6.5.13

Kelley Fox Wines Momtazi Vineyard Pinot Noir 2007, Mc Minnville





Die Anzeichen für weitergehende Begeisterung verdichten sich so langsam mehr und mehr! Auch mein letzter Pinot Noir aus Oregon konnte mich überzeugen. Dieses Mal sogar in außerordentlich hervorhebenswerter Weise. Der Momtazi Vineyard 2007 von Kelley Fox Wines verstand es ein überaus anständiges Maß an Eleganz mit beeindruckender präziser Klarheit an Frucht und mineralischen Eindrücken zu kombinieren. Daher nehme ich es heute ausnahmsweise gerne mal vorweg: Für mich ein fantastischer Pinot Noir! Neben diesem Highlight verkostete ich auch einen Beaune Les Boucherottes 1er Cru 1999 von François Parent und einen überraschenden, wenn auch nicht übermäßig komplexen, Chardonnay S 2008 vom Weingut Ewald Kopp aus der Ortenau. Zunächst aber zurück zum Hauptdarsteller der kleinen Verkostung:


Kelley Stearns Fox ist mittlerweile ein bekannter Name im Willamette Valley. Die gelernte Biochemikerin und Biophysikerin arbeitete (und arbeitet) seit über zehn Jahren als full-time winemaker bei einigen der bedeutendsten Namen im Pazifischen-Pinot-Tal. Seit dem Jahr 2005 (und 2007) bereitet sie unter eigenem Namen exklusive Kleinstmengen an Pinot Noir aus zwei bekannten Weinbergen. Zum einen aus dem Maresh Vineyard in den Dundee Hills und zum anderen aus dem Momtazi Vineyard in der AVA Mc Minneville. Aus letzterem stammt das Traubengut meines heutigen Weins. Die Rebstöcke (Pommard Klone 115 und 114) im Momtazi Vineyard wurden 1998 (!) von der aus Persien stammenden Familie Momtazi (Maysara Vineyards) gepflanzt und werden seit dem nach Demeter zertifizierten Richtlinien biodynamisch bewirtschaftet. Kelley's „Ausbeute“ aus diesem Weinberg betrug im Jahrgang 2007 ganze 1600 Flaschen die im Verhältnis 2 (neu) : 4 (gebraucht) in französischen Barriques ausgebaut wurden. Die Bearbeitung und Bereitung in Weinberg und Keller sind durchweg von manueller Arbeit geprägt. Das geht soweit, dass Kelley ihre Trauben eigenfüßig anpresst!

Die Farbe des Momtazi Vineyard Pinot Noir 2007 war super transparent, sehr klar und zeigte vitale Reflexe von hellem Rubin-Rot. Die Nase zeigte direkt nach dem Aufdrehen was in ihr steckt! Ein sehr tiefgreifende, elegante und ausdrucksstarke Himbeerfrucht gepaart mit Anklängen von sehr dezentem Unterholz, zurückhaltenden Waldbeeren, Spuren von roten Rosen und Veilchen und einem kaum zu vernehmenden und wunderbar eingebundenen Hintergrundrauschen von sauberstem Eichenholz. Was den Geschmack betrifft zeigte der Wein die erste Stunde stramme Säure und sehr zivilisierte und leicht bissige Fruchtaromen. Keine negative Bissigkeit. Eher eine Bissigkeit die viel Direktheit, Ehrlichkeit und Charakter vermittelte. Nach ca. eineinhalb Stunden zeigten sich hoch elegante, fantastisch klare, zugleich leicht und beschwingte, sowie vielschichtige Aromen von Himbeeren, etwas weniger ausgeprägten dunkle Waldbeeren, feinem Kaffee und sehr angenehmen und dezent proportioniertem herbstlichen Unterholz. Die Tiefgründigkeit, Komplexität und Länge des Abgangs liessen zu keinem Zeitpunkt zu wünschen übrig. Auch die Frucht war zu keinem Zeitpunkt überbordend, schreihälsig oder penetrant. Die drei letzteren Begriffe sind wahrscheinlich das Letzte was mir zu diesem Wein je einfallen würde! Noble, kühle und leise Eleganz passen zum Momtazi wesentlich besser! Nun habe ich wohl das Wort mit „E“ etwas überstrapaziös verwendet. Was soll ich machen!?! Es ist nun mal eine Eigenschaft die mir bei Pinot Noir im Normalfall sehr sehr wichtig ist. Und bei diesem Wein zeigte sich diese in jedem Molekül. Mein heutiges Fazit lautet: Vielleicht einer der besten (und saubersten) offen bzw. offiziell biodynamisch produzierten Pinot Noirs in meinem Trinkerleben! Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: ein fantastischer ****** Pinot Noir.
 
Der erste Supporting Act von François Parent, ein Beaune Les Boucherottes aus 1999, konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Die Nase war sehr grobschlächtig, erdig, etwas pfeffrig, ganz schön mist'ig, etwas braun fruchtig und eher einfach gestrickt. Die fortgeschrittene Alterung lag auf der Nase! Der Geschmack war diffus fruchtig (mehrheitlich Kirschfrucht – sehr reif und braun-pampig), zeigte einige Aromen von Pilzen, erschien mir etwas tapsig plump (vielleicht aufgrund der milden Säure), abstoßend metallisch, ziemlich breit, nicht sehr diffizil, ein wenig traubenzuckrig (!), ganz sicher nicht altersschwach da die Kraft war eindeutig vorhanden war und keinesfalls überzeugend! Mit gutem Willen ein so la-la *** Erlebnis. Ich kann mir nicht helfen! Mit seinen Weinen (bzw. der Stilistik seiner Weine, abgesehen vom Bourgogne Rouge) und den Weinen seiner Ehefrau kann ich nicht sehr viel anfangen … Schade!

Der letzte Nebendarsteller war der Chardonnay S 2008 vom Weingut Ewald Kopp aus der Ortenau in Baden. Im Gegensatz zum Burgunder vermochte der Wein von Ewald Kopp es nicht mich zu enttäuschen. Der Wein geizte nicht mit saftigen exotischen Früchten, angenehmer zurückhaltender Cremigkeit, etwas mit Sesam verbundenen Salzigkeit, fein eingebundenem Holz und einer angenehmer Frische. In den ersten ein bis zwei Stunden kam mir der Abgang etwas ruppig und nicht ewig lang vor. Mit den Stunden verbesserten sich diese Eigenschaften beträchtlich. Komplexität und mineralische Prägung waren Charakteristiken an denen es dem Wein ein wenig fehlte. Auch ein halbes Prozent weniger Alkohol (13,5 %) wären nicht abträglich gewesen. Dennoch für mich ganz sicher ein anständiger **** Chardonnay für erschreckend wenig Geld!


2 comments:

Subtlet said...

Vielen dank! I really enjoyed your review of the 2007 Kelley Fox wine. I need to be sure to taste more of them in the future!

Oh Dae-su said...

Hi Dan,

I really enjoyed this one. It was one of the best Oregon Pinots I had so far. Amazing especially if you consider the young age of the used vines. The Maresh Vineyard must be even better, but rather different. Looking forward to that one, too.