23.6.22

Mukuzani Wine Cellar Pinot Noir Qvevri 2019, Kakheti

Wenn mich nicht alles täuscht, und da bin ich mir doch ziemlich sicher, obwohl es befürchtenswerterweise über die Jahre hinweg recht viele „Pinots weit weg“ waren welche es über meine Zunge geschafft haben, dürfte der heutige Wein mein erster Georgischer Pinot Noir überhaupt sein. Natürlich wurde dieser in einer „(halb)klassischen“ Herstellungsweise auf die Amphore gezogen. Mein erster Amphoren Pinot war der Mukuzani Wine Cellers Pinot Noir Qvevri 2019 zwar nicht. Insbesondere der Domaine Pousse d'Or Volnay En Caillertes Cuvée Amphore hat einigen Jahren unter Beweiß gestellt, dass auch in sehr klassischen Regionen solche spielerischen Versuche durchaus zu interessanten Ergebnissen führen können. Auch das eine oder andere Schweizer Experiment ist mir gedanklich hängengeblieben. Wie auch immer ... all zu viele Amphoren Pinots waren es sicher nicht. Das eben erwähnte etwas auffällige „(halb)klassisch“ bezieht sich auf den Umstand, dass die Maische für den heutigen Wein zwar in Amphoren vergoren wurde, anschließend aber in gebrauchten französischen Pièce gelagert wurde. Die Herkunft des Mukuzani Pinots ist der äußersten Osten Georgiens in Kachtetiens Subregion Mukuzani. Sie gilt als eine der bedeutensten Weinregionen für Georgiens Signature Rebsorte schlecht hin: Saperavi! Der Name Mukuzani bezeichnet sowohl eine Subregion als auch eine Saperavi Weingattung mit einer Mindestlagerung von drei Jahren. Was die Subregion betrifft, wird diese von kalkhaltigen Böden, mit nicht selten schwarzen Oberboden, dominiert. Die eher flachen Weingärten in der Region an der rechten Seite des Alazani Flusses erstrecken sich in der Gemeinde Gurjaani über die kleinen Weindörfer Zegaani, Chumlaki und Mukuzani auf einer Höhe zwischen 350 bis 750 Meter über dem Meeresspiegel. Das Klima zeichnet sich durch krasse Extremitäten aus. Sehr sehr heisse Sommer und überraschend kalte Winter prägen die Weine mit der Herkunft Mukuzani. Genug des gewohnt eher substanzarmen und sicherlich austrocknenden Theoriegeschwafels. Es ist Zeit für flüssige Erkenntnisse …

 
Farblich erwies sich der Amphoren Pinot verhältnismäßig farbdicht. Also für Pinot Noir zumindest. Doch diese Dichte kam beim genaueren Hinschauen gepaart mit einer Restspur an Transparenz im extra großen Glase an. Immerhin konnte sein tiefes Granatrot mit jugendlicher Leuchtraft bis an die Corona ran aufwarten. In Anbetracht der klimatischen Bedingungen unterstrich die Nase sofort, was zumindest georgische Sommer betrifft, unverkennbar seine Herkunft. Viel überreife Pflaumen, das ein oder andere Veilchen, angekokelte Brotkruste, frisch geschöpftes Zimteis mit viel expressiver Kraft, etwas frisch gemahlenes Kaffeepulver und Spuren von Rum-Nuss-Schokolade in quadratischer Form standen im Zentrum einer sicherlich eher ungewöhnlichen, aber nicht uninteressanten „Pinot weit weg“ Erfahrung. Die Spur an Menthol und ein ganz leicht eigekochter Charakter hätten, was meine Nase angeht, gerne am Kakasus verbleiben dürfen. Am Gaumen zeigten sich recht ähnliche Aromen, welche durch dunklen Kirschen, milde Holzkohle, auch etwas bvon dert bekannten atlantaische Brause und eine kleinen Spur Karamell ergänzt wurden. Die Tanninstruktur zeigte sich sehr präsent und vital, ohne gar zu ruppig oder abweisend ob des jugendlichen Alters zu wirken. Rein körperlich, was Kraft angeht, hatte er sicherlich überpinotlich viel zu bieten. Gewöhnungsbedürftig, aber zugelich auch spannend. Auch Säure war schon vorhanden. Eher etwas weicher und milder, als man sie in klimatisch gemäsigteren Regionen anzutreffen gewohnt sein mag. Die 14% Alkohol vermochten es sich recht passend in das Gesamtbild dieses schwereren Pinot-Typs einzubinden. Ganz sicher war dieser Georgier höchst ausgefallen und geprägt von seiner südlichen Herkunft. Der eine oder andere Pinot-Purist drüfte leider seinen nicht selten recht aufgesetzten Scheuklappendenken erliegen. Rebsortentypische Attribute von Seiten der Aromen und Struktur konnte man im Qvevri Pinot Noir 2019 ohne weiteres erahnen. Blind erinnerte mich der Mukuzani an einen erwähnenswerten Pinot Noir aus Israel (z.B. von Pelter oder Vitkin), Südspanien oder dem Libanon. Sein größtenteils harmonisches Gesamtbild und elegant kraftvolles Auftreten hat mich von seinen anständigen**** Qualitäten durchaus überzeugen können.

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