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24.12.24

Ridgecrest Vineyards Estate Pinot Noir 2019, Ribbon Ridge


Alle Jahre wieder … und mir fällt mal wieder nichts besseres ein als ein Pinot aus Oregon öffentlich zu trinken. Das hört sich aber wirklich zu autokritisch an! Sogar für meine Verhältnisse! Insbesondere hinsichtlich dessen, dass der heutige und sehr weihnachtlich anmutende „Pinot weit weg“ solche anfänglich konstruierten Schmähungen ganz sicher nicht verdient hat! Zunächt aber so viel: von Ridgecrest Vineyards aus der Ribbon Ridge AVA habe ich bis vor kurzem noch nie etwas gehört. Demnach handelt es sich fälschlicherweise sogar um eine Premiere bei meinem heutigen Oregonesen. Warum ich von diesem Weinproduzenten noch nie etwas gehört habe, mag sich mit dem Umstand erklären, dass deren Weine bis vor kurzem unter dem Label RR Wines oder Ribbon Ridge Wines vermarktet wurden obwohl es das Weingut Ridgecrest Vineyards schon seit 1980 gibt. Harry Peterson-Nedry, eine äußert bedeutende Person des Weinbaus im Willamette Valley, und seine Tochter Wynne waren mir natürlich ein Begriff. Harry, wenn ich das so schreiben darf, könnte man ohne viel Pathos verlieren zu wollen, sogar als den „Vater“ der Ribbon Ridge AVA bezeichnen. Aber genug mit diesen Irrungen und Wirrungen bezüglich der Namensgebungen, welche ich mir offen gestanden selbst nicht so ganz erklären kann! Bevor meine Zunge endlich gewisse Anfeuchtung erfahren darf, nur noch ein paar weihnachtsfremd faktische Nüchternheiten zum Ribbon Ridge Estate 2019: gekeltert häuptsächlich aus Pommard und Dijon Klonen. Nur noch ein kleinerer Teil stammt aus Anlagen mit alten Wädenswil Klonen. Vergoren – bis zu 15% Ganztraubenvergärung - und ausgebaut wurde dieser Pinot in ca 50% neutralem und zu 50% neuerem französischem Eichenholz (bis zu einem Jahr alt). Geprägt wurde der Pinot durch seine sedimentreichen Willakenzie Böden mit ausgesprochener Inselbegabung im Meer der stark von vulkanischen Böden geprägten Chehalem Mountains.

24.12.23

Frohe Weihnachten mit Lingua Franca Avni Pinot Noir 2017, Willamette Valley

 
Zu WeinAchten - ich befürchte dieses kümmerliche Wortspiel ist mir schon ein paar mal an genau dieser Stelle im Jahr über die Finger gerutscht - darf sich meine Zunge nun endlich mal wieder nach Oregon verlaufen! Meine Achtsamkeit hinsichtlich Pinot Noir aus dem amerikanischen Burgunderland hat in den letzten Monaten, und wahrscheinlich auch darüber hinaus, in schändlicher Weise gelitten! Damit soll zumindest an Weihnachten schluss sein! Dieses Weihnachten schicke ich meine Zunge in die Eola Amity Hills zu einem von burgundischen Antrieben befeuertem Joint Venture! Seit 2012 produzieren Larry Stone, Thomas Savre und ein gewisser Dominique Lafon Weine aus Chardonnay und Pinot Noir. Nachdem diese Stelle im Internetz für gewöhnlich sehr von Pinot verwöhnt ist, musste ich natürlich zu einem Gewächs aus besagter Rebsorte greifen. Ein Unterfangen das mir bei der Domaine Comtes Lafon wahrscheinlich eher nicht passieren würde. Egal, ich schweife wie so oft viel zu weit ab und laufe gefahr mich um Kopf und Kragen zu schreiben! Bei Lingua Francas Avni Pinot Noir 2017 handelt es sich um den Einstiegswein der Domaine. Gewachsen ist das Traubengut fast ausschließlich auf Weinguts eigenen Flächen die mit einer Mischung aus Dijon und Pommard Klonen bestückt sind. Bei den Bodenformationen herrschen die alten vulkanisch feurigen Bekannten Jory und Nekia vor. Aber auch Gelderman (!) - eine stärker von Tuffstein in niedrigeren und abflachenden Lagen geprägtem Bodenformation, ist bei Lingua Franca vorzufinden. Der 2017er wurde zu einem ¼ mit ganzen Trauben in kleinen Stahltanks vergoren um anschließend zu 22% in neuen und 78% gebrauchten Barriques einen 12 monatigen Reifeschlaf zu nehmen ... um widerrum vorgestern in meinem Glase aufzuwachen ...

29.12.22

"Confrontational Therapy" Protocol 2022

Throughout the past year I confronted my palate with grape varieties I usually do not enjoy all too much. Diplomatically put! Yes, I very much “enjoy” to confront myself with personal prejudice or other not all too pleasurable matters. In case of fermented grape juice, it might be a rather easy undertaking. In case other engagements, objects, affairs etc it is most certainly much more challenging. Anyway, I digress ... as always! For my palatal confrontation 2022 I've tried to select wines very carefully. Most of them have been consumed fully and over several days. A few were limitedly consumed over at least two days and subsequently these ones continue their rest-existence elsewhere. For instance the existence in a not all too shabby sauce or just venturing out into world of the discharge pipes and beyond. Furthermore I do not wish to bore the engaged reader longer than absolutely necessary – hence this time I will try to keep my tasting notes as concise as possible. Sometimes probably insufficiently short. I suppose a correlation between enthusiasm towards a specific wine and the length of the corresponding tasting note might be rather evident. Enough! Let's get it over with ...

