Herrje, jetzt gibt es an dieser Stelle endlich doch einmal etwas
Bordeaux. Anlass war eine spontane Entscheidung bei einer virtuellen Cyber-Verkostung
bei dasweinforum.de mitzumachen. Der Wein, Bordeaux A.O.P M. Rolland
2012 von Raymond Huet (laut EDEKA Webseite aus Merlot, Cabernet Sauvignon,
Cabernet Franc und Petit Verdot), zeichnete sich für mich durch seine brutale
und an schwerer Anstößigkeit kaum zu überbietenden Verpackung aus. Zum Rest
später! In den Raum gestellte Fragen wie, warum und wieso so ein Wein gemacht und
verkauft wird können gerne an anderer Stelle diskutiert werden. Ich spare mir solche
Anstrengungen, da der Inhalt dieser Verpackung eine solche Anstrengung meinerseits
nicht rechtfertigt. Um diesen jugendlichen BDX mit berühmter Handschrift etwas freudvoller genießen zu können, habe ich noch zwei halbe Portionen entkorkt. Natürlich
sehr unpassende und im Grunde gemeine halben Portionen die zu keinem Zeitpunkt als Vergleichsobjekt gedacht waren. Die beiden haben mir in meinem
Keller so nett zugeblinzelt. Da konnte ich einfach nicht widerstehen. Zwar immer noch junges
Gemüse, aber dafür richtig knackig. Da war zum einen der von den Côtes de
Castillon stammende Clos Puy Arnaud aus 2005 (60% Merlot, 25% Cabernet Franc, 10%
Cabernet Sauvignon, 5% Malbec) und zum anderen der aus dem kleinen Dörfchen St.
Julien stammende Chateau Leoville Barton 2007 (72% Cabernet
Sauvignon, 20% Merlot, 8% Cabernet Franc). Genug der Vorrede …
Die Farbe des M. Rolland 2012 von Raymond Huet entsprach einem sehr dunkeln und frisch wirkenden
Granatrot. Immerhin eine Übereinstimmung mit der „offiziellen“ Beschreibung
des Weines - leider auch die letzte. Die Nase war von Anfang an etwas krautig-säuerlich, zeigte Spuren
von roten und leicht bonbonhaften Johannisbeeren, zeigte wesentlich mehr von süßlich-vanillinigen
und saftig wirkenden dunklen Kirschen von sehr simpler Prägung, hatte auch irgend etwas
tierisch Wildes und nicht zuletzt mehr als nur wenige Eindrücke von altem Holz. Später
entwickelten sich die Aromen in Richtung Blaubeerjogurt und etwas mehr süßlich-fruchtige Penetranz.
Am zweiten Tag konnte ich nur noch viele Blaubeeren, etwas sehr aufgesetzte, riechen. Für mich eine etwas sehr platte und leider leicht anbiedernde Nase.
Angewidert war ich von ihr dennoch sicherlich nicht. Der Geschmack zeigte von Anfang an etwas
bitteres und sehr grünlich wirkendes Tannin, das sicherlich präsent war, aber
auch erschreckend staubig schnell von der Zunge sprang. An säuerlicher Grundstimmung
mangelte es dem Wein leider auch nicht. Natürlich, wie es zu erwarten war, stand Frucht
im Zentrum dieses jungen, und leider überhaupt nicht nach (Groß-)Herkunft
schmeckenden, Bordeaux. Damit meine ich, dass der Wein für mich überhaupt nicht
nach irgendeiner im Bordelais ansässigen Rebsorte schmeckte. Naja, wie auch immer … Erstaunlicherweise
zeigte der „M. Rolland“ gar keine so spritzigen und süßlichen Aromen wie es
nicht selten bei so manchem Supermarkt BDX vorkommen mag. Einer der wenigen
Eindrücke der mir wirklich etwas zusagte! Auch das gezügelte Karamell und die
kräftigen Lakritzespuren machten mir nichts aus. Die nicht so wenigen unreif
und grün wirkenden Aromen empfand ich nicht sonderlich erbaulich, da sie in
einer sehr unbalancierten und ruppigen Art auftraten. Wie auch bei der Nase
zeigten sich später immer mehr und sehr jung wirkende Blaubeeraromen. Erstaunlicherweise
konnte sich das Geschmacksbild auch in den nächsten Tag retten. Hätte ich so nicht erwartet. Noch ein Punkt auf der Habenseite. Auf Länge, Eleganz und Komplexität – wie es in der „offiziellen´“
Beschreibung im EDEKA Katalog angepriesen wurde – möchte ich nicht weiter eingehen. Von solchen Attributen konnte ich nicht einmal einen Anflug einer Idee erschmecken. Was für mich
letztlich auch nicht weiter schlimm war, da ich so etwas gar nicht erwartet
habe. Bei so einem Preis. Letztlich war der "M. Rolland" 2012
für mich ein sehr simple gestrickter und etwas unangenehm verwaschen wirkender Bordeaux von unterdruchschnittlicher Qualität. Bei
dem Preis inkl. solch einer Verpackung darf man wohl auch nicht viel mehr vom eigentlichen
Inhalt erwarten, nehme ich an. Dennoch ganz sicher ein trinkbarer** Wein für den jedes weitere geschriebene Wort zuviel wäre.
