Ich beschäftige mich schon länger mit
dem Einfall mich gedanklich ins Auto zu begeben, weit gen Südosten zu
fahren, natürlich auch rein palatal, um einige interessante und vor
allem gute Weine entdecken zu dürfen. Wie man teilweise auch hier im
Blog finden kann, habe ich dieses wagemutige Vorhaben schon ein paar
mal versucht zu unternehmen. So richtig hat es bis jetzt noch nicht
klappen wollen. Das hat größtenteils mit dem zweiten der in groß
genannten Attribute zu tun. Die letzten Male hab ich mein Glück mit
lokal angestammten, teilweise auch autochthonen, Rebsorten versucht.
In nächster Zeit möchte ich dieses Glück eher noch ein wenig mehr
ausreizen! Jetzt soll es ausgerechnet dem Pinot Noir an den
Flaschenhals gehen. Da bin ich mal gespannt! Was da noch auf mich warten mag ...
Für meinen ersten südosteuropäischen
Spätburgunder habe ich mir einen der namhaftesten Weinbaugetriebe
Kroatiens ausgesucht. Die Weine von Vlado Krauthaker gehören zu den
hochwertigsten und interessantesten Slawoniens. Insbesondere seine
Weine aus Chardonnay, Graševina (Welschriesling) und Sauvignon Blanc
gehören zu den besten der Weinanbauregion Kutjevo. Wie schon
mehrfach erwähnt habe ich - natürlich rein aus zweifelhafter Neugier
heraus - zum Spätburgunder, dem Pinot Crni, des Hauses aus dem Jahr 2008
gegriffen. Die Trauben für diesen pinotigen Slawonen wuchsen auf den gen Süden gerichteten und hauptsächlich sandig-lehmigen Hängen des Požega Tal. Ausgebaut wurde der Wein für 13 Monate in 85% gebrauchtem und 15% neuem Holz. Jetzt bin ich sogar noch gespannter ...
Die Farbe des Pinot Crni hatte eine
etwas schleierhafte zinobrig-rote Tönung und wirkte wesentlich
reifer als sie letztlich war. Die Nase war ziemlich ungewöhnlich und
erstaunlich komplex an verschiedensten Aromen. Sehr reife
Orangenschalen, etwas einfältig wirkende Erdbeeren, ein wenig zuviel
Zimt, ganz leicht grüner Pfeffer, verhaltener Rauch, ein Etwas von
frisch gebackenen Eierkuchen, mittelstark ausgeprägte dunkle
Erdigkeit und Anmutungen von frisch geschnittenen grünen Zweigen
zeigten eine nasale Komposition von erstaunlicher Seltsamkeit. Nach
einigen Stunden zeigten sich Düfte die eher Richtung Tannenzapfen,
den schon genannten Fruchtsorten- und deren Hüllen und einer
übertrieben strammen Portion an Karamell gingen. Über die meiste
Zeit erwies sich das Nasenbild als ungewöhnlich, aber dennoch in
sich geschlossen und schön ausbalanciert. Bis auf die späteren
Entwicklungen. Manche dieser Duftkomponenten hätten nicht unbedingt
sein müssen. Der Geschmack zeichnete sich zunächst durch eine
kraftvolle Säureattake aus. Diese beinhaltete wahrscheinlich auch
kleinste Spuren an Flüchtigkeit. Schön war der erste Eindruck nicht
wirklich. Dummerweise zählt dieser bewusst oder unterbewusst immer
so unsäglich viel. Ich versuche ihn dennoch im weiteren Verlauf nicht zu stark zu gewichten, da sich
dieser nach einer guten Stunden substantiell zum fast Positiven
veränderte. Nun passte die Säure einigermaßen ins Gesamtbild. Sie war zwar immer
noch lebhaft, doch so manche fiesen Zungenspitzenvibrationen hatten
sich erledigt. Die Geschmacksaromen präsentierten sich nicht so vielschichtig,
wie es die Nase vermochte. Leicht künstlich anmutende Erdbeeraromen,
Orangenschalen, später auch rote Johannisbeeren, ziemlich feiner
Rauch, leichte an Steinpilze erinnernde Süße und gewissen Spuren
von Marzipan spielten sich im Vorder- und Hintergrund ab. Das gesamte
Geschmacksbild wirkte ein wenig verwaschen. Später gesellten sich
noch kräftige Karamellnoten zu dem ungewöhnlichen Potpourri.
Insgesamt hätten die Aromen ein wenig präziser und subtiler sein
können. Von der Körperstruktur war der Wein ein in die Breite
gehendes Leichtgewicht. Wie man lesen kann - auch bei der Struktur
fühlte sich der Pinot Crni ein wenig ungewohnt an. Leider reichte
die Kraft des Weines nicht aus die leicht über 14 % Alkohol
auszubalancieren. Im Abgang war dieser neben einer leichten, aber
eindeutig präsenten, Süße zu etwas spüren. Trotz vieler nicht so
positiv klingenden Beschreibungen empfand ich den Wein sicher nicht
als abstoßend. Die erwähnten Eigenschaften waren teilweise sehr nuanciert und größtenteils
nicht sonderlich stark ausgeprägt. Teilweise machten diese aber auch ein für mich neues und
sehr eigenes Pinot-Geschmackserlebnis aus. Sicher zeigten sich einige Ungereimtheiten und Balanceprobleme. Einige dieser Probleme
dürften von seinem jugendlich wirkendem Zustand herrühren. Andere
waren für mich eher nur schwierig und nicht wirklich fassbar. In Abwägung verschiedener
Eigenschaften war der Pinot Crni dennoch ein so la-la *** Erlebnis und
das beste südosteuropäische Pinot-Erlebnis meines bisherigen
Lebens. Das will schon (vielleicht) was heissen!
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