22.6.13

GGG - Ganz Gute Gewächse - die zu GG - Gemischten Gedanken - geführt haben




Bei der heutigen Ausgabe von Wine-Zeit soll es zur Abwechslung mal um den Liebling der deutschen Weinwirtschaft gehen: Das Große Gewächs! Und wie soll es natürlich sein? Natürlich als Große Gewächs in Form von Riesling! Da gestern Abend nur drei Große Gewächse verkostet wurden erhebt diese Post keinesfalls den Anspruch jeglicher Relevanz in jeglicher Hinsicht. Dennoch möchte ich die Weine in sehr kurzen Worten beschreiben, da sie sich leider so präsentiert haben wie ich es von vielen, keinesfalls alle, Großen Gewächsen aus Riesling gewohnt bin. Da die Weine aus drei verschiedenen Weinregionen Deutschlands stammten – Pfalz, Rheinhessen und Mosel – haben diese untereinander klare Differenzen aufgezeigt, doch die Gemeinsamkeit der sehr stark vorangetriebenen dichten/dicken Struktur und einer magenfreundlichen Säure war evident. Nun zu meinem vorherigen „leider“! Mit diesem Wort „leider“ verbinde ich die zwei letztgenannten gemeinsamen Attribute. „Leider“ ganz einfach deshalb, weil ich jemand bin der bei einem Riesling eine gewisse Leichtigkeit, Beschwingtheit, eher Tiefe als Breite, eher Schlankheit als Korpulenz, Frische und von mir aus auch eine Art von Spritzigkeit bevorzugt. Alles Eigenschaften mit denen ich die drei verkosteten (und leider noch viele anderen) GG Rieslinge in Verbindung bringen würde. Letztlich ist das meine präferierte und wahrscheinlich auch etwas engstirnige Geschmackspräferenz. Das geben ich gerne zu! Ob diese Präferenz mit einer verlässlichen Qualitätseinschätzung in Verbindung zu bringen ist lass ich mal dahingestellt. Letztlich ist dies ja auch nicht das Ziel das ich hier in diesem Blog verfolge. Es soll lediglich nur meine Meinung über die Weine – und natürlich auch jegliche anderen vorgestellten Weine – vermittelt werden. Allgemeine Gültigkeit mag von anderen Weinpropheten vertreten werden! Diese beneidenswerte Erkenntnisleistung kann ich leider keinesfalls anbieten … !

Das war jetzt mal wirklich wieder zu viel sinnerleichtertes Geplappere! Auf zu den Weinen! Ach ja, nur noch eines vorab. Wie auf dem Foto zu sehen ist gab es noch drei andere und vielleicht nicht Ganz so Gute Gewächse. Diese werden natürlich auch eine kurze Erwähnung finden:



Weingut Kühling-Gillot Pettenthal Riesling GG 2011, Rheinhessen

Die Farbe des Pettenthal erschien mir frisch und ziemlich gut getönt. In mir kamen Gedanken einer vermeintlichen barocken Farbtönung auf!? Die Nase konnte mich wirklich beeindrucken! Ein Nasenspiel von hoher Komplexität, Dichte und Wandlungsfähigkeit konnte mich überzeugen. Es zeigte sich eine feine Rauchigkeit, eine präsente und gut nuancierte grüne Würzigkeit, mildem Honig und Fruchteindrücke von strammen und expressiven Zitronen die von Eindrücken dunkler Beeren gekonnt unterstützt wurden. Soweit ganz sicher ein sehr anständiger Riesling (nach meiner schlechten-alten Einschätzungsskala). Doch dert Geschmack konnte diese beeindruckende Nasenperformanz leider nicht weiterführen. Vorab soll erwähnt werden, dass mir die Jugendlichkeit des Weines natürlich klar ist! Doch die Jugendlichkeit eines Weines erklärt mir nicht den Mangel an Frische und Säure. Der Geschmack zeigte über Stunden hinweg feste Aromen von gelben und grünen Zitronen, eine zugegebenermaßen feine Würzigkeit, sicherlich auch Tiefe und nicht nur barock anmutende Frucht und natürlich auch ein hohes Maß an Länge. Mein Gesamteindruck wurde durch die sehr lahm, lustlos und nicht lebensfroh wirkende Säure in Kombination mit dem sehr kräftigen und bulligen Körper leider sehr getrübt. Auch die klein wenig zu präsente Süße im Abgang empfand ich als störend. Letztlich ist das nicht die Art von Riesling die ich bevorzuge. Trotz allem für mich ein anständiger **** Wein, den ich zugegebenermaßen nicht in alle Ewigkeit aufheben würde.

Weingut Christmann Königsbacher Idig Riesling GG 2008, Pfalz

Die Farbe des Idig war satt gold-gelb und verwies auf ein höheres Alter. Vielleicht noch ein höheres als es dann wirklich war. Die Nase zeigte sich sehr reif und gut mit Aromen von Steinobst und reifen Zitronen ausgestattet. Auch eine Ausrichtung gen Blüten und Honig ist zu verspüren. Wie die Farbe auch die Nase: sehr satt, opulent und durchaus ansprechend. Der Geschmack war sehr geschmeidig, etwas cremig, nahezu burgundisch - Entschuldigung für die Verwendung dieses Begriffes (dessen jetziger Einsatz für mich nicht positiv besetzt ist da ich burgundische anmutende Rieslinge als etwas nicht Anstrebungswürdiges ansehe) -, sehr warm-fruchtig reif (ebenfalls Steinobst mit reifen Zitronen), glücklicherweise nicht alkoholisch und eher auf Breite und Kraft als auf Tiefe setzend. Leider war die Säure, vor allem für einen 2008er Riesling, erstaunlich schwach ausgeprägt und konnte so meinem Gesamteindruck keine Vitalität und Begeisterung vermitteln. Die leichte Süße und etwas überraschende Kürze des Abgangs fand ich zumindest erwähnenswert. Ebenfalls sicherlich ein anständiger **** Riesling mit Komplexität und Kraft, der dennoch leider keine ausgeprägten Emotionen bei mir hervorrufen konnte!

