Heute möchte ich mich in einen der
hintersten Winkel der Weinwelt verirren in welcher weder meine Zunge,
noch mein restlicher Körper - leider, je die Freude genießen durfte
vorort ein wenig verweilen zu dürfen. Zwischen dem pazifischen und dem
indischen Ozean liegt eine mit Bayern vergleichbar Insel, natürlich
nur hinsichtlich ihrer eigentliche Größe versteht sich, auf der ein
gemäßigtes von den Ozeanen stark beeinflusstes Klima vorherrscht.
Wie man als aufgeweckter Leser schon aus der Überschrift ersehen kann,
bezieht sich mein approximatives Geschreibsel auf die Insel Tasmanien an der Südflanke des australischen
Bundesstaates Victoria.
Für seine Teufel, seine Segler,
gar Errol Flynn und nicht zu vergessen seine wunderschöne Natur ist die
Insel bekannt. Was Weinbau betrifft, hält sich die Bekanntheit eher
noch ein wenig in Grenzen. Daher vorab eine kleine Einführung. Seine Ursprüngen hat Tasmaniens Weinbau in der Mitte
des 19. Jahrhunderts. Diese ersten Versuche von frühen europäischen Siedlern versandeten schon nach
wenigen Jahren in den auf Tasmanien vorherrschenden Sandböden. Erst
in den 1950er Jahren einwickelte sich ein zweiter Anlauf in Sachen
lokaler Weinbau. Heute gibt es auf der Insel in etwa 1800 ha
an Weinbergen die von ca. 160 Weinbaubetrieben unterhalten werden.
Bezüglich der angebauten Rebsorten herrscht eine entschiedene
Konzentration auf Burgunder Rebsorten (44% Pinot Noir - oft für Schaumwein, 23%
Chardonnay, 11% Grauburgunder und 12% Sauvignon Blanc) vor. Unterteilt
wird Tasmanien in fünf Bereiche: in das mit Abstand größte
Weinbaugebiet Tamar Valley im Norden der Insel entlang des Tamar
Fluss, in die zerstückelte Weinregion entlang der Ostküste, in das Coal River
Valley, in das Derwent Valley inkl. Huon/Channel und letztlich in die
nord-östliche Weinregion entlang des Pipers River - aus
welcher auch mein heutiger „Pinot weit weg“ stammt.
Hergestellt wurde mein Pipers River
Pinot Noir 2013 von Dalrymple Vineyards. Gegründet wurde Dalrymple
von Bertel and Anne Sundstrup im Jahre 1987. Aktuell ist eigentliche
Weinverantwortliche der durch und durch pinosity getriebene Peter
Caldwell. Gewachsen sind die Trauben für den Pipers River Pinot Noir
auf sandigen, lehmigen und zu kleinen Teilen sogar auf vulkanischen Böden.
Vergoren wurden die Trauben in offenen Holzbottichen (mit teilweise
bis zu 30% mit Rappen, je nach Reife und Herkunft der Trauben). Die anschließende Reifung in französischen
Barriquefässern (22% neues Holz, der Rest Zweit-und Drittbelegung)
dauerte ca. 10 Monate. Genug der trockenen Vorrede, jetzt endlich wird es etwas
flüssiger ...
Was die Farbe des Pipers River Pinot
Noir 2013 angeht, präsentierte sich diese in einem mustergültigen
und ausstrahlungskräftigen Rubinrot mit viel Transparenz, sowie
Farbsättigung bis hin in die koronalen Regionen meines Verkostungsglases. Seine Nase zeigte anfänglich angenehm duftige weiße-
und rosafarbene Blüten, rechhaltig reife und keinesfalls
überzüchtete Himbeeraromen, kaum Holz – abgesehen von einem Hauch
Karamell, eine Idee von waschmittelig-seifiger Kargheit die ich sonst
nur von so manchen Pinot vom Kalkstein geläufig ist und einer sehr
fein abgestimmter mitteleuropäischer Kräuterigkeit. Nach einigen
Stunden wurden diese Kräuter wesentlich würziger und von Seiten der
Frucht hielten saftig reife Pflaumen in meiner Nase Einzug. Alles in
allem nasal sehr duftig, mitteilsam und reich an sinnlich-verführerischer Eleganz ohne seinen roten Nasenfaden aus dem Auge zu verlieren. Am Gaumen wirkte er von beginn an
wesentlich kräuterwürziger und was seine mineralische Prägung
betrifft wesentlich kalkiger (ohne die erwähnte Seife) - ohne vom Kalkstein zu sein (?). Was seine Frucht angeht zeigte er wie im Falle
der Nase zunächst Aromen, die mich eher an reife Himbeeren und
Waldbeeren erinnerten. Alles sehr kühl, sehr saftig, leicht cremig
und fern jeglicher Marmeladigkeit. Nach nur ein bis zwei Stunden setzten sich die ebenfalls
schon erwähnten ungemein saftigen und durchweg kühl wirkenden
Aromen von reifen Pflaumen durch. Das Holz inkl. etwas Karamell konnte ich
auf der Zunge ein wenig eher erahnen als in der Nase. Selbiges gilt
für die Erahnungen in Richtung geschmacklich wahrnehmbarem Alkohols
(13,6 %). Aber, nur erahnen … nichts weiter! Am zweiten Tag inkl.
leicht höherer Temperatur (schätzungsweise 19 C) wirkte die
Kräuterwürze etwas pfefferkuchig. Auch Aromen die an Unterholz
erinnerten, entwickelten sich in meiner Zungenrinne. Und die
saftigen Pflaumen? Diese entfalteten zu meinem Entzücken ihr komplettes
Potential. Was Länge im Abgang und seinen an den
Mittelgaumen angelegten Druck betraf, kann ich nichts wirklich Abträgliches berichten. Es kann natürlich (fast) immer ein wenig mehr und raffinierter sein, doch diese tasmanische Performanz war schon ziemlich nett! Für
mich ein sehr gut abgestimmter, saftiger, herb-fruchtiger, trotz
seiner Jugend jetzt schon viel Spaß bereitender Pinot aus der
Halbschwergewichtsklasse mit eindeutig frankophilen Orientierungen. Für mich ohne Probleme sehr anständig *****
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