Heute geht es bei meinem kleinen Copa do Pinot in das kleine Land östlich des Uruguay Fluss. In der
Weinbauregion Canelones etwas nördlich der Hauptstadt Montevideo nicht weit
vom Rio de la Plata baut die 1910 von kanarischen Einwanderern
gegründete Bodegas Marichal hauptsächlich - wie nicht anders zu erwarten in Uruguay -
Tannat an. Aber auch Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und
Pinot Noir spielen eine tragende Rolle im Portfolio des 50 ha großen
Weingutes. Insbesondere die ungewöhnliche Cuvée aus 70% Pinot Noir
und 30% Tannat hört sich überaus spannend und experimentierfreudig
an. Vielleicht traue ich mich in ferner Zukunft diese eigenwillige
Mischung auch einmal zu verkosten. Dieses mal gibt es aber den
reinsortigen Pinot Noir Reserve Collection 2009 von Marichal aus kalkreichen Weinberglagen in
Etchevarría. Gereift ist der Reserve Pinot Noir 2009 für 12 Monate
in 70 % gebrauchten Barriques. Mal sehen ob
sich dieser südamerikanische Pinot gut schlägt oder doch eher so durchwachsen-zurückhaltend-hölzern spielt wie die Celeste in der ersten Halbzeit ...
Die Farbe des Pinot's aus Canelones
zeigt ein gut durchsehbares verdunkeltes Rubinrot das zum Rand hin
leicht ins Cola-Bräunliche geht. Die Nase präsentiert sich nach
einer 30 minütigen Aufwärmphase voll von sehr reif wirkenden
dunklen Kirschen – inkl. eines Hauch von Amaretto der durch mein
Glas weht, eindeutigen Spuren von kalter Holzkohle, milden und kaum
ätherischen wirkenden undefinierbar Wildkräuter und recht
mitteilungsfreudigen rauchigem rind-lastigem Trockenfleisch. Die Nase
erscheint mir ziemlich parfümiert, etwas krude, aber dennoch nicht
unattraktiv und schon gar nicht all zu simpel. Am Gaumen war der
Pinot von Marichal zunächst hyper-astringierend und verschlossen.
Nun, nach ca. einer Stunde, zeigt sich „nur“ noch eine kräftige
und mehrheitlich ins Gesamtbild ganz gut integrierte Säure, relativ
rosinig und trocken wirkende dunkle Kirschen, vermischte Wildkräuter
(vielleicht mit einem erhöhtem Anteil an Liebstöckel) und einer
passenden schlanken Rauchigkeit. Das Tannin wirkt noch ziemlich
ruppig und leicht grünlich fies. Die 14 % Alkohol sind leider ein
wenig schmeckbar, dennoch eher klar im defensiven Mittelfeld
verortet. Wenn dieser eher zur herb-ruppigen Leichtigkeit
hintendierende Pinot Noir aus Uruguay mit ein wenig mehr Dichte und
Raffinesse am Gaumen aufwarten könnte, wäre er für mich von
anständiger Qualität. Bis jetzt tendiere ich eher zu einem sehr
soliden so la-la ***. Immerhin zeigt sich der Uru wesentlich
„pinot'iger“ und, trotz gewisser hitziger Rosinenlastigkeit,
frischer sowie eleganter als sein brasilianischer Kollege von letzter
Woche.
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