Im gerade eben erst ausgelaufenen
August habe ich einige pinot-ferne kalifornische Rotweine älteren
Jahrgangs getrunken. Drei aus den 1990ern und einer der gerade so über die Milleniumsgrenze gesprungen ist. Also ein 2000er.
Darunter waren solche Klassiker wie Caymus Cabernet Sauvignon und
einen Ridge Santa Cruz Mountains Cabernet Sauvignon. Aber auch sehr
ausgefallenen Kreationen wie ein Super Tuscan aus Napa oder einen
mittlerweile fast schon autochton anmutenden Wein von Ridge. Die etwas längere Zeit haben alle gut überstanden. Und so waren sie dann schließlich ...
Es gibt kaum einen kalifornischen
Cabernet den ich öfters getrunken habe als den von Caymus. Den
Caymus Cabernet Sauvignon 1995 hatte ich bis jetzt noch nie im Glas. Diese
Flasche stand trotz seines erschmeckbaren Alters noch erstaunlich gut
da. Erstaunlich wegen seiner Herkunft aus alles anderem als optimaler
Lagerung. Der Wein war geprägt von Leder, Erde, prügel-dunklem
Kaffee, Pfeffer, schrumpeliger roter Paprika, Blut, Kohle, Jod und
minimalster nicht weiter abträglicher Wurzeligkeit. Seine im Moment
vergehende Kraft war noch spürbar. Seine gewisse Rassigkeit noch
sehr beachtlich. Irgendwie bildete ich mir ein den für Caymus
ungewöhnlich hohen Cabernet Franc Anteil von 17% immernoch
rausschmecken zu können. Wenn noch irgendwo eine Flasche auftreibbar
ist würde ich sie schnell trinken. Meine war sicherlich immer noch
sehr anständig *****
Ein weiterer Klassiker war der Baby
Montebello namens Ridge Santa Cruz Mountains Cabernet Sauvignon 1998. Der Großteil seiner Trauben stammen aus höhergelegenen Lagen im
Montebello Weinberg. Mit rekordverdächtigen 12% zeigte sich dieser
Cabernet Sauvignon (ganz genau 88% Cabernet Sauvignon, 5% Merlot, 5%
Petit Verdot und 2% Cabernet Franc) enorm schlank, sehr kühl,
angenehm reduziert schwarzbeerig, recht tabakig und wunderbar
erdig-laubig. Man schmeckte den ungewöhnlich kühlen Jahrgang 1998
mit enorm später Lese (Ernte war Mitte November 1998). Knall straffe
Säure und leicht kitzelndes Tannin passten wirklich gut ins
Gesamtbild rein. Dieser Ridge stand noch wirklich super gut da!
Dürfte aber eher nichts für Freunde von vollfruchtigen
„Maul-voll-Weinen“ sein. Dafür war er wohl zu streng und ernst.
Sicherlich hätte er im Abgang etwas länger sein können. Gleiches
gilt für seine eher solide Komplexität. Mir war das aber komplett
egal, da es sich um einen sehr ausgeglichenen und erstaunlich
eleganter Wein handelte. So finde ich Cali Cabs wirklich Spitze.
Allemal ein wirklich sehr anständiger ***** Cabernet Sauvignon aus
den Santa Cruz Mountains.
Einen Super Tuscan in Napa Valley zu produzieren muss man
wahrscheinlich schon etwas PAZZO sein. Einen solchen Wein zu kaufen
muss man wahrscheinlich ebenfalls PAZZO sein. Naja, schließlich
zielt die Namensgebung PAZZO auch ganz bewusst auf diesen Umstand ab.
Somit sollte das schon passen, dass sich dieser PAZZO in ein Glas
eines PAZZO verirrt hat. Der Pazzo 2000 von Bacio Divino Cellars in
St. Helena besteht zu 73% aus Sangiovese, 23 % Cabernet Sauvignon und
4% Zin und wurde für 24 Monate in französischen und ungarischen
Barriquefässern gereift. Sangiovese Attribute waren beim PAZZO ganz
offensichtlich. Dunkle Sauerkirsche, etwas Sojasauce, Leder, ein
Hauch Wacholder und etwas streng Eisenhaftes standen im Fokus. Alles
etwas soft und rundlich, aber dafür immer noch voller Lebenskraft.
Sein etwas zu alkoholischer Touch (14,1%), ich bin da etwas sehr
sensibel, wirkte schon leicht wärmend und sogar einen Hauch
ätherisch. Dichte, die passable Säure und eine erwähnenswerte Länge im Abgang
passten insgesamt sehr gut. Letztendlich eigentlich gar nicht so PAZZO würde ich meinen! Nur
wenn ich lange genug dieses leicht psychedelisch anmutende Etikett
angeschaut hätte, hätte es mit dem PAZZO vielleicht klappen können. Alles in
allem ein gelungener und gar nicht so sehr ausgefallener Wein.
Anständig **** war er sicherlich allemal.
Beim fast schon autochton anmutenden
Wein handelt es sich um einen Wein aus einer Rebsorte die zwar
ursprünglich aus Südfrankreich stammt, dort unter dem Namen Durif
bekannt, aber heute hauptsächlich nur noch in Kalifornien
aufzufinden ist. Ich meine natürlich Petite Sirah. Einen Petite
Sirah in einem so fortgeschrittenen Alter habe ich noch nie verkosten
können. Laut dem bei Ridge Weinen gewohnt super informativem
Rundetikett hatte Petite Sirah im Jahr 1998 in den hochgelegenen
Hanglagen (bis zu 550 m hoch) von Napa Schwierigkeiten komplett
auszureifen. Daher soll der Ridge York Creek Petite Sirah 1998 -
leider hält sich meine Expertise bei diesem Wein von Ridge stark in
Grenzen - etwas extraktärmer und kerniger als andere Jahrgänge
sein. Mir sollte das ganz recht sein. Zu viel Extrakt und
marmeladige Frucht hab ich schon viel zu oft in Weinen dieser
Rebsorte durchlitten. In der Tat, dieser Ridge präsentierte sich
ganz anders. Er zeigte sich enorm pfeffrig, hat im Abklingen
befindliche Spuren von Brombeeren (und ein paar Schwarzkirschen),
kräftiger Wacholder, etwas schwach gezuckerten Nougat, ein Hauch an Bratensoße aus der Tüte,
schwarze Oliven und eine markante kräftige an Lehm erinnernde
Erdigkeit. Am markantesten fand ich seine ganz außergewöhnliche strukturelle
"Soft-heit". In solch einer Form hatte ich noch nie etwas
Vergleichbares verkostet. Leider fühle ich mich komplett außer
Stande diese mit schnöden Worten wiederzugeben. Alles in allem eine
sehr spannende Angelegenheit! Für mich das Highlight unter diesen
wirklich wohl gealterten Flaschen aus Kalifornien. Auf meiner zugegeben zweifelhaften
Bewertungsskala ordne ich ihn sehr gerne und zweifelsohne in das
obere Ende meiner sehr anständig ***** Bewertungskategorie ein.
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