20.12.21

Swick Wines Willamette Valley Pinot Noir 2019, Willamette Valley


Haven't had all too many Pinots from Oregon lately! I guess it's about time to have my probably first veritable Natural Pinot Noir from the Willamette Valley. Not quite sure it is, however thinking of this, not so much is all too sure about this wine-sub-category anyway. Today my tongue is off to an old Christmas tree farm in Gaston in the northern part of the Willamette Valley. Actually not too far away from Portland. Just a hop south-west. In the mid 2000/2010s - took a while -  Joseph Swick, a native Oregonian, moved back to the Willamette Valley to start a wine business after working in wine retail and working several harvests around the globe. With help – mostly fruity help - from Ken Cancilla from Cancilla Vineyards Joe produced his first vinatge in 2008. Cancilla Vineyards plantings are mostly located in the elevated northern Patton Valley (500 – 600 ft.) on Melbourne soils - which is a very deep, well drained soil formation in residuum and colluvium weathered from siltstone and sandstone. The rather young vines (planted between: 1999-2005) for the 2019 Willamette Valley Pinot Noir have been cultivated in a wild mix of clones on very - not Mosel steep, but respectably steep - steep slopes. Now, I fear I might stress your attention with far too many details which I hardly - maybe a bit - understand myself, therefore only numbers: 667, 777, 114, 115 (Wädenswil) and 3309 as well as some 101-14 (Pommard). Okay, that was certainly enough stress … let's give it a go!

16.4.21

Big Table Farm Pinot Noir 2016 (aka Buttercup), Willamette Valley

Back in Oregon! It's been more than just a while ... I am afraid! I hope this will change in the near future! This time I have had the pleasure to make acquaintance with rather big Buttercup! Buttercup might be a big one! The Pinot Noir right “behind“ Buttercup wasn't like that at all! Originating from eight quite different sites of the northern Willamette Valley Buttercup – or rather boringly stiff and formal: Big Table Farm's Willamette Valley Pinot Noir 2016 – showed wonderfully gentle, super sappy and cool Willamette Valley characteristics! Buttercup's theine was a bit faint and unusually dark ruby for a Pinot Noir. Its nose showed plenty of funky Oregon Pinot spices, rose petals, nutmeg, a hint of mocha, maybe some dark pepper, a whiff of oaky vanilla, fresh juicy plums and dried dark cherries. On the palate the Oregon funk voluptuousness – in this very case quite a good and becoming expression I assume; normally voluptuous vibes are not really me– showed tons of moist undergrowth, volcanic fire, flint, dried roses etc. The fruit aromas of plums, dark cherries and some pomegranate were super sappy and crystal clear ... in case this is somehow possile to have ... oh nooo, I better shut my sceptical mug! The tannins were already suprisingly silky! However there was some solid and convincing structure to Buttercup. The touch of vanilla and 0.3 to 0.5 % dispensable alcohlol … Well, I chose to ignore! It was simply too much fun and the quaffability qualities were faar to persuasive! A downright very decent ***** Pinot pleasure!

24.12.19

Frohe Wei(h)nachten ...




... mit einer feinen pinotierenden Überraschung zum Fest! Überraschend für mich zunächst in der Hinsicht, dass ich diesen Wein, und noch "schlimmer", dieses Weingut aus Sonoma Coast, überhaupt nicht kannte, obwohl, nach sorgfältiger Recherche im Weinnetz, sich mir offenbarte, dass Ceritas Wines in den letzten Jahren sich ein gewisses Renomée unter Weinleibhabern in den Staaten und darüber hinaus aufgebaut hat. Naja, man kann halt nicht alles kennen ... und mein amerikanischer Pinot Schwerpunkt lag und liegt in Oregon! Gewachsen sind die ca. 35 Jahre alten Reben des Elliott Vineyard, nebenbei bemerkt handelt es sich bei diesem Wein um Reben des Mount Eden Klons, zwischen dem Hellenthal Vineyard und dem wesentlich berühmteren Hirsch Vineyard, auf lehmigen Böden die reich an Meeressedimenten sind.

8.6.19

Und ein weiterer wilder Mix von "Pinots weit ... naja, oder auch nicht ganz so weit ... weg"

 
Nach mittlerweile gewohnt langwierig anhaltender Schreibabstinez, soll es heute meiner Zunge mal wieder gestattet sein, den einen oder anderen Ausflug, in mehr oder weniger weite Pinot Länder, zu unternehmen. Dieses mal geht es als erstes nach Portugal – naja, wahrscheinlich nicht so sehr für seine wenigen, aber dennoch erwähnenswerten, Pinots berühmt! Danach nach Italien – und das weder nach Südtirol noch ins Trentino. Dann Polen – Jaa, welches sicherlich noch viel weniger durch international pinotisierende Berühmtheit glänzt. Weiter ab nach Argentinien – auch nicht so ganz das Pinot'dorado, wenn ich das mal so schreiben darf! Dann gehn Norden steuernd nach Oregon – immerhin mal was eher Herkömmliches und nicht ganz so Pinotxotisches! Und zu guter Letzt geht es zu einer mehrheitlich pinotträchtigen Unbekannten - ins nachbarschaftliche Luxemburg!


