6.3.14

Gál Tibor Síkhegy Pinot Noir 2009, Eger



Weil es in Ungarns Pinotwelt so schön war schlage ich vor: Auf zu einem weiteren Mal nach Ungarn – doch diesesmal nach Eger zu Tibor Gál! Nach Attila Gere muss fast zwangsläufig ein Tibor Gál Wein folgen. Genau wie Gere war auch Gál einer der Pioniere des, und Garanten für, hohe Qualität im „neuen“ ungarischen Weinbau. Nach seinem unglücklichen Tod im Jahr 2005 führte seine gesamte Familie das Weingut mit internationalem Erfolg weiter. Mittlerweile ist das Weingut über 50 Hektar groß und bietet in etwa zwanzig verschiedene Weine an. Insbesondere spielen die Pinot Noirs aus den kleinen Einzellagen, natürlich neben den klassischen Bikavér Verschnitten, eine sehr wichtige Rolle im Sortiment des Weinguts. Letztlich war es Tibor Gál selbst der dieser Rebsorte den maßgeblichen Qualitätsschub in Ungarn zukommen ließ. Aus solch einer Einzellage stammt auch dem Weingut sein bekanntester Pinot Noir namens Sikhegy. Sikhegy ist eine nach Süd-Südosten ausgerichtete nicht all zu steile Lage mit Böden reich an Lehm und braunem Waldboden.

Aufgrund eines seltsamen Auswahlprozesses kam es dazu, dass ich ergänzend zu dem Sikhegy noch eine kleine Flasche vom Arachon Cuvée aus dem Jahr 2006 mir einverleibte. Soviel kann ich verraten. Eine interessante und sich in gewisser Weise ergänzende Kombination ...


Die Farbe des Sikhegy Pinot Noir 2009 war überaus klar, transparent und durchaus satt bis direkt an den Rand heran. Dunkles Rubinrot dürfte die korrekte Umschreibung seiner Tönung sein. Alles in allem sehr jugendlich und frisch wirkend. Die Nase war in den ersten zwei Stunden sehr zurückgezogen, zeigte einige Indizien von diffuser zur Marmelade neigender Frucht. Im weiteren Verlauf der nicht weitreichenden Stunden änderte sich nicht sehr viel am Bukett. Zumindest nicht hinsichtlich der Aufzeigung typischer nasale Pinot Noir Eigenschaften. Nach ca. drei Stunden kamen vermehrt braun wirkende und reife Frucht, Erdigkeit und etwas Milchschokolade auf. Auch einige Stunden später zeigte sich die braune Frucht ein wenig diffus und nicht klar erriechbar, doch nun zeigten sich einge Düfte die sich von den bisherigen Naseneindrücken stark unterschieden. Insbesondere strenges und etwas brutal wirkendes Herrenparfüm zeigten die Entwicklung in eine andere Richtung auf. Es war ein etwas tierisch und recht „natürlich“ wirkendes Parfüm, dass im Gesamtbild nicht abstoßend wirkte. Dazu zeigten sich verstärkende erdige mineralische Züge. Insgesamt eine sehr schüchterne und jugendlich wirkende Nase der ich ihr prospektives Potential keinesfalls absprechen möchte. Ähnlich verhielt sich seine Performanz am Gaumen. Zunächst von Aromenseite her sehr zurückhaltend. Dazu recht strenges, etwas grün wirkendes und nicht unpassendes Tannin, sowie eine ziemlich stramme Säure. Die Frucht erschien mir sehr zurückhaltend und nicht wirklich gewollt irgend etwas von sich zu verraten zu wollen. Auch am Gaumen zeigte sich viel Erdigkeit und darüber hinaus ausgeprägte Aromen von getrockneten Pilzen und relativ schmeckbaren Holzeinfluss – wiederum ein nicht so unpassender, bezogen auf das Gesamtbild. Weiter wirkte der Pinot am Gaumen die ersten Stunden sehr robust, ernst, keineswegs kitschig, jugendlich und vielversprechend (für die nächsten Jahre, nicht im Moment). Weitere Stunden später zeigte sich eine ähnlich Entwicklung wie im Falle der Nase: Schokolade, Erde, eher diffuse Frucht – später immer stärker werdende mineralische Züge etc.

Alles in allem ein für die Zukunft vielversprechender Wein den man in den nächsten zwei Jahren am besten nicht anfassen sollten. Potentiell ohne Probleme ein anständiger **** Pinot Noir (vielleicht auch mehr). Wenn man es etwas grob mag auch jetzt schon durchaus anständig nur eben ein klein wenig zickig und schüchtern zugleich.

Wie ich einige Absätze vorher schon angeschnitten habe verkostete ich neben dem Sikhegy auch einen Arachon T.FX.T. Evolution aus dem Jahr 2006. Warum der? Nun ja, wie man schon anhand der obigen Zeilen vermuten könnte hat sich die Verkostung des Ungarn über viele Stunden (wenn nicht Tage) hinweggezogen. Da brauchte ich etwas, dass die Stunden verkürzte. Da aus irgend einem Grund der Arachon direkt neben dem Sikhegy im Regal lag, vielleicht altbackene K und K Assoziationen, musste der einfach dran glauben. Diese Auswahlpraxis sollte ich öfters mal anwenden. Dieses Mal hat sie wirklich gut funktioniert da sich die Weine fast wie passende Antipoden verhielten. Nun ja, zugegeben eine spezielle Art und Weise von Passgenauigkeit ...

Seine Farbe wirkte überraschend hell, satt, etwas trüb, relativ warm und durchgehend vital. Die Nase war sehr zugänglich, weich - fast schon anbiedernd schmeichlerisch und angereichert mit saftiger Beerenfrucht. Die Darsteller Zweigelt und Merlot in diesem Cuvée gaben in der Tat den nasalen Ton an. Auch am Gaumen wirkte der Wein ebenfalls sehr weich und auf positiver Weise sehr gefällig. Dunkle Beerenaromen, reife Pflaumen, cremige Schokolade, Kaffeepulver, präsentes warmes Holz und nicht all zu viel Extrakt machten den Job ganz gut. Glücklicherweise war Frische auch bei diesem 2006er gegeben. Tiefgreifende mineralischen Prägungen kamen mir wahrscheinlich bei diesem sehr modern wirkenden Wein ein wenig zu kurz. Das Tannin wirkte noch ein klein wenig staubig, doch der Zugänglichkeit schadete das nicht. Sonst wäre mir der Wein wohl ein wenig zu gefällig und Merlot'ig-Zweigelt'isch gewesen. Nebenbei erwähnt, gingen die Anteile an Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon für mich bei dieser Verkostung glatt unter. Der Arachon ist war ohne Zweifel ein anständiges **** und sehr umgänglich ungezwungenes Cuvée.

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