5.3.15

Craggy Range Te Muna Road Vineyard Pinot Noir 2011, Martinborough



Endlich - es geht mal wieder so richtig weit weg ... Pinot-style! Einerseits geht es so richtig weit weg von Seiten einer gewissen fast schon nicht mehr zu überbietenden irdischen physischen Distanz und „zweierseits“ hinsichtlich einer persönlichen temporärer Distanz, welche sicherlich mit Leichtigkeit übertreffbar sein dürfte. Den Part der physischen Distanz soll heute ein Pinot Noir aus Martinborough in Neuseeland übernehmen. Die temporäre Distanz betrifft zwei Weine eines Herstellers der mich einstens in frisch-grauer Vorzeit zu der wunderbar verhängnisvollen Flüssigkeit burgundischen Pinot Noirs geführt hat.

Zunächst möchte ich ein wenig in physische Ferne schweifen! Mein heutiger „Pinot weit weg“ stammt von Craggy Range, einer der immer noch recht jungen Weinunternehmungen in Martinborough's Hawkes Bay Region im Süden der Nordinsel Neuseelands. Craggy Range verfolgt seit Anbeginn, immerhin seit dem Jahr 1997, einen Ansatz der darauf abzielt nur Einzellagenweine zu produzieren. Mein Einzellagen Pinot Noir stammt aus dem Te Muna Road Vineyard etwas außerhalb von Martinborogh Township. Die Bodenformationen im etwas höher gelegenen Pinot Noir Teil des Te Muna Road Vineyard sind sehr vielschichtig und karg. Vorherrschend sind mit unterschiedlichen Steinen (Alvi-Vulvic Vulkansteine, Arten von Ton und etwas Kalkstein) durchmischte schluffige Lehmböden. Beim Großteil der verwendenden Klone handelt es sich um fünf unterschiedlich Djon-Klone. Für den Jahrgang 2011 wurde 90 % des Traubenguts entrappt, in Stahltanks und offenen Holzbottichen vergoren und anschließend für 10 Monate in französischen Barriques (27% neue Fässer) ausgebaut. Na mal schauen wie sich dieser sicherlich noch junge Kiwi Pinot präsentiert hat …




Die Farbe des Craggy Range Te Muna Road Vineyard Pinot Noir 2011 zeigte sehr satte, klare rubinrote Reflexe und beachtliche Transparenz. Seine Nase erschien mir über die zweitägige Verkostungsdauer eher etwas einfach gestrickt und verhältnismäßig "immobil". Viel Frucht, insbesondere Cranberries und zurückhaltende Brombeeren, welche eine Spur marmeladig wirkten gaben den Ton an. Darüber hinaus verirrten sich auch schüchterne Düfte von frischen Zitrone, Karamell(pudding), eher feines Holz und die eine oder andere Alge in meine Nase. Am Gaumen zeigte die üppige Fruchtigkeitsfülle zumindest etwas mehr Bewegung, eine Spur Leichtfüßigkeit, viel animierende Frische und etwas weniger Wärme. Etwas siruplastig fruchtig wirkten die Aromen von Cranberries, Brombeeren und saftigen Pflaumen dennoch. Auch die karamell'igen Noten wirkten eine Spur überproportioniert. Seine etwas überscharf wirkende Säure hatte ebenfalls etwas an Irritationspotential. Von Tiefe oder tertiären Aromen jeglicher Art konnte bei diesem noch jungen Pinot kaum die Rede sein. Die Stärken dieses Weines lagen ganz sicher in seiner intensiven, auch durchaus nicht kurzweiligen, Fruchtigkeit und leichten, sehr über-sanft seidig wirkenden, Struktur. Für pure Fruchtenthusiasten sicherlich ein durchaus empfehlenswerter Wein. Mehr als anständige**** Begeisterungssignale konnte dieser Pinot in mir leider nicht erzeugen. Dafür wirkte er mir zu simpel. Insbesondere für einen gehobeneren Mittelklasse Pinot Noir aus dem sonst nicht so sehr fruchtgetriebenen Martinborough.



Die beiden Weine von (persönlicher) temporären Distanz stammen aus dem Hause Méo-Camuzet Frère et Sœurs. Damals, vor mittlerweile einiges über zehn Jahren, haben mich die Weine von Méo-Camuzet, um ehrlich zu sein die Weine der Domaine Méo-Camuzet – insbesondere der Clos de Vougeot 1996, mit dem unheilbaren Burgund-Pinot-Virus infiziert. Mit den Jahren hat sich meine unabdingbare Begeisterung für die Weine des Hauses zwar gelegt, doch die Verbreitung von gehobenem Spaß anmutiger Natur vermögen sie immer noch zu erzeugen. Die beiden Morey St. Denis der Jahre 2004 und 2006 waren ziemlich unterschiedlich. Der 2004er wirkte sehr vom Hause geprägt und eher weniger jahrgangstypisch. Nicht wenig - dennoch eher edel anmutendes – Holz, relativ viel Kraft, viel Erdigkeit, etwas Fleischigkeit, nicht übermäßige intensive Säure und eine prägnante – immernoch saftig wirkende – Erdbeer-Pflaumen-Frucht zeichneten diesen Pinot Noir aus. Wie nicht selten bei Weinen von Nicolas Méo erschien die floral anmutende Nase über vieles erhaben. Für mich sicherlich ein Wein mit noch leicht mehr Entwicklungspotential und von sehr anständiger***** Qualität. Der 2006er wirkte dagegen (noch) stärker vom Holz beeinflusst (wiederum edel wirkendes Holz - ja ich weiß das liest sich überaus dämlich), zeigte mehr reife – leicht bräunliche - etwas dunkler wirkende Fruchtaromen, wirkte wesentlich weniger frisch und floral-nasal konnte er sich nicht auf die art und weise hervortun wie es der 2004er vermochte. Dennoch war dieser ganz sicher ein anständiger**** Morey St. Denis aus einem mir nicht so sehr lieben Jahrgang. Ob klare Herkunftsanzeichen in beiden Weinen vorhanden waren möchte ich nicht bewerten wollen. Dazu fehlt es mir letztlich an Einbildungspotential (und manch anderen Fähigkeiten).

Getrunken habe ich den Craggy Range Te Muna Road Vineyard Pinot Noir 2011 (und die anderen) im Februar 2015 mit Spiegelau Cremona Burgunderkelchen bei regnerischem, windigem und kaltem Wetter unter strenger Nicht-Beachtung des biodynamischen Kalenders.

No comments: