Bei der heutigen Ausgabe
von Wine-Zeit soll es zur Abwechslung mal um den Liebling der
deutschen Weinwirtschaft gehen: Das Große Gewächs! Und wie soll es
natürlich sein? Natürlich als Große Gewächs in Form von Riesling!
Da gestern Abend nur drei Große Gewächse verkostet wurden erhebt
diese Post keinesfalls den Anspruch jeglicher Relevanz in jeglicher
Hinsicht. Dennoch möchte ich die Weine in sehr kurzen Worten
beschreiben, da sie sich leider so präsentiert haben wie ich es von
vielen, keinesfalls alle, Großen Gewächsen aus Riesling gewohnt
bin. Da die Weine aus drei verschiedenen Weinregionen Deutschlands
stammten – Pfalz, Rheinhessen und Mosel – haben diese
untereinander klare Differenzen aufgezeigt, doch die Gemeinsamkeit
der sehr stark vorangetriebenen dichten/dicken Struktur und einer
magenfreundlichen Säure war evident. Nun zu meinem vorherigen
„leider“! Mit diesem Wort „leider“ verbinde ich die zwei
letztgenannten gemeinsamen Attribute. „Leider“ ganz einfach
deshalb, weil ich jemand bin der bei einem Riesling eine gewisse
Leichtigkeit, Beschwingtheit, eher Tiefe als Breite, eher Schlankheit
als Korpulenz, Frische und von mir aus auch eine Art von Spritzigkeit
bevorzugt. Alles Eigenschaften mit denen ich die drei verkosteten
(und leider noch viele anderen) GG Rieslinge in Verbindung bringen
würde. Letztlich ist das meine präferierte und wahrscheinlich auch
etwas engstirnige Geschmackspräferenz. Das geben ich gerne zu! Ob
diese Präferenz mit einer verlässlichen Qualitätseinschätzung in
Verbindung zu bringen ist lass ich mal dahingestellt. Letztlich ist
dies ja auch nicht das Ziel das ich hier in diesem Blog verfolge. Es
soll lediglich nur meine Meinung über die Weine – und natürlich
auch jegliche anderen vorgestellten Weine – vermittelt werden.
Allgemeine Gültigkeit mag von anderen Weinpropheten vertreten
werden! Diese beneidenswerte Erkenntnisleistung kann ich leider
keinesfalls anbieten … !
Das war jetzt mal wirklich
wieder zu viel sinnerleichtertes Geplappere! Auf zu den Weinen! Ach
ja, nur noch eines vorab. Wie auf dem Foto zu sehen ist gab es noch
drei andere und vielleicht nicht Ganz so Gute Gewächse. Diese werden
natürlich auch eine kurze Erwähnung finden:
Weingut Kühling-Gillot
Pettenthal Riesling GG 2011, Rheinhessen
Die Farbe des Pettenthal
erschien mir frisch und ziemlich gut getönt. In mir kamen Gedanken
einer vermeintlichen barocken Farbtönung auf!? Die Nase konnte mich
wirklich beeindrucken! Ein Nasenspiel von hoher Komplexität, Dichte
und Wandlungsfähigkeit konnte mich überzeugen. Es zeigte sich eine
feine Rauchigkeit, eine präsente und gut nuancierte grüne
Würzigkeit, mildem Honig und Fruchteindrücke von strammen und expressiven
Zitronen die von Eindrücken dunkler Beeren gekonnt unterstützt
wurden. Soweit ganz sicher ein sehr anständiger Riesling (nach
meiner schlechten-alten Einschätzungsskala). Doch dert Geschmack
konnte diese beeindruckende Nasenperformanz leider nicht
weiterführen. Vorab soll erwähnt werden, dass mir die
Jugendlichkeit des Weines natürlich klar ist! Doch die
Jugendlichkeit eines Weines erklärt mir nicht den Mangel an Frische
und Säure. Der Geschmack zeigte über Stunden hinweg feste Aromen
von gelben und grünen Zitronen, eine zugegebenermaßen feine
Würzigkeit, sicherlich auch Tiefe und nicht nur barock anmutende
Frucht und natürlich auch ein hohes Maß an Länge. Mein
Gesamteindruck wurde durch die sehr lahm, lustlos und nicht
lebensfroh wirkende Säure in Kombination mit dem sehr kräftigen und
bulligen Körper leider sehr getrübt. Auch die klein wenig zu
präsente Süße im Abgang empfand ich als störend. Letztlich ist
das nicht die Art von Riesling die ich bevorzuge. Trotz allem für
mich ein anständiger **** Wein, den ich zugegebenermaßen nicht in
alle Ewigkeit aufheben würde.
