22.6.16

Iwanohara Vineyard Zen Muscat Bailey A Red N.V., Niigata



Vor einigen Wochen habe ich mir erlaubt euch einen "Klassiker" des japanischen Weinbaus vorzustellen. Neben Weinen aus der autochtonen Rebsorte Koshu, gelten auch Weine aus der Hybridrebe Muscat Bailey A oder Japanese Muscat mittlerweile zu den klassischen Weinen Japans. Diese Muscat Bailey A Rebe wurde von Zenbei Kawakami in der Mitte der 1920er Jahre durch eine Kreuzung der Rebensorten Bailey und Hamburg Muscat erzeugt. Gerade dieser Zenbei Kawakami gilt mit seinem in den 1890er Jahren gegründeten Weingut Iwanohara (Niigata Präfektur im nordwestlichen Teil Honshu's) als einer der Weinpioniere, die dem modernen europäisch-inspirierten Weinbau Japans nach der Meiji-Restauration maßgeblich auf die Sprünge geholfen hat. Schon damals kam "moderne" Technik nicht zu kurz. Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert konstruierte Kawakami einen Schnee gekühlten Keller (bekannt als Yukimuro Konstruktion), welcher nach Jahrzehnten der Vernachlässigung (ca. 1950 wurde dieser stillgelegt) seit 2005 wieder in Betrieb ist. Hauptbeweggrund für diese Reaktivierung des Kellers war nicht ein spezieller Effekt während der Weinbereitung, sondern vielmehr eine beträchtliche Verringerung der vorher durch Elektrizität erzeugten Kühlung entstandenen Kohlenstoffdioxidemissionen. In diesem Keller wurde auch mein heutiger Zen Muscat Bailey A Red erzeugt. Mal schaun wie sich dieser präsentiert hat ...


Was seine Farbe betrifft, zeigte der Muscat Bailey ein Rubinrot, welches fast schon an einem hochwertigen Tansania Rubin samt asterisischen Effekten eines klassischen Cabochonschliff erinnerte. Nur fast - aber sehr schön! Sehr strahlkräftig und jugendlich. Seine Nase wirkte für mich schon etwas sehr offensiv, laut und wenig hintergründig. Am ersten Tag konnte ich hauptsächlich knallige dunkle Beerenfrucht (hauptsächlich Blaubeeren), Gummi, verhaltenen Rauch, ein Etwas von Sojabohnen und eine Idee mit Thymian gewürzter Bratensoße aus Großproduktion erriechen. Seine intensive Fruchtorientierung überdauerte die ganze dreitägige Verkostungsdauer. Glücklicherweise wirkte er an Tag zwei und drei nicht mehr ganz so aufgesetzt und Gummi-(Kaugummi)-haft. Ich vermag sogar zu berichten, dass sich ab Tag zwei ein minimale fruchtabgewendete würzige Hintergründigkeit einstellte. Am Gaumen zeigten sich die Aromen nahezu deckungsgleich. Auch hinsichtlich ihrer Entwicklung über die Verkostungstage hinweg. Doch zusätzlich zu seiner Fruchtigkeit gesellten sich palatal so einige schüchtern wirkende peffrige Aromen, die mich an schwarzen Pfeffer und Muskatnuss erinnerten, dem Gesamtbild hinzu. Seine Säure wirkte nicht sonderlich raffiniert, aber immerhin recht lebendig. Jetzt, mit einem Abstand von einigen Tagen, würde ich mich dem Vergleich mit einem eher einfach gestrickten Gamay nicht ganz verwehren. Höchstwahrscheinlich wegen seiner leicht gummihaften Art. Sicherlich eine sehr spezielle Erfahrung mit schwach ausgeprägter Tendenz hin zu Begeisterungsstürmen meinerseits. Doch eine Neigung hinsichtlich eines Dranges mich negativ über den Muscat Bailey A auslassen zu müssen verspüre ich ebenfalls nicht so sehr. Eben ein sehr fruchtgeladener und einfacher Wein dem ich ein gewissens so-la la *** Gefühl abgewinnen konnte.

No comments: