Vor einigen Wochen habe ich mir erlaubt
euch einen "Klassiker" des japanischen Weinbaus vorzustellen. Neben
Weinen aus der autochtonen Rebsorte Koshu, gelten auch Weine aus der
Hybridrebe Muscat Bailey A oder Japanese Muscat mittlerweile zu den klassischen
Weinen Japans. Diese Muscat Bailey A Rebe wurde von Zenbei Kawakami in der Mitte
der 1920er Jahre durch eine Kreuzung der Rebensorten Bailey und
Hamburg Muscat erzeugt. Gerade dieser Zenbei Kawakami gilt mit seinem in den
1890er Jahren gegründeten Weingut Iwanohara (Niigata Präfektur im nordwestlichen Teil Honshu's) als einer der Weinpioniere, die dem modernen
europäisch-inspirierten Weinbau Japans nach der Meiji-Restauration
maßgeblich auf die Sprünge geholfen hat. Schon damals kam "moderne" Technik nicht zu kurz. Schon im ausgehenden 19.
Jahrhundert konstruierte Kawakami einen Schnee gekühlten Keller
(bekannt als Yukimuro Konstruktion), welcher nach
Jahrzehnten der Vernachlässigung (ca. 1950 wurde dieser stillgelegt)
seit 2005 wieder in Betrieb ist. Hauptbeweggrund für diese
Reaktivierung des Kellers war nicht ein spezieller Effekt während
der Weinbereitung, sondern vielmehr eine beträchtliche Verringerung
der vorher durch Elektrizität erzeugten Kühlung entstandenen
Kohlenstoffdioxidemissionen. In diesem Keller wurde auch mein
heutiger Zen Muscat Bailey A Red erzeugt. Mal schaun wie sich dieser
präsentiert hat ...
Was seine Farbe betrifft, zeigte der
Muscat Bailey ein Rubinrot, welches fast schon an einem hochwertigen Tansania Rubin samt
asterisischen Effekten eines klassischen Cabochonschliff erinnerte. Nur fast - aber sehr schön! Sehr strahlkräftig
und jugendlich. Seine Nase wirkte für mich schon etwas sehr offensiv, laut und
wenig hintergründig. Am ersten Tag konnte ich hauptsächlich
knallige dunkle Beerenfrucht (hauptsächlich Blaubeeren), Gummi,
verhaltenen Rauch, ein Etwas von Sojabohnen und eine Idee mit Thymian
gewürzter Bratensoße aus Großproduktion erriechen. Seine intensive
Fruchtorientierung überdauerte die ganze dreitägige Verkostungsdauer.
Glücklicherweise wirkte er an Tag zwei und drei nicht mehr ganz so
aufgesetzt und Gummi-(Kaugummi)-haft. Ich vermag sogar zu berichten,
dass sich ab Tag zwei ein minimale fruchtabgewendete
würzige Hintergründigkeit einstellte. Am Gaumen zeigten sich die Aromen
nahezu deckungsgleich. Auch hinsichtlich ihrer Entwicklung über die
Verkostungstage hinweg. Doch zusätzlich zu seiner Fruchtigkeit gesellten sich palatal so einige schüchtern wirkende
peffrige Aromen, die mich an schwarzen Pfeffer und Muskatnuss
erinnerten, dem Gesamtbild hinzu. Seine Säure wirkte nicht sonderlich raffiniert, aber
immerhin recht lebendig. Jetzt, mit einem Abstand von einigen Tagen,
würde ich mich dem Vergleich mit einem eher einfach gestrickten
Gamay nicht ganz verwehren. Höchstwahrscheinlich wegen seiner leicht gummihaften Art. Sicherlich eine sehr spezielle Erfahrung
mit schwach ausgeprägter Tendenz hin zu Begeisterungsstürmen meinerseits. Doch eine Neigung hinsichtlich eines Dranges mich negativ über den Muscat Bailey A auslassen
zu müssen verspüre ich ebenfalls nicht so sehr. Eben ein sehr fruchtgeladener und einfacher Wein dem ich
ein gewissens so-la la *** Gefühl abgewinnen konnte.
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