Es ist manchmal schon
verwunderlich was sich so alles in Weinhandlungen finden lässt. Erst
letztens bin ich über ein paar in Originalfolie verpacke Flaschen aus der
Prä-Mauerfall-Ära gestolpert, die sich äußerlich in einem
fantastischen Zustand befanden. Wenn diese besagten Weine nun aus
einem der klassischen Weinbaugebiete der großen Bs, Rs oder Ms gewesen wären
würde ich mich nicht so wundern, dass ich mich hier auto-genötigt fühle darüber schreiben
zu müssen. Doch es war kein Wein aus den berühmten alterungsfähigen Fabellagen der Weinwelt. Mein heutiger Wein stammt aus dem kleinen
Südtirol und war noch so erschreckend gut in Schuss, dass ich doch
sehr überrascht war …
Der Castel Schwanburg
Südtiroler Cabernet 1989, ein einst prächtiges Weingut das es mittlerweile leider nicht mehr gibt, konnte mich gleich vom Start verblüffen.
An seiner Farbe konnte man natürlich ein vermutbar langes und
erfülltes Leben festmachen - nun ja die Haupterfüllung fand ja
gerade im Moment des Trinkens statt - doch Anzeichen von übermäßiger
Altersmüdigkeit konnte ich kaum feststellen. Ich meinte sogar ein
oder zwei jugendlich glitzernde Reflexe aufgeschnappt zu haben. Die Nase zeigte elegante
und im Höchstmaß gut ausbalancierte und rebsortentypische
Würzigkeit, eine fein anmutende Leichtfüßigkeit und
erstaunlicherweise relativ präsente Frucht von dunklen Kirschen.
Auch was den Geschmack betraf zeigte sich dieser leichtfüßig, um es
etwas zu übertrieben zu wollen nahezu frisch, wunderbar
ausbalanciert und geschliffen ohne abgestumpft oder ausgezehrt zu
wirken. Die veilchenverwöhnte Eleganz dieses Cabernets erstaunte
mich am meisten. Zeitweise war mir so als ob ein von Erhobenheit
geschwängertes margaux'iges Alpenlüftchen an meinem Gaumen
tänzelte. Ein wenig Übertreibung darf doch immer sein, oder!?! Wie
auch immer … natürlich gab es auch ein paar minimale Defizite
hinsichtlich einer nicht vorhandenen überwältigenden Komplexität
usw., doch letztlich bleibt für mich ein sehr überraschender und
mehr als nur anständiger, nämlich ein sehr anständiger *****, Zeitzeuge aus Cabernet Sauvignon.
Darüber hinaus konnte ich
noch von zwei „Blaulemfränkberger“ naschen. Zum einen von einem
gereiften Württemberger aus dem Remstal: Weingut Schnaitmann
Lemberger Simonroth 2003. Dieser präsentierte sich, wie es sich für
einen richtigen Schnaitmann zu erwarten war, als wunderbar cremig und
weich. Auch die Aromen von dunklen Johannisbeeren, etwas Kaffee,
feinem Karamell und ein Etwas an dunklen Kirschen konnten mich
schmeichelnd überzeugen. Die Vollreife und sehr präsente Fruchtsüße gefielen
mir in diesem Fall ebenfalls sehr. Die Länge des Abgangs und die
etwas zu präsente Holzwürze etwas weniger. Dennoch ohne Zweifel ein
anständiger **** und sehr "smuuser" Lemberger aus einem großen
Lembergerjahr!
Der zweite
„Blaulemfränkberger“ konnte gut als Kontrastprogramm herhalten.
Der südburgenländische Blaufränkisch Eisenberg Szapary 2006 vom
Weingut Uwe Schiefer war viel würziger, herber, kühler, ernster,
mineralischer und jugendlicher (offensichtlich) als der Schnaitmann. Seine Aromen
waren durchweg ein wenig pfeffrig, etwas frisch-balsamisch, voll von
seriöser dunkler Johannisbeerfrucht, schüchterner Rauchigkeit und einer guten Portion an Lakritz. Seine herbe aber nicht rustikal wirkende Struktur und
beeindruckender Länge gefielen mir im Vergleich zum Württemberger weit besser. Doch zum jetzigen Zeitpunkt kam er mir fast ein
wenig verschlossen und zur Halbzeit, nach ca. 3 Stunden, sogar etwas abweisend vor. Daher
sehe für den Szapary 2006 noch weitere rosig-herbe Perspektiven für
die nächsten ein, zwei oder drei Jahre. Im Moment ein absolut
anständiger **** Blaufränkisch für die Freunde mit herberen Geschmackspräferenz.
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