Ich glaube es ist schon eine ganz schön
lange Weile her das ich mich im schönen Südafrika getummelt habe. Per
Zufall bin ich vor nicht all zu langer Zeit dem heutigen Pinot Noir 2009
aus Franschoek in einer gut sortierten Weinhandlung, schon wieder, über den Weg gelaufen. Vom Namen her war mir der
Pinot Noir vom Traditionsbetrieb Haute Cabrière in Franschoek schon
lange ein Begriff. Insbesondere wegen seiner für Südafrika angeblich ein
wenig ungewöhnlichen visuellen und körperlichen Leichtigkeit ist mir dieser nie ganz aus dem Gedächtnis enthüpft. Das
Gut an sich besteht schon seit über 300 Jahren. Damals, im Jahr 1694
siedelte sich der hugenottischen "Bauer" Pierre Jourdan in Franschoek
an. Um ein wenig abzukürzen wage ich bewusst einen gewaltigen Zeitsprung um nicht noch mehr mit Trockenheit zu langweilen! Im
Jahr 1982 begann eine neue Zeitrechnung für Haute Cabrière. Seit diesem
Zeitpunkt konzentriert sich das Weingut unter der Regie des
deutschstämmigen Achim von Arnim auf die klassischen burgundischen
Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir. Diese werden bei Haute Cabrière auch vermehrt in Schaumweinproduktion verwendet. Die Trauben für unseren heutigen Pinot Noir
stammen aus gen Westen gerichteten Lagen in den steinigen Ausläufern
des Franschhoekpass am westlichen Kap. Weiter mag die Ausbauzeit interessant ein. Diese betrung ca. 10 Monate in
französischer Troncais und Allier Eiche.
Neben diesem nun
reichhaltig genug geschriebenen Südafrikaner hat es mich noch nach
etwas Chardonnay gedürstet. Dafür musste eine Flasche des
vortrefflichen Bourgogne Chardonnay 2010 von Benoît Ente aus
Puligny-Montrachet herhalten. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Beim
Zweiten war ich ja mal wieder ein wenig sehr voreilig mit meiner
Einschätzung …
Wie mein gewohnt miserables Foto es
vielleicht verraten mag, vorausgesetzt die Helligkeitseinstellung an
eurem Bildschirm ist im extra-hellem-retina-versengenden Modus eingestellt, zeigte sich die Farbe
des Haute Cabrière enorm hell und bergbachklar transparent. Eine
visuelle Tendenz hin zu einem hyper-farbigen Rosé will ich an dieser
Stelle nicht vollkommen ausschließen. Die Nase präsentierte sich
die ersten Stunden als nicht sehr präzise, weniger begeisternd und
zugegebenermaßen recht jugendlich. Duftige Aromen von grünen
Bananenschalen, ein feiner und leicht speckig wirkendem Rauch und viel von
leicht klebrig anmutender Erdbeerfrucht. Eine über allem schwebende erstaunliche Melange von Bounty Schokoladenriegel gepaart mit
nicht zu kräftig abgestimmten vanilligen Holzaromen, bei denen der
süßliche Kokosnussaspekt stark überwiegte, solle ich nicht unterschlagen. Am Gaumen zeigte sich eine sehr leichte, eher einfache,
und frische Struktur gepaart mit lebendiger Säure. Die Fruchtaromen
waren in den ersten beiden Stunden recht simpel und überraschend
warm. Die mir viel zu süß wirkende reife Erdbeerfrucht konnte mich
leider nicht überzeugen. Auch die Eindrücke von Karamell und die
glücklicherweise sehr verhaltenen Eichenaromen, im Gegensatz zur Nase, zeichneten sich nicht gerade durch
Subtilität aus. Nach guten drei Stunden gesellten sich noch so manche ungewöhnlichen Aromen von angeschwitzten sehr leicht
geräucherter Fleischwurst und "Käsigkeit" hinzu. Positiv
empfand ich, dass man den auf dem Rückenetikett angeführten hohen
Alkoholwert von 14% nicht erschmecken konnte. Leider konnte
die Leichtigkeit des Weines mit keinem elegant und schon garnicht erhaben
wirkenden Spiel aufwarten. Diese Leichtigkeit wirkte auf mich nur
sehr eindimensional und euphemistisch formuliert überaus schlank. Der Abgang war ebenfalls nicht der Rede wert. Etwas mehr auf den Rippen, in vieler Hinsicht, hätte dem Wein nicht allzu
schlecht gestanden. So konnte der Pinot Noir von Haute Cabrière mich
leider nicht überzeugen. Sicherlich war der Wein noch relativ jung, doch mehr als eine knappe so la-la *** Bewertung war für mich und meinen Gaumen nicht drin. Ich würde
vorschlagen den Wein etwas kühler zu trinken. Die sehr
spätburgunderisch wirkende Süße, 'tschuldigung für diese gemeine Sippenhaft, doch diese hat mich wirklich frappierend an einen eher einfachen deutschen Spätburgunder erinnert, wird dadurch etwas abgemildert.
Wie schon vorab etwas voreilig
angemerkt präsentierte sich der Bourgogne Chardonnay 2010 von
Benoît Ente komplett anders. Die Farbe war sehr hell, wirkte sehr
kindlich jung und geizte nicht mit so manchem Schwebeteilchen. Die
Nase war für ein Bourgogne Blanc erstaunlich komplex. Abgekürzt
zusammengefasst zeigten sich Aromen von Kamille, Quitte, nicht gerade
wenige semi-dunkle Waldbeeren, ein Hauch Sesam und noch sehr präsent
wirkendes würziges und angenehm duftiges Holz. Der kräftige und etwas grün
wirkende Zitronenabrieb, etwas Lavendel und sehr feine, dennoch raffiniert wirkende, Kornblumen rundeten das überraschend gute
Nasenbild ab. Was den Geschmack betraf fiel mir schon von Anfang an
auf, dass dieser sich sofort mit seiner Jugendlichkeit und
tiefgehenden Frische sanft und bestimmt in meine Backen kniff und es verstand den Gaumen kraftvoll zu streicheln. Dieser „einfache“ Chardonnay konnte mit erstaunlich viel
Druck aufwarten. Die Aromen wurden von Zitronenabrieb, vollkommen
unkitschig wirkenden roten Johannisbeeren, feuner Quitte, einer beeindruckenden Portion mineralischen Würzigkeit,
inkl. kräftig und sehr gut abgestimmter Holzwürze, dominiert. Die
Säure zeigte sich lebendig und konnte dem Wein viel an
Leichtfüßigkeit verleihen. Kurz gesagt, ein sehr anständiger *****
Bourgogne wie ich ihn schon viele Monde nicht mehr hatte. Viel Ausdruck und Länge mit wenig Alkohol. Gerade mal ein Hauch über 12%. Kommt heutzutage auch nicht mehr so oft vor ...
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