 1960er Jahren in die westlich von Lissabon gelegenen Region Colares übergesiedelt. Dort angekommen fing er zunächst an Araberpferde zu züchten. Mit großem Erfolg! Nach einer schweren (und gut überstandenen) Operation im Jahr 2006 entschloss er sich, bzw. erpendelte er sich (so wird es zumindest kolportiert), ins produzierende Wein-Business einzusteigen. Seitdem produziert er unter Mithilfe seinen Winemakers António Figueiredo aus drei kleinen Weingärten in der vom kühlenden Atlantikklima geprägten Region Colares Weine aus Ramisco, Malvasia, Arinto, Chardonnay … und natürlich Pinot Noir! Vor eingen Wochen ist von Bruemmer 105jährig von uns gegangen. Anlass genug ihm zu Ehren meinen ersten portugiesischen Pinot Noir überhaupt zu verkosten. 

25.12.16

Merry Christmas Everybody ....



MERRY CHRISTMAS EVERYBODY .... I know, I know it is getting a bit boring. Always Baby Jesus Pinot ... and always the same vintage. It is the best match after all, I guess. This bottle was a bit more mature and more earthy. It probably spent too much time of his life in the wine-shop (recent re-buy). Still very decent ***** Pinot!

14.12.16

Gary Farrell Wines Russian River Valley Selection Pinot Noir 2007, Russian River Valley




Bin ich froh, dass Gary Farrell sein eigenes Weingut, welches dazu noch seinen Namen trägt, im Jahr 2006 hinter sich gelassen hat, und sich seitdem seinem Weingut Alysian widmet. Froh warum? Nun, somit bleibt es mir erspart an einem neulich getrunkenen Produkt dieser kalifornischen Pinot Legende - welche unter anderem in der Vergangenheit mit Leuten wie Joe Rochioli, Tom Dehlinger und Robert Stemmler zusammenarbeitete – herumnörgeln zu müssen. Dieser neulich getrunkene Gary Farrell Russian River Selection 2007 machte es mir schwer: Schwer, eine bzw. seine Mitte zu erschmecken! Schwer, seine einst vorhandene Klasse zu erahnen – wenn diese jemals vorhanden war! Schwer, die gebotenen Konzentration beim Verkosten über Tage hinweg aufrechtzuerhalten. Kurz und knapp: die Verkostung dieses „Pinot weit weg“ war kein Vergnügen! Um so mehr freue ich mich auf meinen nächsten Pinot von Alysian. Ich bin mir sehr sicher, dass dieser die entstandenen "Wunden" heilen dürfte ...

24.11.16

Bénédicte & Stéphane Tissot Pinot Noir En Barberon 2014, Cote du Jura




Endlich hat meine Zunge ihren Weg gen Süden aufgenommen! Und das sogar fast ohne weitere Enttäuschungen verkraften zu müssen. Ihr Thema ist es immer noch das selbige. Den Wunsch ein paar weitere exo-burgundische Pinot Noirs aus Frankreich für sich entdecken zu wollen. Endlich ist sie im Jura! Also in der mittlerweile fast schon hippen Region, die man erreicht wenn man von Beaune gen Osten in ein fast menschenfreies Gebiet entlang der Schweizer Grenze vorstößt. Gleich der zweite meiner verkosteten Pinost, den ersten lasse ich fairer halber mal unerwähnt da dieser eher gen einfältiger, ausgekühlter Würzsuppe neigte, war ein richtiger Treffer! Des Treffer's Name war En Barberon, Pinot Noir, aus 2014, von Bénédicte und Stéphane Tissot ... einem zugegeben nicht ganz unbekannten Weingut aus Montigny-les-Arsures. Gewachsen sind die im Schnitt 40 Jahre alten Reben in der 1,8 ha kleinen Lage „En Barberon“ in welcher kargen Kalkmergelböden vorherrschen. Die Bewirtschaftung des Weinbergs läuft schon seit 2003 nach biodynamischen Richtlinien (Demeter) ab. Die Trauben für den En Barberon wurden zu etwa 40 % entrappt. Vergoren, natürlich spontan, wurde der Wein für mehrere Wochen in großen Eichenholzcuves um anschließend in mehrheitlich gebrauchten großen Holzfässern ausgebaut zu werden.


23.11.16

Calichardication



In den letzten Wochen habe ich meine Zunge vermehrt über den großen Teich ausgesendet um ein paar kalifornische Chardonnay zu verkosten. Um genauer zu sein habe zwei jugendliche Einstiegsweine aus 2013 und zwei reifere Schlachtrösser aus 2007 verkostet. Geographisch ging es recht gemischt zu: Napa, Santa Cruz und Santa Barbara waren die Ziele. Ach ja! Eins noch vorab. Von Vergleichen mit Weinen aus dem Burgund halte ich herzlich wenig. Auch bei dieser Post würde ich Zuschreibungen wie Santa Barbara Meursault oder Ähnliches eher mit einem virtuellen Augenrollen quittieren. Ich bitte um Verständnis. Genug dem heute endlich mal kurzem Vorgeplänkel ...

