Nach der
überwundenen Pein einer eigentlich nicht weiter erwähnenswerten - und dennoch leidlich oft erwähnten -
Sehnenscheidenentzündung musste ich mich ohne zu zögern in den
vergangenen zwei Tagen in ungewohnte palatale Gefilde stürtzen. Die besagten Gefilde sind im östlichen Mittelmee beheimatet. Es ist Zypern! Eine Insel deren Gestade ich bis zum heutigen Tage weder zungengestützt, noch
„ganzheitlich“ körperlich anzulaufen vermochte. Bei persönlichen Premieren ist es mir meist ein überaus tiefes Anliegen einen autochtones Exemplar an Weinhaltigkeit in Angriff zu nehmen. Im
Falle dieser autochtonen Zielsetzung ist die Auswahl zu meinem bedauern - nur was den Prozess der Auswahl betrifft versteht sich - auf Zypern sehr
reichhaltig und durchaus auch ein wenig verwirrend aufgrund unterschiedlichster Namen für ein und die selbe Rebsorte. Da ich meist zur
Fäulnis neige, nicht nur Edelfäulnis bei Riesling & Co., ist meine Wahl auf die
weitestverbreitete und renomierteste weiße Rebsorte, den (oder die) Xynisteri
(Ξυνιστέρι),
gefallen. Xynisteri zeichnet sich durch seine späte Reife, seiner
Neigung zu nussigen und sehr fruchtbetonten Aromen, seiner meist eher
niederen Alkoholwerten und seiner nicht selten eher zur
nichtssagenden Leichtigkeit neigenden Körperlichkeit aus. Letzteres
trifft auf meinen heutigen Wein wahrlich nicht zu. Mein Xynisteri
2013 von der Domaine Hadjiantonas aus der Region Paphos ist ein
nicht ganz unbekanntes Beispiel für das wiederum nicht nur sprichwörtliche Gegenteil …
Farblich wehte bei meinem heutigen Xynesteri von Hadjiantonas ein Hauch von gebleichtem Stroh und kristallklare Transparenz durch mein Glas. Seine Nase war geprägt von
reichhaltigen und mehrheitlich sehr exotisch anmutenden Fruchtaromen die teil- und
zeitweise etwas breit angelegt und etwas harzig-kandiert erschienen. Neben
einer gehörigen Portion an Kiwi und gelber Grapefruit zeigten sich
auch Düfte die an Kaktusmilch, Quitte, knallgelben Äpfeln, einer
Spur Persil und nicht ganz so angenehmerweise ebenso ein wenig an
Kamelmilch erinnerten. In den ersten Stunden könnte man durchaus von
olafa-kakofonischen Ansätzen sprechen. Am zweiten Tag wirkten die
nasalen Eindrücke weit weniger anstrengend, gezügelter,
integrierter, immer noch stark zur Frucht zugeneigt und sogar
ansatzweise floral. Ein Zünglein Palato-Kakofonie zeigte sich
sicherlich auch am Gaumen. Doch weniger frucht- und mehr
„mineral“-betont. Zunächst wirkte er auf mich überaus
ungewöhnlich und fordernd. Auch seine offensichtliche halbtrockene
Prägung half bei diesem ersten Eindruck keinesfalls. Die Aromen
waren wesentlich erdiger, und würziger als sie sich durch die Nase
ankündigen versuchten. Meiner Ansicht nach standen Aromen von frisch
geschnittenen Zweigen, gelben Äpfeln samt Stil – mit Betonung auf
den Stil, Abrieb von Grapefruitschalen, etwas Holunder, Kaktussalat
und mit Zucker bestreuten Gewürzgurken vor meiner Zunge schlange.
Letztere, und ausnahmsweise etwas seltsam anmutende, Assoziation
dürfte nur bei schwangeren Lesern gewissen anklang finden. Nicht das
ich jemals schwanger war und das nachvollziehen könnte … Die
Komplexität und, wie später im Falle des Naseneindrucks, eine
vermutbare florale Raffinesse stellte sich am Gaumen leider nicht
ein. Doch etwas integrierter und weniger anstrengend wirkte er am
zweiten Tag sicherlich. Dank einer knackigen Säure hielt sich die
die schon erwähnte halbe Süße noch einigermaßen in Balance.
Eigentlich gefiel mir dieser Xynisteri auf seine
ganz eigene Weise, doch das eine oder andere ungewohnte Aroma und die eine
oder andere leicht nervige „Intensität“ machten mir nicht nur am
ersten Tag zu schaffen. Allemal ein so-la-la*** Wein mit viel
Eigenständigkeit und anständigem Forderungspotential.
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