Da stand er nun vor mir, von mir auf's
gewollteste auf einer kleinen verschlissenen roten Trommel aus der
späten Qing-Dynastie drapiert um fotografiert zu werden, dieser
Spätburgunder aus Südafrikas Obstgarten Elgin. Die unbewusste
Verbindung beider Gegenstände muss ich mir noch überlegen. Wenn es
überhaupt eine geben sollte. Manchmal denke ich mir bei solchen
visuellen Kombinationen wirklich etwas. Innerlich habe ich aber
Zweifel, ob ich einen tieferen Sinn finden werde … ein Bierkrug,
der mir leider nicht zur Verfügung steht, wäre wohl besser gewesen. Dazu aber
später mehr ..
Was den oberen der beiden abgelichteten
Gegenstände betrifft, wollte ich diesen, bzw. einen von diesen - bezogen aus das Weingut,
schon seit vielen Jahren verkosten. Neben den Pinots von Hamilton
Russell und Bouchard Finlayson gelten Newton Johnson's Weine zu den
besten aus dem Hemel-en-Aarde Valley in Südafrikas Kapregion. Wie
schon erwähnt stammt das Traubengut des heutige Pinot aus Elgin.
Einer benachbarten, tendenziell noch kühleren Region, welche bis vor
wenigen Jahren nur für ihren Obstanbau bekannt war. Seit wenigen
Jahren ist hier neben Walker Bay ein weiteres südafrikanisches Pinot Noir Land am
entstehen. Gibt es sonst noch etwas zu erwähnen? Ja, doch! Folgendes dürfte für den späteren Verlauf noch interessant sein: vergoren und ausgebaut wurde wurde der Elgin Pinot Noir in
größtenteils gebrauchten Barrique (ca. 78%) Fässern. Die Ausbaudauer
betrug in etwa 12 Monate. Nun lasst uns mal schauen warum ich diesem
Spätburgunder einen Bierkrug zur Seite stellen wollte …
Die Farbe des Elgin Pinot Noir 2011
erwies sich als sehr transparent und überaus hell. Daneben zeigten
sich schon einige visuelle Eindrücke von ziegelroter Orangeigkeit. Leider
auch jenseits der Corona. Schon der ersten Naseneindruck macht
klar warum ich mich erdreistete im Einführungstext die Bezeichnung Spätburgunder zu verwenden. Ich will mich ja nicht zu unzulässiger
Verallgemeinerungen hinreißen lassen, doch das was ich leider nicht
all zu selten mit deutschem Spätburgunder in nasaler Hinsicht in
Verbindung bringe, sind Attribute wie Räucherspeck respektive Schinken, Karamell, Holzkohle und andere süßlich wirkende holzorientierte Ausdünstungen. Leider wurde die
Nase des Elgin Pinot Noir in den ersten Stunden von solchen
Eindrücken komplett dominiert. Nach etwa vier Stunden verschwanden diese zwar
nicht, doch zumindest vermochten es Anklänge filigraner
Erdbeerfrucht sich gegen die Holzübermacht zu stemmen. Nun waren auch
gewisse Anmutungen von bäuerlich-ländlich-stroh'igen Zügen und einer schüchterne feinen
Erdigkeit erriechbar. Dennoch wollte mir die Nase über den ganzen
Verkostungszeitraum von immernhin zweieinhalb Tagen nicht so richtig gefallen.
Am Gaumen war die kräftige Holzprägung und das Speckaroma ebenfalls
ziemlich präsent, doch glücklicherweise nicht komplett beherrschend.
Kühle und spannungsgeladenen Fruchtaromen - mehrheitlich eher
diffuse, hell wirkende Fruchtaromen - konnten für etwas Ablenkung sorgen. Mit fortschreitender
Verkostungsdauer wollten sich diese Fruchtaromen nicht auf erwähnenswerte Weise
verändern. Möglicherweise zeigten sich am zweiten Tag zurückhaltende Anzeichen von Aromen die an grüne Banane erinnerten. Was meine Zunge betrifft auch nicht
wirklich eines dieser Aromen, welches ich in Pinot Noir gerne suche. Seine
strukturell sehr leichte und dennoch erstaunlich straffe - und wiederum durchaus
nicht ganz unteutonische - Art, gefiel mir wesentlich mehr als seine
eigentlichen Aromen. Diese strammen und "fein geschliffenen" strukturellen Indizien in Kombination mit einer lebendigen, wenn auch nicht sonderlich subtil wirkenden, Säure, lassen mich ein
wenig auf zu Zukunft hoffen. Wobei ich erwähnen sollte, dass ich es mir nur schwer vorstellen
kann, dass die Zeit (und der Reifeverlauf) eine derartig kräftige Holzprägung bei diesem
Wein in entsprechender Weise auszubalancieren vermag. Wäre diese meineserachtens untaugliche Holzdominanz mit den damit einhergehenden Erscheinungen nicht so ausgeprägt gewesen, hätte mir
dieser Wein sicherlich gefallen können. Da er aber nun mal so war
wie er war, dürfte meiner Ansicht nach ein solides so la-la*** - in erster Linie aufgrund seiner vorteilhaften Struktur - eine
vertretbare Bewertung sein. Leider konnte mich dieser lang erwartete Newton-Johnson Pinot nicht sonderlich beeindrucken. Mal sehen wie ein weiterer, vielleicht in einem halben Jahr, aus dem Hemel-en-Aarde Valley sein wird ...
Getrunken habe ich den Newton Johnson Vineyards Elgin Pinot Noir 2011 im Februar 2015 mit einem Zalto Burgunder Glas.
Getrunken habe ich den Newton Johnson Vineyards Elgin Pinot Noir 2011 im Februar 2015 mit einem Zalto Burgunder Glas.
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