17.7.13

Bruno Giacosa (Falletto) Dolcetto d'Alba 2011





Endlich habe ich es hinbekommen mich meinen Ängsten gegenüber einer Rebsorte zu stellen, der ich bis jetzt nie viel abgewinnen konnte. Ob dieser euphemistisch anmutende zweite Teil des vorrangestellten Satzes auch noch für die Zukunft Gültigkeit haben wird, wird selbstschreibend erst am Ende der Post verraten. Die Wahl des Konfrontationsobjektes meinerseits ist auf einen Klassiker dieser Rebsorte gefallen. Oh herrje, ich habe ja noch garnicht verraten von welcher Rebsorte ich eigentlich berichte! Es handelt sich um die schlechtigste aller schlechten Rebsorten, natürlich nur auf meine Gaumenempfindungen bezogen, den Dolcetto! Genauer gesagt ein Exemplar aus Alba vom Altmeister Bruno Giacosa seiner Azienda Agricola Falletto welche diesen Wein aus Trauben des Jahrgangs 2011 geschmiedet hat. Jetzt geht es für mich ans Eingemachte. Na hoffentlich schmeckt er nicht so wie das gerade eben erwähnte ...



Im Gegensatz zu meinem empfindungsgeschwängerten persönlichen Vorwort werde ich mein Bestes versuchen die eigentliche Beschreibung meiner Eindrücke sehr nüchtern und sachlich zu halten. Nur mal so zur Abwechslung ...
Die Farbe des Dolcetto aus Alba war sehr strahlend, durchaus ein wenig transparent und lila-rot dunkel. Die ersten Stunden und über den ganzen ersten Tag verteilt präsentierte sich die Nase des Dolcetto d'Alba sehr rustikal und eigenständig würzig. Zunächst konnte ich Gerüche von Pflaumen, etwas Datteln, viel Lakritze, frischem Bitumen, Rauch und eine gehörige Portion Kuhmist ausmachen. Mit der Zeit ging der Kuhmist in den Hintergrund über und immens expressive Düfte von leicht kompottigen Waldbeeren und Lakritze spielten sich in den Vordergrund. Auch Nuancen von feinem Gebäck, mit einem Hauch von Zimt, und schwache Aromen von extra dunklen und etwas sehr süßlichen Kirschen entwickelten sich zusehends. Was die Nase betraf gab es am zweiten Tag nicht sehr viel Veränderung. Wahrscheinlich waren die Duftkomponenten alles in allem ein wenig geschliffener und integrierter. Meine Geschmacksimpressionen begannen mit einem Paukenschlag! Am Gaumen brannten - nahezu buchstäblich - sich super intensive Aromen von Lakritze, angebranntem Rauchfleisch und eine diffuse Ansammlung von scharf wirkenden dunklen Früchten ein. Direkt nach dem Nippen kam mir der Wein unheimlich herb, abweisend und hart vor. Im Abgang dann ziemlich süßlich, etwas anbiedernd und warm. Interessantes Spiel! Das sehr bissige Tannin – eines zugegebenermaßen sehr jungen Weines – sollte nicht unerwähnt bleiben. Nach einigen Stunden legten sich die intensiven Aromen von Lakritze und angebranntem Rauchfleisch ein wenig und die ziemlich süße Strahlkraft der dunklen Früchte, jetzt ganz eindeutig Waldbeeren & etwas Co, traten immer mehr hervor. Es handelte sich dabei um eine kitschig bonbonhaftige fruchtige Süße inkl. etwas Herbe wie ich sie von Dolcetto kenne und nicht wirklich schätze. Zumindest erinnerte mich die fruchtige Süße nicht an Eingemachtes oder erweckte andere marmeladigen Assoziationen an meinem Gaumen! Die Konzentration erschien mir kräftig, aber nicht sonderlich übermäßig, und die Säure brachte etwas schöne Frische in den Wein. Auch Komplexität würde ich dem Wein zu diesem Zeitpunkt nicht absprechen wollen. Am zweiten Tag verlor die Süße etwas an Boden und angenehmere Fruchtaromen, insbesondere von etwas nicht ganz so kitschig wirkenden dunklen Kirschen - wahrscheinlich eher Piemontkirschen die ja nicht ganz so dunkel sind, verhalfen dem Wein zu einer eingeschränkten Attraktivität. Jetzt wirkte der Wein auch etwas zivilisierter-balancierter und „seriöser“. Zu seinem Nachteil kam mir der Dolcetto nun etwas monotoner und flacher vor.

Als mein Fazit, mein rein persönliches Fazit natürlich, kann ich leider nichts anderes schreiben als: Scusi Dolcetto – mein Gaumen wird auch in Zukunft kein Freund von dir werden! So gerne ich ab und zu Weine aus deinen piemontesischen Brüdern und Schwestern trinke, so wenig schätze ich deine kitschig anmutende Süße und deine sehr eigene lakritzig-rauchig-teerige wirkende Würze! Es gibt wohl auch Weine aus dir die anders schmecken. Das kann gut sein. Nur kennen tu ich diese nicht! Letztlich für mich ein trinkbarer ** Wein. Wenn es denn sein muss ...

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