Cortes de Cima Pinot Noir 2014, Alentejano



Beginnen möchte ich mit Portugal! Wie schon erwähnt sicherlich kein sonderlich pinot-zentriertes Weinbauland. So langsam dürfte ich von jedem Pinot Portugals ein oder zwei Schluck probiert haben. Naja, fast möchte ich annehmen. Wie dem auch sei! Um dem Ganzen die außergewöhnliche Krone aufzusetzen geht es auch noch in die Region Alentejano. Einem der berüchtigten Wein-Glutöfen Portugals! Doch nicht ganz! In Alentejano gibt es überschaubar viele Weingärten, die weit ab vom Kerngebiet an der kühlenden Atlantikküste angelegt wurden. Seit 2008 kultiviert das nicht ganz unbekannte Weingut Cortes de Cima in der Nähe von Vila Nova de Milfontes Rebsorten, die im heißen Kerngebiet von Alentejano wohl kaum eine Chance hätten. Darunter auch mein erster Pinot Noir!


Farblich zeigte sich der Cortes de Cima Pinot 2014 sehr mustergültig. Enorm transparent und sehr dem optimalen Rubinrot entgegen strebend. Den etwas ungewöhnlich breit angelegten Wasserrand sollte ich wohl nicht unterschlagen. In der Nase zeigte er viel Rauch, der sich mit der Zeit glücklicherweise ins nasale Gesamtbild ein- und unterordnete. Weiter zeigten sich reichlich saftige Schwarzkirschen, etwas Zartbitterschokolade, Zimt und interessanterweise auch Etwas, dass mich an Rosenwasser erinnerte - glücklicherweise aber nicht all zu kräftig und schon gar nicht kitschig-penetrant wie auf so mancher Oma-Toilette. Nun gut, weiter im Text. Darüber hinaus zeigte sich auch viel Jod - was wiederum aufgrund seiner Herkunft nicht sonderlich überraschend war, etwas Minze und im Falle Pinots eine überraschende Prägung von schwarzer Oliven. Am Gaumen zeigten sich ähnliche Attribute, wobei hier das Jod mit reichlich Meersalz ergänzt wurde und noch wesentlich kraftvoller auftrat. Auch die letztgenannten Oliven waren am Gaumen etwas intensiver. Sonst zeigten sich ein stürmischer Hauch an recht staubiger Erde und nach einigen Stunden Aromen, die an Orangenschale und hie und da die eine oder andere Pflaume erinnerten. Von seiner Struktur her, zeigte sich der Cortes de Cima angenehm feingliedrig und irgendwie auch ein wenig leichtfüßig, sowie beschwingt. Warum "irgendwie"? Nun ja. Diese Aussagen mögen auch ein wenig durch perspektivisches Kopfkino bedingt sein, denn das momentan vorhandene zünftig-scharffkantige Tannin, lässt sicherlich nicht geradewegs auf solche luftig-galanten Eigenschaften schließen. Insgesamt ein durchaus anständiger**** Pinot Noir, den man sogar mit gewisser Phantasiefähigkeit als ein solchen erschmecken könnte. 


Tenuta Mazzolino Pinot Nero 2013, Oltrepò Pavese




Aus der Lombardei konnte ich einen jungen Klassiker zuletzt trinken. Die Tenuta Mazzolino aus Oltrepò Pavese ist zwar wesentlich bekannter für ihre Spumante – was ja nicht weiter verwunderlich ist – und ihren holzwürzigen-kräftigen Chardonnay. Der Pinot Nero 2013 zeigte Reflexe von Rubin, im Kern doch noch etwas dunkler und am Rand schon ganz leicht ins ziegelfarbenengehende verfärbend. Im Vergleich zu allen anderen Pinots war er wohl der dunkelste und schleierhafteste Vertreter. In der Nase präsentierte er sich sehr duftig und expressiv. Granatapfel, Pilze, getrocknetes Laub, lehmige Erde in Hülle und Fülle, Jod, Eisen und leicht dörrig-rosinige Noten standen im Vordergrund. Am ersten Tag waren auch die Röstaromen vom 30% neuen französischen Holz recht deutlich zu erriechen. Am zweiten Tag konnte sich die Substanz des Weines durchsetzen und das Holz dort hin verweisen, wo es hingehört. In den Hintergrund! Am Gaumen zeigten sich neben dem Granatapfel Aromen von Hagebutte und reifen Himbeeren. Dazu die schon erwähnten Pilze, das Laub, gar nicht so wenig Kaffee, Thymian lastige Würze, etwas Blut, Jod und Eisen und ebenfalls recht viel Röstaromen. Dass erwartbar kräftige und recht krude Tannin gepaart mit einer für 2013 typisch zünftigen Säure konnte so erwartet werden. Am zweiten Tag war alles, wie auch das Holz, nicht mehr so wild und ungestüm, wie direkt nach dem Öffnen. Seine kräftige Erdigkeit präsentierte sich am Gaumen weniger schlammig und von Anbeginn dem Gesamtbild eher unterordnend. Insgesamt ein rustikal-robuster, erdiger und kraftvoller Rough-Neck Pinot Noir, der mich zeitweise an ein Morey-St-Denis Village aus einem warmen Jahrgang erinnerte. Ich würde ihm noch einige Jahre Flaschenruhe geben. Momentan, trotz aller zupackenden Rustikalität, ein sicherlich durchweg anständiger**** Pinot Nero aus der südlichen von Herbstgefühlen geprägten Lombardei … doch angemerkt sei, für Freunde von sehr fruchtlastigen und samtigen Pinots welche zudemauch noch reich an ärmlicher Struktur sind, wird ein solcher Pinot nie wirklich viel Freude entfachen.


