Letztens hatte ich die Möglichkeit einen ziemlich
gereiften Spätburgunder aus einem der Leuchtturm-Pinot-Betriebe Deutschlands probieren zu dürfen. Kommt bei mir eigentlich selten vor, dass mir solch gealterte Teutonen über den Weg laufen. Immerhin kam er aus einem meiner Lieblingsjahrgänge. Der Wein um den es sich heute handelt war ein Spätburgunder R 2001 aus den Hause
Bernhard Huber. Zur Ergänzung gab es noch jugendliche Pinot-Cousins aus dem
Burgund und etwas Erfrischung in Form von zwei Rieslingen!
Weingut Bernhard Huber Spätburgunder R 2001, Baden
Die Farbe des R - damals noch keine Lage angegeben, schmeckte aber bienenberg'ig - von Huber
zeigte sich im Kern als recht vital, dunkel und frisch glänzend. In den Rand-Regionen
machte sich eine Farbgebung breit, die mich stark an mit Wasser verdünnte Cola
erinnerte. Der Duft war zunächst etwas erstaunend süßlich-süßHolzig-kirschig
und meine Weinigkeit neigte schon wieder dazu leichte Assoziationen mit der
Produktpalette eines Konzerns aus Atlanta zu spinnen. Dieses Mal eher zu einem
Getränk mit Cherry Beimischung. Nach ca. einer Stunde entwickelten sich die
Düfte zu einem integrativeren und seriöserem Gesamtbild. Der Geschmack zeigte
wesentlich mehr von seinen Qualitäten! Auch hier benötigte der Wein ein
gehöriges Etwas an Sauerstoffzufuhr um die holzig-süßlichen Aromen zu bändigen.
Nach einer guten Stunde zeigte sich der R wesentlich klarer und vor allem
frischer (!?). Die mineralische Prägung konnte mich durchaus überzeugen. Er
konnte mit schönem Rauch, einer feine Kaffeewürze, mit ziemlich präsenten Pilzearomen
und angenehm abgestimmtem Unterholz prahlen. Die von nicht mehr süßlich
wirkenden sehr dunklen Kirschen geprägte Fruchtigkeit drehte eher im
Hintergrund ihre Runden. Zunächst befürchtete ich gewisse Balanceprobleme
aufgrund des leicht präsenten Alkohols (13,5%), doch dieser konnte sich
glücklicherweise mit dem Aufkommen der ausgeprägten mineralischen Aromen gut
integrieren. Zusammengefasst, ein sehr anständiger ***** gereifter Pinot Genuss
mir überzeugender Länge und jetzt noch mehr als ausreichender Lebenskraft aus dem schönen Badnerland.
Domaine
Arlaud Morey-Saint-Denis 1er Cru Les Blanchards 2007
Die Farbe war ziemlich hell, matt und zeigte
überraschenderweise schon gar nicht so wenige Alterungsverfärbungen. In der
ersten halben Stunde war die Nase sehr betörend schlüpfrig-duftig. Feinste
Beeren von vitaler Kraft, Blumenwiese und in diesem Zeitraum wunderbar integriert
wirkender würziger Holzeinsatz. Nach einer guten halben Stunde übernahm Letzterer leider in bedenklicher Weise das Kommando. Was den Geschmack betraf
verriet dieser seine holzige Prägung von Anfang an. Leider konnte die
eigentliche Substanz des Weines mit der kräftigen Holzwürze nicht ganz
mithalten. Natürlich konnte ich leicht schmeichelnde Beerenfrüchte und feine Laubwald
Aromen ausmachen, doch gegen das Holz hatten diese keine Chance. Auch die Frische und eine vermutbare Jugendlichkeit konnte ich mir nicht wirklich ertrinken. Etwas
erstaunlich fand ich die nicht so 2007erisch präsente Säure und leider der
ziemlich unterdurchschnittliche Abgang. Leider nicht mehr als ein so la-la ***
Pinot aus Morey-Saint-Denis eines für mich immer noch fragwürdigen Jahrgangs.
