22.8.16

Brotherhood Winery Pinot Noir 2013, New York



Weinbau in den USA findet auch nicht erst seit vorgestern statt. Dürfte einem gestandenen Winegeek durchaus bekannt sein. Nehme ich mal an … Im Hudson Valley nord/nord-östlich von New York City begannen die ersten Versuche mit Rebkultivierung schon im 18. Jahrhundert. Ganz so alt ist Amerika's ältestes durchgängig bewirtschaftetes Weingut Brotherhood in Washingtonville, NY nicht ganz. Um das Jahr 1810 herum begann der Hugenottische Auswanderer Jean Jaques seine ersten Versuche mit dem Anbau unterschiedlicher europäischer Rebsorten. Keine dreißig Jahre später – auch vor 200 Jahren war im Weingeschäft wohl sehr viel Geduld erforderlich – etablierte sich Jean Jaques's Weingut mit Hilfe einiger Geschäftspartner in der Region um New York. Einer dieser Geschäftspartner waren die Brüder Jesse und Edward Emerson. Diese waren sowohl im Weinhandel in der City als auch im Weinbau, in New York's anderer bekannter Weinregion Finger Lakes, engagiert. So kam es, wie es nicht selten kommt: der Geschäftspartner übernahm Jean Jaques Weingut und gab ihm sein heutigen Namen Brotherhood. Die Ära der Emerson's hatte bis zu einem austrocknenden Paradigmenwechsel in der amerikanischen (Trinker-)Geschichte bestand. Doch erstaunlicherweise konnte Brotherhood auch diese sehr trockene Zeit namens Prohibition überleben. Im Jahr 1921 kaufte Louis Farrell das Weingut und produzierte von da an bis ins Jahr 1933 nur noch „Messwein“. Dieser war von der Prohibition ausgenommen. Es versteht sich von selbst, das der Bedarf an „Messwein“ in dieser Zeit dramatisch anstieg. Bis 1987 verblieb Brotherhood in den Händen der Familie Farrell. Erst dann kam das große Geld in Form von Investoren unter der Führung des chilenischen Weinmachers Cesar Baeza. Diese verhalfen Brotherhood mit enormen Investitionen zur nationalen und sogar etwas internationalen Bekanntheit über die Grenzen des Nord-Ostens der USA hinaus. Seit 2005, nach einigen wirtschaftlichen Turbulenzen, befindet sich das älteste durchgängig bewirtschaftete Weingut der USA komplett in chilenischer Hand. Bekannte Namen wie Chadwick und Castro haben heute bei Brotherhood das Sagen.

Das war jetzt etwas viel Unternehmensgeschichte nehme ich an! Fand ich im Fall des heutigen Weinguts einfach mal interessant zu erwähnen. Aber jetzt ist genug! Schnell zum eigentlichen Wein! Wie nicht anders bei mir zu erwarten gibt es auch von Brotherhood einen Pinot Noir. Die Trauben für den Pinot Noir 2013 stammen sowohl aus dem hauseigenen Weinberg im Hudson Valley, als auch aus Zukauf. Ausgebaut wurde der Wein für kurze sechs Monate in gebrauchten französischen Barriquefässern. Nun lasst uns mal erschmecken wie er war …

 
Farblich war der Brotherhood Pinot Noir 2013 sehr transparent, mehrheitlich rubin'ig und am Rand schon ziemlich gen Ziegelstein gehend. In der Nase zeigten sich mir kräftige Aromen die mich ein wenig an Erdbeermarmelade mit gewissem Mangel an Gelierzucker erinnerten, möglicherweise ein kleiner Schuss Erdbeeressig, frisch gepressten Zitronensaft und eine fein abgestimmte kräuterige Würze, welche mich irgendwie an so manchen leichten Spätburgunder von Schieferböden erinnerte. Am Gaumen war er überraschend rauchig - sogar etwas rauchspeckig, ziemlich schlank, ne Spur zuckrig, sehr frucht-getragen und immernoch recht kühl. Insgesamt irgendwie ein klein wenig teutonisch – unpassende Verallgemeinerung natürlich nicht beabsichtigt! Sonst wirkte dieser Spätburgunder eigentlich recht stimmig. Aber sicherlich auf einfachem und eher süffigem Niveau! So la-la *** war er sicherlich für mich schon noch ...

2 comments:

Subtlet said...

Very cool! Thanks for sharing this. I had never heard of this winery before, and it is an interesting story. It's amazing to think of how much American wine knowledge was lost during those years.

Oh Dae-su said...

It sure is! Apparently other wineries handled the prohibition period similarly. I. e. another old New York state winery called Pleasant Valley Wine Company started to produce sacramental and medicinal wines, too. I am pretty sure the demand for such wines skyrocketed in these days. But the overall impact to the actual wine knowledge must have been terrible. I just read on Wikipedia (not sure how reliable this quote is ;-) ) that wine production between 1919 to 1925 dropped 94%. Despite all kinds of loopholes.