20.2.15

Lumos Wine Company Temperance Hill Pinot Noir 2008, Eola-Amity Hills



Diesen Februar soll es nach längere Pause endlich mal wieder in die duftigen Eola-Amity Hills gehen. Der heutige Oregonese stammt von der im Jahr 2000 vom „dashing grape grower and winemaker“ Dai Crisp und seiner „groovy wife and business partner“ PK McCoy„ gegründeten Lumos Wine Company in McMinnville. Das Traubengut des Temperance Hill Pinot Noir 2008 stammt aus dem gleichnamigen 40 Hektar großen Weinberg, der seit 1999 nach Bio- (Oregon Tilth organic standards) und Salmon Safe (http://www.salmonsafe.org) Richtlinien bewirtschaftet wird. Die ältesten Dijon Klone in diesem von Nekia-, Rittner- und Joryböden dominierten Weinberg sind mittlerweile ca. 35 Jahre alt. Bewirtschaftet wird der komplette Weinberg von Dai Crisp. Ein kleiner Teil des Traubenguts wanderte in meinen heutigen Wein. Der große Rest des Traubenguts wurde und wird an namenhafte Weinproduzenten wie Adelsheim, Bergström, Brooks, Evesham Wood und einige mehr verkauft. Na dann lasst uns mal schauen wie sich der „hauseigene“ Pinot so auf meiner Zunge präsentiert hat ...


Schon die beträchtlichen Mengen an Treibgut an der Innenfläche des Korkens verkündeten mir, dass dieser Wein reich an Schwebeteilchen sein dürfte. So war es dann auch. Wenig Transparenz und leuchtende Farbreflexe. Diese war für einen Pinot ziemlich dunkel und von üppiger Intensität. Die aus dem Temperance Hill "herausgezogene" Nase schrie förmlich nach Eola-Amity Hills. Düfte von kräftigem sowie trockenem Herbstlaub, feuchtem Unterholz und ausdrucks-intensiver Erde standen nasal im Vordergrund. Die fruchtige Untermalung wurde durch würzig pfeffrige Schwarzkirschen und dichtem saftigem Pflaumensaft, für mich in diesem Falle auf sehr passende weise, gewährleistet. Die Nase mag wohl nicht die komplexeste gewesen sein, doch an Lebendigkeit und Fülle, wiederum in dem Fall für mich positiv besetzt, dürfte die Frucht in ihrer eigenen Art schwierig zu überbieten sein. Am Gaumen verhielten sich die herbstlichen Aromen ein wenig zurückgefahrener, weniger erdig und durchweg feiner. Was die Frucht betrifft könnte der Ausdruck zurückgefahren kaum fälschlicher sein. Die lutsch'igen Aromen von Pflaumen und Schwarzkirschen waren saftig, prall, fleischig, dennoch durchaus kühl und spannungsgeladen intensiv. Zeitweise kam es mir so vor als ob noch Fruchtfleischfetzen in meinen Zahnlücken hängen würden. Trotz aller Saftigkeit, Freudhaftigkeit und gewisser „Wollust“ wirkte der Wein dennoch straff, sehr trocken und seriös. Sogar eine, gewiss etwas ausgeprägter ausgefallene, vanillige Beeinflussung vom Holz korrespondierte mit den restlichen Eigenschaften des Weines erstaunlich gut. Bei der Verkostung des Temperance Hill war ich über meine Zuneigung die ich für diesen eher etwas schweren und voll-fruchtigen Wein entwickelte selbst ein wenig erstaunt. Für mich war die ausgesprochene (und individuelle) Harmonie in diesem Pinot Noir das entscheidende Kriterium diesen Wein als sehr genussvoll und - an einem trüben Tag - als stimmungsaufhellend zu empfinden. Ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass dieser Wein ganz sich nicht jedem Pinot Freund, insbesondere den Puristen, gefallen dürfte. Naja, dem einen oder anderen offenherzigen Puristen könnte der doch gefallen. Wenn er mir verbohrten Pinot'isten schon gefallen hat!? Für mich ganz eindeutig ein sehr anständiger ***** Pinot Noir mit „neuweltlicher“ Kraft und fern jeglichem Verdachts burgundische Orientierungen verfolgen zu wollen. 

Getrunken habe ich den Lumos Wine Company Temperance Hill Pinot Noir 2008 im Februar 2015 mit einem Spiegelau Willsberger Collection Burgunder Glas bei grauenvoll trüben und kaltem Wetter unter nicht-beachtung des biodynamischen Kalenders.

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