Adoria Vineyards Pinot Noir 2016, Zachowice



Vorab erwähnt sollte ich wohl zugeben, dass dieser Adoria Vineyards Pinot Noir 2016 aus Zachowice - die wohl traditionsreichste Weinbauregion Polens, erst mein zweiter polnischer Pinot überhaupt war. Der erste war halt eben der erste, dieser sollte - nein muss - keine weitere öffentliche Erwähnung finden! So überaus begeisternd war dieser! Solche eine verdrießliche Anspielung muss ich bei meinem zweiten polnischen Pinot, also dem heutigen, nicht bemühen. Der Adoria Pinot Noir 2016 zeigte sich in meinem Glas sehr transparent, mit ganz leichtem Schleier und einer Tönung die mehr ins Granat als ins Rubin ging. Die Nase wirkte auf mich zunächst sehr vom Rauch geprägt. Darüber hinaus zeigten sich sehr kräftige Düfte die mich an rote Johannisbeeren, leicht diffus wirkende kühle grüne Würze, Shitake-Pilze und leider ein wenig zu viel Karamell erinnerten. Nach einigen Stunden intergrierte sich das Karamell ein wenig. Dazu gesellten sich auch auch schüchtern wirkendes feuchtes Moos und eine gewisse Salzigkeit (ja ja, ich weiß: Salz riecht nicht ... was soll's). Am Gaumen fiel mir zu aller erst die überaus intensive und heftigst-knackige Säure auf. Nichts für schwache Mägen! Mir hat sie sehr gefallen, aber auch ein klein wenig zu Schaffen gemacht. Sonst zeigten sich zur Nase ziemlich deckungsgleiche Attribute. Die roten Johannisbeeren waren kühl und präzise. Die Würze ebenfalls ein wenig diffus. Das Karamell zeigte sich glücklicherweise eindeutig schwächer. Dafür schlich sich ein mir etwas zu aufgesetzter Vanilleton ins Gesamtbild. Matschige Erdigkeit und ein kräftiges Stückchen Eisen trugen ihr rustikales Bißchen zum Ganzen bei. Insgesamt wirkte der polnische Pinot am Gaumen wesentlich kommunikationsfreudiger als es die Nase zunächst ankündigte. Gefallen hat er mir, wenn auch weniger aufgrund seiner unterentwickelten Charmeur-Qualitäten oder seiner eher bäuerlichen Eleganz. Er präsentierte sich eben als ein kerniges und rustikales Mitglied der Pinot Familie. Ohne weiteres ein sicherlich noch anständiges**** Pinoterlebnis.


Bodegas Chacra Sin Azufre Pinot Noir 2016, Patagonia




Wenn die Rede von Pinot Noir aus Patagonien ist, kommt man an Bodegas Chacra der Familie Incisa della Rocchetta kaum vorbei. Seit Jahren produzieren sie wohl die bemerkenswertesten Pinots aus der Region Neuquén im nördlichen Teil Patagoniens. Der Sin Azufre - der Name ist hier Programm, also kein Schwefel - ist das jüngste Mitglied der Pinot Familie von Chacra. Für argentinische Pinots, auch die anderen Gewächse von Chacra, kommt der Sin Azufre 2016 enorm transparent und orange-rubinrot daher. In der Nase zeigten sich energiegeladene Erdbeeren. Auch sehr würzige von vermeintlichem Feuerstein - die Reben sind auf eisenhaltigen Lehmböden kultiviert worden, geprägte Attribute stechen hervor. Im würzigen Zentrum tummeln sich Aromen die mich an Melisse und schüchterne Minze erinnern. Neigungen die an das Erbrochene von Erzgebiergsziegen erinnern - eine bei mir nicht ganz so selten vorkommende Assoziation bei Natural Wines - schucht man bei dem Sin Azufre glücklicherweise vergebens! Diese nicht vorhandene Wahrnehmung kommt ebenfalls am Gaumen zum tragen. Rein aromatisch ist die Erdigkeit etwas ausgeprägter und die eine oder andere geröstete Kaffeebohne lässt sich auch entdecken. Der restliche Eindruck ist sonst ziemlich deckungsgleich mit der Nase. Die kühle Charakteristik, beträchtliche Spannung und seine Leichtigkeit, die der Natural-Argentinier ausstrahlt, sind überzeugend und animierend. Die Säure zwar auch, doch ist sie momentan noch etwas sehr nervös und jugendlich widerborstig. Ein wenig sollte sich das in den nächsten Jahren noch legen. Für mich gehört der Sin Azufre zu den spannenderen und erinnerungswürdigeren Pinots aus dem Hause Chacra. Sicherlich ein anständiger****, wenn nicht sogar in einiger Zeit sehr anständiger***** Pinot mit viel Frische und wenigen naturalen Schattenseiten - was überhaupt und keinensfalls nicht heißen soll, dass Natural Wines generell von Schatten geplagt sind, doch wie jeder weiß, gibt es leider sehr sehr viele sehr zweifelhafte Weine in dieser nicht weiter klar definierten Produktionskategorie/-philosophie ....


