Bin ich froh, dass Gary Farrell sein
eigenes Weingut, welches dazu noch seinen Namen trägt, im Jahr 2006
hinter sich gelassen hat, und sich seitdem seinem Weingut Alysian
widmet. Froh warum? Nun, somit bleibt es mir erspart an einem
neulich getrunkenen Produkt dieser kalifornischen Pinot Legende -
welche unter anderem in der Vergangenheit mit Leuten wie Joe
Rochioli, Tom Dehlinger und Robert Stemmler zusammenarbeitete –
herumnörgeln zu müssen. Dieser neulich getrunkene Gary Farrell
Russian River Selection 2007 machte es mir schwer: Schwer, eine bzw.
seine Mitte zu erschmecken! Schwer, seine einst vorhandene Klasse zu
erahnen – wenn diese jemals vorhanden war! Schwer, die gebotenen Konzentration beim Verkosten über Tage hinweg aufrechtzuerhalten. Kurz und knapp:
die Verkostung dieses „Pinot weit weg“ war kein Vergnügen! Um so
mehr freue ich mich auf meinen nächsten Pinot von Alysian. Ich bin
mir sehr sicher, dass dieser die entstandenen "Wunden" heilen
dürfte ...
Farblich präsentierte sich der Russian
River Selection 2007 ziemlich dunkel – nächtliches Rubin, immer
noch strahlend im Kern und am Rand etwas breiter ins schlammig
Braune abgleiten. In der Nase zeigte er viel braune Erde, Nougat,
angebranntes Baguette, Teer, ziemlich vitale Noten von Cassis,
Schuhcreme (natürlich Braun), Pastinaken und Petersilie. Die beiden
letzteren Attribute könnte darauf hinweisen, dass der Wein
möglicherweise schon lange seine beste Zeit hinter sich hatte. Ich
habe lange gerätselt und bin mir ehrlich gesagt immer noch nicht
ganz sicher, doch die anderen nasalen und palatalen Eindrücke
zeigten eigentlich keinerlei Anzeichen von etwaiger Altersschwäche.
Wie dem auch sei ... weiter im Text! Am Gaumen stach der eindeutig schmeckbare Alkohol (14,2%),
in Form von Assoziationen die mich an süßen Kirschlikör und noch
süßeren Cassislikör erinnerten, eindeutig und das bruchstückhafte Gesamtbild dominierend heraus. Daneben zeigten sich
Aromen von Nougat, brauner Erde, Jod, viel viel Cola – was ich bei
Pinot Noir sehr selten vorteilhaft finde - und klar ins Bittere
gehende Holz-Rest-Aromen. Alles nicht sonderlich verwoben! Nein, eher
wirklich neben sich stehend. All zu fett und voluminös, wie es bei manchem Russian River Valley Pinot vorkommen mag, präsentierte er sich eigentlich
nicht. Ansprechende Dichte und gewisse Komplexität waren ebenfalls
durchaus vorhanden. Solche positiven Attribute könnten in einigen Fällen eine etwaige Disharmonie abschwächen und zumindest einen gewissen Trinkgenuss aufrechterhalten. Für mich jedoch, ruinierte der intensive und
stark irritierende Alkohol im Russian River Selection 2007 diese Möglichkeit! Leider! Bestenfalls ein so la-la *** Pinot mit
anstrengend hohen Konzentrationsanforderungen. Überhaupt nicht mein Fall!
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