Der Clos Puy Arnaud 2005 hatte eine
samtig-warm und erstaunlich hell wirkende Farbe die gen Rand ein wenig ins
Zinnoberrot ging. Die Nase geizte nicht mit überaus duftig elegant-kraftbetont Attributen. Über
Stunden hinweg zeigten sich große Mengen an getrockneten Pilzen,
würzigen angenehm reifen sehr dunklen Kirschen – eher frische als getrocknet
wirkende, feinste und etwas Kühle verleihende Minze und wunderbar
hellbraun-farbene etwas staubige Erdigkeit. Am Gaumen zeigte sich noch eine
gute Portion an sandigem und kräftig ausgeprägtem Tannin. Die Geschmäcker waren mit meinem Naseneindrücken deckungsgleich. Nur das
elegant eingebundene Holz, Spuren von Zimt und nach einigen Stunden,
wie auch am zweiten Tag, zeigten sich raffiniert wirkende
Entwicklungen in Richtung Kaffeepulver und dunkler sehr
hochprozentiger Schokolade. In der Nase juckten diese weniger. Darüberhinaus war mir am zweiten Tag
so, als ob der kleine Anteil an saftigem Malbec enorm deutlich
herausschmeckbar war. Der Körper erschien wunderbar proportioniert,
hatte für eine 2005er eine erstaunlich belebende Säure, der Alkohol
(14%) war kräftig dennoch keinesfalls aus dem Ruder laufend und der Abgang von bestechender Länge. Vom Alterungszustand muss man sich keine
Gedanken machen. Da rennt nichts weg. Auch nicht aus einer halben
Portion! Für mich ein ganz sicher sehr anständiger***** Côtes de
Castillon mit kräftigen Muskeln, dennoch Raffinesse und sehr gut
ausgeprägter Länge. Wenn der Preis stimmt, der sich auf dem Markt
seltsam variabel zeigt, hat der Clos Puy Arnaud fast schon
so etwas wie Schnäppchenpotential.
Der Chateau Léoville Barton 2007 hatte
eine luftig jugendlich wirkende ins Lila gehende Farbe die keinerlei
Alterung prophezeite. Der 2007 kam mir am Verkostungsabend fast dunkler vor
als so manch andere Ausgabe. Erstaunlich!? Die Nase war, wie zu
erwarten, sehr schlank, sehr kühl und verströmte nach geraumer
Belüftungszeit derart viel aristokratisch-elegante Veilchenaromen welche es verstanden in meinem Hormonsystem feinste Entzückungen
auszulösen. Neben dieser enorm spielerischen und eleganten Art war
der Naseneindruck eben so wie er auch sonst bei Leos von Barton's ist:
überaus zufriedenstellend! Nur eben dem Jahrgang entsprechend. Doch handelte es sich glücklicherweise
bei dem 2007er nicht nur um einen reinen Nasenwein. Auch der schlanke
– für mich positiv schlanke – und elegante Geschmack, den vielleicht Mancher als zu schlank empfinden mag, konnte mich
überzeugen. Strammes Tannin war sicherlich noch spürbar. Nach
einigen Stunden sogar mehr als anfangs. Doch eine fortgeschrittene
Reifung gegenüber vor zwei bis drei Jahren, war das letzte mal das
ich den 2007er verkosten konnte, lag auf der Hand. Insbesondere
zeigte sich die damals etwas sehr scharf wirkende Säure jetzt nun
super toll im Einklang mit dem Gesamtwerk. Der
Leoville-Barton 2007 war für mich ein gelungenes Beispiel für ein
jahrgangstypischen Medoc Wein. Im Gesamten eine sehr anständige*****
halbe Portion. Die Nase zeigte fantastische****** Qualitäten. Meiner
Meinung nach kann man den Leo aus der Halbflasche jetzt schon
trinken, wenn man das „muss“. Etwas warten schadet ganz sicher
nicht!
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