Schon erstaunlich dass im heißen
Andalusien immer mehr Pinot Noir angebaut wird. Der heutige „Pinot weit weg“ aus den Sierras de Málaga ist schließlich auch
nicht mein erster aus dieser südlichen Region Spaniens. Vor einigen Jahren vermochte es der
Pinot Noir der Bodegas Schatz mich mit seiner gezügelten Kraft, intensiven Würze und
bestechenden Komplexität zu überraschen. Mein heutiger Andalusier Pinot stammt von
Cortijo los Aguilares in der unmittelbaren Nähe der berühmten Stadt
Ronda unweit der nicht wirklich kühlen Costa del Sol. Die Pinot Reben von Los Aguilares
wurden 1999 auf ca. 900 m ü. NN auf einer Fläche von 3 Hektar
angepflanzt. Damit dürfte dieser, einer der höchten Pinots meiner
Trinkerexistenz gewesen sein. Die vorherrschenden Bodenformationen
sind sowohl tonhaltig, als auch von Kalkstein durchzogen. Nach den
beiden Erntedurchgängen durchlief der 2012er Jahrgang eine
kräftige Kaltmazeration und wurde anschließend in 300 und 500 Liter Fässern
vergoren. Daran im Anschluss erfolgte eine 8-monatige Ausbauphase in
gebrauchten französischen Barriques. Na ich hoffe mal, dass dieser mich nicht mit seinem heißblütigen Temprament umgehauen hat ...
Farblich zeigte der andalusische Pinot
Noirs ein sehr transparentes und knallig-strahlendes Rubinrot mit
leicht ins Lila-Rot gehenden Reflexen im innersten Kern. Seine Nase
war geprägt von sehr kühl wirkenden Blaubeeren und wesentlich
schüchterner wirkenden dunklen saftdurchdrungenen Kirschen. Also nichts von übermäßigem erhitzten Temprament! Daneben
zeigten sich würzige Komponenten die mich an Eukalyptus, Nelken,
schwarzer Pfeffer, etwas Lakritz, ein Hauch von Moschus, wenig Rauch
und würzig-eingelegte Dörrpflaumen erinnerten. Insgesamt wirkte die Nase
erstaunlich schlank, dabei sehr komplex und für einen Südeuropäer
super kühl. Am Gaumen herrschten die Blaubeeren frucht-absolutistischer Manier vor. Hier, zwar auch
sehr kühl wirkend, aber doch ein Tick mehr von seiner sehr
beträchtlichen kaltmazerationsinduzierten „Eisigkeit“ befreit.
Seine Fruchtsüße und Reife kam am Gaumen etwas mehr zum tragen. Würzigere
Aromen wurden von Trockenfleisch, sehr kräftigen Nelken, Lakritze,
Bitterschokolade und Anmutungen leicht ätherisch wirkender Kräuter,
deren Nachbarschaft zu entsprechenden Likören nicht die naheste war, bestimmt.
Eine gewisse - und sicherlich sehr unterschwellige - und sicherlich leicht seifig wirkende an Kalkstein erinnernde Charakteristik war wohl auch zu erschmecken. Sonst zeigte sich am Gaumen eine feine sehr gut passende Rauchigkeit,
eine ziemlich bissig-jugendliche Säure und kaum minder-jugendlich wirkendes zünftig
ruppiges Tannin. Das leidliche Thema von über-präsentem Holz wurde
glücklicherweise nicht bedient. Am zweiten Tag wirkte er dann schon
etwas ruhiger, samtiger, auch ein wenig flacher und noch stärker von seiner blaubeerigen
Frucht getragen. Für mich ein total anständiger****, mehrheitlich mit rebsortentypischen Attributen verwöhnter, überraschend kühler, sehr jugendlicher und gewürzbeladener Pinot Noir aus
heißen Gefilden.
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