22.7.13

Bodegas y Vinedos La Solana Pago Florentino Tinto 2005, Vinos de Castilla la Mancha




In diesen heißen Sommertagen hat es mich in das größte zusammenhängende Weinbaugebiet der Erde verschlagen. In der Mancha, der glutheißen Windigen in der von jeher Jedermann und Jederfrau natürlich stoisch gegen Medien zur Erzeugung von modernen erneuerbaren Energieformen anrennenden Mancha, werden auf über 200000 Hektaren Weintrauben angebaut. Leider handelt es sich beim Großteil der Ausbeute um sehr dürftige und belanglose Endprodukte aus der Rebsorte Arien. Den Begriff Endprodukte habe deshalb gewählt, weil sehr oft nicht Wein im herkömmlichen Sinn aus diesen Trauben produziert wird. Nicht selten werden Grundweine oder Traubengut zur Produktion von Brandy und Ähnlichem verwendet. Diese eher von traubiger Seite her gesehene dürftige Mehrheitsbevölkerung hat mit meinem heutigen Wein nicht viel zu tun. Dieser ist der Pago Florentino 2005 der Bodegas La Solana. Seit 1997 baut Florentino Arzuaga in der Nähe von Toledo neben Oliven und Früchten auch Weintrauben an. Das Traubenmaterial für den Pago Florentino besteht aus 100 % Cencibel. Dieser zugegebenerweise mir vorher nicht bekannte Name ist wie oft in Spanien nur ein regionaltypischer Ausdruck für Spaniens „Nationalrebsorte“ gut hin: die Tempranillo Traube. Wie mir das Rückenetikett des Weines weiter verraten hat wurde der Pago für 8 Monate in neuen amerikanischen Barrique Fässern ausgebaut und weder geschönt noch filtriert. Letzteres kann ich sehr gut bestätigen. Denn als die Flasche zur Neige ging, sah mein Glas aus wie zugefrorene Fensterscheiben in Sibirien ala Doktor Schiwago. Genug der Vorrede! Nun zum Wichtigen …



Die Farbe des Pago Florentino war mehr schwarz als dunkelrot und hatte nicht nur metaphorisch Tonnen von sehr feinen Schwebeteilchen. Die Nase zeigte zunächst sehr viel von frisch conchierter Milchschokolade, Kakao und kräftigem Karamell. Im Hintergrund konnte ich Spuren von Basilikum-Tomatensoße, Eichenholz, Pfeffer, Angebranntes und etwas nicht weiter definierbares fruchtig Süßes festmachen. In fortrennenden Stunden veränderte sich die Nase kaum. Nach einigen Stunden neigte sie etwas mehr zu Kaffeearomen und weniger Schokoladenaromen und sicherlich zu mehr seriöser - fast kühl wirkender - dunkelbeeriger Frucht. Der Geschmack präsentierte eigentlich die exakt gleichen Aromen wie die Nase es schon ankündigte. Am Gaumen konnte ich das erwähnte "Angebrannte" besser identifizieren. Ich würde meinen, dass es sich um etwas fleischig-blutiges, nur an der Oberfläche stark Angebratenes handelte. Kurz gesagt: ein richtig „böses-blutiges“ Steak wie ich es nicht selten gerne mag! Neben den schon erwähnten Aromen vermochte ich zusätzlich eine etwas ätherisch-herbale Note zu erschmecken. Sicherlich hängt diese unter anderem mit dem höheren Alkoholanteil (14,2%) zusammen. Als stören empfand ich diese aber zu keinem Zeitpunkt. Sie passte zu diesem glühend heißen Wein, der aber gar nicht so warm schmeckte. Was die Textur des Florentino betraf würde ich diese als sehr schmeichelnd und stark angeschliffen bezeichnen. Sicherlich war der Verkostungsmoment ein nicht all zu schlechter. Von der Komplexität befand sich im meinem Glas wohl kein großer Tempranillo und was die Belastung des Geldbeutel betraf wurde dieser auch nicht gefleddert – zusammengefasst jedoch ein wirklich guter und anständiger **** schwerer Sommerwein der nicht zu plump, überholzt und austauschbar herüberkam. Wäre schön wenn ich noch mehr solche Weine aus dieser riesigen mir unbekannten Region entdecken dürfte ….

No comments: