14.2.14

Vina Casablanca Nimbus Pinot Noir 2010, Valle de Casablanca




„Gepflegte Langeweile“ ist auch bei Wein keine Schande! Manchmal kann solch eine unaufgeregte Erfahrung auch von Vorteil sein. Immerhin kann man in solchen Fällen nicht davon schreiben, dass es zu Überraschungen negativer Natur und Ähnlichem kam. Solche Überraschungen sind mir leider bei Verkostungen von Pinot Noirs viel zu vertraut und kommen leider viel zu häufig vor. Letztlich ist alles immer eine Ansichtssache. Kurz geschrieben. Im vorliegenden Fall sollte man als Leser nicht davon ausgehen, dass gepflegte Langeweile negativ konnotiert ist. Daher, bitte kein voreiliges Abbrechen des „Lesegenusses“ ;-) ...



Beim heutigen Pinot Noir handelt es sich um den Nimbus Estate 2010 von Vina Casablanca aus dem westlichen Teil des Valle de Casablanca in Zentralchile. Die mehrheitlich auf Granitböden gewachsenen Pinot Trauben wurden von Hand gelesen, zweimal im Namen der Qualität über den table de triage gejagt, dann einer fünftägigen Kaltmazeration unterzogen, danach in Edelstahl und Holz vergoren um letztlich zwischen 10 und 12 Monaten einem Schlummerschlaf in 50%igem neuen französischen Holz zu verbringen.

Die Farbe des Nimbus passte zur ursprünglichen Bedeutung des lateinischen Wortes Nimbus = dunkle Wolke. Er war sehr dunkel für einen Pinot, doch schleierhaft war diese dunkle Wolke nicht. "Satte" Durchsichtigkeit war druchweg gegeben. Seine Nase war vom Start weg 100% Chilenisch. Viel Kühle, viel Eukalyptus und viel frische Minze. Dazu Düfte von sehr reifen Himbeeren einigen Brombeeren und etwas von Hibiskus. Jenseits seiner sehr fruchtbetonten Art konnte ich keine hervorstechenden Facetten erriechen. Der Geschmack zeigte sich sehr unterkühlt und relativ einfach gestrickt. Sehr sauber und etwas glatt wirkende Fruchtaromen von Brombeeren, nicht sehr reif wirkenden Pflaumen, Spuren von Heidelbeeren und die eine oder andere Himbeere prägten den Wein. Beim offensichtlichen Einfluss der Fruchtsüße auf das Gesamtbild wurde mir ein wenig zu viel Ambition an den Tag gelegt. Der eukalyptisch-minzige chilenische Touch war am Gaumen nicht so ausgeprägt wie es Nase vorab vermuten lies. Nach vielen Stunden gesellten sich zu diesem Potpourri aus Früchten ganz fein nuancierte erdige Noten und Aromen von getrocknete Pilze hinzu. Die Tannine waren dunkel, gut abgeschliffen und kaum noch spürbar. Glücklicherweise stellten seine 14 % Alkohol kaum ein Problem dar.

Jetzt dürfte klarer werden was ich mit „gepflegter Langeweile“ meinte. Keine Überraschungen, keine flamboyant Charakterzüge, keine Zickigkeit, keine Ecken, keine Kanten! Einfach nur ... einfach gestrickter und fruchtbetonter Pinot Noir aus Chile. Für mich einfach So la-la***.

Der bis jetzt noch unerwähnte auf dem Foto rechtsstehende Spätburgunder vom Weingut Jürgen Ellwanger aus dem Hitzejahr Jahr 2003 war da leider das krasse Gegenteil. Gepflegte Langeweile kam bei diesem Wein keinesfalls auf! Dieser war durchweg von seinen 15%igen alkoholischen Argumenten bestimmt. Der Wein war sehr rosinig, sehr brandig, hatte viel braune pampige und etwas gestresst wirkende Frucht. Balance dürfte ein Ausdruck sein, der bei diesem Wein keine Erwähnung finden sollte. Der Nervigkeitsfaktor war leider viel zu hoch. Kraft und seine ganz eigene Art von Vitalität hatte der Wein zweifelsohne. Doch Spätburgunder war das für mich nicht mehr. Sehr Schade, da ich sonst die Weine vom Weingut Jürgen Ellwanger, auch aus dem Jahr 2003, sehr schätze. Dieser war bei höheren Temperaturen jenseits der 16 C für mich kaum noch trinkbar. Also ... gepflegte Langeweile ist gar nicht so übel!

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