Winderlea Vineyards and Winery Dundee Hills Vineyard Pinot Noir 2014, Dundee Hills




Der Winderlea Dundee Hills Vineyards Pinot Noir 2014 zeigte sich am ersten Tag nicht von seiner besten Seite. Am zweiten Tag präsentierte er um so mehr freudeerzeugende Oregon-Funk-lastige herkunftstypische Eigenschaften die mich versöhnen konnten. Farblich blieb er über die zwei Verkostungstage natürlich unverändert. Sehr transparent, eher etwas dunkler und mit einer recht knallig-leuchtenden Farbe ausgestattet. Was die Nase betrifft war er am ersten Tag sehr sehr zurückhaltend. Abgesehen von Laub, Pilzen, ganz schüchtern wirkende dunkle Kirschen - dafür aber etwas verwirrende grüne Banane, war der Wein zunächst sehr stark vom Holz geprägt. Ähnliches spielte sich auch am Gaumen ab. Hier zwar mit etwas mehr Frucht, mehr dunkelbeerig als kirschig, und leider mit erstaunlich softem Tannin und magenfreundlicher Säure „verwöhnt“. Glücklicherweise entwickelte sich der Dundee Hills Pinot Noir  über Nacht in eine wesentlich ansprechendere Richtung. In der Nase wesentlich mehr Expression von dunklen Kirschen, etwas Cassis, viel Laub, wild(-schweinisch)em Wacholder und Thymian, auch etwas Pfeffer und feinen getrockneten Pilzen. Auch am Gaumen in ähnlicherer Richtung verwandelt. Das Holz war ebenfalls ein wenig stärker aus dem Fokus gerückt. Am zweiten Tag insgesamt ein harmoniegeprägter, saft-und kraftbetonter Dundee Hills Pinot mit durchaus richtig anständigen**** Qualitäten. Versöhnen konnte er mich am zweiten Tag. Begeistern eher weniger ...


Domaine Henri Ruppert Pinot Noir Barrique 2015, Coteaux de Schengen




Der zweifelsohne naheste aller heutigen „Pinots weit weg“ - genauer, nur ein beachtlichen Steinwurf über die Mosel bei Schengen weg, ist der Pinot Noir Barrique 2015 der Domaine Henri Ruppert. Für mit der Region Vertraute: Das Raumschiff links neben der Autobahnbrücke! Dieser ziemlich dunkle und etwas trübe wirkende Pinot kam in den ersten Stunden relativ teutonisch anmutend um die Ecke. Mit viel Holz, viel Rauchspeck und samtiger Fruchtigkeit forderte er meine Zunge heraus. Eine Neigung zur süßlichen Zuckrigkeit fehlte ihm glücklicherweise schon von Beginn an. Wie dem auch sei! Nach ca. sechs Stunden und am Folgetag legte sich die schreinerphile Neigung beträchtlich und das rauchige Fleisch verschwand komplett! Jetzt zeigte sich viel saftig Pflaume, feine und durchaus passende Würze, leicht matschige Erdigkeit, angenehmer Rauch und ganz guter Druck. Das präsente, aber nicht weiter sonderlich harte Tannin und die lebendige Säure konnten micht durchaus überzeugen. Von eigentlicher Komplexität konnte beim Pinot Noir Barrique kaum die Rede sein. Von solider und gradliniger Qualität mit nun eher französischem Einschlag ganz sicher. Mit genügend Belüftung ein durchaus anständiges**** Pinotvergnügen!

25.1.19

Teutonic Wine Company Bridge Riesling 2013, Mosel / Willamette Valley & Friends



Regelmäßige Leser meines in letzter Zeit nicht all zu aktiven Blogs – das wird sich hoffentlich auch wieder ändern, ja ja die Hoffnung stirbt zuletzt ... – dürften sich erinnern, dass ich vor wenigen Jahren ein äußerst interessantes und ganz sicher erfrischend ungewöhnliches Rieslingexperiment vom Weingut Immich-Anker von der Mittelmosel und der Teutonic Wine Company aus Oregon verkosten durfte. 

31.12.17

Evesham Wood Cuvée J Pinot Noir 2010, Eola-Amity Hills



In the past year – well, in some places we already are in 2018 – I've really been one hell of a lazy Pinot prick around here. I hope this will change in 2018. Well, "we'll see what happens …“ Aaanyway, I don't want to slide away into the next year without mentioning one more Pinot Noir! In early November Joy, Chas and Dan from Portland came over to Teutonia to a have a drink or two or most probably more. Today's Pinot was by far the most memorbale of these drinks. The Cuvée J Pinot Noir 2010 from Evesham Wood showed combined characteristics some might find in "Old“ and "New“ World Pinots …!? The vines for the Cuvée J were cultivated in the Eola-Amity Hills on Nekia, Jory and Woodburn soils. It is a barrel selection from the best barrels of each vintage. Btw the "J“ derives from Jayer – Henri Jayer … it is an honor thing! The assorted Pommard clones were all planted in 1986. So, quite seasoned ones. The ageing took place in about 40% new French oak. So, let's go ...

20.7.17

Chateau LaFayette Reneau Pinot Noir 2013, Finger Lakes New York




I have sent my tongue along the Hudson River. I've sent it to Long Island – where by the way the best wines in the Empire State might come from - but that's just my opinon … and even more scary might be the fact that these pretty convinving potations were made from, errr from … I almost not dare to type it: Mmm ... Merlot! Whatever, today I am glad to send my tongue to the Finger Lakes betweeen Syracuse, Buffalo, the outback of north Pennsylvania and mighty Lake Ontario. Of course it is not the first time I let my tongue venture in this area. I had a few fairly good Rieslings, some solid Chardonnay, one or two interesting over-peppery Cabernet Sauvignons and wines from unmentioned varietals I actually don't want to try all too often. Anyway, but I've never had a fairly good Pinot Noir, although quite a lot of producers offer wines made from this finest of the finest. Most Pinots I had where easy-drinking fruit-driven at best, quite often displeasingly sugary and unfortunately without exception rather thin representatives of their kind. Today I'll have a Pinot Noir from Chateau LaFayette Reneau from the southeastern slopes of Lake Seneca. Lafayette Reneau was established in 1985 by Dick and Betty Reno. Like so many other winelovers all over the world they decided to go one step further. Not just collecting and drinking. They wanted more. Since then, their main focus lies on wines made from Riesling and Chardonnay from gravely loam soils. Today's Pinot originated from the same gravely loam. After harvest and fermentation it was aged for 12 months in new and used French, Hungarian and American oak barrels then racked together in a tank as well as filtered and stabilized. So, let's give it a try ...

