12.9.16

Cortijo Los Aguilares Pinot Noir 2012, Sierras de Málaga



Schon erstaunlich dass im heißen Andalusien immer mehr Pinot Noir angebaut wird. Der heutige „Pinot weit weg“ aus den Sierras de Málaga ist schließlich auch nicht mein erster aus dieser südlichen Region Spaniens. Vor einigen Jahren vermochte es der Pinot Noir der Bodegas Schatz mich mit seiner gezügelten Kraft, intensiven Würze und bestechenden Komplexität zu überraschen. Mein heutiger Andalusier Pinot stammt von Cortijo los Aguilares in der unmittelbaren Nähe der berühmten Stadt Ronda unweit der nicht wirklich kühlen Costa del Sol. Die Pinot Reben von Los Aguilares wurden 1999 auf ca. 900 m ü. NN auf einer Fläche von 3 Hektar angepflanzt. Damit dürfte dieser, einer der höchten Pinots meiner Trinkerexistenz gewesen sein. Die vorherrschenden Bodenformationen sind sowohl tonhaltig, als auch von Kalkstein durchzogen. Nach den beiden Erntedurchgängen durchlief der 2012er Jahrgang eine kräftige Kaltmazeration und wurde anschließend in 300 und 500 Liter Fässern vergoren. Daran im Anschluss erfolgte eine 8-monatige Ausbauphase in gebrauchten französischen Barriques. Na ich hoffe mal, dass dieser mich nicht mit seinem heißblütigen Temprament umgehauen hat ...


Farblich zeigte der andalusische Pinot Noirs ein sehr transparentes und knallig-strahlendes Rubinrot mit leicht ins Lila-Rot gehenden Reflexen im innersten Kern. Seine Nase war geprägt von sehr kühl wirkenden Blaubeeren und wesentlich schüchterner wirkenden dunklen saftdurchdrungenen Kirschen. Also nichts von übermäßigem erhitzten Temprament! Daneben zeigten sich würzige Komponenten die mich an Eukalyptus, Nelken, schwarzer Pfeffer, etwas Lakritz, ein Hauch von Moschus, wenig Rauch und würzig-eingelegte Dörrpflaumen erinnerten. Insgesamt wirkte die Nase erstaunlich schlank, dabei sehr komplex und für einen Südeuropäer super kühl. Am Gaumen herrschten die Blaubeeren frucht-absolutistischer Manier vor. Hier, zwar auch sehr kühl wirkend, aber doch ein Tick mehr von seiner sehr beträchtlichen kaltmazerationsinduzierten „Eisigkeit“ befreit. Seine Fruchtsüße und Reife kam am Gaumen etwas mehr zum tragen. Würzigere Aromen wurden von Trockenfleisch, sehr kräftigen Nelken, Lakritze, Bitterschokolade und Anmutungen leicht ätherisch wirkender Kräuter, deren Nachbarschaft zu entsprechenden Likören nicht die naheste war, bestimmt. Eine gewisse - und sicherlich sehr unterschwellige - und sicherlich leicht seifig wirkende an Kalkstein erinnernde Charakteristik war wohl auch zu erschmecken. Sonst zeigte sich am Gaumen eine feine sehr gut passende Rauchigkeit, eine ziemlich bissig-jugendliche Säure und kaum minder-jugendlich wirkendes zünftig ruppiges Tannin. Das leidliche Thema von über-präsentem Holz wurde glücklicherweise nicht bedient. Am zweiten Tag wirkte er dann schon etwas ruhiger, samtiger, auch ein wenig flacher und noch stärker von seiner blaubeerigen Frucht getragen. Für mich ein total anständiger****, mehrheitlich mit rebsortentypischen Attributen verwöhnter, überraschend kühler, sehr jugendlicher und gewürzbeladener Pinot Noir aus heißen Gefilden.

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