26.8.13

Chehalem Wines 3 Vineyard Pinot Noir 2007, Willamette Valley





Wie mir scheint, wenn ich so aus dem Fenster schaue, beginnt der November dieses Jahr schon recht früh. Nebel, Regen, Kälte und trübe Gedanken haben bei mir gerne den Effekt mir etwas Pinot'iges ins Glas zu schenken. Daher hat es sich ergeben, dass ich - obwohl der eigentlich noch herrschenden Pinot-Pause - mir ein weiteres Exemplar aus Oregon am Sonntag, also gestern, gegönnt habe. Mein gestriger Wein stammte von einem der eingesessenen, wenn man bei einem Gründungsdatum 1980 davon ausgehen darf, Produzenten im Willamette Valley. Chehalem (Tsch-häj-läam), ein Calapooia Indianer Wort welches man wohl am besten mit "Angenehmem Land" oder auch "Tal der Blumen" übersetzen kann, wurde 1980 von Harry Peterson-Nedry mit dem Ridgecrest Vineyard gegründet. Heute ist es einer der erfolgreichsten und mit um die 90 ha einer der größten Weinbaubetriebe in Oregon. Die Arbeitsmethode im Weinberg ist nicht bzw. noch nicht durchgehend, wie auf sehr vielen Weingütern in Oregon, bio oder biodynamisch. Die Anwendung der wunderbar klingende Bezeichnung „lutte raisonnée“ dürfte bei den chehalem'ischen Verfahrensweisen am treffgenausten sein.

Neben einigen sich stark von einander unterscheidenden Pinot Noirs aus sehr unterschiedlichen Einzellagen, konzentriert sich Chehalem auf die Produktion von Riesling und fassvergorenem Pinot Gris! Leider war es mir bis jetzt noch nicht vergönnt diese zu probieren, doch so Bacchus es will wird dies vielleicht auch mal passieren! Die drei berühmtesten Pinot Noir Weinberge des Weingutes: Stoller Vineyard (Dundee Hills AVA), Corral Creek Vineyard (Chehalem Mountains AVA) und Ridgecrest Vineyard (Ribbon Ridge AVA), alle mit unterschiedlichen Klonen bepflanzt, verteilen sich über das ganze Willamette Valley. Das Pinot-Traubengut aus jenen Lagen wird zum einen zu jeweils einem Lagenwein von fortgeschrittener Qualität ausgebaut und vermarktet und zum anderen in einem Lagencuvee auf gehobenen Einstiegsniveau zusammengefasst. Letzteren zusammengefassten Pinot Noir, der sich verständlicherweise 3 Vineyard nennt, hatte ich nun gestern im Glase. Der 2007er wurde aus 49% Ridgecrest (Kurzbeschreibung: biologisch bewirtschaftet, karge vulkanische Basaltböden mit etwas Sandstein und Ton, kühleres Klima, eng bestockt, hauptsächlich Pommard- und Dijonklone und um die 30 Jahre alte Reben – ergeben anscheinend die ernsthaftesten und kräftigsten Weine des Weinguts), 37% Stoller (Kurzbeschreibung: roter Jory und Nekia Vulkanstein, wärmeres Klima, eng bestockt, hauptsächlich Dijon Klone und im Schnitt keine 10 Jahre alte Reben – ergeben anscheinend warme und eher reichhaltige Pinots) und 14% Corral Creek (Kurzbeschreibung: schlammig-lehmiger Laurelwood Boden, warmes Klima, hauptsächlich mit Pommard- und Wädenswilklonen bestockt und bis zu 30 Jahre alte Reben - ergeben anscheinend reichhaltige und reifere Weine die auch gut zum Verschnitt gegeignet sind) komponiert und für 9 Monate in 20% neuem, 22% in einmalig gebrauchtem und der Rest in merhfach gebrauchtem französischem Holz ausgebaut. So, dass war nun etwas viel extra-trockene Information zu meinem gestrigen Wein. Wer mehr Interesse an solchen Informationen hat, den verweise ich gerne auf die Webseite von Chehalem. Wie die meisten Weingüter in Oregon bietet auch deren Webseite eine enorme Menge an Information und Transparenz für den wissensdurstigen Winefreak. Solch eine Informationsflut würde ich mir anstatt einer intensiven Konzentartion auf Marketing-Lyrik und hübschen Flash Animationen bei Weingütern anderer und nicht ganz so ferner Weinbauregionen gerne gefallen lassen. Nun aber genug gejammert! Auf Auf … zum Wichtigen!



