Endlich hat meine Zunge ihren Weg gen
Süden aufgenommen! Und das sogar fast ohne weitere Enttäuschungen verkraften zu müssen. Ihr
Thema ist es immer noch das selbige. Den Wunsch ein paar weitere exo-burgundische Pinot Noirs
aus Frankreich für sich entdecken zu wollen. Endlich ist sie im Jura! Also in der
mittlerweile fast schon hippen Region, die man erreicht wenn man von
Beaune gen Osten in ein fast menschenfreies Gebiet entlang
der Schweizer Grenze vorstößt. Gleich der zweite meiner verkosteten
Pinost, den ersten lasse ich fairer halber mal unerwähnt da dieser
eher gen einfältiger, ausgekühlter Würzsuppe neigte, war ein richtiger Treffer! Des
Treffer's Name war En Barberon, Pinot Noir, aus 2014, von Bénédicte
und Stéphane Tissot ... einem zugegeben nicht ganz unbekannten Weingut aus
Montigny-les-Arsures. Gewachsen sind die im Schnitt 40 Jahre alten
Reben in der 1,8 ha kleinen Lage „En Barberon“ in welcher kargen
Kalkmergelböden vorherrschen. Die Bewirtschaftung des Weinbergs
läuft schon seit 2003 nach biodynamischen Richtlinien (Demeter) ab. Die Trauben für den En Barberon wurden zu etwa 40 % entrappt.
Vergoren, natürlich spontan, wurde der Wein für mehrere Wochen in
großen Eichenholzcuves um anschließend in mehrheitlich gebrauchten
großen Holzfässern ausgebaut zu werden.
Die Farbe des En Barberon 2014 zeigte
leicht schleierhafte rubinrote Reflexe, eine sehr lebendig wirkende leichte
Viskosität und einen etwas sehr breit geratenen Wasserrand. In der
Nase präsentierte er sich auf's kühlmöglichste, zeigte eine sehr
passende und fein abgestimmte Rauchigkeit, ziemlich intensive
Kräuterwürze mit starken Überhang an Brennsesseln und einer
ergänzenden Kamille-Sauerampfer-Tinktur. Alles aber kein Problem, da
diese intensive Würze sich nach ca. drei Stunden, und am Folgetag
noch wesentlich mehr, ins sehr ausgeglichene Gesamtbild meiner
Naseneindrücke unterordnete. Von fruchtiger Seite her standen die ersten
Stunden Waldhimbeeren in Limonenmarinade im Vordergrund. Später,
und am Folgetag, wurde alles etwas dunkler und erdiger. Seine nasalen
Neigung zu rosa Blüten, sehr klare und keinesfalls über-parfümierte
rosa Blüten, hielten die komplette Verkostungsdauer auf's angenehmste durch. Am Gaumen
zeigte die jugendliche Säure die ersten Stunden zu was sie wahrlich fähig
ist. Danach präsentierte sie sich wesentlich integrativer, aber super
lebendig. Strukturell war der en Barberon 2014 schlank, leicht kantig
und winterlich kühl. Von Seite der Aromen spielten sich
vergleichbare Entwicklungen wie in der Nase ab. Erst etwas zu sehr von Brennsesseln
und weiterem geprägt, dann, nach einigen Stunden, wesentlich
ausgeglichener, raffinierter und wirklich hinreißend-einnehmend. Seine vom
Kalk herrührende ... eingebildete (oder auch nicht, mir egal weil ich
mir gerne Dinge einbilde) mineralische Prägung fern jeder Seifigkeit
– welche bei sehr kargen Kalksteinböden ja öfters mal vorkommen
soll - war am Gaumen viel nachhaltiger zu vernehmen. Nachhaltig war
der Abgang des En Barberon ebenfalls. Sehr sogar! Soviel markanter
Ausdruck und Länge mit wunderbar mageren 11,5 % Alkohol sind mir schon länger nicht mehr untergekommen. Nun gut, jetzt kann
ich es zugeben! Wenn ich an Jura und Rotwein denke, schwebt für mich
Trousseau, und mit Abstrichen auch Poulsard, über allem was die Region in Rot zu bieten hat. Pinots aus
dem Jura, auch von namenhaften Produzenten – so wie auch der in der
Einleitung erwähnte, empfand ich meist als sehr einfach gestrickt,
gerne fern jeglicher Eleganz und erhabener Raffinesse, sehr überwürzt und nicht selten als
ziemlich dünn. Dieser hier entspricht diesem Vorurteil überhaupt
nicht. Ganz klar ein sehr spannender und sehr anständiger***** Pinot!
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