Kurzer Blick nach oben! Kommt das
irgendwie bekannt vor? Die schlicht wirkenden und zurückhaltend
stilvoll eingebrachten Farben und Verzierungen auf der Flasche im
Vordergrund gibt’s doch nochmal? Irgendwo! Hmmm ... wo war das
nochmal?! Na, egal. Das mein heutiger Wein herzlich wenig – naja,
bis auf die übereinstimmende Rebsorte Pinot Noir - mit den
„Original“ zu tun hat, dürfte so komplett abwegig nicht sein.
Schon alleine die Herkunft des heutigen "Pinot weit weg" könnte kaum
unterschiedlicher sein. Der Mayer The Doktor Pinot Noir 2012 von dem Remstäler
Timo Mayer stammt nämlich aus dem nordöstlich von Melbourne gelegenen
von vulkanischen-sandsteinig-lehmig-tonhaltigen Böden dominierten Yarra Valley.
Da ich mir aus Wiederholungen sehr wenig mache, findet ihr mehr zu
Timo Mayer und seinen Pinots hier. Ist ja schließlich nicht der
erste Wein von ihm auf meinem Blog. Zurück zum Mayer The Doktor
2012! Beim Mayer The Doktor handelt es sich um Timo's Flaggschiff
Pinot Noir. Der Unterschied zu seinen anderen Pinot Noirs macht seine
Ganztraubenvergärung. Angebaut wurden die Trauben auf dem sehr steilen Bloody Hill Vineyard am Fuße von Mount Toolebewoong nahe der Ortschaft Healesville. Ausgebaut wurde der Wein
mehrheitlich in gebrauchten französischen Barriques für ca. 11
Monate. Filtriert oder Geschönt wurde der The Doktor natürlich
nicht. Sowas brauchen promovierte Pinot Noirs natürlich nicht! Lasst
uns mal kosten wie ein Wein mit reichlich institutionalisierten
kulturellem Kapital so schmeckt …
Farblich zeigte The Doktor eine sehr
delikat anmutende rubin-rostrote Farbe mit eindeutig durchlesbarer Transparenz.
In der Nase zeigte er sich ziemlich floral, würzig und durchaus kräftig
parfümiert. Neben seinen floralen Charaktereigenschaften verströmte
er Düfte die mich an kühle, nicht ganz so dunkle Kirschen, so manche
rote Beere, Gurkenwasser, fein appliziertes, hintergründiges und würziges
Unterholz (inkl. einer nicht untypischen, möglicherweise vom Vulkanboden herrührenden
Würze die ich auch von anderen Yarra Pinots kenne) und schließlich
auch eine Nuance die mich an leicht lehmiges Nougat, was auch immer
das im Detail sein mag, erinnert. Alles sehr bestimmt, präzise, lebendig,
schlank und noch ungemein jugendlich. Am Gaumen wirkte er intensiver
und leicht fruchtsüßer als gedacht. Wohl bedingt durch das viel zu frühe
Öffnen des neugierigen Verkosters. Auch eine herbe Note vom Holz,
die sich nach einigen Stunden glücklicherweise mehrheitlich legte, konnte ich anfangs gut
herausschmecken. Sonst aber zeigte der The Doktor alles womit ich
freudvoll gerechnet habe. Sein Körper erschien angenehm filigran und
raffiniert. Seine gesamtheitlich gesehen kühlere Stilistik gepaar mit einer feschen Säure durften auch nicht fehlen. Das immer noch sehr griffige und auf eine gewisse Weise feinfühlige
Tannin lässt auf weitere potentiell äußerst profitable Jahre der
Entwicklung hoffen. Insgesamt stimmig wirkte es in diesem jungen
Doktor auch jetzt schon. Jugendlich stimmig eben. Seine Aromen waren wiederum von den nicht all zu dunklen
Kirschen, hier klar heraus stechenden Himbeeren, einer Spur Karamell
und dem schon erwähntem würzigen Unterholz geprägt. Auch seine schon angeschnittene
Lehmigkeit in Verbindung mit Kakaoprodukten vermochte ich
aus irgend einem Grund rauszuschmecken. Insgesamt ein wirklich sehr sehr anständiger *****
Pinot Noir mit Optionen nach oben. Wie schon mehrfach erwähnt wirkte
er noch sehr jugendlich...
Nochmals ein kurzer Blick nach oben
bitte! Wie man sieht steht da noch eine weitere Flasche. Im
Hintergrund. Bei dieser handelt es sich um den Bloom's Field Pinot
Noir der Domaine de la Côte 2011 (hier, gibt es zum Weingut ein wenig mehr) aus den Santa Rita Hills westlich von Santa Barbara. Was ihn
mit dem The Doktor verbindet ist seine Ganztraubenvergärung.
Gewachsen sind seine Reben auf einer sehr küstennahen Lage mit stark
eisenhaltigen Lehmböden. Gereift wurde er für 20 Monate in
100% gebrauchten französischen Barriques. Was seine Seriosität, Finesse und
Raffinesse angeht konnte dieser leicht mit dem The Doktor mithalten.
Seine gezügelte Kraft, die französisierender kaum sein konnte,
seine Dichte, eine Komplexität, seine Länge und seine beginnende - aber jetzt schon fast komplett
überzeugende - Balance zeigten einfach fantastische Züge. So war er auch: Ein
fantastischer ****** Pinot Noir von der Central Coast. Ach ja, als kleine Randinformation. Auch der Bloom's Field Pinot Noir 2011 konnte eine Äußerlichkeit vorweisen, die an Weine eines anderen nicht ganz unbekannten
Weinguts erinnerte. Kauft euch am besten eine Flasche und inspiziert die Kapsel.
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