Die Farbe des 3 Vineyard Pinot Noirs war so himbeerrot hell und transparent, dass ich keinerlei Probleme gehabt hätte meine Verkostungsnotizen durch diese wunderbare Transparenz hindurch redigieren zu können. Nun ja, wie der fleißige Leser meiner Verkostungsnotizen wohl schon gemerkt haben dürfte, kommt SOWAS - hinsichtlich verständlicher und korrekter Ausdrucksweise – bei mir eher nicht vor! Daher habe ich mir dieses „Experiment des Hindurchlesens“ sehr gerne geschenkt. Die Nase des Pinots konnte die ganze Verkostungsdauer mit klassisch-würzigen-unterholzig-herbstlichen "Oregon-Funk" Attributen aufwarten. Zu Beginn erschienen mir diese etwas übermäßig pupsig und leicht zündholzlastig. Doch nach ca. einer guten Stunde integrierten sich diese Auswüchse und konnten neben den etwas schüchtern wirkenden und nicht ganz so hellbeerigen Düften ein sehr überzeugendes und eher zurückhaltendes Duftbild präsentieren. Der Geschmack zeigte wesentlich mehr Leben und Expression! Die erste Stunde erschien mir der 3 Vineyard etwas chillischarf, ein wenig verwaschen wirkend, von heller frischer und etwas süßer Beerenfrucht geprägt, ein wenig rauchig schwarzteeorientiert und recht herb sowie ziemlich kurz im Abgang. Die für 2007er Weine nicht untypische stramme Säure war in der ersten Stunde ebenfalls etwas bissig. Glücklicherweise kam es mit den voranschreitenden Stunden zu mehr Inklusion durch fruchtige Expression ;-). Die Fruchtaromen des 3 Vineyard waren wie schon erwähnt von hellen Beeren geprägt. Ohne die im Abgang vorkommende etwas limonige Frische nicht unterschlagen zu wollen. Doch weiter ... die eigentlichen Aromen, ich würde meinen in erster Linie Erdbeeraromen, veränderten sich eigentlich weniger. Nur ihr Spiel in Verbindung mit der animierenden Säure auf der einen Seite und den schwach ausgeprägten und ganz leicht süßlich ätherisch-likörigen Noten (ganz leicht blinzelten die 13,5 % Alkohol durch) auf der anderen Seite brachten in das Geschmacksbild erhebliche Veränderungen hin zu mehr expressiven unkitschigen Frucht und etwas weg von der vorher präsenten herben und etwas kernigen mineralischen Prägung. Die Länge des Nachhalls gewann in dieser Phase ebenfalls an Boden und löste in mir angenehme Zufriedenheit aus. Von der Komplexitätsseite her war der 3 Vineyard eher ein Leichtgewicht und zeigte keine rechten Fähigkeiten zu überbordenden Tiefgang. Wahrscheinlich benötigt das ein Wein aus dem Einstiegssegment auch nicht!? Letztlich empfand ich den 3 Vineyard Pinot Noir 2007 als sehr trink-animierend, frisch, wohlstimmend – bei dem scheußlichen Wetter sowieso -, gut ausbalanciert und ohne jeden Zweifel anständig ****. Bezüglich des Alterzustand würde ich vorschlagen - so langsam die Flaschen aufdrehen!

2 comments:

Subtlet said...

Thanks for sharing your notes! I see you've done a lot of reading about the vineyards. I'm happy to see that the wine gave you lots to think about as well!

Oh Dae-su said...

Hi Dan,
ohh, i've just seen your comment. I guess a bit too much reading ;-). Could not stop writing :-) There is quite a lot of info on the Chehalem website.
This is one thing I very much like about Oregon - or American in general - wine producers: a lot of information and a certain "written tranparency" about the winery and vineyards etc. The majority of German - not to speak of French winery websites - are a bit ... well ... limited ;-)