Die Anzeichen für
weitergehende Begeisterung verdichten sich so langsam mehr und mehr!
Auch mein letzter Pinot Noir aus Oregon konnte mich überzeugen.
Dieses Mal sogar in außerordentlich hervorhebenswerter Weise. Der
Momtazi Vineyard 2007 von Kelley Fox Wines verstand es ein überaus
anständiges Maß an Eleganz mit beeindruckender präziser Klarheit
an Frucht und mineralischen Eindrücken zu kombinieren. Daher nehme
ich es heute ausnahmsweise gerne mal vorweg: Für mich ein
fantastischer Pinot Noir! Neben diesem Highlight verkostete
ich auch einen Beaune Les Boucherottes 1er Cru 1999 von François Parent
und einen überraschenden, wenn auch nicht übermäßig komplexen,
Chardonnay S 2008 vom Weingut Ewald Kopp aus der Ortenau. Zunächst
aber zurück zum Hauptdarsteller der kleinen Verkostung:
Kelley Stearns Fox
ist mittlerweile ein bekannter Name im Willamette Valley. Die
gelernte Biochemikerin und Biophysikerin arbeitete (und arbeitet) seit über zehn
Jahren als full-time
winemaker bei einigen der bedeutendsten Namen im
Pazifischen-Pinot-Tal. Seit dem Jahr 2005 (und 2007) bereitet sie unter eigenem
Namen exklusive Kleinstmengen an Pinot Noir aus zwei bekannten Weinbergen. Zum einen aus dem
Maresh Vineyard in den Dundee Hills und zum anderen aus dem Momtazi Vineyard in der AVA Mc
Minneville. Aus letzterem stammt das Traubengut meines heutigen
Weins. Die Rebstöcke (Pommard Klone 115 und 114) im Momtazi Vineyard
wurden 1998 (!) von der aus Persien stammenden Familie Momtazi (Maysara
Vineyards) gepflanzt und werden seit dem nach Demeter zertifizierten
Richtlinien biodynamisch bewirtschaftet. Kelley's „Ausbeute“ aus
diesem Weinberg betrug im Jahrgang 2007 ganze 1600 Flaschen die im
Verhältnis 2 (neu) : 4 (gebraucht) in französischen Barriques
ausgebaut wurden. Die Bearbeitung und Bereitung in Weinberg und
Keller sind durchweg von manueller Arbeit geprägt. Das geht soweit,
dass Kelley ihre Trauben eigenfüßig anpresst!
Die Farbe des Momtazi Vineyard Pinot
Noir 2007 war super transparent, sehr klar und zeigte vitale
Reflexe von hellem Rubin-Rot. Die Nase zeigte direkt nach dem
Aufdrehen was in ihr steckt! Ein sehr tiefgreifende, elegante und
ausdrucksstarke Himbeerfrucht gepaart mit Anklängen von sehr
dezentem Unterholz, zurückhaltenden Waldbeeren, Spuren von roten
Rosen und Veilchen und einem kaum zu vernehmenden und wunderbar
eingebundenen Hintergrundrauschen von sauberstem Eichenholz. Was den
Geschmack betrifft zeigte der Wein die erste Stunde stramme Säure
und sehr zivilisierte und leicht bissige Fruchtaromen. Keine negative
Bissigkeit. Eher eine Bissigkeit die viel Direktheit, Ehrlichkeit und
Charakter vermittelte. Nach ca. eineinhalb Stunden zeigten sich hoch
elegante, fantastisch klare, zugleich leicht und beschwingte, sowie
vielschichtige Aromen von Himbeeren, etwas weniger ausgeprägten
dunkle Waldbeeren, feinem Kaffee und sehr angenehmen und dezent
proportioniertem herbstlichen Unterholz. Die Tiefgründigkeit,
Komplexität und Länge des Abgangs liessen zu keinem Zeitpunkt zu
wünschen übrig. Auch die Frucht war zu keinem Zeitpunkt überbordend, schreihälsig
oder penetrant. Die drei letzteren Begriffe sind wahrscheinlich das
Letzte was mir zu diesem Wein je einfallen würde! Noble, kühle
und leise Eleganz passen zum Momtazi wesentlich besser! Nun habe ich
wohl das Wort mit „E“ etwas überstrapaziös verwendet. Was soll ich
machen!?! Es ist nun mal eine Eigenschaft die mir bei Pinot Noir im
Normalfall sehr sehr wichtig ist. Und bei diesem Wein zeigte sich diese in jedem Molekül. Mein heutiges Fazit lautet:
Vielleicht einer der besten (und saubersten) offen bzw. offiziell biodynamisch produzierten Pinot
Noirs in meinem Trinkerleben! Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: ein fantastischer ****** Pinot Noir.
Der erste Supporting Act von François
Parent, ein Beaune Les Boucherottes aus 1999, konnte mich überhaupt
nicht überzeugen. Die Nase war sehr grobschlächtig, erdig, etwas pfeffrig,
ganz schön mist'ig, etwas braun fruchtig und eher einfach gestrickt.
Die fortgeschrittene Alterung lag auf der Nase! Der Geschmack war
diffus fruchtig (mehrheitlich Kirschfrucht – sehr reif und
braun-pampig), zeigte einige Aromen von Pilzen, erschien mir etwas
tapsig plump (vielleicht aufgrund der milden Säure), abstoßend metallisch, ziemlich breit,
nicht sehr diffizil, ein wenig traubenzuckrig (!), ganz sicher nicht
altersschwach da die Kraft war eindeutig vorhanden war und keinesfalls überzeugend! Mit gutem Willen ein so la-la ***
Erlebnis. Ich kann mir nicht helfen! Mit seinen Weinen (bzw. der
Stilistik seiner Weine, abgesehen vom Bourgogne Rouge) und den Weinen
seiner Ehefrau kann ich nicht sehr viel anfangen … Schade!
Der letzte Nebendarsteller war der
Chardonnay S 2008 vom Weingut Ewald Kopp aus der Ortenau in Baden. Im Gegensatz zum
Burgunder vermochte der Wein von Ewald Kopp es nicht mich zu
enttäuschen. Der Wein geizte nicht mit saftigen exotischen Früchten,
angenehmer zurückhaltender Cremigkeit, etwas mit Sesam verbundenen Salzigkeit, fein
eingebundenem Holz und einer angenehmer Frische. In den ersten ein
bis zwei Stunden kam mir der Abgang etwas ruppig und nicht ewig lang
vor. Mit den Stunden verbesserten sich diese Eigenschaften
beträchtlich. Komplexität und mineralische Prägung waren
Charakteristiken an denen es dem Wein ein wenig fehlte. Auch ein
halbes Prozent weniger Alkohol (13,5 %) wären nicht abträglich
gewesen. Dennoch für mich ganz sicher ein anständiger ****
Chardonnay für erschreckend wenig Geld!
2 comments:
Vielen dank! I really enjoyed your review of the 2007 Kelley Fox wine. I need to be sure to taste more of them in the future!
Hi Dan,
I really enjoyed this one. It was one of the best Oregon Pinots I had so far. Amazing especially if you consider the young age of the used vines. The Maresh Vineyard must be even better, but rather different. Looking forward to that one, too.
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