1.2.17

Mouton Noir Lieu-Dit Pinot Noir 2011, Willamette Valley



Aufgrund einer in dieser Jahreszeit häufig auftretender Heimsuchung bin ich momentan dazu verdammt eher über Wein zu schreiben als ihn eigentlich zu trinken. Naja, es könnte mich sicherlich schlimmer treffen, zumal es bei dem heutigen Wein visuell äußerst amüsant zugehen dürfte (seht selbst auf dem Foto ;-)). Endlich hat es meine Zunge mal wieder nach Oregon für etwas „Pinot weit weg“ verschlagen. Seit 2007 produziert der in den Vereinigten Staaten recht berühmte Sommelier André Hueston Mack unter dem Label Mouton Noir (sein eigener recht zwiespältiger Spitznahme) unterschiedliche Weine aus verschiedenen Regionen in Oregon und mittlerweile sogar Washington. Die Karriere des gebürtigen New Yorkers entwickelte sich so, wie man sie wahrscheinlich nur in den USA durchleben kann. Sein Weg vom Investmentbanker hin zum Chefsommelier in Thomas Keller's The French Laundary in Napa und weiter zum Grafikdesigner mutet ungewöhnlich erfrischend an. Aber jetzt zum Wein. Beim Lieu-Dit von der Garage-d'Or handelt es sich um den Mittelklasse-Pinot von Mouton Noir. Sein Traubengut stammt aus der ältesten Lage die Mouton-Noir in Oregon zur Verfügung steht. Und ausgebaut wurde er in gebrauchten französischen Barriques. Mal sehen wie er sich so gemacht hat ….

23.11.16

Calichardication



In den letzten Wochen habe ich meine Zunge vermehrt über den großen Teich ausgesendet um ein paar kalifornische Chardonnay zu verkosten. Um genauer zu sein habe zwei jugendliche Einstiegsweine aus 2013 und zwei reifere Schlachtrösser aus 2007 verkostet. Geographisch ging es recht gemischt zu: Napa, Santa Cruz und Santa Barbara waren die Ziele. Ach ja! Eins noch vorab. Von Vergleichen mit Weinen aus dem Burgund halte ich herzlich wenig. Auch bei dieser Post würde ich Zuschreibungen wie Santa Barbara Meursault oder Ähnliches eher mit einem virtuellen Augenrollen quittieren. Ich bitte um Verständnis. Genug dem heute endlich mal kurzem Vorgeplänkel ...

21.10.16

Evening Land Vineyards Willamette Valley Pinot Noir 2013



Weine des Sommeliers Rajat Parr und des Weinmachers Sashi Moorman wurden bei wine-zeit schon einige Male erwähnt. Stets auf die mittlerweile nicht selten besprochenen Projekte in Kalifornien beschränkt. Diese mögen wohl insgesamt auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit erregt haben. Doch in das etwas nördlichere Oregon hat es die beide, samt dem quasi Vorort-Manager Ben DiCristina, ebenfalls verschlagen. Aus Lagen der Evening Land Vineyards in den Eola Amity Hills werden seit einigen Jahren unterschiedliche Pinot Noirs, ein Chardonnay und ein Gamay produziert. Ich machte vor kurzem meine erste Bekanntschaft mit dem Einstiegswein der Drei namens Evening Land Willamette Valley Pinot Noir 2013. Der Jahrgang 2013 zeichnete sich durch einen ungewöhnlich warmen und trockenen Sommer aus. Sowohl Blüte, als auch Ernte, fanden für oregonesische Verhältnisse enorm früh statt. Schon Mitte September kam es zu den ersten Lesegängen. Dummerweise knallten während dieser heißen Phase der Ernte ergiebige Regenfälle, die bis zu vier Tagen anhielten, im Willamette Valley runter. Die dadurch hervorgerufenen Probleme und die Hitze im Sommer gingen auch an der Qualität der Trauben von Evening Land nicht spurlos vorbei. Doch insgesamt war man noch durchaus zufrieden. Die Trauben für meinen heutigen Wein stammen sowohl aus Lagen in den Eola Amity Hills (alte Reben aus dem Eola Springs Vineyard, Rocky Hill Vineyard und junge Reben aus dem Seven Springs Vineyard) und aus von Lemelson Vineyards zugekauften Trauben aus Yamhill-Carlton. In allen Weinbergen herrschen vornehmlich, dem Stammleser wohl mittlerweile bekannten, Jory-Bodenformationen vor. Weiter wurden alle Weinberge nach bio und teilweise biodynamischen Richtllinien bewirtschaftet. Alle Trauben wurden entrappt, für vier bis fünf Tage einer Kaltmazeration unterzogen und anschließend in offenen Eichen- und Betonbottichen spontan vergoren. Gereift wurde der Wein für ein Jahr in gebrauchten und gewollt neutral wirkenden Barriques. Na, und so war er dann …


