27.10.16

Domaine Vincent Gaudry Sancerre Rouge Vincengéorix 2014, Sancerre



Meine in den letzten Monaten angestrebte Unternehmung über französische Pinot Noirs jenseits des Burgunds vermehrt etwas schreiben zu wollen, will immer noch nicht so richtig in Fahrt kommen. Irgendwie stockt der Trinkspass gewaltig! Anscheinend falle ich immer wieder, wie auch die letzten Male, auf die Loire zurück, da ich bei der Latte an elsässischen Enttäuschungen keinerlei Motivation aufbringe auch nur einen Satz zu schreiben zu wollen. Naja, es gibt ja noch das Jura! Da wird sich meine Zunge in nächster Zeit etwas mehr aufhalten und hoffentlich nicht ganz so viele Enttäuschungen durchleiden. Heute geht es mal wieder nach Sancerre! In dem Nest Sury en Vaux betreibt Vincent Gaudry mit viel Herzblut und Engagement seit mittlerweile 25 Jahren ein Weingut das sich auf die klassischen Rebsorten der Region konzentriert. Das ich über Sauvignon Blanc an dieser Stelle nicht so viel schrieben werde dürfte nicht weiter überraschen und soll mir bitte verziehen werden. Doch auch die beiden Pinot Noir von Vincent sind unter Kennern durchaus beliebt. Beginnen möchte ich heute mit seinem Einstiegs-Pinot mit dem in vielerlei hinsicht bedeutungsschwangeren Namen Vincengétorix aus dem aktuellen Jahrgang 2014! Gewachsen sind die nach allenmöglichen bio- und biodynamisch Richtlinien kultivierten Reben auf denen im Sancerre so weit verbreiteten Kalkböden. Vergoren wurde das Traubenmaterial mit allem was dazugehört, also mit Rappen, um anschließend in 400 Literfässern zu reifen. Geschönt oder filtriert wurde der Vincentgétorix bei seiner Direktabfüllung aus dem Fass in die Flasche natürlich nicht. Mit Schwelfeln war wohl auch nicht viel, aber das ist mir jetzt gleich! Jetzt solls endlich was flüssiges geben ...


Was Farblichkeit anging zeigte sich der Vincengétorix enorm transparent, passend hell, in ein etwas ins Fahle gehende Rubirot gehüllt und am Rand ein wenig wässrig. In der an Schlankheit und Kühle kaum zu überbietenden Nase, auf sehr guter Qualitätsniveau und ansprechender Konzentration versteht sich, konnte ich von Anbeginn Düfte von kühlen und knackigen Waldhimbeeren, vielleicht auch einer oder zwei Johannisbeeren, eine prägnante Spur an Algen, nicht wenig von grüner ins herb-minzige gehenden Würze, sehr kühler Rauch, eine Idee von herb-konfitüriger Pflaume und schüchterner Waldboden erriechen. Der anfänglich leicht scharf wirkende Rauch und die etwas unreif wirkende grüne Würze verflogen mehrheitlich nach drei bis vier Stunden. Wahrlich ein Glück! Am Gaumen zeigten sich sehr ähnliche Fruchtkomponenten. Auch hinsichtlich ihrer Entwicklung über einige Stunden hinweg. Alles sehr klar, kühl und entschlossen. Hier wirkte die herbe grüne Würze inklusive leichter Bitternoten anfänglich noch etwas intensiver als in der Nase. Glücklicherweise legte sich dieser Eindruck nach einigen Stunden und war am zweiten Tag komplett verflogen. Der mir aufgefallenen sehr kühle Rauch hingegen verblieb während des kompletten Verkostungszeitraums. Eindrücke, die mich verleiteten diesen kühlen Rauch als etwas pinot-teutonisch einordnen zu wollen – in der Gesamtkomposition gesehen, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. War halt ein Eindruck … nicht mehr! Was seine äußerst schlank-hagere Struktur und seine zu Beginn sehr straffe sowie durchaus präzise Säure betrifft, hatte er schon was von einem, falls es sowas geben sollte, eingebildeten und nicht selten beschworenen roten Riesling. Damit meine ich natürlich nicht die eigenständige Rebsorte. Doch keine Angst - hiermit möchte ich die nicht ganz so rieslingaffinen Weintrinker adressieren - auch hier setzte eine substantielle Harmonisierung nach einigen Stunden ein. Knackig verbliebt die Säure natürlich weiterhin. Sein Tannin zeigte sich etwas kitzelig-hart und sich ins Gesamtbild sich gut einfügend. An seiner Länge im Abgang, seiner mutigen Spannung und der noch vernehmbaren (oder einbildbar, je wie es einem beliebt) kalkig-mineralischen Prägung, gibt es von meiner Seite aus rein gar nichts auszusetzen. Insgesamt schöner kühl-schlanker Pinot Spaß wie man ihn im Burgund nur schwer finden dürfte! Für mich ganz sicher mindestens ein anständiger**** oder vielleicht sogar ein schon sehr anständiger***** Pinot Noir von der Loire.

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