Weingut Clemens Busch Marienburg Rothenpfad GG 2007, Mosel

Die Farbe des Rothenpfad erschien sehr reif und zeigte schon fast einige orangene Reflexe. Schon die Nase hatte für mich nichts mit einem trockenen GG Riesling zu tun. Schlecht fand ich sie sicher nicht, aber mit trockenem Riesling hatte diese wenig gemein. Sie war dominiert von Reifeentwicklungen und sehr eindeutigen süßfruchtigen Anklängen wie man sie bei einem nicht trockenen Mosel Riesling erwarten würde. Am Gaumen zeigten sich ähnliche Eindrücke. Ich würde soweit gehen den Wein mal nicht als „Mosel-Trocken“ anzusehen. Für mich war das ein ziemlich breiter, leicht spürbar alkoholischer, etwas tapsig wirkender, zwar vollmundig wirkender, aber dennoch nicht wirklich komplexer fruchtsüßer Moselriesling. Säure war zwar vorhanden, doch überzeugen konnte diese wirklich nicht. Mit der Süße des Weines konnte diese leider überhaupt nicht mithalten. Für mich ein so la-la Wein *** der Aufgrund seines hohen Alkoholgehaltes etwas anstrengend war.

Weingut Merkle Ochsenbacher Liebenberg Riesling Spätlese trocken 2011, Württemberg

Die Farbe wirkte für sein Alter erschreckend reif und dunkel. Die Nase zeigte sich als sehr duftig, reif, breit fruchtig, von sehr viel reifem Steinobst getragen und sicherlich sehr zugänglich. Der fruchtige Geschmack zeigte sich als sehr konzentriert, vom Alkohol (14%) getragen, weder komplex noch diffizil aber konzentriert. Der Abgang zeigte sich eher etwas kurz. Auch ein leichter Bitterton soll nicht verschwiegen werden. Frische konnte der Wein leider wirklich nicht bieten, aber sicherlich nicht allzu tiefe barocke Opulenz. Für mich ein so la-la *** Riesling mit magen-berühigenden Qualitäten. Sorgen macht mir die schnelle Reife!

Weingut des Reichsgrafen und Marquis zu Hoensbroech Michelfelder Himmelsberg Chardonnay trocken 2010, Baden

Der Michelfelder Chardonnay erwies sich als Arm an Farbe. Die Nase war zwar verwöhnt von expressiver Frucht von reifen Zitronen, doch ein wenig verwaschen und diffus kam auch diese mir schon vor. Am Gaumen noch ausgeprägter! Der Geschmack zeigte leider keine sehr klaren und sauberen Zitronenaromen. Die Aromen kamen bei mir ein wenig verwaschen und keinesfalls präzise rüber! Die Säure zeigte sich sehr lebendig und wesentlich klassisch „rieslingisch“ als bei den verkosteten Rieslingen. Natürlich höchstwahrscheinlich und größtenteilig ein Jahrgangseffekt!Auch die eindeutige Restsüße im Abgang konnte mein Herz nicht gewinnen. Leider - für mich nur ein trinkbarer ** Wein, den ich nicht mehr trinken möchte!

Weingut Rosi Schuster Blaufränkisch 2006, Burgenland

Der farbliche Ausreißer der Verkostung vermochte es mir am meisten Begeisterung zu bescheren. Ich gebe gerne zu, dass diese Begeisterung auch ein klein wenig von monetären Gesichtspunkten beeinflusst ist, da es sich mit Abstand um den günstigsten Wein des Abends handelte. Aber nur kleiner Einfluss übte der Preis aus! Versprochen!

Die Farbe des Weines war transparent, dennoch ziemlich dunkel und Dank der Transparenz konnte man sehr viele Schwebeteilchen im Glase entdecken. Die Nase des Einstiegswein von Rosi Schuster war duftig, für einen Blaufränker sehr elegant und umgarnend aber dennoch ziemlich rebsortentypisch. Die Aromen zeigten präzise und schlanke Ausprägungen von roten Johannisbeeren und dunklen roten Kirschen. Eine typische Würzigkeit und feine Rauchigkeit durfte auch nicht fehlen. Tendenzen zu übermäßigen Bittermandelnoten oder sogar Lakritze-Aromen konnte ich glücklicherweise nicht feststellen. Am Gaumen zeigten sich sehr ähnliche und sehr präzise Aromen. Die Textur des Blaufränker war sehr fein und elegant. Davon lebte der Wein! Die Tiefgründigkeit war wohl nicht ganz so ausgeprägt. Soviel muss ich zugeben. Doch eine für einen 9 Euro Wein erstaunliche Konzentration und ansprechenden Länge im Abgang konnte ein solches Defizit locker wettmachen. Sehr angenehm und erwähnenswert empfand ich das nicht wirklich spürbare Alter des Weines. Er kam mir immer noch recht jugendlich und angenehm vital vor. Toller Blaufränker dem ich gerne (und vielleicht ein wenig übertrieben) ein klares sehr anständig ***** zukommen lasse!

Als mein Fazit möchte ich gerne auf die Überschrift der Post verweisen! Die gemischten Gedanken lasse ich mal offen für Interpretation! Vielleicht sollte ich für den einen oder anderen Wein auch das Wort: Enttäuschung irgendwie einfügen!

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