Wenn mich nicht
alles täuscht, und da bin ich mir doch ziemlich sicher, obwohl es
befürchtenswerterweise über die Jahre hinweg recht viele „Pinots
weit weg“ waren welche es über meine Zunge geschafft haben, dürfte
der heutige Wein mein erster Georgischer Pinot Noir überhaupt sein. Natürlich
wurde dieser in einer „(halb)klassischen“ Herstellungsweise auf
die Amphore gezogen. Mein erster Amphoren Pinot war der Mukuzani
Wine Cellers Pinot Noir Qvevri 2019 zwar nicht. Insbesondere der Domaine
Pousse d'Or Volnay En Caillertes Cuvée Amphore hat einigen Jahren
unter Beweiß gestellt, dass auch in sehr klassischen Regionen solche
spielerischen Versuche durchaus zu interessanten Ergebnissen führen
können. Auch das eine oder andere Schweizer Experiment ist mir gedanklich hängengeblieben. Wie auch immer ... all zu viele Amphoren Pinots waren es sicher nicht.
Das eben erwähnte etwas auffällige „(halb)klassisch“ bezieht
sich auf den Umstand, dass die Maische für den heutigen Wein zwar in
Amphoren vergoren wurde, anschließend aber in gebrauchten
französischen Pièce gelagert wurde. Die Herkunft des Mukuzani
Pinots ist der äußersten Osten Georgiens in Kachtetiens Subregion
Mukuzani. Sie gilt als eine der bedeutensten Weinregionen für
Georgiens Signature Rebsorte schlecht hin: Saperavi! Der Name
Mukuzani bezeichnet sowohl eine Subregion als auch eine Saperavi
Weingattung mit einer Mindestlagerung von drei Jahren. Was die
Subregion betrifft, wird diese von kalkhaltigen Böden, mit nicht
selten schwarzen Oberboden, dominiert. Die eher flachen Weingärten
in der Region an der rechten Seite des Alazani Flusses erstrecken
sich in der Gemeinde Gurjaani über die kleinen Weindörfer Zegaani,
Chumlaki und Mukuzani auf einer Höhe zwischen 350 bis 750 Meter über
dem Meeresspiegel. Das Klima zeichnet sich durch krasse Extremitäten aus.
Sehr sehr heisse Sommer und überraschend kalte Winter prägen die
Weine mit der Herkunft Mukuzani. Genug des gewohnt eher substanzarmen und
sicherlich austrocknenden Theoriegeschwafels. Es ist Zeit für flüssige
Erkenntnisse …
Farblich erwies
sich der Amphoren Pinot verhältnismäßig farbdicht. Also für Pinot
Noir zumindest. Doch diese Dichte kam beim genaueren Hinschauen
gepaart mit einer Restspur an Transparenz im extra großen Glase an. Immerhin konnte sein
tiefes Granatrot mit jugendlicher Leuchtraft bis an die Corona ran
aufwarten. In Anbetracht der klimatischen Bedingungen unterstrich die
Nase sofort, was zumindest georgische Sommer betrifft, unverkennbar
seine Herkunft. Viel überreife Pflaumen, das ein oder andere
Veilchen, angekokelte Brotkruste, frisch geschöpftes Zimteis mit
viel expressiver Kraft, etwas frisch gemahlenes Kaffeepulver und
Spuren von Rum-Nuss-Schokolade in quadratischer Form standen im
Zentrum einer sicherlich eher ungewöhnlichen, aber nicht
uninteressanten „Pinot weit weg“ Erfahrung. Die Spur an Menthol
und ein ganz leicht eigekochter Charakter hätten, was meine Nase angeht, gerne am Kakasus verbleiben dürfen. Am Gaumen zeigten sich
recht ähnliche Aromen, welche durch dunklen Kirschen, milde
Holzkohle, auch etwas bvon dert bekannten atlantaische Brause und eine kleinen Spur Karamell
ergänzt wurden. Die Tanninstruktur zeigte sich sehr präsent und
vital, ohne gar zu ruppig oder abweisend ob des jugendlichen Alters
zu wirken. Rein körperlich, was Kraft angeht, hatte er sicherlich
überpinotlich viel zu bieten. Gewöhnungsbedürftig, aber zugelich auch spannend. Auch Säure war schon vorhanden. Eher etwas
weicher und milder, als man sie in klimatisch gemäsigteren Regionen
anzutreffen gewohnt sein mag. Die 14% Alkohol vermochten es sich recht
passend in das Gesamtbild dieses schwereren Pinot-Typs einzubinden. Ganz
sicher war dieser Georgier höchst ausgefallen und
geprägt von seiner südlichen Herkunft. Der eine oder andere
Pinot-Purist drüfte leider seinen nicht selten recht aufgesetzten
Scheuklappendenken erliegen. Rebsortentypische Attribute von Seiten der
Aromen und Struktur konnte man im Qvevri Pinot Noir 2019 ohne weiteres
erahnen. Blind erinnerte mich der Mukuzani an einen erwähnenswerten
Pinot Noir aus Israel (z.B. von Pelter oder Vitkin), Südspanien oder dem Libanon. Sein
größtenteils harmonisches Gesamtbild und elegant kraftvolles
Auftreten hat mich von seinen anständigen**** Qualitäten durchaus
überzeugen können.
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