Domaine Rapet Pere et Fils Pernand-Vergelesses 1er Cru Ile
des Vergelesses 2007
Über die Farbe gibt es nichts Großartiges zu berichten. Sie
war klassisch rubinrot und hatte eine sehr homogene und nicht vital wirkende
Farbe. Die Nase war in der ersten Stunde etwas käsig stinkend, zeigte viele
sehr dunkle Beeren und nicht gerade wenig Rauch. Alles im allen erschien sie
mir sehr verschlossen und zurückhaltend. Der Geschmack war zunächst von
sehr herben, erdigen und buchstäblich fleischigen Aromen (Landjäger) geprägt.
Diese anfänglichen leicht in Garstigkeit gleitenden Aromen zivilisierten sich
glücklicherweise mit der Zeit. Dennoch zeigte sich der Wein im Gegensatz zum
Morey-St-Denis von Arlaud sehr jung und sehr verschlossen. Das Tannin war noch recht
fest, die Säure sehr präsent – aber nicht 2007er derb – und aromatische
Vielfalt erwies sich als eher eingeschränkt und ziemlich diffus. Den Biss und das überzeugende Potential
konnte ich durchaus vermutend feststellen. Im Moment viel zu verschlossen um eine ernsthafte Einschätzung abgegeben zu können. Da man von mir solche Eigenschaften wie Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit nun wirklich nicht zu erwarten hat würde ich im Moment von einem einem anständigen ****, etwas herben
und wilden Pinot Noir ausgehen, den ich in den kommenden zwei Jahren wirklich nicht mehr öffnen
würde. Danach ganz sicher wieder!
Weingut Schloss Gobelsburg Gaisberg Riesling 2006, Kamptal
Im Gegensatz zu nicht gerade wenigen niederösterreichischen
Rieslingen aus 2006 konnte der hauptsächlich auf Glimmerschiefer gewachsene
Gaisberg Riesling vom Weingut Schloss Gobelsburg mit einer beeindruckenden
Schlankheit, mineralischen Tiefe und belebenden Frische aufwarten. Die Nase war geprägt von leichtem mit
Orangen versetztem Honig, feinem Duft von weißen Blüten, sehr kräftigen Zitrusfrüchten
und einer ins Gesamtbild sehr gut passenden grünen Würzigkeit geprägt. Am Gaumen zeigte
der Gaisberg sowohl Cremigkeit (ohne fett zu erscheinen) als auch eine
intensive frische würzige Fruchtigkeit. Aromen von Zitronen und Zitronenschalen
gaben den Rhythmus vor. Doch auch feiner Honig, leichte Karamellnoten, etwas
Apfel und die sehr prägnant athletische mineralische Prägung konnten mich mehr
als nur überzeugen. Säurearmut, Molligkeit und die teilweise in Niederösterreich
vorkommende von Alkohol geprägte und an Halbtrockigkeit heranreichende Behäbigkeit waren
zu keinem Zeitpunkt ein Thema bei diesem Riesling. Auch die Länge des Abgangs
war ziemlich beeindruckend. Ich muss zugeben, dass ich geneigt bin diesem
Riesling als gerade noch als fantastisch ****** einzuschätzen. Tolle Überraschung!
Weingut Jos. Christoffel Jr. Riesling Graacher Domprobst Auslese*
1994, Mosel
Wie der aufmerksame Schauer, und natürlich auch Leser, wohl schon bemerkt hat war
dieser durch tolle Trinkigkeit geprägte Riesling etwas zu schüchtern um fotografiert
werden zu wollen. Nun ja, die höhere Wahrscheinlichkeit dieses Defizits ist wohl eher mal wieder bei der bestechende Inkompetenz des fotografierenden Individuums zu suchen! Wie auch immer ... Viel gibt es über diesen Riesling sowieso nicht zu schreiben! Einfach Toll trifft es am besten! Tolle
ausgewogenen Leichtigkeit mit feinen dunkelbeerigen Aromen, frischem Apfel,
ganz leichtem Holunder und einem Hauch von anmutverleihendem Honig. Die
Mineralische Tiefgründigkeit konnte mich ebenfalls nicht enttäuschten. Das ganz große Plus
dieses Weines war seine Verführungskraft zu nicht nur dem nächsten Glas. Ein
wunderbar gereifter und immer noch ziemlich jugendlich wirkender leicht
fruchtsüßer Riesling von sehr anständiger ***** Qualität.
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