Nach meinem ersten lehrreichen Ausflug in das pinot’ige
Kroatien, soll es mich heute in ein nördliches Nachbarland verschlagen: Slowenien! Die
bisher besprochenen slowenischen Weine konnten mich größtenteils von ihrer
Qualität und frischen Charakteristik mehrheitlich durchweg überzeugen. Heute gibt es
weder Riesling, noch Sipon oder gar Sauvignon. Heute soll es mit ExTo etwas
lingualistisch exzentrischer werden. ExTo ist die bei Movia hausübliche Abkürzung für den
veralteten Begriff: Tokajer. Demnach also Ex Tokajer! Bei besagtem ExTo
handelt es sich um einen reinsortigen Wein aus dier Rebsorte Sauvignonnasse oder Friulano oder Sauvignon
Vert uvm. - kurz und vollkommen oberflächlich formuliert - je nach Lingua und Örtlichkeit
ein anderer Name. Genug dieser erbärmlichen Namensheranführungsversuche! Was gibt es sonst noch über
diesen bis jetzt immer noch unbenannten Wein – nun aber (!) ExTo Gredic 2009 von
Movia – zu berichten? Zum 1en, der Produzent! Wahrscheinlich eines der
berühmtesten und zum Teil berüchtigtsten Weingüter Sloweniens: 22 ha groß,
biodynamische Bewirtschaftung seit 1989, grenzübergreifende Weinberge in Brda und dem Collio und stark auf klassische slowenische Rebsorten konzentriert. Zum
2ten, die Rebsorte! Sauvignonnasse wird im Gegensatz zum benachbarten Friaul
nur in der Region um Brda angbaut. Diese spätreifende und sehr „farbig“ wirkende
Sorte neigt zu kräftigen, reichhaltigen, oft sehr komplexen, und leider auch manchmal
zu ziemlich alkoholischen Weinen. Die beiden letzten Merkmale und seine "Farbigkeit" konnte man auch im heutigen Wein nachvollziehen. Durchaus sehr viel
Komplexität und nicht wirklich erkläglich viel, aber dennoch etwas zu viel für meinen
zarten Gaumen, Alkohol. Mehr dazu, nach dem „Mehr dazu“...
Die Farbe des ExTo Gredic 2009 war goldgelb, erstaunlich
satt fabig und zeigte eine Menge an Schwebeteilchen. Schon bei den visuellen
Eindrücken verrät der Wein, dass Sauvignon Vert, oder wie man ihn auch immer
nennen möchte, genetisch mit Sauvignon Blanc oder Sauvignon Gris sehr wenig zu
tun hat. Die Nase des ExTo präsentierte sich sehr vielseitig und
veränderungsfreudig. Nasale Aromen von Kakteen, Stachelbeeren, einem Hauch von Guacamole,
Strohblumen, sehr reifer Zitronenfrucht inkl. Schale und tonnenweise sehr expressive und
lebendige dunkle Johannisbeeren. Mit den Stunden wurden die johannisbeerischen
Eindrücke immer stärker und ausgefeilter. Strukturell neigte die Nase zur
Frische und Gradlinigkeit. Die mikroskopisch klein anmutenden ätherischen Züge, die mir
im Gesamtbild nichts ausmachten, möchte ich nicht unerwähnt lassen. Wie die
Nase, verstand es auch der Geschmack mit seiner Komplexität, Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit,
ohne es zu übertreiben, anzugeben. Zunächst war eine präsente Cremigkeit
am Gaumen zu spüren. Für mich ein wenig überraschend präsent, da der Wein in
3000l Eichenfässern vergoren und ausgebaut wurde. Mag vielleicht etwas mit der Dicke
der verwendeten Dauben zu tun haben!?! Oder auch nicht! Wie dem auch sein,
neben der mit der Zeit schwächer werdenden Cremigkeit zeigten sich bestechende und teilweise gewöhnungsbedürftige,
aber dennoch spannende, Aromen von reifen Zitronen, Kaktussaft, einer leicht freak’ig grünlich
wirkenden Würze sowie sehr lebendige und reife dunkle Johannisbeeren. Auch nach
Stunden verweilten die genannten Aromen. Einmal mehr, einmal weniger! Nach ca.
fünf Stunden gesellten sich weitere Aromen von unreifen Orangenschalen und
eine vermeintliche mineralische Feuersteinlastigkeit hinzu. Letzteres mag etwas anzweiflungswürdig
sein. Da war ich womöglich schon zu "lustig". Weniger anzweiflungswürdig war die Klarheit des Gredic. Trotz aller Wandlungsfähigkeit wirkten die Aromen stets klar und sauber. Für mich, neben seiner zurückgefahrenen und unprätentiösen Charakteristik ein ganz großes Plus des ExTo Gredic! Die Säure erschien
mir im Gesamtbild ein wenig zu magenfreundlich oder vielleicht schüchtern. Die Textur des
Gredic war wiederum sehr erstaunlich und im Kontext etwas verwirrend. Am besten
mag ein Vergleich mit Tee, eher weißem Tee, passend zu sein. Der Abgang zeigte
sich den ganzen Abend hinweg als überdurchschnittlich lang und ganz leicht
schmelzig-winziglich-süß und herb zugleich. Leider war hier der leicht erhöhte Alkohol etwas
schmeckbar. Für mich der einzige wirklich erwähnenswerte, aber nicht
überbetonenswerte, Minuspunkt des ExTo. Aber wie schon am Anfang angeführt
handelt es sich dabei um eine nicht so selten vorkommende Tendenz von Sauvignon
Vert. Mein Fazit: sehr spannender, wandlungsfähiger, teilweise ungewöhnlicher, erschreckend günstiger
und qualitativ sehr anständiger ***** Weißwein der vermutlich auch noch so
einige Jahre im Keller hätte liegenbleiben dürfen. Ich war nur mal wieder zu neugierig …
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