Und wieder einmal hat sich ein Pinot
aus der Großen Weißen Wolke namens Aotearoa auf den Weg gemacht um
sich an den Gestaden meines Gaumens zu beweisen. Dieser, um den es
heute gehen soll, kommt von einem der ältesten Weinproduzenten
Neuseeland's. Babich Wines wurde vor nunmehr 98 Jahren von dem
kroatischen Einwanderer Josip Babich unter dem Namen Babich Brothers
in Western Auckland an der Nordspitze von Neuseeland's Nordinsel
gegründet. Bis heute ist das Weingut, oder besser formuliert mehr
oder weniger Großunternehmen, familiengeführt und hat sich bis in
die für Weinbau wesentlich vorteilhafteren Regionen von Hawk's Bay
und Marlborough gen Süden ausgebreitet. Aus letztgenannter Region
entstammt der nun folgende Wein: Winemaker's Reserve Pinot Noir aus
dem Jahr 2011. Das Traubengut für diesen Pinot entstammt aus dem
Cowslip Valley Vineyard im Marlborough's Waihopai Valley. Vergoren
wurde die Maische, zu kleinem Teil mit Rappen, in offenen
Holzbottichen für mehrere Tage. Anschließend wurde der Winemaker's
Reserve in neuem und gebrauchtem französischen Barriquefässern
ausgebaut. Nun bin ich mal gespannt wie sich der Wein wohl „bewiesen“
hat …
Farblich zeigte sich der noch sehr
junge Babich Pinot Noir violett-rot, ziemlich kühl, ein wenig fahl
und dennoch sehr transparent. Die ersten Stunden zeigte sich die Nase
getragen von sehr lebendiger und satter Frucht. Glücklicherweise
wirkte diese nicht kitschig und auch nicht über-intensiv. Die Aromen
zeigten sich sehr marlborough'istisch. Viel saftige Himbeere, nicht
zu wenig Hagebutte, eine kleine frischeverleihende Infusion von
Limonen und etwas getrocknetes Heu. Zeitweilig neigten diese Aromen
die ersten zwei Stunden minimal zu einem Hauch an Marmelade. Nach ca.
sechs Stunden und am folgenden Tag kamen zu dieser Fruchtigkeit auch
tiefer greifende erdige und würzige Aromen hinzu. Diese wirkten
herbstlich und sogar zu einem gewissen Grade durchaus raffiniert. Wie
in der Nase war der Wein die ersten Stunden auch am Gaumen sehr von
Fruchtaromen (Himbeeren, Hagebutten, etwas Limone und ergänzende
Spuren von Pflaumen) geprägt. Die erste Stunde leider ein wenig
unsauber und etwas gummihaft. Diese nicht all zu erquickenden
Attribute nivellierten sich ins Gesamtbild und fielen
glücklicherweise nach gut einer Stunde nicht mehr ins Gewicht. Die
auf den nasalen Bereich bezogenen schwächlichen marmeladigen
Tendenzen waren am Gaumen nicht präsent. Dafür zeigten sich leider
einige brandige Spuren die mir in Verbindung der eher kühlen
Charakteristik des Weines sehr eigene Züge annahmen. Nun ja, um es
nicht zu übertreiben würde ich es eher mit einer präsenten und
nicht zu starken alkoholischen Note umschreiben. Brandig dürfte in
diesem Fall eine etwas zu weitreichende Beschreibung sein.
Insbesondere deshalb weil am zweiten Tag diese wesentlich schwächer
zum tragen kam. Was Tag 2. betrifft zeigte sich eine zur Nase
ähnliche Entwicklung. Nicht mehr ganz so von Frucht getragen. Die
herbstlichen Prägungen von feuchtem Waldboden, getrockneten Pilzen,
Spuren von dunkler Schokolade und Heu vermochten es dem Reserve wein
paar interessantere Facetten zu verleihen. Die eigentliche Struktur
des Weines und seine Länge war eher unauffällig, solide,
herkunftsgeprägt und eine wenig mit zu
modernistisch-perfektionistischen Ansatz produziert. An dieser Stelle
frage ich mich nur, was ich genau mit dem letzten Halbsatz gemeint
haben könnte!? Was meint ihr? Wie auch immer - Dank der späten
Entwicklungen hin zu einem positiveren Genusserlebnis würde ich
diesem weit gereisten Pinot Noir anständige **** Qualitäten zugestehen. In der Tat, an meinem Gaumen konnte sich der Winemaker's Reserve mehrheitlich positiver Weise beweisen ... ;-)
2 comments:
Ach Mensch... Ich weiss nicht, mittlerweilen bin ich wirklich soweit, dass ich finde, die Weine, resp. Pinots, die nicht aus Burgund stammen, sind einfach nicht auf demselben Niveau... wie zum Beispiel in der Schweiz der vielgelobte Ganti... wie auch immer, viel Genuss wünsche ich noch ;-)
Jaaaa, so super war der Wein auch wieder nicht ;-). Doch ich war überrascht, denn die Babich Pinots die ich bis dato getrunken habe, waren überhaupt nix ... (eingeschränkt) alternativ in Sachen Pinot Noir sehe im zum Burgund persönlich nur Oregon-, Yarra- und mach sehr kühlen Kalifornier. So lange ich mir das Burgund aber irgenwie noch leisten kann, bleibt das unangefochten vorne :-) Dir ebenfalls viel Genuss beim nächsten Burgunder!
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