Alle Jahre wieder … und mir fällt mal wieder nichts besseres ein als ein Pinot aus Oregon öffentlich zu trinken. Das hört sich aber wirklich zu autokritisch an! Sogar für meine Verhältnisse! Insbesondere hinsichtlich dessen, dass der heutige und sehr weihnachtlich anmutende „Pinot weit weg“ solche anfänglich konstruierten Schmähungen ganz sicher nicht verdient hat! Zunächt aber so viel: von Ridgecrest Vineyards aus der Ribbon Ridge AVA habe ich bis vor kurzem noch nie etwas gehört. Demnach handelt es sich fälschlicherweise sogar um eine Premiere bei meinem heutigen Oregonesen. Warum ich von diesem Weinproduzenten noch nie etwas gehört habe, mag sich mit dem Umstand erklären, dass deren Weine bis vor kurzem unter dem Label RR Wines oder Ribbon Ridge Wines vermarktet wurden obwohl es das Weingut Ridgecrest Vineyards schon seit 1980 gibt. Harry Peterson-Nedry, eine äußert bedeutende Person des Weinbaus im Willamette Valley, und seine Tochter Wynne waren mir natürlich ein Begriff. Harry, wenn ich das so schreiben darf, könnte man ohne viel Pathos verlieren zu wollen, sogar als den „Vater“ der Ribbon Ridge AVA bezeichnen. Aber genug mit diesen Irrungen und Wirrungen bezüglich der Namensgebungen, welche ich mir offen gestanden selbst nicht so ganz erklären kann! Bevor meine Zunge endlich gewisse Anfeuchtung erfahren darf, nur noch ein paar weihnachtsfremd faktische Nüchternheiten zum Ribbon Ridge Estate 2019: gekeltert häuptsächlich aus Pommard und Dijon Klonen. Nur noch ein kleinerer Teil stammt aus Anlagen mit alten Wädenswil Klonen. Vergoren – bis zu 15% Ganztraubenvergärung - und ausgebaut wurde dieser Pinot in ca 50% neutralem und zu 50% neuerem französischem Eichenholz (bis zu einem Jahr alt). Geprägt wurde der Pinot durch seine sedimentreichen Willakenzie Böden mit ausgesprochener Inselbegabung im Meer der stark von vulkanischen Böden geprägten Chehalem Mountains.
Von seiner Farbe her zeigte der Ribbon
Ridge Estate erstaunlich viel radikale Rubin Radianz mit reichlich
reduzierter Verfärbung und sehr durchlesenswerter Transparenz. In
der Nase konnte ich im Heubett relaxende satte Erdbeeren und
verhältnismäßig wenig herbstliches Unterholz vernehmen. Dem
funkigen Vulkanismus scheinte der Estate, wie schon vorab erwähnt,
eher nur auf schüchterne Weise zugeneigt zu sein. Weiter zeigte er ungewöhnlichen schwarzen Pfeffer, eine Idee von angemähter Veilchenwiese,
etwas Zimt, Weihrauch und mit den Stunden ein immer stärker und reifer
wirkendes Bukett von angequetschten Pflaumen. Geschmacklich konnte er
von Anbeginn mit einer super soliden Saftigkeit punkten, die auf mich
so wirkte als ob sie ein wenig mit unalkohlischem Menthol
angereichert wurde. Dazu Wagenladungen an zerquetschte Erdbeeren,
saftige Pflaumen, ein guter Schuss Mineralwasser und auch der schon erwähnte Peffer und
Wacholder durften nicht fehlen! Waldboden und Ähnliches waren auch
am Gaumen äußerst schüchtern ausgeprägt. Von seinem Charakter her
erinnerte er mich an ein weiches Plüschsofa aus den 1970iger Jahren! Aber
ein Design Sofa! Vielleicht ein Togo Sofa von Ducaroy!? Denn dümmlich
fluffig weich wirkte dieser Ribbon Ridge Pinot zu keinem Zeitpunkt!
Er zeigte für mich überraschend viel Happy Sappy Character mit kieselsteiniger Untermalung! Frohe Weihnachten zusammen!!!
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