7.11.16

Galil Mountain Winery Yiron Vineyard Pinot Noir 2013, Upper Galilee



Diesen Blog habe ich vor bald fünf Jahren mit einem israelischen Pinot Noir aus seinem katatonisch anmutenden Dasein erlöst. Seit diesemhatte ich so einige Pinots aus biblischen Landschaften. Aus der Wüste Negev, aus Jerusalem, vom Golan, aus Baalbek, aus Judäa und heute nun aus Galiläa. Um genauer zu sein aus dem Hochland um Kibbutz Yiron  nordöstlich von Haifa. Im Jahr 1997 pflanzte Galil Mountain Vineyards bis in eine Höhe von ca. 680 Metern vielerlei europäisch stämmige Rebsorten. Darunter auch eine ganze Menge an Pinot Noir. Braune Basaltböden prägen in erster Linie die Bodenformationen der Hochlagen auf denen die Reben für den heutigen „Pinot weit weg“ angepflanzt wurden. Nach Handlese, darauf folgender kurz-zeit Kaltmazeration und so weiter und so fort wurde der Yiron Vineyard Pinot Noir 2013 für zehn Monate in gebrauchten französischen Barriques ausgebaut. Genug der heutigen, glücklicherweise nicht ganz so langen, Vorrede! Los geht's ...


31.10.16

Happening Now Tasting 36: Grover Zampa Vineyards Zampa Syrah 2010, Nashik Valley





Time for another Halloween „Happening Now Tasting“ post! Like every year I'd like to sacrifice conk and tongue to pure and unadulterated wine-adventure'ism. This time my potentially „thrilling“ wine comes from Maharashtra in India. Absolutely not the first Indian wine on this blog. There've been quite a few surprises from the country which is quite dear to my heart. However, today I am going for a Zampa Syrah 2010 from Grover Zampa Vineyards in Nashik Valley north-east of Mumbai. Some might remember … I am not so much of a Syrah fellow. This combined with the heat of India!? Anyway … I hope for the best. Let's go for it …

27.10.16

Domaine Vincent Gaudry Sancerre Rouge Vincengéorix 2014, Sancerre



Meine in den letzten Monaten angestrebte Unternehmung über französische Pinot Noirs jenseits des Burgunds vermehrt etwas schreiben zu wollen, will immer noch nicht so richtig in Fahrt kommen. Irgendwie stockt der Trinkspass gewaltig! Anscheinend falle ich immer wieder, wie auch die letzten Male, auf die Loire zurück, da ich bei der Latte an elsässischen Enttäuschungen keinerlei Motivation aufbringe auch nur einen Satz zu schreiben zu wollen. Naja, es gibt ja noch das Jura! Da wird sich meine Zunge in nächster Zeit etwas mehr aufhalten und hoffentlich nicht ganz so viele Enttäuschungen durchleiden. Heute geht es mal wieder nach Sancerre! In dem Nest Sury en Vaux betreibt Vincent Gaudry mit viel Herzblut und Engagement seit mittlerweile 25 Jahren ein Weingut das sich auf die klassischen Rebsorten der Region konzentriert. Das ich über Sauvignon Blanc an dieser Stelle nicht so viel schrieben werde dürfte nicht weiter überraschen und soll mir bitte verziehen werden. Doch auch die beiden Pinot Noir von Vincent sind unter Kennern durchaus beliebt. Beginnen möchte ich heute mit seinem Einstiegs-Pinot mit dem in vielerlei hinsicht bedeutungsschwangeren Namen Vincengétorix aus dem aktuellen Jahrgang 2014! Gewachsen sind die nach allenmöglichen bio- und biodynamisch Richtlinien kultivierten Reben auf denen im Sancerre so weit verbreiteten Kalkböden. Vergoren wurde das Traubenmaterial mit allem was dazugehört, also mit Rappen, um anschließend in 400 Literfässern zu reifen. Geschönt oder filtriert wurde der Vincentgétorix bei seiner Direktabfüllung aus dem Fass in die Flasche natürlich nicht. Mit Schwelfeln war wohl auch nicht viel, aber das ist mir jetzt gleich! Jetzt solls endlich was flüssiges geben ...

21.10.16

Evening Land Vineyards Willamette Valley Pinot Noir 2013



Weine des Sommeliers Rajat Parr und des Weinmachers Sashi Moorman wurden bei wine-zeit schon einige Male erwähnt. Stets auf die mittlerweile nicht selten besprochenen Projekte in Kalifornien beschränkt. Diese mögen wohl insgesamt auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit erregt haben. Doch in das etwas nördlichere Oregon hat es die beide, samt dem quasi Vorort-Manager Ben DiCristina, ebenfalls verschlagen. Aus Lagen der Evening Land Vineyards in den Eola Amity Hills werden seit einigen Jahren unterschiedliche Pinot Noirs, ein Chardonnay und ein Gamay produziert. Ich machte vor kurzem meine erste Bekanntschaft mit dem Einstiegswein der Drei namens Evening Land Willamette Valley Pinot Noir 2013. Der Jahrgang 2013 zeichnete sich durch einen ungewöhnlich warmen und trockenen Sommer aus. Sowohl Blüte, als auch Ernte, fanden für oregonesische Verhältnisse enorm früh statt. Schon Mitte September kam es zu den ersten Lesegängen. Dummerweise knallten während dieser heißen Phase der Ernte ergiebige Regenfälle, die bis zu vier Tagen anhielten, im Willamette Valley runter. Die dadurch hervorgerufenen Probleme und die Hitze im Sommer gingen auch an der Qualität der Trauben von Evening Land nicht spurlos vorbei. Doch insgesamt war man noch durchaus zufrieden. Die Trauben für meinen heutigen Wein stammen sowohl aus Lagen in den Eola Amity Hills (alte Reben aus dem Eola Springs Vineyard, Rocky Hill Vineyard und junge Reben aus dem Seven Springs Vineyard) und aus von Lemelson Vineyards zugekauften Trauben aus Yamhill-Carlton. In allen Weinbergen herrschen vornehmlich, dem Stammleser wohl mittlerweile bekannten, Jory-Bodenformationen vor. Weiter wurden alle Weinberge nach bio und teilweise biodynamischen Richtllinien bewirtschaftet. Alle Trauben wurden entrappt, für vier bis fünf Tage einer Kaltmazeration unterzogen und anschließend in offenen Eichen- und Betonbottichen spontan vergoren. Gereift wurde der Wein für ein Jahr in gebrauchten und gewollt neutral wirkenden Barriques. Na, und so war er dann …


