20.9.13

C.C.P.R.




C. C. P. R. ? Keine Angst ich möchte heute keinen Bericht über die vortrefflichen Weine einer ehemaligen Sowjetrepublik der Menschheit näherbringen. Meiner naturgemäßen Schreibfaulheit und der wilden Zusammensetzung einer neulich stattfindenden Verkostung geschuldet, wollte ich mich heute im Urwald des Abbreviationismus verlaufen und mit der Verwendung der Anfangsbuchstaben der jeweilig getrunkenen Rebsorten einen nicht sehr kreativen und vollkommen unverständlichen Titel platzieren. So, das war doch mal wieder ein auf mehreren Ebenen wunderbar nachvollziehbarer Satz!?! Einfach weiter zum Wein. Der war nämlich nicht so kompliziert - naja teilweise vielleicht schon - und fehlerhaft. Dafür aber meistens sehr gut  ...



Das erste "C", vom Chardonnay, war ein recht ungewöhnlich und sehr reif-fruchtig wirkender Puligny-Montrachet aus der dorfnahen Premier Cru Lage Les Chalumaux 2005 von Ropiteau Frères (Boisset). Dieser war sehr farbig, etwas verhalten-nussig, geprägt von sehr reifen und etwas fett-süß-üppigen Fruchtnoten wie Mandarinen und Zitronen. Auch das "Vanillin" war nicht gerade verhalten. Ich würde meinen - ein sehr ungewöhnlicher und barock wirkender Puligny-Montarchet wie ich ihn zuvor eher selten verkosten konnte. Ein anständiger ****, recht kräftiger und voluminöser Wein der blindverkostet für mich eher in Richtung Meursault gehen dürfte. Apropos Meursault, ein weiteres "C" kam aus diesem mir nicht abgeneigten Dörflein (bzw. in diesem Fall ein Quasi-Volnay). Im Gegensatz zum Roipiteau konnte mich der ziemlich gradlinige, jung und etwas streng wirkende Meursault Les Caillerets Premier Cru 2008 von der Domaine Fernand & Laurent Pillot wirklich begeistern. Dieser wirkte zwar immer noch ein wenig verschlossen, doch seine enorme kalkige mineralische Prägung und kühle fein-grün-zitronige Frucht konnten mich überzeugen. Ohne Probleme ein sehr anständiger ***** Meusault mit Tendenz nach oben. Er wirkte nur nicht wirklich übermäßig meursaultig. Also bei ersten "C" herrschte so etwas wie ein wenig verkehrte Welt.
 


Das zweite "C", der Chenin, wurde vom allseits bekannten Coulée de Serrant 1999 von Nicolas Joly repräsentiert. Vorab gewarnt – ich bin kein sehr großer Freund seiner Weine! Womöglich kenne ich diese zu wenige oder ich bin letztlich doch zu einfach gestrickt seine Weine mit der geforderten Achtung verkosten zu können. Wie auch immer … diese Flasche von 1999 zeigte sich sehr zivilisiert, ausgewogen und „feingliedrig“. Die in der Nase gezeigten und recht präsenten Whisky-Karamell-Krautig-Rauchigen Noten, welche mehrheitlich ziemlich zart rüberkamen, schreckten mich dieses mal absolut nicht ab. Im Geschmack gefiel mir die leicht ins seetangig gehende Prägung und sein sehr lebendiges und komplexes Mundspiel überaus gut. In der Tat ein sehr komplexer, glücklicherweise nicht total alkoholisch wirkender, und lang anhaltender Wein von sehr anständiger ***** Qualität. Auch wenn diese Flasche es nicht vermochte mich komplett zu begeistern war es dennoch ein toller Wein!

