26.8.16

Timo Mayer Wines Mayer The Doktor Pinot Noir 2012, Yarra Valley



Kurzer Blick nach oben! Kommt das irgendwie bekannt vor? Die schlicht wirkenden und zurückhaltend stilvoll eingebrachten Farben und Verzierungen auf der Flasche im Vordergrund gibt’s doch nochmal? Irgendwo! Hmmm ... wo war das nochmal?! Na, egal. Das mein heutiger Wein herzlich wenig – naja, bis auf die übereinstimmende Rebsorte Pinot Noir - mit den „Original“ zu tun hat, dürfte so komplett abwegig nicht sein. Schon alleine die Herkunft des heutigen "Pinot weit weg" könnte kaum unterschiedlicher sein. Der Mayer The Doktor Pinot Noir 2012 von dem Remstäler Timo Mayer stammt nämlich aus dem nordöstlich von Melbourne gelegenen von vulkanischen-sandsteinig-lehmig-tonhaltigen Böden dominierten Yarra Valley. Da ich mir aus Wiederholungen sehr wenig mache, findet ihr mehr zu Timo Mayer und seinen Pinots hier. Ist ja schließlich nicht der erste Wein von ihm auf meinem Blog. Zurück zum Mayer The Doktor 2012! Beim Mayer The Doktor handelt es sich um Timo's Flaggschiff Pinot Noir. Der Unterschied zu seinen anderen Pinot Noirs macht seine Ganztraubenvergärung. Angebaut wurden die Trauben auf dem sehr steilen Bloody Hill Vineyard am Fuße von Mount Toolebewoong nahe der Ortschaft Healesville. Ausgebaut wurde der Wein mehrheitlich in gebrauchten französischen Barriques für ca. 11 Monate. Filtriert oder Geschönt wurde der The Doktor natürlich nicht. Sowas brauchen promovierte Pinot Noirs natürlich nicht! Lasst uns mal kosten wie ein Wein mit reichlich institutionalisierten kulturellem Kapital so schmeckt …


Farblich zeigte The Doktor eine sehr delikat anmutende rubin-rostrote Farbe mit eindeutig durchlesbarer Transparenz. In der Nase zeigte er sich ziemlich floral, würzig und durchaus kräftig parfümiert. Neben seinen floralen Charaktereigenschaften verströmte er Düfte die mich an kühle, nicht ganz so dunkle Kirschen, so manche rote Beere, Gurkenwasser, fein appliziertes, hintergründiges und würziges Unterholz (inkl. einer nicht untypischen, möglicherweise vom Vulkanboden herrührenden Würze die ich auch von anderen Yarra Pinots kenne) und schließlich auch eine Nuance die mich an leicht lehmiges Nougat, was auch immer das im Detail sein mag, erinnert. Alles sehr bestimmt, präzise, lebendig, schlank und noch ungemein jugendlich. Am Gaumen wirkte er intensiver und leicht fruchtsüßer als gedacht. Wohl bedingt durch das viel zu frühe Öffnen des neugierigen Verkosters. Auch eine herbe Note vom Holz, die sich nach einigen Stunden glücklicherweise mehrheitlich legte, konnte ich anfangs gut herausschmecken. Sonst aber zeigte der The Doktor alles womit ich freudvoll gerechnet habe. Sein Körper erschien angenehm filigran und raffiniert. Seine gesamtheitlich gesehen kühlere Stilistik gepaar mit einer feschen Säure durften auch nicht fehlen. Das immer noch sehr griffige und auf eine gewisse Weise feinfühlige Tannin lässt auf weitere potentiell äußerst profitable Jahre der Entwicklung hoffen. Insgesamt stimmig wirkte es in diesem jungen Doktor auch jetzt schon. Jugendlich stimmig eben. Seine Aromen waren wiederum von den nicht all zu dunklen Kirschen, hier klar heraus stechenden Himbeeren, einer Spur Karamell und dem schon erwähntem würzigen Unterholz geprägt. Auch seine schon angeschnittene Lehmigkeit in Verbindung mit Kakaoprodukten vermochte ich aus irgend einem Grund rauszuschmecken. Insgesamt ein wirklich sehr sehr anständiger ***** Pinot Noir mit Optionen nach oben. Wie schon mehrfach erwähnt wirkte er noch sehr jugendlich...

Nochmals ein kurzer Blick nach oben bitte! Wie man sieht steht da noch eine weitere Flasche. Im Hintergrund. Bei dieser handelt es sich um den Bloom's Field Pinot Noir der Domaine de la Côte 2011 (hier, gibt es zum Weingut ein wenig mehr) aus den Santa Rita Hills westlich von Santa Barbara. Was ihn mit dem The Doktor verbindet ist seine Ganztraubenvergärung. Gewachsen sind seine Reben auf einer sehr küstennahen Lage mit stark eisenhaltigen Lehmböden. Gereift wurde er für 20 Monate in 100% gebrauchten französischen Barriques. Was seine Seriosität, Finesse und Raffinesse angeht konnte dieser leicht mit dem The Doktor mithalten. Seine gezügelte Kraft, die französisierender kaum sein konnte, seine Dichte, eine Komplexität, seine Länge und seine beginnende - aber jetzt schon fast komplett überzeugende - Balance zeigten einfach fantastische Züge. So war er auch: Ein fantastischer ****** Pinot Noir von der Central Coast. Ach ja, als kleine Randinformation. Auch der Bloom's Field Pinot Noir 2011 konnte eine Äußerlichkeit vorweisen, die an Weine eines anderen nicht ganz unbekannten Weinguts erinnerte. Kauft euch am besten eine Flasche und inspiziert die Kapsel.

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