18.10.16

Vinoterra Selektion Saperavi 2008 Qvevri Schuchmann, Kakheti



Das georgische Weine in diesem „Weinkanal“ bis dato nicht all zu große Beachtung gefunden haben bedauere ich ganz aufrichtig. Irgendwie scheine ich nie wirklich dazu zu kommen mir einige beachtliche Weine zulegen zu können. Und das obwohl ich schon manchen spannenden, ja auch in positiver Hinsicht spannenden, Saperavi und & Co. getrunken habe. Nun gut, heute soll es nach Ewigkeiten mal wieder einen Georgier geben. Sogar einen aus der Amphore. Eine wahrscheinlich sehr vorbildlich hygienischen Amphore. Ergattert habe ich den Vinoterra Saperavi Selektion 2008 Qvevri von Schuchmann kurz vor dem Ableben des letzten Karstadts in der Stuttgarter Innenstadt. Da war richtige Goldgräberstimmung. Die im Schatten von Holzkisten voller Boredeaux Weine vernachlässigten Georgier nahm anscheinend niemand zur Kenntnis. Dann hab ich halt mal zwei gekauft. Und heute sehen wir mal! Zunächst aber noch zu ein paar Rahmendaten. Das Weingut Schuchmann gehört zu den jüngeren Playern auf dem georgischen Weinmarkt. Seit 2008 produzieren der Deutsche Burkhard Schuchmann und sein georgischer Weinmacher George Dakishvili in Tsinandali Weine aus klassischen georgischen Rebsorten sowohl in Edelstahl, Holz als auch, was die Weine der Vinoterra und Golden Line Linie betrifft, in der in die Erde vergrabene Qvevri Tonamphoren. Mal schauen wie er nun war …

29.9.16

Goldeneye Winery Pinot Noir 2007, Anderson Valley



Es gibt Weine, die man zwar mit interessensgeschwängerten Erwartungen aufgrund eines gewissen fortgeschrittenen Alters, aber gleichzeitig auch inklusive unterschwelligen Befürchtungen wegen vormaligen Verkostungen anderer Jahrgänge, kauft, aber dann nach den ersten Schlucken merkt, dass ein solcher Wein einem, also mir, kaum Freude bereiten wird! Das war ein schlimmer Satz, oder! Sogar für meine Verhältnisse. Na ganz so gruselig wird es in flüssiger Hinsicht bei meinem heutigen „Pinot weit weg“ dann doch nicht, aber ... nun ja, schwierig wird's trotzdem. Freude kam leider zu keinem Zeitpunkt auf meiner Zunge auf. Mein heutiger Goldeneye Pinot Noir war nicht mein erster Wein dieses Weinguts, und auch nicht der erste Pinot Noir von Goldeneye etc. in diesem Blog. Doch war es immerhin mein erster 2007er und mein erster einigermaßen lang gereifter Pinot Noir von Goldeneye. Der Jahrgang 2007er war im Anderson Valley, wie auch in weiten Regionen nördlich von Napa, ein ziemlich kühler und relativ regenreicher Jahrgang. Sein Traubengut stammt aus zehn unterschiedlichen Lagen im Anderson Valley, das zwischen Anfang September und Ende Oktober 2007 in vielen Mini-Ernten eingebracht wurde. Ausgebaut wurde der Wein für 16 Monate in 80% neuen und 20% zweit-belegten französischen Barriques mit mittlerer Toastung. Und so war er dann nun ... 

25.9.16

Montepulciano d'Abruzzo auf Budi's Foodblog Teil 2: Besuch bei Emidio Pepe in Torano Nuovo



Und nun ist auch der zweite Teil meiner Erlebnisse in Abruzzen bei Budi's Foodblog online. Dieses Mal geht es zu einem der Leuchttürme der Abruzzen. Dem Weingut von Emidio Pepe!

Hier geht's lang!

12.9.16

Cortijo Los Aguilares Pinot Noir 2012, Sierras de Málaga



Schon erstaunlich dass im heißen Andalusien immer mehr Pinot Noir angebaut wird. Der heutige „Pinot weit weg“ aus den Sierras de Málaga ist schließlich auch nicht mein erster aus dieser südlichen Region Spaniens. Vor einigen Jahren vermochte es der Pinot Noir der Bodegas Schatz mich mit seiner gezügelten Kraft, intensiven Würze und bestechenden Komplexität zu überraschen. Mein heutiger Andalusier Pinot stammt von Cortijo los Aguilares in der unmittelbaren Nähe der berühmten Stadt Ronda unweit der nicht wirklich kühlen Costa del Sol. Die Pinot Reben von Los Aguilares wurden 1999 auf ca. 900 m ü. NN auf einer Fläche von 3 Hektar angepflanzt. Damit dürfte dieser, einer der höchten Pinots meiner Trinkerexistenz gewesen sein. Die vorherrschenden Bodenformationen sind sowohl tonhaltig, als auch von Kalkstein durchzogen. Nach den beiden Erntedurchgängen durchlief der 2012er Jahrgang eine kräftige Kaltmazeration und wurde anschließend in 300 und 500 Liter Fässern vergoren. Daran im Anschluss erfolgte eine 8-monatige Ausbauphase in gebrauchten französischen Barriques. Na ich hoffe mal, dass dieser mich nicht mit seinem heißblütigen Temprament umgehauen hat ...

