Weinbau in den USA findet auch nicht
erst seit vorgestern statt. Dürfte einem gestandenen Winegeek
durchaus bekannt sein. Nehme ich mal an … Im Hudson Valley
nord/nord-östlich von New York City begannen die ersten Versuche mit
Rebkultivierung schon im 18. Jahrhundert. Ganz so alt ist Amerika's
ältestes durchgängig bewirtschaftetes Weingut Brotherhood in
Washingtonville, NY nicht ganz. Um das Jahr 1810 herum begann der
Hugenottische Auswanderer Jean Jaques seine ersten Versuche mit dem
Anbau unterschiedlicher europäischer Rebsorten. Keine dreißig Jahre
später – auch vor 200 Jahren war im Weingeschäft wohl sehr viel
Geduld erforderlich – etablierte sich Jean Jaques's Weingut mit
Hilfe einiger Geschäftspartner in der Region um New York. Einer
dieser Geschäftspartner waren die Brüder Jesse und Edward Emerson.
Diese waren sowohl im Weinhandel in der City als auch im Weinbau, in
New York's anderer bekannter Weinregion Finger Lakes, engagiert. So
kam es, wie es nicht selten kommt: der Geschäftspartner übernahm
Jean Jaques Weingut und gab ihm sein heutigen Namen Brotherhood. Die
Ära der Emerson's hatte bis zu einem austrocknenden
Paradigmenwechsel in der amerikanischen (Trinker-)Geschichte bestand.
Doch erstaunlicherweise konnte Brotherhood auch diese sehr trockene
Zeit namens Prohibition überleben. Im Jahr 1921 kaufte Louis Farrell
das Weingut und produzierte von da an bis ins Jahr 1933 nur noch
„Messwein“. Dieser war von der Prohibition ausgenommen. Es
versteht sich von selbst, das der Bedarf an „Messwein“ in dieser
Zeit dramatisch anstieg. Bis 1987 verblieb Brotherhood in den Händen
der Familie Farrell. Erst dann kam das große Geld in Form von
Investoren unter der Führung des chilenischen Weinmachers Cesar
Baeza. Diese verhalfen Brotherhood mit enormen Investitionen zur
nationalen und sogar etwas internationalen Bekanntheit über die
Grenzen des Nord-Ostens der USA hinaus. Seit 2005, nach einigen
wirtschaftlichen Turbulenzen, befindet sich das älteste durchgängig
bewirtschaftete Weingut der USA komplett in chilenischer Hand.
Bekannte Namen wie Chadwick und Castro haben heute bei Brotherhood
das Sagen.
Das war jetzt etwas viel
Unternehmensgeschichte nehme ich an! Fand ich im Fall des heutigen
Weinguts einfach mal interessant zu erwähnen. Aber jetzt ist genug!
Schnell zum eigentlichen Wein! Wie nicht anders bei mir zu erwarten
gibt es auch von Brotherhood einen Pinot Noir. Die Trauben für den
Pinot Noir 2013 stammen sowohl aus dem hauseigenen Weinberg im Hudson
Valley, als auch aus Zukauf. Ausgebaut wurde der Wein für kurze
sechs Monate in gebrauchten französischen Barriquefässern. Nun
lasst uns mal erschmecken wie er war …
Farblich war der Brotherhood Pinot Noir
2013 sehr transparent, mehrheitlich rubin'ig und am Rand schon
ziemlich gen Ziegelstein gehend. In der Nase zeigten sich mir
kräftige Aromen die mich ein wenig an Erdbeermarmelade mit gewissem
Mangel an Gelierzucker erinnerten, möglicherweise ein kleiner Schuss
Erdbeeressig, frisch gepressten Zitronensaft und eine fein
abgestimmte kräuterige Würze, welche mich irgendwie an so manchen
leichten Spätburgunder von Schieferböden erinnerte. Am Gaumen war
er überraschend rauchig - sogar etwas rauchspeckig, ziemlich
schlank, ne Spur zuckrig, sehr frucht-getragen und immernoch recht
kühl. Insgesamt irgendwie ein klein wenig teutonisch – unpassende
Verallgemeinerung natürlich nicht beabsichtigt! Sonst wirkte dieser
Spätburgunder eigentlich recht stimmig. Aber sicherlich auf
einfachem und eher süffigem Niveau! So la-la *** war er sicherlich für mich
schon noch ...
2 comments:
Very cool! Thanks for sharing this. I had never heard of this winery before, and it is an interesting story. It's amazing to think of how much American wine knowledge was lost during those years.
It sure is! Apparently other wineries handled the prohibition period similarly. I. e. another old New York state winery called Pleasant Valley Wine Company started to produce sacramental and medicinal wines, too. I am pretty sure the demand for such wines skyrocketed in these days. But the overall impact to the actual wine knowledge must have been terrible. I just read on Wikipedia (not sure how reliable this quote is ;-) ) that wine production between 1919 to 1925 dropped 94%. Despite all kinds of loopholes.
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