Letzte Woche war ich mal wieder privilegiert genug etwas Wein schnorren zu dürfen. Noch nicht unter einer Neckarbrücke aus der Literflasche! Aber das mag wohl auch noch kommen. Mal sehen was die Zukunft so parat hält ;-)! Dieses Mal gab es einen vielschichtigen und auskunftsfreudigen Riesling aus der Pfalz, einen wunderbar „antiquiert“ schmeckenden Bordeaux und einen Cabernet Sauvignon aus Kalifornien auf den ich besser nicht sonderlich ausgeprägt eingehen sollte.
Wie man schon auf dem
Foto, dem etwas dürftigen Foto, sehen kann, handelte es sich bei dem
Riesling um einen Produkt des Hauses Bürklin-Wolf. Genauer gesagt
einen Riesling Forster Pechstein Spätlese trocken G.C. Faß 63 aus
dem Jahre 1999. Die Farbe des Nummer 63 war sehr satt, wunderschön
hell orange-gelb und augenscheinlich immer noch sehr vital. Die Nase
zeigte sich zunächst etwas sehr zurückhaltend und maulfaul. Nur in
einer Hinsicht sprach sie zu mir: leichte Krautigkeit, grüne Würze
und ein klitzekleiner Muff. Letzterer gefiel mir natürlich gar
nicht! Glücklicherweise war er aber derart schwächlich und
unterernährt, sodass ich ohne mich verbiegen zu müssen (bei so
einem Wein würde das Herzi'lein extra stark schmerzen) gut über ihn
hinweg riechen konnte. Zumal sich dieser Eindruck mit der Zeit immer
mehr legte. Nach einer Weile lebten wesentlich attraktivere und
ausdruckwillige Düfte von Bienenwachs, mildem Honig, kandierten
Orangen sowie Zitronen, bezüglich letzterer Frucht auch eine Menge
fein gealterte und nicht nur kandierte, und letztlich einige elegant
unterstützende Eindrücke floraler Noten. Der Geschmack war von
Anfang an wesentlich präsenter und entwickelte sich über drei
Stunden hinweg zu einem wirklich angenehmen und an
erhabenheit-kratzendem Erlebnis. Die nasalen Aromen setzten sich mit
wunderbarer und intensiver, aber sehr balancierter, Ausdruckskraft
fort. Nach einer Stunde meinte ich komplementär etwas Pink
Grapefruit zu schmecken. Doch dieser Eindruck spielte
glücklicherweise eher im hinteren Hintergrund eine Rolle. Im
Vordergrund war die bestechende, frisch wirkende gealterte Frucht und
eine wunderbar tiefgreifende Mineralik! Glücklicherweise war der
Hauch von Muff im Geschmack eigentlich nicht vernehmbar. Deshalb habe
ich auch keine Scheu diesen Wein als ein fantastisches ******
und lang anhaltendes Weinerlebnis zu deklarieren!
Weiter ging es mit einem sehr schön gealtertem Wein aus
Pessac-Léognan. Erstaunlich, einer der wenigen Bordeaux der hier im
Blog Erwähnungen findet. Um Himmels Willen! Wo kommen wir denn da
hin, wenn ich jetzt mit DEM Zeug auch anfange! ;-) Naja, meine
Neigung zur „Zurückhaltung“ gegenüber den Gewächsen aus dieser
Weinregion ist hier und heute wirklich nicht angebracht. So, vor
lauter angedeuteten Stänkereien habe ich den Fand verloren … Ah,
ja ...Pessac-Léognan! Auch hier genauer erwähnt: Château
Haut-Bailly 1988! Das Aussehen gefiel mir nur mit Einschränkungen.
Zwar zeigte der Wein nur sehr wenige ins Braun gehende Verfärbungen (!),
und das auch nur am Rande, aber ein etwas stärkerer Wasserrand und
eine ziemlich große Menge an sehr dunklen Schwebeteilchen konnten
zunächt meine Begeisterung nicht entfachen. Zunächst! Denn die Nase
hatte es in sich. Wunderbar balanciert, elegnat, aristokratisch,
leichtfüßig und dennoch voller ausdrucksstarken Aromen von viel
Kaffee, dunklen etwas trockenen Oliven, Teer, animalischen Noten,
leichtem Tabak, sehr wenig Peffrigkeit, etwas mehr Animalismus und
noch weniger Cassis. Wenn man von Frucht sprechen darf, dann sicher
von dunklen und elegant ins Alter hinanbgeglittenen Kirschen. Der
Geschmack erschien gegenüber der Nase etwas abfallend und kärglich.
Doch nach ca. einer Stunde (es sollte an dieser Stelle vielleicht
bemerkt werden, dass die Flaschen viele Stunden vorab geöffnet
wurden) entwickelten sich die beim Naseneindruck schon erwähnten
Eigenschaften. Daneben vielleicht noch etwas leichte dreckig-rauchige
Erdigkeit und für einen Wein aus dem Graves wie erhoffend zu
erwarten eine sehr angenehme und ausdrucksstarke "nässliche"
Mineralik. Auf die Themen Holz, Alkohol, Süße, Balance und anderen
möglichen Stolperfallen muss hier wirklich nicht weiter eingagangen
werden. Nur der Körper, der begeisterungsfähige leichte und doch
wohl definierte Körper “alter Schule”, muss herausgestellt
werden!!! Wunderbar! Warum nicht wieder so Bordo!?! Aufgrund der
Anmut, der Frische, der beeindruckenden Vielschichtigkeit, der immer
noch vorhandenen Länge und die an gehobenen Adel erinnernde
aristikratische Note bringen mich dazu diesem Wein noch so eben ein
fantastisch ****** ans Revers, natürlich an das Revers eines Fracks
der Académie Francaise – trotz des derzeitigen amerikanischen
Besitzers, zu heften!
Wie auf dem Foto zu sehen
ist, gab es noch einen dritten Wein. Einen Cabernet Savignon 2006 von
Brander Vineyards aus dem Santa Ynez Valley. Letzteres war für mich
immerhin eine Premiere. Einen Cab aus Santa Ynez oder von der
südlichen Central Coast hatte ich zuvor noch nie. Nach diesem Wein
zu urteilen bin ich dazu geneigt dieses Erlebnis auch nicht so
schnell mehr zu benötigen ;-)! Leider! Ich mache es kurz: Die Farbe
war ziemlich hell und trübe - die Nase sehr stark geprägt von roten
Johannisbeeren, leichtem fruchtigen Likör, etwas Marmelade (Erdbeere), Kohle,
Rauch und dunklem rohen Fleisch – der Geschmack war frisch und
extrem fruchtig - Fruchtsaft fruchtig, der Alkohol war nicht
aufdringlich, die Süße war es und die ganze Struktur des Weines
schrie nach kaum zu überbietender Einfachheit (im Kontext der
Preisklasse, natürlich). Im Nachhinein ist es etwas komisch. Dieser Wein
erinnerte mich vermindert stark an meinen selbst und höchst persönlich
hingepfuschten Home Grown All Natural Regent aus dem Jahr 2011
welchen ich ebenfalls vor Kurzem getrunken habe. Wie dem auch sein,
leider nur ein So La La *** für den Brander Cab!
Letztlich gilt es noch meinen Dank dem punktlosen und namenlosen Spender auszudrücken! G'amsa Hamnida!!!
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