1.9.16

Wild vermischtes Kalifornien der ausgedehnten 90er



Im gerade eben erst ausgelaufenen August habe ich einige pinot-ferne kalifornische Rotweine älteren Jahrgangs getrunken. Drei aus den 1990ern und einer der gerade so über die Milleniumsgrenze gesprungen ist. Also ein 2000er. Darunter waren solche Klassiker wie Caymus Cabernet Sauvignon und einen Ridge Santa Cruz Mountains Cabernet Sauvignon. Aber auch sehr ausgefallenen Kreationen wie ein Super Tuscan aus Napa oder einen mittlerweile fast schon autochton anmutenden Wein von Ridge. Die etwas längere Zeit haben alle gut überstanden. Und so waren sie dann schließlich ...

26.8.16

Timo Mayer Wines Mayer The Doktor Pinot Noir 2012, Yarra Valley



Kurzer Blick nach oben! Kommt das irgendwie bekannt vor? Die schlicht wirkenden und zurückhaltend stilvoll eingebrachten Farben und Verzierungen auf der Flasche im Vordergrund gibt’s doch nochmal? Irgendwo! Hmmm ... wo war das nochmal?! Na, egal. Das mein heutiger Wein herzlich wenig – naja, bis auf die übereinstimmende Rebsorte Pinot Noir - mit den „Original“ zu tun hat, dürfte so komplett abwegig nicht sein. Schon alleine die Herkunft des heutigen "Pinot weit weg" könnte kaum unterschiedlicher sein. Der Mayer The Doktor Pinot Noir 2012 von dem Remstäler Timo Mayer stammt nämlich aus dem nordöstlich von Melbourne gelegenen von vulkanischen-sandsteinig-lehmig-tonhaltigen Böden dominierten Yarra Valley. Da ich mir aus Wiederholungen sehr wenig mache, findet ihr mehr zu Timo Mayer und seinen Pinots hier. Ist ja schließlich nicht der erste Wein von ihm auf meinem Blog. Zurück zum Mayer The Doktor 2012! Beim Mayer The Doktor handelt es sich um Timo's Flaggschiff Pinot Noir. Der Unterschied zu seinen anderen Pinot Noirs macht seine Ganztraubenvergärung. Angebaut wurden die Trauben auf dem sehr steilen Bloody Hill Vineyard am Fuße von Mount Toolebewoong nahe der Ortschaft Healesville. Ausgebaut wurde der Wein mehrheitlich in gebrauchten französischen Barriques für ca. 11 Monate. Filtriert oder Geschönt wurde der The Doktor natürlich nicht. Sowas brauchen promovierte Pinot Noirs natürlich nicht! Lasst uns mal kosten wie ein Wein mit reichlich institutionalisierten kulturellem Kapital so schmeckt …

24.8.16

Frederiksdal Kirsebaer Vin 2013, Lolland



At last, wine from Scandinavia! Don't worry - today's one is not made of grapes! I know there are plenty of wines made from grapes in Denmark and Sweden. The very few ones I've tried over the years were not as convincing as I've wished them to be. So it might be better to have a wine made from a more indigenous fruit, I guess. How about cherries? Let me tell you, for this one I surely can drop the diplomatic "transcription" of just two sentences ago. The Frederiksdal Kirsebaer Vin 2013 doesn't require tactful treatment. It was just simply outstanding! Okay, enough of my excitement induced anticipation. First, some quick info before it is getting really juicy.

Not so many years ago Harald Krabbe – the proprietor of Frederiksdal manor, the cook Jan Friis-Mikkelsen and the journalist Morten Brink Iwersen came up with the idea to start a production of premium wines made from cherries. Frederiksdal on the western coast of Lolland Island in the Baltic Sea seemed to be a magnificent spot to „give it a try“. Most of their wines are produced from Stevensbear cherries. Stevensbear is an old indigenous cherry varietal which can be found all over Scandinavia. It was (and still is) widely used for the production of fruit juices for generations - well and now it is used for wine. Nice one! Frederiksdal's oldest ochard is called Nielstrupmark (planted in 1993, wine production since 2006). The fruit of this plantation used to be sold in bulk to the juice industry. In 2009 the three partners started to plant Stevensbaer cherries in another orchard called Skelstrupmark. There, for the solely premeditated purpose of wine production in following quite a lot of principles which are very well known from “actual” viticulture.

The cherries for today's Frederiksdal Kirsebaer Vin 2013 were mostly cultivated on the older Nielstrupmark plantation. These cherries provide the wine with fruitful and fresh characteristics. Only a small share of cherries was cultivated on the younger Skelstrupmark plantation. The cherries from this plantation are supposed to provide more intensity and a proper backbone. After the harvest – which is quite similar to modern olive harvest in many areas in southern Europe – the cherries underwent a spontaneous fermentation for 2 to 4 days and subsequent aging in stainless steel tanks for approximately one year. I suppose, I shouldn't stretch the tech-attention to the utmost! So, let's have some cherry wine …