29.9.16

Goldeneye Winery Pinot Noir 2007, Anderson Valley



Es gibt Weine, die man zwar mit interessensgeschwängerten Erwartungen aufgrund eines gewissen fortgeschrittenen Alters, aber gleichzeitig auch inklusive unterschwelligen Befürchtungen wegen vormaligen Verkostungen anderer Jahrgänge, kauft, aber dann nach den ersten Schlucken merkt, dass ein solcher Wein einem, also mir, kaum Freude bereiten wird! Das war ein schlimmer Satz, oder! Sogar für meine Verhältnisse. Na ganz so gruselig wird es in flüssiger Hinsicht bei meinem heutigen „Pinot weit weg“ dann doch nicht, aber ... nun ja, schwierig wird's trotzdem. Freude kam leider zu keinem Zeitpunkt auf meiner Zunge auf. Mein heutiger Goldeneye Pinot Noir war nicht mein erster Wein dieses Weinguts, und auch nicht der erste Pinot Noir von Goldeneye etc. in diesem Blog. Doch war es immerhin mein erster 2007er und mein erster einigermaßen lang gereifter Pinot Noir von Goldeneye. Der Jahrgang 2007er war im Anderson Valley, wie auch in weiten Regionen nördlich von Napa, ein ziemlich kühler und relativ regenreicher Jahrgang. Sein Traubengut stammt aus zehn unterschiedlichen Lagen im Anderson Valley, das zwischen Anfang September und Ende Oktober 2007 in vielen Mini-Ernten eingebracht wurde. Ausgebaut wurde der Wein für 16 Monate in 80% neuen und 20% zweit-belegten französischen Barriques mit mittlerer Toastung. Und so war er dann nun ... 

1.9.16

Wild vermischtes Kalifornien der ausgedehnten 90er



Im gerade eben erst ausgelaufenen August habe ich einige pinot-ferne kalifornische Rotweine älteren Jahrgangs getrunken. Drei aus den 1990ern und einer der gerade so über die Milleniumsgrenze gesprungen ist. Also ein 2000er. Darunter waren solche Klassiker wie Caymus Cabernet Sauvignon und einen Ridge Santa Cruz Mountains Cabernet Sauvignon. Aber auch sehr ausgefallenen Kreationen wie ein Super Tuscan aus Napa oder einen mittlerweile fast schon autochton anmutenden Wein von Ridge. Die etwas längere Zeit haben alle gut überstanden. Und so waren sie dann schließlich ...

26.8.16

Timo Mayer Wines Mayer The Doktor Pinot Noir 2012, Yarra Valley



Kurzer Blick nach oben! Kommt das irgendwie bekannt vor? Die schlicht wirkenden und zurückhaltend stilvoll eingebrachten Farben und Verzierungen auf der Flasche im Vordergrund gibt’s doch nochmal? Irgendwo! Hmmm ... wo war das nochmal?! Na, egal. Das mein heutiger Wein herzlich wenig – naja, bis auf die übereinstimmende Rebsorte Pinot Noir - mit den „Original“ zu tun hat, dürfte so komplett abwegig nicht sein. Schon alleine die Herkunft des heutigen "Pinot weit weg" könnte kaum unterschiedlicher sein. Der Mayer The Doktor Pinot Noir 2012 von dem Remstäler Timo Mayer stammt nämlich aus dem nordöstlich von Melbourne gelegenen von vulkanischen-sandsteinig-lehmig-tonhaltigen Böden dominierten Yarra Valley. Da ich mir aus Wiederholungen sehr wenig mache, findet ihr mehr zu Timo Mayer und seinen Pinots hier. Ist ja schließlich nicht der erste Wein von ihm auf meinem Blog. Zurück zum Mayer The Doktor 2012! Beim Mayer The Doktor handelt es sich um Timo's Flaggschiff Pinot Noir. Der Unterschied zu seinen anderen Pinot Noirs macht seine Ganztraubenvergärung. Angebaut wurden die Trauben auf dem sehr steilen Bloody Hill Vineyard am Fuße von Mount Toolebewoong nahe der Ortschaft Healesville. Ausgebaut wurde der Wein mehrheitlich in gebrauchten französischen Barriques für ca. 11 Monate. Filtriert oder Geschönt wurde der The Doktor natürlich nicht. Sowas brauchen promovierte Pinot Noirs natürlich nicht! Lasst uns mal kosten wie ein Wein mit reichlich institutionalisierten kulturellem Kapital so schmeckt …