Weingut Christmann
Königsbacher Idig Riesling GG 2008, Pfalz
Die Farbe des Idig war
satt gold-gelb und verwies auf ein höheres Alter. Vielleicht noch
ein höheres als es dann wirklich war. Die Nase zeigte sich sehr reif
und gut mit Aromen von Steinobst und reifen Zitronen ausgestattet. Auch eine Ausrichtung gen Blüten und Honig ist zu verspüren.
Wie die Farbe auch die Nase: sehr satt, opulent und durchaus
ansprechend. Der Geschmack war sehr geschmeidig, etwas cremig, nahezu
burgundisch - Entschuldigung für die Verwendung dieses Begriffes
(dessen jetziger Einsatz für mich nicht positiv besetzt ist da ich
burgundische anmutende Rieslinge als etwas nicht Anstrebungswürdiges
ansehe) -, sehr warm-fruchtig reif (ebenfalls Steinobst mit reifen
Zitronen), glücklicherweise nicht alkoholisch und eher auf Breite
und Kraft als auf Tiefe setzend. Leider war die Säure, vor allem für
einen 2008er Riesling, erstaunlich schwach ausgeprägt und konnte so
meinem Gesamteindruck keine Vitalität und Begeisterung vermitteln.
Die leichte Süße und etwas überraschende Kürze des Abgangs fand
ich zumindest erwähnenswert. Ebenfalls sicherlich ein anständiger
**** Riesling mit Komplexität und Kraft, der dennoch leider keine
ausgeprägten Emotionen bei mir hervorrufen konnte!
Weingut Clemens Busch
Marienburg Rothenpfad GG 2007, Mosel
Die Farbe des Rothenpfad
erschien sehr reif und zeigte schon fast einige orangene Reflexe.
Schon die Nase hatte für mich nichts mit einem trockenen GG Riesling
zu tun. Schlecht fand ich sie sicher nicht, aber mit trockenem
Riesling hatte diese wenig gemein. Sie war dominiert von
Reifeentwicklungen und sehr eindeutigen süßfruchtigen Anklängen
wie man sie bei einem nicht trockenen Mosel Riesling erwarten würde.
Am Gaumen zeigten sich ähnliche Eindrücke. Ich würde soweit gehen
den Wein mal nicht als „Mosel-Trocken“ anzusehen. Für mich war
das ein ziemlich breiter, leicht spürbar alkoholischer, etwas tapsig
wirkender, zwar vollmundig wirkender, aber dennoch nicht wirklich
komplexer fruchtsüßer Moselriesling. Säure war zwar vorhanden,
doch überzeugen konnte diese wirklich nicht. Mit der Süße des
Weines konnte diese leider überhaupt nicht mithalten. Für mich ein
so la-la Wein *** der Aufgrund seines hohen Alkoholgehaltes etwas
anstrengend war.
Weingut Merkle
Ochsenbacher Liebenberg Riesling Spätlese trocken 2011, Württemberg
Die Farbe wirkte für sein
Alter erschreckend reif und dunkel. Die Nase zeigte sich als sehr
duftig, reif, breit fruchtig, von sehr viel reifem Steinobst getragen
und sicherlich sehr zugänglich. Der fruchtige Geschmack zeigte sich
als sehr konzentriert, vom Alkohol (14%) getragen, weder komplex noch
diffizil aber konzentriert. Der Abgang zeigte sich eher etwas kurz.