22.8.16

Brotherhood Winery Pinot Noir 2013, New York



Weinbau in den USA findet auch nicht erst seit vorgestern statt. Dürfte einem gestandenen Winegeek durchaus bekannt sein. Nehme ich mal an … Im Hudson Valley nord/nord-östlich von New York City begannen die ersten Versuche mit Rebkultivierung schon im 18. Jahrhundert. Ganz so alt ist Amerika's ältestes durchgängig bewirtschaftetes Weingut Brotherhood in Washingtonville, NY nicht ganz. Um das Jahr 1810 herum begann der Hugenottische Auswanderer Jean Jaques seine ersten Versuche mit dem Anbau unterschiedlicher europäischer Rebsorten. Keine dreißig Jahre später – auch vor 200 Jahren war im Weingeschäft wohl sehr viel Geduld erforderlich – etablierte sich Jean Jaques's Weingut mit Hilfe einiger Geschäftspartner in der Region um New York. Einer dieser Geschäftspartner waren die Brüder Jesse und Edward Emerson. Diese waren sowohl im Weinhandel in der City als auch im Weinbau, in New York's anderer bekannter Weinregion Finger Lakes, engagiert. So kam es, wie es nicht selten kommt: der Geschäftspartner übernahm Jean Jaques Weingut und gab ihm sein heutigen Namen Brotherhood. Die Ära der Emerson's hatte bis zu einem austrocknenden Paradigmenwechsel in der amerikanischen (Trinker-)Geschichte bestand. Doch erstaunlicherweise konnte Brotherhood auch diese sehr trockene Zeit namens Prohibition überleben. Im Jahr 1921 kaufte Louis Farrell das Weingut und produzierte von da an bis ins Jahr 1933 nur noch „Messwein“. Dieser war von der Prohibition ausgenommen. Es versteht sich von selbst, das der Bedarf an „Messwein“ in dieser Zeit dramatisch anstieg. Bis 1987 verblieb Brotherhood in den Händen der Familie Farrell. Erst dann kam das große Geld in Form von Investoren unter der Führung des chilenischen Weinmachers Cesar Baeza. Diese verhalfen Brotherhood mit enormen Investitionen zur nationalen und sogar etwas internationalen Bekanntheit über die Grenzen des Nord-Ostens der USA hinaus. Seit 2005, nach einigen wirtschaftlichen Turbulenzen, befindet sich das älteste durchgängig bewirtschaftete Weingut der USA komplett in chilenischer Hand. Bekannte Namen wie Chadwick und Castro haben heute bei Brotherhood das Sagen.

Das war jetzt etwas viel Unternehmensgeschichte nehme ich an! Fand ich im Fall des heutigen Weinguts einfach mal interessant zu erwähnen. Aber jetzt ist genug! Schnell zum eigentlichen Wein! Wie nicht anders bei mir zu erwarten gibt es auch von Brotherhood einen Pinot Noir. Die Trauben für den Pinot Noir 2013 stammen sowohl aus dem hauseigenen Weinberg im Hudson Valley, als auch aus Zukauf. Ausgebaut wurde der Wein für kurze sechs Monate in gebrauchten französischen Barriquefässern. Nun lasst uns mal erschmecken wie er war …

8.8.16

Montepulciano d'Abruzzo auf Budi's Foodblog Teil 1: Anteprima Montepulciano d'Abruzzo 2016 in Chieti



Momentan findet ihr den ersten Teil meines kleinen Abstecher-Berichtes über so manche Montepulcianos der Abruzzen auf Budi's Foodblog.

Hier geht's lang! 

23.7.16

Happening Now Tasting 35: Weingut Bernhard Ellwanger Roter Riesling Großheppacher Steingrüble 2014, Württemberg




It' about time to continue my hyper "Happening Now Tasting" auchtonotous palatal trip throughout Europe's wine nations (at snail pace I am afraid). Today I’d like to stick to local waters! Germany! Roter Riesling or Red Riesling from Württemberg! Roter Riesling is an ancient mutation of Weisser Riesling (aka the well-known Rhine Riesling). At present there are, or better there are again – because since 2002 it got a little bit more fashionable again, round about 30 ha of Roter Riesling in all German viticultural areas combined. The amphelographic features of this red fellow are mostly identical to the ones of its famous white relative. Well, apart of the colour of the skin. Obviously! The hue does look a bit like the one of Pinot Gris. It is believed that the origins of Roter Rieslings are in the River Rhine valley between Karlsruhe and Worms. Today's one comes from the Remstal in Württemberg. The vines for Weingut Bernhard Ellwanger's Großheppacher Steingrüble Roter Riesling 2014 are round about 5 years old. So, not even a teenager. Let's have our first sip ... 

4.7.16

Domaine Saint Nicolas Cuvée Jaques 2008, Fiefs Vendéens





Heute möchte ich nun endlich meine Suche nach außerburgundischen Pinot Noirs aus französischen Landen fortsetzen. Die gewissen Verzögerungen im Verkostungsablauf mag ich entschuldigend erklären, dass ich in den vergangenen Wochen damit schlichtweg gescheitert bin, einen hier präsentablen Pinot Noir aus dem Elsass, der sich jenseits der bekannten und berüchtigten Pinots von Albert Mann oder Marcel Deiss verortet ist, finden zu können. Von insgesamt acht verkosteten Weinen konnte mich keiner soweit überzeugen, dass ich auch nur ein Satz darüber hätte schreiben wollen. Schade eigentlich! Nun ja, dies mag ein wenig den zur Eintönigkeit neigenden Umstand erklären, dass sich meine Zuge heute schon wieder gen Loire ausrichten wird. Doch im heutigen Fall ist der Begriff Eintönigkeit wahrscheinlich nicht ganz glücklich gewählt. Denn das Cuvée Jacques 2008 der Domaine Saint Nicolas stammt aus keiner klassischen Pinot Noir Region an der Loire. Vielmehr bewege ich mich heute stark gen Westen in die von Schiefer- und Quarzböden geprägte atlantiknahe Region Fiefs Vendéens in der Nähe der Stadt La Roche-sur-Yon. Hier bereitet Thierry Michon von der Domaine Saint Nicolas sowohl reinsortige als auch verschnittenen Weine aus Pinot Noir, Negrette, Cabernet Franc, Gamay, Chenin Blanc und Chardonnay nach biodynamischen Richtlinien (Demeter zertifiziert seit 1995) her. Mein heutiger Wein namens Cuvée Jacques besteht zu 90% aus Pinot Noir und 10% Cabernet Franc. Nach der manuell erfolgten Ernte wurden die Trauben zu 100% entrappt und für 10 bis 12 Tage in kleinen offenen Holzbottichen spontan und je nach Rebsorte getrennt vergoren. Der 15 monatige Ausbau in 450 l Fässern erfolgte ebenfalls getrennt um dann die Weine in großen Stahlbehältern letztendlich zu assemblieren. Dann lasst uns mas schauen, wie dieser von seiner lokalen Herkunft ungewöhnliche, fast reinsortige Pinot Noir sich präsentiert hat … 


