In den letzten Wochen habe ich meine
Zunge vermehrt über den großen Teich ausgesendet um ein paar
kalifornische Chardonnay zu verkosten. Um genauer zu sein habe zwei
jugendliche Einstiegsweine aus 2013 und zwei reifere Schlachtrösser
aus 2007 verkostet. Geographisch ging es recht gemischt zu: Napa, Santa Cruz und Santa Barbara waren die Ziele. Ach ja! Eins noch vorab. Von Vergleichen mit Weinen aus dem
Burgund halte ich herzlich wenig. Auch bei dieser Post
würde ich Zuschreibungen wie Santa Barbara Meursault oder Ähnliches
eher mit einem virtuellen Augenrollen quittieren. Ich bitte um Verständnis. Genug dem heute endlich mal kurzem Vorgeplänkel ...
Sandhi Vineyards Santa Barbara
County Chardonnay 2013, Santa Barbara
Schon seine Farbe erscheinte mir sehr
strohig hell, wunderschön glänzend und von der Viskosität
spielerisch tänzelnd. In der Nase zeigte er unheimlich klare und
präzise Aromen von Zitronen, Zitronenzesten, eine Spur der nasse
Anna, feinste Butter, vielleicht auch etwas feines Gebäck, viel von
der oft beschworenen Salzigkeit und ein klein wenig von Geißblatt.
Am Gaumen wirkte er auf mich schlank – nicht ausgezehrt, relativ
präzise – schon ein klein wenig zum Schwammilieren neigend, und
etwas exotischer als es die Nase vorherzusagen vermochte. Im
fuchtigen Mittelpunkt standen Ananas, Zitronen und ein
mikroskopischer Hauch an Passionsfrucht. Über ein wunderbar sich ins
Gesamtbild einfügendes neutral wirkendes Holzgeschmäckchen verfügte
er ebenfalls. Tolle Säure, erstaunlich passable Länge und enorm
stark mit seriös wirkendem Spass aufgeladen war er ganz sicher. Wie
die meisten Weine von Sandhi Wines die mir bis jetzt untergekommen
sind. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass der Santa Barbara County
Chardonnay 2013 der Einstiegswein von Rajat Parr und Sashi Moorman
ist, ziehe ich sehr gerne meinen Hut! Jugendlich knackig und
reichlich Vorrat an äußerst anständigen**** Qualitäten. Da
dürfte in den nächsten Jahren noch mehr kommen ...
Ramey Vineyards Hyde Vineyard
Chardonnay 2007, Carneros
Farblich erinnerte mich der Wein an
Grüngold mit einem eher niedrigen Legierungsanteil an Cadmium.
Insgesamt wirkte er sehr jugendlich hell. Jede Menge an
Schwebeteilchen möchte ich nicht unerwähnt lassen. In der Nase
zeigte er sich durchaus barock. Eher an disziplinierten und
reduzierten nordeuropäischen Barock erinnernd. Reife Zitronen und
tropische Früchte wie Ananas und unreife Mango standen im
fruchtvollen Zentrum der nasalen Aufmerksamkeit. Sonst zeigte die
Nase viel von Heuwiese, Strohblumen, Butterscotch, Salzkruste und
süßen Vanilleteilchen. Am Gaumen zeigte er sich beeindruckend
buttrig, vanillig und wunderbar kauwillig. Sehr ausdrucksstark, aber
wiederum diszipliniert und keinesfalls überzüchtet. Die
Fruchtaromen waren geprägt von süßen und super reifen Zitronen,
Mandarinen, Ananas und Orangenschalen. Dazu etwas grünem Pfeffer,
Salbei, Geißblatt, etwas Steinsalz und weitere herb-würzige
Anmutungen. Darüber hinaus Aromen die mich an wohl karamellisierte
Florentiener und Schlagsahne erinnerten. In der Tat! Vom Alkohol
kamen nur sehr schwache ätherische Anklänge, die aber ins
Gesamtbild bestens integriert waren. Was Abgang und Mundgefühl
betraf konnte er voll punkten. Enorm, lang, dicht und sogar durchaus
sehr raffiniert. Für mich ein sehr gelungener Chardonnay gewichtiger
Größe wie man ihn aus Carneros erwarten darf. Sehr sehr anständig***** mit Ambitionen an fantastische****** Qualitäten in wenigen
Jahren. Da ist noch etwas Potential nach oben ...
Mount Eden Vineyards Estate
Chardonnay 2007, Santa Cruz Mountains
Farblich kam dieser enorm golden, satt,
gehaltvoll und reif daher. In der Nase bestach er durch vielerlei
exotische Düfte, reife aber sehr klare und präzise Düfte welchen
es an Körper sicherlich nicht fehlte, dänisches Buttergebäck,
Spuren von Zitronenabrieb, vielleicht auch bayrische Creme und ein
wohlmöglich äußerst eingebildetes Momentum an Feuerstein. Im Mund
enorm stimmig und balanciert bei erwartbarer Festigkeit und Fülle.
Aber null komma null fette Schnecke! Viel von wunderbar abgestimmter
Exotik, Züge von pflanzlicher Würze – im positivst möglichen
Sinne, verwunderlich präsente Säure und sehr überzeugender Länge.
Er mag vielleicht nicht die komplexesten Aromenausuferungen gehabt
haben und auch nicht die enormste Verdichtung. Doch was er lieferte,
lieferte er in kaum noch verbesserungswürdiger Manier. Wie beim Hyde
Vineyard von Ramey taumele ich gen fantastischen****** Frolockungen.
Doch was seine Entwicklungsfähigkeiten betrifft, bin ich mir sicher,
dass er momentan auf seinem beginnenden Höhepunkt ist!
Heitz Cellars Chardonnay 2013, Napa
Valley
Dieser Klassiker zeigte ein sehr hellen
und fast schon leicht ins grünliche, ich übertreibe ein wenig,
abgleitendes Äußeres. In der Nase war er die erste halbe Stunde
sehr dem neutralen Wesen zugeneigt. Später entwickelten sich Düfte
die mich an delikate weiße Blüten, grüne Grapefruit, etwas
Holunder, Sesammousse und sehr zurückhaltende Aromen die von seinem
Fassausbau zeugten. Am Gaumen wirkte er für ein Napa Chardonnay
richtiggehend schlank-sehnig, ziemlich kühl, phenolisch, nur ganz
leicht cremig und hinten raus fast schon ein wenig stahlig hart. Von
Seiten der Aromen zeigte er wesentlich mehr Präsenz als in der Nase.
Guave, Geisblatt, unreife Honigmelone, etwas Zitronenschale und
verschwindend schwache irische Butter. Insgesamt ein noch sehr
jugendliches und verschüchtertes Leichtgewicht aus Napa. Da ist
bestimmt noch jede Menge Luft nach oben in der Entwicklung. Ich hoffe
nur, dass ich nicht die Luft während der Entwicklungsphase ausgehen
wird … änständig**** war er allemal.
So, jetzt denkt jeder Leser wohl, dass ich auf Chardonnays im Rambo-Style stehe. Soll mir sehr recht sein ... auch wenn es in keinster Weise zutrifft ;-)
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