Auch ein leichter Bitterton soll nicht verschwiegen werden. Frische
konnte der Wein leider wirklich nicht bieten, aber sicherlich nicht
allzu tiefe barocke Opulenz. Für mich ein so la-la *** Riesling mit
magen-berühigenden Qualitäten. Sorgen macht mir die schnelle Reife!
Weingut des Reichsgrafen
und Marquis zu Hoensbroech Michelfelder Himmelsberg Chardonnay
trocken 2010, Baden
Der Michelfelder
Chardonnay erwies sich als Arm an Farbe. Die Nase war zwar verwöhnt
von expressiver Frucht von reifen Zitronen, doch ein wenig verwaschen
und diffus kam auch diese mir schon vor. Am Gaumen noch ausgeprägter!
Der Geschmack zeigte leider keine sehr klaren und sauberen
Zitronenaromen. Die Aromen kamen bei mir ein wenig verwaschen und
keinesfalls präzise rüber! Die Säure zeigte sich sehr lebendig und
wesentlich klassisch „rieslingisch“ als bei den verkosteten
Rieslingen. Natürlich höchstwahrscheinlich und größtenteilig ein
Jahrgangseffekt!Auch die eindeutige Restsüße im Abgang konnte mein
Herz nicht gewinnen. Leider - für mich nur ein trinkbarer ** Wein,
den ich nicht mehr trinken möchte!
Weingut Rosi Schuster
Blaufränkisch 2006, Burgenland
Der farbliche Ausreißer
der Verkostung vermochte es mir am meisten Begeisterung zu bescheren.
Ich gebe gerne zu, dass diese Begeisterung auch ein klein wenig von
monetären Gesichtspunkten beeinflusst ist, da es sich mit Abstand um
den günstigsten Wein des Abends handelte. Aber nur kleiner Einfluss
übte der Preis aus! Versprochen!
Die Farbe des Weines war
transparent, dennoch ziemlich dunkel und Dank der Transparenz konnte
man sehr viele Schwebeteilchen im Glase entdecken. Die Nase des
Einstiegswein von Rosi Schuster war duftig, für einen Blaufränker
sehr elegant und umgarnend aber dennoch ziemlich rebsortentypisch.
Die Aromen zeigten präzise und schlanke Ausprägungen von roten
Johannisbeeren und dunklen roten Kirschen. Eine typische Würzigkeit
und feine Rauchigkeit durfte auch nicht fehlen. Tendenzen zu
übermäßigen Bittermandelnoten oder sogar Lakritze-Aromen konnte
ich glücklicherweise nicht feststellen. Am Gaumen zeigten sich sehr
ähnliche und sehr präzise Aromen. Die Textur des Blaufränker war
sehr fein und elegant. Davon lebte der Wein! Die Tiefgründigkeit war
wohl nicht ganz so ausgeprägt. Soviel muss ich zugeben. Doch eine
für einen 9 Euro Wein erstaunliche Konzentration und ansprechenden
Länge im Abgang konnte ein solches Defizit locker wettmachen. Sehr
angenehm und erwähnenswert empfand ich das nicht wirklich spürbare
Alter des Weines. Er kam mir immer noch recht jugendlich und angenehm
vital vor. Toller Blaufränker dem ich gerne (und vielleicht ein
wenig übertrieben) ein klares sehr anständig ***** zukommen lasse!
Als mein Fazit möchte ich
gerne auf die Überschrift der Post verweisen! Die gemischten Gedanken lasse ich mal offen für Interpretation! Vielleicht sollte ich
für den einen oder anderen Wein auch das Wort: Enttäuschung
irgendwie einfügen!
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