22.6.16

Iwanohara Vineyard Zen Muscat Bailey A Red N.V., Niigata



Vor einigen Wochen habe ich mir erlaubt euch einen "Klassiker" des japanischen Weinbaus vorzustellen. Neben Weinen aus der autochtonen Rebsorte Koshu, gelten auch Weine aus der Hybridrebe Muscat Bailey A oder Japanese Muscat mittlerweile zu den klassischen Weinen Japans. Diese Muscat Bailey A Rebe wurde von Zenbei Kawakami in der Mitte der 1920er Jahre durch eine Kreuzung der Rebensorten Bailey und Hamburg Muscat erzeugt. Gerade dieser Zenbei Kawakami gilt mit seinem in den 1890er Jahren gegründeten Weingut Iwanohara (Niigata Präfektur im nordwestlichen Teil Honshu's) als einer der Weinpioniere, die dem modernen europäisch-inspirierten Weinbau Japans nach der Meiji-Restauration maßgeblich auf die Sprünge geholfen hat. Schon damals kam "moderne" Technik nicht zu kurz. Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert konstruierte Kawakami einen Schnee gekühlten Keller (bekannt als Yukimuro Konstruktion), welcher nach Jahrzehnten der Vernachlässigung (ca. 1950 wurde dieser stillgelegt) seit 2005 wieder in Betrieb ist. Hauptbeweggrund für diese Reaktivierung des Kellers war nicht ein spezieller Effekt während der Weinbereitung, sondern vielmehr eine beträchtliche Verringerung der vorher durch Elektrizität erzeugten Kühlung entstandenen Kohlenstoffdioxidemissionen. In diesem Keller wurde auch mein heutiger Zen Muscat Bailey A Red erzeugt. Mal schaun wie sich dieser präsentiert hat ...

14.6.16

Kelley Fox Mirabai Pinot Noir 2012, Willamette Valley



Genügend Zeugnis bezüglich meiner Begeisterung der Pinot Noirs von Kelley Fox habe ich hie und da und sogar hier genügend abgelegt! Kelley's Einstiegspinot namens Mirabai, im heutigen Fall aus 2012, habe ich vor wenigen Wochen zum ersten mal getrunken. Bei diesem handelt es sich um einen Verschnitt aus Blöcken des Maresh Vineyard (Dundee Hills AVA, Pflanzjahre in den frühen 1970ern) und des Momtazi Vineyard (McMinniville AVA, Pflanzjahre in den späten 1990ern). Der Jahrgang 2012 war aufgrund des ungewöhnlich heißen und trockenen Sommers, der seinen Höhepunkt hinsichtlich pinotabträglicher Umständen im September fand (anscheinend der trockenste September seit Wetteraufzeichnung), eine ganz besondere Herausforderung. Die „reiferen“ Anlagen im Maresh Vineyard kamen mit der Trockenheit erstaunlich gut zurecht. Die Ernte fand wie gewohnt in der Mitte und der zweiten Hälfte des Oktobers statt. Kelley selbst, war über die erreichten Säurewerte, die mit denen von 2011 vergleichbar waren, selbst sehr erstaunt. Ebenfalls zeigte sich, dass die Zuckerwerte und die eigentliche Reife der Trauben glücklicherweise nicht übermäßig hoch waren (die einzelnen Lagen ergaben Alkoholwerte zwischen 13,0 und 13,5%). Diese eher staubtrockenen Werte deckten sich auch mit meinen zungengestützten Eindrücken … würde ich mal ganz verwegen behaupten wollen.

8.6.16

Happening Now Tasting 34: Sella & Mosca Torbato Terre Bianche Cuvée 161 2014, Alghero



One thing is more than just sure: there are doubtlessly niente problemi to find wines from super scarce, super autochthonous and super great grape varieties in super bella Italia! In combination with the right – well, actually not the best term to use in this case, I guess ;-)music, this Happening Now Tasting must be a real ripper! Like last year I'd like to pay a visit to bellissima Sardegna. More precise, to Alghero on the north western coast of the island. This area of of Sardinia was, and still is - at least in respect of the local language, influenced by Catalan-Aragonese culture. This certain influence even applies to today's super scarce varity called Torbato. Some wine historians suggest that Torbato,was brought to Sardinia in the middle ages by settlers – or, if you like conquerors - from Aragon. Today just about 50 hectares of Torbato are still alive and kicking, Besides Sardinia it is only cultivated on a few hectares in Côtes du Roussillon area. There it is called Tourbat or Malvoisie du Roussillon. My Torbato was produced by the local wine giant Sella & Mosca. Actually so far the only producer who dedicated itself to the "restoration“ of this old traditional variety. The vines for today's Torbato Terre Bianchi Cuvée 161 2014 were cultivated on highly meagre coastal white limestone and assorted white marine sediments. Well, after all it is called Terre Bianchi. Harvest was between late September and early October 2014. Plenty of skin contact and temperature controlled fermentatio for 20 days in stainless steel (approx. 90%) and used oak barrique barrels (approx. 10%) were the next steps of vinification. The subsequent aging in stainless steel was quite short. Let's have the first sip ... 