Beim "P", dem Pinot Noir, begann es mit einem noch ziemlich jung und vom Holz geprägten Spätburgunder Alte Reben 2009 vom Weingut Huber aus dem Breisgau. Die Nase war ziemlich dunkel, relativ rauchig und von etwas scharf wirkenden kräftigen Kirschfrucht geprägt. Am Gaumen wirkte der Wein noch ein wenig nervig und jugendlich-aufsässig. Die dunkle Kirschfrucht war sehr präsent und lebendig, ein wenig breit, die Röstnoten ein wenig überproportioniert und das Eichenholz noch nicht wirklich integriert. Meines Erachtens handelt es sich bei den 2009er Alte Reben um eine kräftige, nicht ewiglich haltende, aber jetzt doch noch zu junge Version meines Huberlieblings. Trotz der leicht aufsässigen Art ohne Zweifel ein anständiger **** Spätburgunder mit Potential nach oben. Das nächste "P" war ein Aloxe-Corton 2002 von der Domaine Guyon aus der Premier Cru Lage Les Fournieres. Dieser hatte eine sehr gealterte Farbe, roch erstaunlich rauchig – auf eine feine Art -, etwas vegetabil, dunkel fruchtig und relativ stark von altem Holz geprägt. Der Geschmack war rustikal, immer noch etwas vom hart-herben Tannin geprägt, dunkel fruchtig, ziemlich rauchig, herb, etwas holzgeprägt und alles in allem sehr 2002ig. Ausgezehrt oder überlagert, wie es die Farbe anzukündigen versuchte, war er überhaupt nicht. Es war sicher nicht der feinsinnigste Pinot Noir! Auch nicht der fruchtigste oder gaumenbetörensde! Dafür aber ein durchaus tiefgehender und sehr klassisch wirkender Aloxe-Corton für den nicht ganz so großen Geldbeutel. Absolut anständige **** Qualität. Über das letzte "P" möchte ich eigentlich nicht viel schreiben. Dieses "P" war eine überraschende Enttäuschung auf der ganzer Linie. Der Savigny-lès-Beaune "Aux Grands Liards" 2002 von der mir sonst sehr geschätzten Domaine Simon Bize hatte eine relativ neutrale, sehr einfache, recht weiche und süßlich-fruchtige Nase. Der Geschmack war weich, noch enorm jung wirkend und von helleren roten Beeren geprägt. Daneben zeigte sich ein ungewöhnliches ziselierendes Säurespiel, ein sehr glatter wie auch flacher Körper. Mein größtes Problem mit diesem "P" war die von Anfang an sehr präsente schlank-kühle Süße. Eine Süße wie ich sie aus dem Burgund eigentlich nicht kenne und auch nicht kennen möchte! In einer Blindverkostung hätte ich diesen Wein wahrscheinlich ins Markgräflerland – sehr durchschnittlicher Qualität - gesteckt. Solch eine Überlegung erschreckt mich! Keine Ahnung was das war!? Einen so "gereiften" Pinot Noir von Simon Bize habe ich zuvor noch nie getrunken. Seltsam ... und letztlich trinkbar **.




Zum Einstieg in das "R" gab es einen sehr jungen und in und abseits der Onlineweinwelt Furore machendes Große Gewächs Riesling vom Weingut Schäfer-Fröhlich an der Nahe. Der Schlossböckelheimer Felsenberg Riesling GG 2011 geizte nicht mit seinen eindeutig vorhandenen mineralischen und nicht fett wirkenden Qualitäten. Auch die Fruchtaromen erschienen mir ziemlich komplex. Sie gingen vermehrt in die rotbeerige, fein zitronige und holundrige Richtung. Die gewaltige mineralische Prägung machte für mich den Wein aus. Seine eigentliche Struktur war mir zu breit, zu glatt, etwas zu süßlich und mit einer mir zu magenfreundlichen Säure ausgestattet. Letztlich, ohne Probleme, ein anständiger **** GG Riesling der seine Freunde finden wird zu denen ich in letzter Konsequnez wohl nicht gehöre. Das nächste "R" kam mit dem Mittelheimer St. Nikolaus Riesling 2005 aus dem Rheingau. Dieser enorm komplex und sicherlich etwas freakig wirkende Riesling von Peter Jakob Kühn konnte mich mit seiner ungewöhnlichen und immer noch sehr lebendigen Art begeistern. Die Aromen von Thymian, Salbei, Rauch, Bienenwachs, Tabak, die bestechende Salzigkeit (hier passte dieser unglückliche Ausdruck wirklich) und seine nach hinten heraus trocknenden Tannine, so hat es sich für mich wirklich angeschmeckt, zeugten von einem super spannenden und überaus präsenten Wein. Für mich ganz sich ein sehr anständiges ***** Rieslingerlebnis. Das dritte "R" kam von der Mittelmosel. Der Riesling Bernkasteler Lay Auslese halbtrocken 1988 von J. J. Prüm zeigte typische saftige und kandierte Fruchtaromen die, wie der ganze Körper, wahrscheinlich schon bessere Tage gesehen haben. Die Prüm'sch Handschrift war sicherlich noch nachvollziehbar und die Säure stand wie ein Fels in der Brandung. Der Rest wirkte leider schon ein wenig ausgezehrt und kurzatmig. Ein eher durchschnittliches so la-la*** Vergnügen, dass ich dennoch gerne getrunken habe.



Sehr schöne Probe mit vielen unterschiedlichen Weinen!!!

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