24.6.14

Copa do Pinot: Bodegas Marichal Pinot Noir Reserve Collection 2009, Canelones




Heute geht es bei meinem kleinen Copa do Pinot in das kleine Land östlich des Uruguay Fluss. In der Weinbauregion Canelones etwas nördlich der Hauptstadt Montevideo nicht weit vom Rio de la Plata baut die 1910 von kanarischen Einwanderern gegründete Bodegas Marichal hauptsächlich - wie nicht anders zu erwarten in Uruguay - Tannat an. Aber auch Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Pinot Noir spielen eine tragende Rolle im Portfolio des 50 ha großen Weingutes. Insbesondere die ungewöhnliche Cuvée aus 70% Pinot Noir und 30% Tannat hört sich überaus spannend und experimentierfreudig an. Vielleicht traue ich mich in ferner Zukunft diese eigenwillige Mischung auch einmal zu verkosten. Dieses mal gibt es aber den reinsortigen Pinot Noir Reserve Collection 2009 von Marichal aus kalkreichen Weinberglagen in Etchevarría. Gereift ist der Reserve Pinot Noir 2009 für 12 Monate in 70 % gebrauchten Barriques. Mal sehen ob sich dieser südamerikanische Pinot gut schlägt oder doch eher so durchwachsen-zurückhaltend-hölzern spielt wie die Celeste in der ersten Halbzeit ... 



Die Farbe des Pinot's aus Canelones zeigt ein gut durchsehbares verdunkeltes Rubinrot das zum Rand hin leicht ins Cola-Bräunliche geht. Die Nase präsentiert sich nach einer 30 minütigen Aufwärmphase voll von sehr reif wirkenden dunklen Kirschen – inkl. eines Hauch von Amaretto der durch mein Glas weht, eindeutigen Spuren von kalter Holzkohle, milden und kaum ätherischen wirkenden undefinierbar Wildkräuter und recht mitteilungsfreudigen rauchigem rind-lastigem Trockenfleisch. Die Nase erscheint mir ziemlich parfümiert, etwas krude, aber dennoch nicht unattraktiv und schon gar nicht all zu simpel. Am Gaumen war der Pinot von Marichal zunächst hyper-astringierend und verschlossen. Nun, nach ca. einer Stunde, zeigt sich „nur“ noch eine kräftige und mehrheitlich ins Gesamtbild ganz gut integrierte Säure, relativ rosinig und trocken wirkende dunkle Kirschen, vermischte Wildkräuter (vielleicht mit einem erhöhtem Anteil an Liebstöckel) und einer passenden schlanken Rauchigkeit. Das Tannin wirkt noch ziemlich ruppig und leicht grünlich fies. Die 14 % Alkohol sind leider ein wenig schmeckbar, dennoch eher klar im defensiven Mittelfeld verortet. Wenn dieser eher zur herb-ruppigen Leichtigkeit hintendierende Pinot Noir aus Uruguay mit ein wenig mehr Dichte und Raffinesse am Gaumen aufwarten könnte, wäre er für mich von anständiger Qualität. Bis jetzt tendiere ich eher zu einem sehr soliden so la-la ***. Immerhin zeigt sich der Uru wesentlich „pinot'iger“ und, trotz gewisser hitziger Rosinenlastigkeit, frischer sowie eleganter als sein brasilianischer Kollege von letzter Woche.

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