30.5.16

Domaine Belluard 100% Pur-Jus Gringet 2014, Haute-Savoie


 
Summer is about to hit the palates of Central Europe! Traditionally a complicated season for my (almost) soporific dull Pinot devotion. Like last summer I'd like to take you guys on a trip throughout Europe in search for super scarce, super autochthonous and super great grape varieties. And again, I'd like to commence with a grape variety from France. Last time I've been to Galliac with a rather rough Prunelat. Almost mainstream nowadays, right?! This summer I head out to a personal blank spot. To Haute-Savoie in the alpine south-east of France. There, a white varietal called Gringet made itself comfortable for quite a while. Unfortunately its livelihood seems to be not so spectacularily great though. In the past two decades it lost more than two thirds of its acerage. In 2010 just about 25 hectares were left. So, pretty scarce I guess! Today's Gringet was produced by the regionally well known Domaine Belluard. Apparently they produce plenty of different wines from Gringet. Even a fizz! Todays's wine might be a bit peculiar for some tongues. This 100% Pur-Jus from 2014 could be described as one of those natural wines. At least it was produced without additional sulphur. Its vines were cultivated on very slope'y gravely limestone and clay-limestone soils. Ageing took place in those fancy oval shaped concrete vats. Oh hell, let's give it a shot …

12.5.16

Domaine Eden Chardonnay 2009, Santa Cruz Mountains



Viel California hat dieser Domaine Eden Chradonnay 2009 zweifelsohne in sich! Aber alles etwas reduzierter und nicht ganz so vollbusig wie bei nicht so wenigen anderen kalifornischen Chardonnays innerhalb und außerhalb seiner Gewichtsklasse. Auch dieser Kleine des Traditionshauses Mount Eden in den Santa Cruz Mountains etwas südlich von San Francisco bleibt dem leicht burgundisch inspirierten Hausstil – naja, zumindest der Gründer des Weingutes stammt aus dem Burgund - ziemlich treu. Vielleicht ist dieser im Vergleich zu den Flagschiffen von Mount Eden ein wenig fruchtlastiger und früh-gefälliger. Hergestellt wurde er aus 60% Mount Eden und 40% Domaine Eden Frucht (etwas niedere Weinberge in der Nähe von Saratoga). Der Ausbau erfolgte zu 50% in neuen burgunder Pièce Fässern.

18.4.16

Grace Winery Kōshū Private Reserve 2014, Yamanashi



Kōshū! Finally! It took a couple of years to give this indigenous grape variety from Japan the space on this wine blog which it doubtlessly deserves. For all you guys who aren't aware of Koshu - here a super brief introduction at first: Kōshū is a white – well, actually on the surface rather light purpul'ish looking – vitis vinifera variety from Japan. It can be traced back all the way to the 9th/10th century. However, like so many other "things" in Japan its actual revival took place in the second half of the 19th century when the first professional wineries were established in Yamanashi province. Today, most Kōshū grapes are cultivated on volcanic soils (many vineyards lie on the foothills of Mount Fuji) in this eastern Japanese province. The predominant training system for Kōshū is pergola.

Today's Private Reserve Kōshū 2014 from Grace Winery was produced of grapes which were cultivated in the cool and relatively dry Hishiyama area of Katsunuma in Yamanashi province. Fermentation and maturation for this selection wine took place in stainless tanks. Enough of boring blather, let's have some of it ...


2.4.16

Domaine Vincent Pinard Sancerre Vendanges Entières 2006, Sancerre




So ein eigens-induzierter Mutismus hinsichtlich der Weine des Burgunds in diesem offensichtlich stark pinotlastigen Weinblog kann auf die Dauer schon ganz schön herausfordernd sein! Ich weiss auch gar nicht mehr so recht warum ich mir diese schreiberische Enthaltsamkeit auferlegt habe. Mal sehen, vielleicht kommt es in der näheren Zukunft zu einer grundlegenden Einstellungsänderung. Könnte bei der kontinuierlich stärker anschwellenden Schreibarmut in dieser Stelle des Wein-Internet nicht von Schaden sein - nehme ich mal an .... Wie auch immer! Mit solch wagen Plänen im Hinterkopf kann es wohl nicht ganz falsch sein die Verkoster-Zunge auf meine pinotphile "Schicksalsregion" einzugewöhnen. Zumindest geographisch möchte ich mich ab heute peu à peu dem Burgund nähern. Deshalb dürfte es in den kommenden Wochen - na … wohl eher doch Monaten - zu einige "Berichten" über frankophonen nicht-burgunder Burgunder kommen. Anfangen möchte ich mit dem Sancerre Rouge Vendanges Entières 2006 der Domaine Vincent Pinard.



Wahrscheinlich gibt es nicht sonderlich viele Pinot Winzer mit Weltgeltung an der Loire. Eine der wenigen Ausnahmen stellen wohl Vincent Pinard und seine Söhne Florent und Clément Pinard von der Domaine Vincent Pinard. Schon seit den frühen 1990er Jahren wird bei Pinard immer stärkeres Augenmerk auf meine Leiblingsrebsorte gelegt. Das pinotige Flagschiff des Hauses ist seit einigen Jahren der Vendages Entières. Das Traubengut (im Schnitt 35 Jahre alt) für diesen stramm ertragsreduzierten (ca. 25 hl/ha) Pinot Noir stammt von Kalkstein und Lehm dominierten Böden in der Region um Bué. Strenge Selektion, Ganztraubenvergärung, Holz-Cuves, wilde Hefen, Kaltmazeration, 18-monatiger Barriqueausbau, weder Pumpen, noch Schönen, noch Filtern beschreiben die Weinbereitung des Vendages Entières in für mich sehr ungewohnt kurzgehaltener Weise. Um dieses rasante Tempo aufrecht halten zu können gibt es jetzt Flüssiges ...

