16.10.13

Krauthaker Pinot Crni 2008, Kutjevo



Ich beschäftige mich schon länger mit dem Einfall mich gedanklich ins Auto zu begeben, weit gen Südosten zu fahren, natürlich auch rein palatal, um einige interessante und vor allem gute Weine entdecken zu dürfen. Wie man teilweise auch hier im Blog finden kann, habe ich dieses wagemutige Vorhaben schon ein paar mal versucht zu unternehmen. So richtig hat es bis jetzt noch nicht klappen wollen. Das hat größtenteils mit dem zweiten der in groß genannten Attribute zu tun. Die letzten Male hab ich mein Glück mit lokal angestammten, teilweise auch autochthonen, Rebsorten versucht. In nächster Zeit möchte ich dieses Glück eher noch ein wenig mehr ausreizen! Jetzt soll es ausgerechnet dem Pinot Noir an den Flaschenhals gehen. Da bin ich mal gespannt! Was da noch auf mich warten mag ...

Für meinen ersten südosteuropäischen Spätburgunder habe ich mir einen der namhaftesten Weinbaugetriebe Kroatiens ausgesucht. Die Weine von Vlado Krauthaker gehören zu den hochwertigsten und interessantesten Slawoniens. Insbesondere seine Weine aus Chardonnay, Graševina (Welschriesling) und Sauvignon Blanc gehören zu den besten der Weinanbauregion Kutjevo. Wie schon mehrfach erwähnt habe ich - natürlich rein aus zweifelhafter Neugier heraus - zum Spätburgunder, dem Pinot Crni, des Hauses aus dem Jahr 2008 gegriffen. Die Trauben für diesen pinotigen Slawonen wuchsen auf den gen Süden gerichteten und hauptsächlich sandig-lehmigen Hängen des Požega Tal. Ausgebaut wurde der Wein für 13 Monate in 85% gebrauchtem und 15% neuem Holz. Jetzt bin ich sogar noch gespannter ...


Die Farbe des Pinot Crni hatte eine etwas schleierhafte zinobrig-rote Tönung und wirkte wesentlich reifer als sie letztlich war. Die Nase war ziemlich ungewöhnlich und erstaunlich komplex an verschiedensten Aromen. Sehr reife Orangenschalen, etwas einfältig wirkende Erdbeeren, ein wenig zuviel Zimt, ganz leicht grüner Pfeffer, verhaltener Rauch, ein Etwas von frisch gebackenen Eierkuchen, mittelstark ausgeprägte dunkle Erdigkeit und Anmutungen von frisch geschnittenen grünen Zweigen zeigten eine nasale Komposition von erstaunlicher Seltsamkeit. Nach einigen Stunden zeigten sich Düfte die eher Richtung Tannenzapfen, den schon genannten Fruchtsorten- und deren Hüllen und einer übertrieben strammen Portion an Karamell gingen. Über die meiste Zeit erwies sich das Nasenbild als ungewöhnlich, aber dennoch in sich geschlossen und schön ausbalanciert. Bis auf die späteren Entwicklungen. Manche dieser Duftkomponenten hätten nicht unbedingt sein müssen. Der Geschmack zeichnete sich zunächst durch eine kraftvolle Säureattake aus. Diese beinhaltete wahrscheinlich auch kleinste Spuren an Flüchtigkeit. Schön war der erste Eindruck nicht wirklich. Dummerweise zählt dieser bewusst oder unterbewusst immer so unsäglich viel. Ich versuche ihn dennoch im weiteren Verlauf nicht zu stark zu gewichten, da sich dieser nach einer guten Stunden substantiell zum fast Positiven veränderte. Nun passte die Säure einigermaßen ins Gesamtbild. Sie war zwar immer noch lebhaft, doch so manche fiesen Zungenspitzenvibrationen hatten sich erledigt. Die Geschmacksaromen präsentierten sich nicht so vielschichtig, wie es die Nase vermochte. Leicht künstlich anmutende Erdbeeraromen, Orangenschalen, später auch rote Johannisbeeren, ziemlich feiner Rauch, leichte an Steinpilze erinnernde Süße und gewissen Spuren von Marzipan spielten sich im Vorder- und Hintergrund ab. Das gesamte Geschmacksbild wirkte ein wenig verwaschen. Später gesellten sich noch kräftige Karamellnoten zu dem ungewöhnlichen Potpourri. Insgesamt hätten die Aromen ein wenig präziser und subtiler sein können. Von der Körperstruktur war der Wein ein in die Breite gehendes Leichtgewicht. Wie man lesen kann - auch bei der Struktur fühlte sich der Pinot Crni ein wenig ungewohnt an. Leider reichte die Kraft des Weines nicht aus die leicht über 14 % Alkohol auszubalancieren. Im Abgang war dieser neben einer leichten, aber eindeutig präsenten, Süße zu etwas spüren. Trotz vieler nicht so positiv klingenden Beschreibungen empfand ich den Wein sicher nicht als abstoßend. Die erwähnten Eigenschaften waren teilweise sehr nuanciert und größtenteils nicht sonderlich stark ausgeprägt. Teilweise machten diese aber auch ein für mich neues und sehr eigenes Pinot-Geschmackserlebnis aus. Sicher zeigten sich einige Ungereimtheiten und Balanceprobleme. Einige dieser Probleme dürften von seinem jugendlich wirkendem Zustand herrühren. Andere waren für mich eher nur schwierig und nicht wirklich fassbar. In Abwägung verschiedener Eigenschaften war der Pinot Crni dennoch ein so la-la *** Erlebnis und das beste südosteuropäische Pinot-Erlebnis meines bisherigen Lebens. Das will schon (vielleicht) was heissen!

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