16.2.15

Newton Johnson Vineyards Elgin Pinot Noir 2011, Elgin




Da stand er nun vor mir, von mir auf's gewollteste auf einer kleinen verschlissenen roten Trommel aus der späten Qing-Dynastie drapiert um fotografiert zu werden, dieser Spätburgunder aus Südafrikas Obstgarten Elgin. Die unbewusste Verbindung beider Gegenstände muss ich mir noch überlegen. Wenn es überhaupt eine geben sollte. Manchmal denke ich mir bei solchen visuellen Kombinationen wirklich etwas. Innerlich habe ich aber Zweifel, ob ich einen tieferen Sinn finden werde … ein Bierkrug, der mir leider nicht zur Verfügung steht, wäre wohl besser gewesen. Dazu aber später mehr ..

Was den oberen der beiden abgelichteten Gegenstände betrifft, wollte ich diesen, bzw. einen von diesen - bezogen aus das Weingut, schon seit vielen Jahren verkosten. Neben den Pinots von Hamilton Russell und Bouchard Finlayson gelten Newton Johnson's Weine zu den besten aus dem Hemel-en-Aarde Valley in Südafrikas Kapregion. Wie schon erwähnt stammt das Traubengut des heutige Pinot aus Elgin. Einer benachbarten, tendenziell noch kühleren Region, welche bis vor wenigen Jahren nur für ihren Obstanbau bekannt war. Seit wenigen Jahren ist hier neben Walker Bay ein weiteres südafrikanisches Pinot Noir Land am entstehen. Gibt es sonst noch etwas zu erwähnen? Ja, doch! Folgendes dürfte für den späteren Verlauf noch interessant sein: vergoren und ausgebaut wurde wurde der Elgin Pinot Noir in größtenteils gebrauchten Barrique (ca. 78%) Fässern. Die Ausbaudauer betrug in etwa 12 Monate. Nun lasst uns mal schauen warum ich diesem Spätburgunder einen Bierkrug zur Seite stellen wollte …



 


Die Farbe des Elgin Pinot Noir 2011 erwies sich als sehr transparent und überaus hell. Daneben zeigten sich schon einige visuelle Eindrücke von ziegelroter Orangeigkeit. Leider auch jenseits der Corona. Schon der ersten Naseneindruck macht klar warum ich mich erdreistete im Einführungstext die Bezeichnung Spätburgunder zu verwenden. Ich will mich ja nicht zu unzulässiger Verallgemeinerungen hinreißen lassen, doch das was ich leider nicht all zu selten mit deutschem Spätburgunder in nasaler Hinsicht in Verbindung bringe, sind Attribute wie Räucherspeck respektive Schinken, Karamell, Holzkohle und andere süßlich wirkende holzorientierte Ausdünstungen. Leider wurde die Nase des Elgin Pinot Noir in den ersten Stunden von solchen Eindrücken komplett dominiert. Nach etwa vier Stunden verschwanden diese zwar nicht, doch zumindest vermochten es Anklänge filigraner Erdbeerfrucht sich gegen die Holzübermacht zu stemmen. Nun waren auch gewisse Anmutungen von bäuerlich-ländlich-stroh'igen Zügen und einer schüchterne feinen Erdigkeit erriechbar. Dennoch wollte mir die Nase über den ganzen Verkostungszeitraum von immernhin zweieinhalb Tagen nicht so richtig gefallen. Am Gaumen war die kräftige Holzprägung und das Speckaroma ebenfalls ziemlich präsent, doch glücklicherweise nicht komplett beherrschend. Kühle und spannungsgeladenen Fruchtaromen - mehrheitlich eher diffuse, hell wirkende Fruchtaromen - konnten für etwas Ablenkung sorgen. Mit fortschreitender Verkostungsdauer wollten sich diese Fruchtaromen nicht auf erwähnenswerte Weise verändern. Möglicherweise zeigten sich am zweiten Tag zurückhaltende Anzeichen von Aromen die an grüne Banane erinnerten. Was meine Zunge betrifft auch nicht wirklich eines dieser Aromen, welches ich in Pinot Noir gerne suche. Seine strukturell sehr leichte und dennoch erstaunlich straffe - und wiederum durchaus nicht ganz unteutonische - Art, gefiel mir wesentlich mehr als seine eigentlichen Aromen. Diese strammen und "fein geschliffenen" strukturellen Indizien in Kombination mit einer lebendigen, wenn auch nicht sonderlich subtil wirkenden, Säure, lassen mich ein wenig auf zu Zukunft hoffen. Wobei ich erwähnen sollte, dass ich es mir nur schwer vorstellen kann, dass die Zeit (und der Reifeverlauf) eine derartig kräftige Holzprägung bei diesem Wein in entsprechender Weise auszubalancieren vermag. Wäre diese meineserachtens untaugliche Holzdominanz mit den damit einhergehenden Erscheinungen nicht so ausgeprägt gewesen, hätte mir dieser Wein sicherlich gefallen können. Da er aber nun mal so war wie er war, dürfte meiner Ansicht nach ein solides so la-la*** - in erster Linie aufgrund seiner vorteilhaften Struktur - eine vertretbare Bewertung sein. Leider konnte mich dieser lang erwartete Newton-Johnson Pinot nicht sonderlich beeindrucken. Mal sehen wie ein weiterer, vielleicht in einem halben Jahr, aus dem Hemel-en-Aarde Valley sein wird ...

Getrunken habe ich den Newton Johnson Vineyards Elgin Pinot Noir 2011 im Februar 2015 mit einem Zalto Burgunder Glas.

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