14.3.16

"Pinot weit weg" goes Prowein ... inkl. ein wenig Koshu


Nach gar nicht so wenigen Jahren der Abwesenheit hat es mich endlich mal wieder auf die Prowein verschlagen! Da habe ich mir gedacht: eine gute Gelegenheit viele potentiell interessante „Pinots weit weg“ probieren zu können! Leider, wie nicht selten bei solchen Großmessen, gab es viel Schatten und nur all zu wenige Lichtstrahlen, die sich durch die Wolkendecke der pinot'igen Belanglosigkeit  hindurch kämpfen konnten.



7.3.16

Dalrymple Pipers River Pinot Noir 2013, Tasmania



Heute möchte ich mich in einen der hintersten Winkel der Weinwelt verirren in welcher weder meine Zunge, noch mein restlicher Körper - leider, je die Freude genießen durfte vorort ein wenig verweilen zu dürfen. Zwischen dem pazifischen und dem indischen Ozean liegt eine mit Bayern vergleichbar Insel, natürlich nur hinsichtlich ihrer eigentliche Größe versteht sich, auf der ein gemäßigtes von den Ozeanen stark beeinflusstes Klima vorherrscht. Wie man als aufgeweckter Leser schon aus der Überschrift ersehen kann, bezieht sich mein approximatives Geschreibsel auf die Insel Tasmanien an der Südflanke des australischen Bundesstaates Victoria.

Für seine Teufel, seine Segler, gar Errol Flynn und nicht zu vergessen seine wunderschöne Natur ist die Insel bekannt. Was Weinbau betrifft, hält sich die Bekanntheit eher noch ein wenig in Grenzen. Daher vorab eine kleine Einführung. Seine Ursprüngen hat Tasmaniens Weinbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese ersten Versuche von frühen europäischen Siedlern versandeten schon nach wenigen Jahren in den auf Tasmanien vorherrschenden Sandböden. Erst in den 1950er Jahren einwickelte sich ein zweiter Anlauf in Sachen lokaler Weinbau. Heute gibt es auf der Insel in etwa 1800 ha an Weinbergen die von ca. 160 Weinbaubetrieben unterhalten werden. Bezüglich der angebauten Rebsorten herrscht eine entschiedene Konzentration auf Burgunder Rebsorten (44% Pinot Noir - oft für Schaumwein, 23% Chardonnay, 11% Grauburgunder und 12% Sauvignon Blanc) vor. Unterteilt wird Tasmanien in fünf Bereiche: in das mit Abstand größte Weinbaugebiet Tamar Valley im Norden der Insel entlang des Tamar Fluss, in die zerstückelte Weinregion entlang der Ostküste, in das Coal River Valley, in das Derwent Valley inkl. Huon/Channel und letztlich in die nord-östliche Weinregion entlang des Pipers River - aus welcher auch mein heutiger „Pinot weit weg“ stammt.

Hergestellt wurde mein Pipers River Pinot Noir 2013 von Dalrymple Vineyards. Gegründet wurde Dalrymple von Bertel and Anne Sundstrup im Jahre 1987. Aktuell ist eigentliche Weinverantwortliche der durch und durch pinosity getriebene Peter Caldwell. Gewachsen sind die Trauben für den Pipers River Pinot Noir auf sandigen, lehmigen und zu kleinen Teilen sogar auf vulkanischen Böden. Vergoren wurden die Trauben in offenen Holzbottichen (mit teilweise bis zu 30% mit Rappen, je nach Reife und Herkunft der Trauben). Die anschließende Reifung in französischen Barriquefässern (22% neues Holz, der Rest Zweit-und Drittbelegung) dauerte ca. 10 Monate. Genug der trockenen Vorrede, jetzt endlich wird es etwas flüssiger ...

22.2.16

Nero di Troia ... for a change



After last year's autochtonous Negroamaro adventure in Apulia's southern Salento region – more about this journey HERE – I'd like to forward my tongue a bit more north to the region around the famous octagonal Castel del Monte. Probably the most significant grape variety of the region is Nero di Troia (aka Uva di Troia and many other names). The origins of Nero di Troia might be a bit tricky because there were (and are) different Troias in the eastern Mediterranean. According to Donato Antonacci’s Grape Vines of Apulia it “…possibly originated in Asia Minor (Troy) and was perhaps introduced in Apulia during the Greek colonization. Otherwise, its name might be derived from the Apulian town of Troia in the province of Foccia, or from the Albanian town of Cruja, then translated as Troia into the local dialect.” So, as it seems ... a bit difficult. Anyway, here actual wine should be in the centre of attention and not fundamental historical confusion. Today, there are only about 2500 hectares in cultivation left. Only a couple of decades ago it was still in its five-digits. However, in recent years it is having a cautious comback. Especially in the central-north and in the north of Apulia. Nero di Troia's ampelographic chracteristics could be summed up with: fairly vigorous, rather hairless (leafs), pyramid-shaped (bunch) and concerning its actual berries medium-sized, compact and thick, quite coriaceous and far more shiny light purple than black (aka nero). The last observational fact mentioned might explain quite a lot. Later, you will find out yourself! Oh, hang on ... not later, better now! I am thirsty after so little dry information ...