22.8.16

Brotherhood Winery Pinot Noir 2013, New York



Weinbau in den USA findet auch nicht erst seit vorgestern statt. Dürfte einem gestandenen Winegeek durchaus bekannt sein. Nehme ich mal an … Im Hudson Valley nord/nord-östlich von New York City begannen die ersten Versuche mit Rebkultivierung schon im 18. Jahrhundert. Ganz so alt ist Amerika's ältestes durchgängig bewirtschaftetes Weingut Brotherhood in Washingtonville, NY nicht ganz. Um das Jahr 1810 herum begann der Hugenottische Auswanderer Jean Jaques seine ersten Versuche mit dem Anbau unterschiedlicher europäischer Rebsorten. Keine dreißig Jahre später – auch vor 200 Jahren war im Weingeschäft wohl sehr viel Geduld erforderlich – etablierte sich Jean Jaques's Weingut mit Hilfe einiger Geschäftspartner in der Region um New York. Einer dieser Geschäftspartner waren die Brüder Jesse und Edward Emerson. Diese waren sowohl im Weinhandel in der City als auch im Weinbau, in New York's anderer bekannter Weinregion Finger Lakes, engagiert. So kam es, wie es nicht selten kommt: der Geschäftspartner übernahm Jean Jaques Weingut und gab ihm sein heutigen Namen Brotherhood. Die Ära der Emerson's hatte bis zu einem austrocknenden Paradigmenwechsel in der amerikanischen (Trinker-)Geschichte bestand. Doch erstaunlicherweise konnte Brotherhood auch diese sehr trockene Zeit namens Prohibition überleben. Im Jahr 1921 kaufte Louis Farrell das Weingut und produzierte von da an bis ins Jahr 1933 nur noch „Messwein“. Dieser war von der Prohibition ausgenommen. Es versteht sich von selbst, das der Bedarf an „Messwein“ in dieser Zeit dramatisch anstieg. Bis 1987 verblieb Brotherhood in den Händen der Familie Farrell. Erst dann kam das große Geld in Form von Investoren unter der Führung des chilenischen Weinmachers Cesar Baeza. Diese verhalfen Brotherhood mit enormen Investitionen zur nationalen und sogar etwas internationalen Bekanntheit über die Grenzen des Nord-Ostens der USA hinaus. Seit 2005, nach einigen wirtschaftlichen Turbulenzen, befindet sich das älteste durchgängig bewirtschaftete Weingut der USA komplett in chilenischer Hand. Bekannte Namen wie Chadwick und Castro haben heute bei Brotherhood das Sagen.

Das war jetzt etwas viel Unternehmensgeschichte nehme ich an! Fand ich im Fall des heutigen Weinguts einfach mal interessant zu erwähnen. Aber jetzt ist genug! Schnell zum eigentlichen Wein! Wie nicht anders bei mir zu erwarten gibt es auch von Brotherhood einen Pinot Noir. Die Trauben für den Pinot Noir 2013 stammen sowohl aus dem hauseigenen Weinberg im Hudson Valley, als auch aus Zukauf. Ausgebaut wurde der Wein für kurze sechs Monate in gebrauchten französischen Barriquefässern. Nun lasst uns mal erschmecken wie er war …

14.6.16

Kelley Fox Mirabai Pinot Noir 2012, Willamette Valley



Genügend Zeugnis bezüglich meiner Begeisterung der Pinot Noirs von Kelley Fox habe ich hie und da und sogar hier genügend abgelegt! Kelley's Einstiegspinot namens Mirabai, im heutigen Fall aus 2012, habe ich vor wenigen Wochen zum ersten mal getrunken. Bei diesem handelt es sich um einen Verschnitt aus Blöcken des Maresh Vineyard (Dundee Hills AVA, Pflanzjahre in den frühen 1970ern) und des Momtazi Vineyard (McMinniville AVA, Pflanzjahre in den späten 1990ern). Der Jahrgang 2012 war aufgrund des ungewöhnlich heißen und trockenen Sommers, der seinen Höhepunkt hinsichtlich pinotabträglicher Umständen im September fand (anscheinend der trockenste September seit Wetteraufzeichnung), eine ganz besondere Herausforderung. Die „reiferen“ Anlagen im Maresh Vineyard kamen mit der Trockenheit erstaunlich gut zurecht. Die Ernte fand wie gewohnt in der Mitte und der zweiten Hälfte des Oktobers statt. Kelley selbst, war über die erreichten Säurewerte, die mit denen von 2011 vergleichbar waren, selbst sehr erstaunt. Ebenfalls zeigte sich, dass die Zuckerwerte und die eigentliche Reife der Trauben glücklicherweise nicht übermäßig hoch waren (die einzelnen Lagen ergaben Alkoholwerte zwischen 13,0 und 13,5%). Diese eher staubtrockenen Werte deckten sich auch mit meinen zungengestützten Eindrücken … würde ich mal ganz verwegen behaupten wollen.

12.5.16

Domaine Eden Chardonnay 2009, Santa Cruz Mountains



Viel California hat dieser Domaine Eden Chradonnay 2009 zweifelsohne in sich! Aber alles etwas reduzierter und nicht ganz so vollbusig wie bei nicht so wenigen anderen kalifornischen Chardonnays innerhalb und außerhalb seiner Gewichtsklasse. Auch dieser Kleine des Traditionshauses Mount Eden in den Santa Cruz Mountains etwas südlich von San Francisco bleibt dem leicht burgundisch inspirierten Hausstil – naja, zumindest der Gründer des Weingutes stammt aus dem Burgund - ziemlich treu. Vielleicht ist dieser im Vergleich zu den Flagschiffen von Mount Eden ein wenig fruchtlastiger und früh-gefälliger. Hergestellt wurde er aus 60% Mount Eden und 40% Domaine Eden Frucht (etwas niedere Weinberge in der Nähe von Saratoga). Der Ausbau erfolgte zu 50% in neuen burgunder Pièce Fässern.

14.3.16

"Pinot weit weg" goes Prowein ... inkl. ein wenig Koshu


Nach gar nicht so wenigen Jahren der Abwesenheit hat es mich endlich mal wieder auf die Prowein verschlagen! Da habe ich mir gedacht: eine gute Gelegenheit viele potentiell interessante „Pinots weit weg“ probieren zu können! Leider, wie nicht selten bei solchen Großmessen, gab es viel Schatten und nur all zu wenige Lichtstrahlen, die sich durch die Wolkendecke der pinot'igen Belanglosigkeit  hindurch kämpfen konnten.