12.2.13

Cab von hier und da, aber das Allerbeste war das Trallala


 
Letzte Woche war ich mal wieder privilegiert genug etwas Wein schnorren zu dürfen. Noch nicht unter einer Neckarbrücke aus der Literflasche! Aber das mag wohl auch noch kommen. Mal sehen was die Zukunft so parat hält ;-)! Dieses Mal gab es einen vielschichtigen und auskunftsfreudigen Riesling aus der Pfalz, einen wunderbar „antiquiert“ schmeckenden Bordeaux und einen Cabernet Sauvignon aus Kalifornien auf den ich besser nicht sonderlich ausgeprägt eingehen sollte.




Wie man schon auf dem Foto, dem etwas dürftigen Foto, sehen kann, handelte es sich bei dem Riesling um einen Produkt des Hauses Bürklin-Wolf. Genauer gesagt einen Riesling Forster Pechstein Spätlese trocken G.C. Faß 63 aus dem Jahre 1999. Die Farbe des Nummer 63 war sehr satt, wunderschön hell orange-gelb und augenscheinlich immer noch sehr vital. Die Nase zeigte sich zunächst etwas sehr zurückhaltend und maulfaul. Nur in einer Hinsicht sprach sie zu mir: leichte Krautigkeit, grüne Würze und ein klitzekleiner Muff. Letzterer gefiel mir natürlich gar nicht! Glücklicherweise war er aber derart schwächlich und unterernährt, sodass ich ohne mich verbiegen zu müssen (bei so einem Wein würde das Herzi'lein extra stark schmerzen) gut über ihn hinweg riechen konnte. Zumal sich dieser Eindruck mit der Zeit immer mehr legte. Nach einer Weile lebten wesentlich attraktivere und ausdruckwillige Düfte von Bienenwachs, mildem Honig, kandierten Orangen sowie Zitronen, bezüglich letzterer Frucht auch eine Menge fein gealterte und nicht nur kandierte, und letztlich einige elegant unterstützende Eindrücke floraler Noten. Der Geschmack war von Anfang an wesentlich präsenter und entwickelte sich über drei Stunden hinweg zu einem wirklich angenehmen und an erhabenheit-kratzendem Erlebnis. Die nasalen Aromen setzten sich mit wunderbarer und intensiver, aber sehr balancierter, Ausdruckskraft fort. Nach einer Stunde meinte ich komplementär etwas Pink Grapefruit zu schmecken. Doch dieser Eindruck spielte glücklicherweise eher im hinteren Hintergrund eine Rolle. Im Vordergrund war die bestechende, frisch wirkende gealterte Frucht und eine wunderbar tiefgreifende Mineralik! Glücklicherweise war der Hauch von Muff im Geschmack eigentlich nicht vernehmbar. Deshalb habe ich auch keine Scheu diesen Wein als ein fantastisches ****** und lang anhaltendes Weinerlebnis zu deklarieren!


Weiter ging es mit einem sehr schön gealtertem Wein aus Pessac-Léognan. Erstaunlich, einer der wenigen Bordeaux der hier im Blog Erwähnungen findet. Um Himmels Willen! Wo kommen wir denn da hin, wenn ich jetzt mit DEM Zeug auch anfange! ;-) Naja, meine Neigung zur „Zurückhaltung“ gegenüber den Gewächsen aus dieser Weinregion ist hier und heute wirklich nicht angebracht. So, vor lauter angedeuteten Stänkereien habe ich den Fand verloren … Ah, ja ...Pessac-Léognan! Auch hier genauer erwähnt: Château Haut-Bailly 1988! Das Aussehen gefiel mir nur mit Einschränkungen. Zwar zeigte der Wein nur sehr wenige ins Braun gehende Verfärbungen (!), und das auch nur am Rande, aber ein etwas stärkerer Wasserrand und eine ziemlich große Menge an sehr dunklen Schwebeteilchen konnten zunächt meine Begeisterung nicht entfachen. Zunächst! Denn die Nase hatte es in sich. Wunderbar balanciert, elegnat, aristokratisch, leichtfüßig und dennoch voller ausdrucksstarken Aromen von viel Kaffee, dunklen etwas trockenen Oliven, Teer, animalischen Noten, leichtem Tabak, sehr wenig Peffrigkeit, etwas mehr Animalismus und noch weniger Cassis. Wenn man von Frucht sprechen darf, dann sicher von dunklen und elegant ins Alter hinanbgeglittenen Kirschen. Der Geschmack erschien gegenüber der Nase etwas abfallend und kärglich. Doch nach ca. einer Stunde (es sollte an dieser Stelle vielleicht bemerkt werden, dass die Flaschen viele Stunden vorab geöffnet wurden) entwickelten sich die beim Naseneindruck schon erwähnten Eigenschaften. Daneben vielleicht noch etwas leichte dreckig-rauchige Erdigkeit und für einen Wein aus dem Graves wie erhoffend zu erwarten eine sehr angenehme und ausdrucksstarke "nässliche" Mineralik. Auf die Themen Holz, Alkohol, Süße, Balance und anderen möglichen Stolperfallen muss hier wirklich nicht weiter eingagangen werden. Nur der Körper, der begeisterungsfähige leichte und doch wohl definierte Körper “alter Schule”, muss herausgestellt werden!!! Wunderbar! Warum nicht wieder so Bordo!?! Aufgrund der Anmut, der Frische, der beeindruckenden Vielschichtigkeit, der immer noch vorhandenen Länge und die an gehobenen Adel erinnernde aristikratische Note bringen mich dazu diesem Wein noch so eben ein fantastisch ****** ans Revers, natürlich an das Revers eines Fracks der Académie Francaise – trotz des derzeitigen amerikanischen Besitzers, zu heften!

Wie auf dem Foto zu sehen ist, gab es noch einen dritten Wein. Einen Cabernet Savignon 2006 von Brander Vineyards aus dem Santa Ynez Valley. Letzteres war für mich immerhin eine Premiere. Einen Cab aus Santa Ynez oder von der südlichen Central Coast hatte ich zuvor noch nie. Nach diesem Wein zu urteilen bin ich dazu geneigt dieses Erlebnis auch nicht so schnell mehr zu benötigen ;-)! Leider! Ich mache es kurz: Die Farbe war ziemlich hell und trübe - die Nase sehr stark geprägt von roten Johannisbeeren, leichtem fruchtigen Likör, etwas Marmelade (Erdbeere), Kohle, Rauch und dunklem rohen Fleisch – der Geschmack war frisch und extrem fruchtig - Fruchtsaft fruchtig, der Alkohol war nicht aufdringlich, die Süße war es und die ganze Struktur des Weines schrie nach kaum zu überbietender Einfachheit (im Kontext der Preisklasse, natürlich). Im Nachhinein ist es etwas komisch. Dieser Wein erinnerte mich vermindert stark an meinen selbst und höchst persönlich hingepfuschten Home Grown All Natural Regent aus dem Jahr 2011 welchen ich ebenfalls vor Kurzem getrunken habe. Wie dem auch sein, leider nur ein So La La *** für den Brander Cab!

Letztlich gilt es noch meinen Dank dem punktlosen und namenlosen Spender auszudrücken! G'amsa Hamnida!!!

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