2.4.16

Domaine Vincent Pinard Sancerre Vendanges Entières 2006, Sancerre




So ein eigens-induzierter Mutismus hinsichtlich der Weine des Burgunds in diesem offensichtlich stark pinotlastigen Weinblog kann auf die Dauer schon ganz schön herausfordernd sein! Ich weiss auch gar nicht mehr so recht warum ich mir diese schreiberische Enthaltsamkeit auferlegt habe. Mal sehen, vielleicht kommt es in der näheren Zukunft zu einer grundlegenden Einstellungsänderung. Könnte bei der kontinuierlich stärker anschwellenden Schreibarmut in dieser Stelle des Wein-Internet nicht von Schaden sein - nehme ich mal an .... Wie auch immer! Mit solch wagen Plänen im Hinterkopf kann es wohl nicht ganz falsch sein die Verkoster-Zunge auf meine pinotphile "Schicksalsregion" einzugewöhnen. Zumindest geographisch möchte ich mich ab heute peu à peu dem Burgund nähern. Deshalb dürfte es in den kommenden Wochen - na … wohl eher doch Monaten - zu einige "Berichten" über frankophonen nicht-burgunder Burgunder kommen. Anfangen möchte ich mit dem Sancerre Rouge Vendanges Entières 2006 der Domaine Vincent Pinard.



Wahrscheinlich gibt es nicht sonderlich viele Pinot Winzer mit Weltgeltung an der Loire. Eine der wenigen Ausnahmen stellen wohl Vincent Pinard und seine Söhne Florent und Clément Pinard von der Domaine Vincent Pinard. Schon seit den frühen 1990er Jahren wird bei Pinard immer stärkeres Augenmerk auf meine Leiblingsrebsorte gelegt. Das pinotige Flagschiff des Hauses ist seit einigen Jahren der Vendages Entières. Das Traubengut (im Schnitt 35 Jahre alt) für diesen stramm ertragsreduzierten (ca. 25 hl/ha) Pinot Noir stammt von Kalkstein und Lehm dominierten Böden in der Region um Bué. Strenge Selektion, Ganztraubenvergärung, Holz-Cuves, wilde Hefen, Kaltmazeration, 18-monatiger Barriqueausbau, weder Pumpen, noch Schönen, noch Filtern beschreiben die Weinbereitung des Vendages Entières in für mich sehr ungewohnt kurzgehaltener Weise. Um dieses rasante Tempo aufrecht halten zu können gibt es jetzt Flüssiges ...




Was die Farbe des Sancerre betrifft fällt mir nur der einschränkende Begriff: beispielhaft ein. Beispielhaftes Pinot-Rot. Beispielhafte und durchgängige vital wirkende Farbsättigung mit schmalst vorstellbaren Wasserrand. Verfärbungen: Fehlanzeige! Und ein weiteres beispielhaft: der Korken. Geniale Qualität! 

Seine Nase zeigte feinsten Rauch, milden schwarzen Pfeffer, ein Strauss an Heublumen, ein Hauch getrocknetes Basilikum, ein stärkeren Hauch mild-stinkiger Landluft, Rinderschmorbraten und viele würzige dunkle Kirschen welche nach drei bis vier Stunden sich ein saftig-pflaumiges Nasenkleid überzogen. Schon nach einer guten halben Stunde in der geöffneten Flasche zeigte der Vendage Entières sein wahrlich betörendes Nasenspiel, welches leider den Abend aufgrund von komplett nachvollziehbarem Turbokonsum nicht überlebte.

Dieses "Problem" wirkte sich auch auf den Geschmack aus. Hier zeigten sich ebenfalls dunkle würzige Kirschen die nach einer Findungsphase sich stärker gen Pflaumen orientierten. Auch das Boeuf Bourguignon war leicht erschmeckbar. Dazu schwarzer Pfeffer, getrocknetes Basilikum und eine Spur Balsamessig. Wesentlich intensiver und prägnanter als letzteres war der tropische Sturzregen im Kalksteinbruch. Ziemlich verdammt beeindruckender mineralischer Nachhall! Der Einfluss des Eichenholzes war schon leicht spürbar. An meinem Verkostungstag störte es mich nicht, da ich einfach von der restlichen Saftigkeit und bestechenden Balance des Vendage Enrières 2006 zu sehr abgelenkt war. Ohne mit der Wimper zu zucken ein wirklich sehr anständiger ***** Pinot Noir der sogar noch ein paar Reserven für die Zukunft haben könnte.

Bei meinem nächsten außerburgundischen Pinot Franzosen soll es etwas mehr gen Atlantikküste gehen! Ich bin schon gespannt ...

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