In diesen heißen Sommertagen hat es mich in das größte
zusammenhängende Weinbaugebiet der Erde verschlagen. In der Mancha, der glutheißen Windigen in der von jeher Jedermann und Jederfrau natürlich stoisch gegen Medien zur Erzeugung von modernen erneuerbaren Energieformen
anrennenden Mancha, werden auf über 200000 Hektaren Weintrauben angebaut.
Leider handelt es sich beim Großteil der Ausbeute um sehr dürftige und
belanglose Endprodukte aus der Rebsorte Arien. Den Begriff Endprodukte habe deshalb
gewählt, weil sehr oft nicht Wein im herkömmlichen Sinn aus diesen Trauben
produziert wird. Nicht selten werden Grundweine oder Traubengut zur Produktion
von Brandy und Ähnlichem verwendet. Diese eher von traubiger Seite her gesehene dürftige
Mehrheitsbevölkerung hat mit meinem heutigen Wein nicht viel zu tun. Dieser
ist der Pago Florentino 2005 der Bodegas La Solana. Seit 1997 baut Florentino
Arzuaga in der Nähe von Toledo neben Oliven und Früchten auch Weintrauben an.
Das Traubenmaterial für den Pago Florentino besteht aus 100 % Cencibel. Dieser
zugegebenerweise mir vorher nicht bekannte Name ist wie oft in Spanien nur ein regionaltypischer
Ausdruck für Spaniens „Nationalrebsorte“ gut hin: die Tempranillo Traube. Wie mir das
Rückenetikett des Weines weiter verraten hat wurde der Pago für 8 Monate in neuen amerikanischen Barrique
Fässern ausgebaut und weder geschönt noch filtriert. Letzteres kann ich sehr
gut bestätigen. Denn als die Flasche zur Neige ging, sah mein Glas aus wie zugefrorene Fensterscheiben in Sibirien ala Doktor Schiwago. Genug der Vorrede! Nun zum Wichtigen …
Die Farbe des Pago Florentino war mehr schwarz als dunkelrot
und hatte nicht nur metaphorisch Tonnen von sehr feinen Schwebeteilchen. Die
Nase zeigte zunächst sehr viel von frisch conchierter Milchschokolade, Kakao
und kräftigem Karamell. Im Hintergrund konnte ich Spuren von Basilikum-Tomatensoße,
Eichenholz, Pfeffer, Angebranntes und etwas nicht weiter definierbares fruchtig
Süßes festmachen. In fortrennenden Stunden veränderte sich die Nase kaum. Nach
einigen Stunden neigte sie etwas mehr zu Kaffeearomen und weniger Schokoladenaromen
und sicherlich zu mehr seriöser - fast kühl wirkender - dunkelbeeriger Frucht. Der
Geschmack präsentierte eigentlich die exakt gleichen Aromen wie die Nase es schon ankündigte.
Am Gaumen konnte ich das erwähnte "Angebrannte" besser identifizieren. Ich würde meinen, dass
es sich um etwas fleischig-blutiges, nur an der Oberfläche stark
Angebratenes handelte. Kurz gesagt: ein richtig „böses-blutiges“ Steak wie ich es nicht selten gerne mag! Neben den schon erwähnten Aromen vermochte ich zusätzlich
eine etwas ätherisch-herbale Note zu erschmecken. Sicherlich hängt diese unter
anderem mit dem höheren Alkoholanteil (14,2%) zusammen. Als stören empfand ich diese
aber zu keinem Zeitpunkt. Sie passte zu diesem glühend heißen Wein, der aber gar nicht so warm schmeckte. Was die Textur des Florentino betraf würde ich diese
als sehr schmeichelnd und stark angeschliffen bezeichnen. Sicherlich war der Verkostungsmoment ein nicht all zu schlechter. Von der Komplexität
befand sich im meinem Glas wohl kein großer Tempranillo und was die Belastung des Geldbeutel betraf wurde dieser auch nicht gefleddert – zusammengefasst jedoch ein wirklich guter
und anständiger **** schwerer Sommerwein der nicht zu plump, überholzt und austauschbar
herüberkam. Wäre schön wenn ich noch mehr solche Weine aus dieser riesigen mir unbekannten Region entdecken dürfte ….
No comments:
Post a Comment