So ein eigens-induzierter Mutismus
hinsichtlich der Weine des Burgunds in diesem offensichtlich stark pinotlastigen Weinblog kann
auf die Dauer schon ganz schön herausfordernd sein! Ich weiss auch
gar nicht mehr so recht warum ich mir diese schreiberische Enthaltsamkeit auferlegt habe. Mal sehen, vielleicht kommt es in der näheren Zukunft zu einer grundlegenden Einstellungsänderung.
Könnte bei der kontinuierlich stärker anschwellenden
Schreibarmut in dieser Stelle des Wein-Internet nicht von Schaden sein - nehme ich mal an .... Wie auch immer! Mit solch wagen Plänen im Hinterkopf
kann es wohl nicht ganz falsch sein die Verkoster-Zunge auf meine pinotphile "Schicksalsregion" einzugewöhnen. Zumindest geographisch möchte ich mich ab heute peu à peu dem Burgund nähern. Deshalb dürfte es in den kommenden Wochen - na … wohl eher
doch Monaten - zu einige "Berichten" über frankophonen nicht-burgunder Burgunder kommen. Anfangen möchte ich mit dem Sancerre Rouge
Vendanges Entières 2006 der Domaine Vincent Pinard.
Wahrscheinlich gibt es nicht sonderlich viele Pinot Winzer mit Weltgeltung an der Loire. Eine der wenigen
Ausnahmen stellen wohl Vincent Pinard und seine Söhne Florent und
Clément Pinard von der Domaine Vincent Pinard. Schon seit den frühen 1990er Jahren wird bei Pinard immer stärkeres Augenmerk auf meine Leiblingsrebsorte gelegt. Das pinotige Flagschiff des Hauses ist seit einigen Jahren der Vendages Entières. Das Traubengut (im Schnitt 35 Jahre alt) für diesen stramm ertragsreduzierten (ca. 25 hl/ha) Pinot Noir stammt von Kalkstein und Lehm dominierten Böden in der Region um Bué. Strenge Selektion, Ganztraubenvergärung, Holz-Cuves, wilde Hefen, Kaltmazeration, 18-monatiger Barriqueausbau, weder Pumpen, noch Schönen, noch Filtern beschreiben die Weinbereitung des Vendages Entières in für mich sehr ungewohnt kurzgehaltener Weise. Um dieses rasante Tempo aufrecht halten zu können gibt es jetzt Flüssiges ...
Was die Farbe des Sancerre betrifft fällt mir nur der einschränkende
Begriff: beispielhaft ein. Beispielhaftes Pinot-Rot. Beispielhafte und
durchgängige vital wirkende Farbsättigung mit schmalst vorstellbaren Wasserrand.
Verfärbungen: Fehlanzeige! Und ein weiteres beispielhaft: der Korken. Geniale
Qualität!
Seine Nase zeigte feinsten Rauch, milden schwarzen Pfeffer, ein Strauss an Heublumen, ein Hauch getrocknetes Basilikum, ein stärkeren Hauch mild-stinkiger Landluft,
Rinderschmorbraten und viele würzige dunkle Kirschen welche nach drei bis vier
Stunden sich ein saftig-pflaumiges Nasenkleid überzogen. Schon nach einer guten
halben Stunde in der geöffneten Flasche zeigte der Vendage Entières sein
wahrlich betörendes Nasenspiel, welches leider den Abend aufgrund von komplett nachvollziehbarem Turbokonsum nicht
überlebte.
Dieses "Problem" wirkte sich auch auf den Geschmack aus. Hier zeigten sich ebenfalls dunkle würzige Kirschen die nach
einer Findungsphase sich stärker gen Pflaumen orientierten. Auch das Boeuf
Bourguignon war leicht erschmeckbar. Dazu schwarzer Pfeffer, getrocknetes
Basilikum und eine Spur Balsamessig. Wesentlich intensiver und prägnanter als
letzteres war der tropische Sturzregen im Kalksteinbruch. Ziemlich verdammt beeindruckender
mineralischer Nachhall! Der Einfluss des Eichenholzes war schon leicht
spürbar. An meinem Verkostungstag störte es mich nicht, da ich einfach von der
restlichen Saftigkeit und bestechenden Balance des Vendage Enrières 2006
zu sehr abgelenkt war. Ohne mit der Wimper zu zucken ein wirklich sehr anständiger ***** Pinot Noir der sogar noch ein paar Reserven für die Zukunft haben könnte.
Bei meinem nächsten außerburgundischen Pinot Franzosen soll es etwas mehr gen Atlantikküste gehen! Ich bin schon gespannt ...
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