Wie mir scheint, wenn ich so aus dem
Fenster schaue, beginnt der November dieses Jahr schon recht früh.
Nebel, Regen, Kälte und trübe Gedanken haben bei mir gerne den Effekt mir etwas Pinot'iges
ins Glas zu schenken. Daher hat es sich ergeben, dass ich - obwohl der
eigentlich noch herrschenden Pinot-Pause - mir ein weiteres Exemplar aus Oregon
am Sonntag, also gestern, gegönnt habe. Mein
gestriger Wein stammte von einem der eingesessenen, wenn man bei einem
Gründungsdatum 1980 davon ausgehen darf, Produzenten im Willamette
Valley. Chehalem (Tsch-häj-läam), ein Calapooia Indianer Wort welches
man wohl am besten mit "Angenehmem Land" oder auch "Tal
der Blumen" übersetzen kann, wurde 1980 von Harry
Peterson-Nedry mit dem Ridgecrest Vineyard gegründet. Heute ist es einer der erfolgreichsten und mit um die 90 ha einer der größten Weinbaubetriebe in Oregon. Die Arbeitsmethode im Weinberg ist nicht bzw. noch nicht durchgehend, wie auf sehr vielen Weingütern in
Oregon, bio oder biodynamisch. Die Anwendung der wunderbar klingende
Bezeichnung „lutte raisonnée“ dürfte bei den chehalem'ischen
Verfahrensweisen am treffgenausten sein.
Neben einigen sich stark von einander
unterscheidenden Pinot Noirs aus sehr unterschiedlichen Einzellagen,
konzentriert sich Chehalem auf die Produktion von Riesling und
fassvergorenem Pinot Gris! Leider war es mir bis jetzt noch nicht
vergönnt diese zu probieren, doch so Bacchus es will wird dies
vielleicht auch mal passieren! Die drei berühmtesten Pinot Noir
Weinberge des Weingutes: Stoller Vineyard (Dundee Hills AVA), Corral
Creek Vineyard (Chehalem Mountains AVA) und Ridgecrest Vineyard
(Ribbon Ridge AVA), alle mit unterschiedlichen Klonen bepflanzt,
verteilen sich über das ganze Willamette Valley. Das Pinot-Traubengut aus
jenen Lagen wird zum einen zu jeweils einem Lagenwein von fortgeschrittener Qualität ausgebaut und vermarktet und zum
anderen in einem Lagencuvee auf gehobenen Einstiegsniveau
zusammengefasst. Letzteren zusammengefassten Pinot Noir, der sich
verständlicherweise 3 Vineyard nennt, hatte ich nun gestern im
Glase. Der 2007er wurde aus 49% Ridgecrest (Kurzbeschreibung: biologisch
bewirtschaftet, karge vulkanische Basaltböden mit etwas Sandstein
und Ton, kühleres Klima, eng bestockt, hauptsächlich Pommard- und
Dijonklone und um die 30 Jahre alte Reben – ergeben anscheinend die
ernsthaftesten und kräftigsten Weine des Weinguts), 37% Stoller
(Kurzbeschreibung: roter Jory und Nekia Vulkanstein, wärmeres Klima, eng bestockt,
hauptsächlich Dijon Klone und im Schnitt keine 10 Jahre alte Reben – ergeben
anscheinend warme und eher reichhaltige Pinots) und 14% Corral Creek (Kurzbeschreibung: schlammig-lehmiger
Laurelwood Boden, warmes Klima, hauptsächlich mit Pommard- und
Wädenswilklonen bestockt und bis zu 30 Jahre alte Reben - ergeben anscheinend reichhaltige und reifere Weine die auch gut zum Verschnitt gegeignet sind) komponiert und für 9 Monate in 20% neuem, 22% in einmalig gebrauchtem und der Rest in merhfach gebrauchtem französischem Holz ausgebaut. So,
dass war nun etwas viel extra-trockene Information zu meinem gestrigen
Wein. Wer mehr Interesse an solchen Informationen hat, den verweise
ich gerne auf die Webseite von Chehalem. Wie die meisten Weingüter
in Oregon bietet auch deren Webseite eine enorme Menge an Information und
Transparenz für den wissensdurstigen Winefreak. Solch eine
Informationsflut würde ich mir anstatt einer intensiven Konzentartion auf Marketing-Lyrik und hübschen Flash Animationen bei Weingütern anderer und nicht ganz so ferner Weinbauregionen gerne gefallen lassen. Nun aber genug gejammert! Auf Auf … zum Wichtigen!