Nachdem mir vorvorvooorgestern der Genuss
einer Flasche NSG von dem mir hochhold geschätztem JFM durch
niederträchtig heimtückischen Kork'ismus verwehrt wurde, habe ich
mir gedacht, dass ich in meinem aufgehend verderbendem Schmerz auch
gleich zu etwas greifen kann, dass gewohnt anstrengende „Pinot weit
weg“ Verkostungsarbeit bedeuten könnte. Nicht als Strafe! Vielleicht zur Frustbewältigung!? Anstrengend sollte die Verkostung zu
meinem gedämpften Entzücken dann doch nicht sein. Wenn der starke Holzeinfluss nicht
gewesen wäre, hätte der Vitkin Pinot Noir 2011 sogar als ein recht veritabel
konsolidierendes Trostpflästerchen herhalten können. Naja, jetzt greife
ich etwas vor. Das sollte ich mal lieber lassen. Hoffentlich habe ich mit diesem Vorgriff noch niemanden abgeschreckt. Das wäre schade! Naja, erst müssen die gewohnt langweiligen Vorabinformationen
durch-litten werden. Dann gibt es was Flüssiges ...
Bei Vitkin handelt es sich um einen
eher kleinen und sehr gut etablierten Platzhirsch in der israelischen
Weinszene. Bekanntheit konnte Vitkin vor allem durch seine Weine aus
Cabernet Franc, Carignan, Riesling (!) und den Late Harvest
Dessert Wein zumeist aus Riesling, Viognier und Colombard erlangen. Gegründet
wurde das Weingut als Teil der Rutenberg-Belogolovsky Farm in der
seit 1930 bestehenden Siedlung Vitkin vor gar nicht so langer Zeit.
Erst im Jahr 2001 erfüllten sich Doran und Sharona Belogolovsky, sowie
Sharona's Bruder Assaf Paz, nach vielen Jahren an Weinerfahrungen im Ausland den Wunsch ein eigenens Weingut in der Heimat zu gründen. Bei der
Ausrichtung auf eine für Israel verhältnismäßig kleine Betriebsgröße (jährlich werden zwischen 30000 und 40000 Flaschen produziert) und
einer Konzentration auf lokal nicht ganz so verbreitete Rebsorten ist es
über die Jahre hinweg geblieben. Auch mein heutiger Pinot Noir 2011 dürfte sicherlich zu einer "Gattung" Wein gehören, wie man sie in Israel nicht all zu oft auffinden mag. Gewachsen sind die Reben für diesen "Pinot weit weg" auf sehr
kreidig-kalkigen und kargen Böden in den Hochlagen des Judäischen Berglands.
Vergoren wurden die Trauben mit eigenen Hefen für ca. 16 Tage in Edelstahltanks. Der
sich anschießende Ausbau in bis zu 40% neuen französischen 350
Liter Holzfässern dauerte nur ganze 10 Monate.
Was sein farbliches Kleid betraf zeigte der Vitkin Pinot
Noir 2011 ein äußerst dunkles Rubinrot mit dennoch sehr klarer
Transparenz und keinerlei Verfärbungen hinzu den im Glase befindlichen Randregionen. In der
Nase überraschte mich zunächst ein sehr ungewöhnliches und
cremiges wirkendes Potpourri von Pekanussmousse, Eichenholz, eher
sanfter Rauch, getrocknete dunkle Kirschen, Dörrpflaumen sowie ein
sich erstaunlich gut durch das restliche Potpourri durch-kämpfendes
Parfüm an Veilchen. Ein ganz sicher nicht alltägliches Nasenspiel!
Nach ca. drei Stunden wurde das Holz merklich, aber was mich betraf nicht genügend, schwächer, die
Dörrpflaumen präsenter sowie prägnanter und darüber hinaus
schickten sich erdige Aromen, die mich an mitteleuropäischen
Laubwald erinnerten, an, eine mit der fortlaufenden Zeit immer
stärker werdende Untermalung beizutragen. Am Gaumen fiel mir als
aller erstes die angenehm schlank wirkende und softe Struktur des
nahöstlichen Pinots auf. Sein Punch an recht reichhaltigen
Fruchtaromen war sicherlich nicht ganz kühl, doch marmeladig oder gar durchgekocht wirkte er auf keinen Fall. Leicht angeköchelte
Fruchtaromen von dunklen Kirschen, Pflaumen und später sogar etwas
schüchterner Ananas (!?) dürften eine bestmögliche Umschreibung
sein. Alles in allen wirkte die Frucht in ihrer Fülle doch angenehm
reduziert und nicht anstrengend. Anstrengend, war dann doch das schon
erwähnte Holz. Die etwas warm-nussigen und vanilligen Aromen nahmen
mit fortschreitender Verkostungsdauer zwar etwas ab, doch leider blieben
sie stets etwas zu sehr im Vordergrund verhaftet. Nun ja, immerhin konnten nach
einigen Stunden die erdig-laubigen Geschmäcker dem Holz ein wenig
Einhalt gebieten. Am noch leicht vorhandenem tanninigen Biss und an
seiner überzeugend gut integrierten Säure konnte ich nichts finden was mich
sonderlich störte. Auch der Alkohol (13,5 %) machte sich nur ganz leicht bemerkbar.
Sicher war ich insbesondere von dem
starken Holzeinfluss nicht sonderlich begeistert! Wie schon mehrfach
erwähnt. Immerhin war dieser so ungewöhnlich, dass er schon wieder
fast ein wenig interessant daherkam. Das cremige Pekanussmousse war
erstaunlich präsent. Dieses machte wohl für mich das Ungewöhnliche aus. Wie dem auch sei. Für einen Pinot Noir aus
einer so dermaßen heißen Region, zeigte der Vitkin eine gute Balance und relativ schlanke Körpermaße. Im Moment erscheint er in
sehr guter und trinkflüssiger Form zu sein. Mir machte er überraschend viel Spaß! Ich
komme nicht umhin einen wiederholten, und wahrscheinlich
durchweg unzulässigen, gehirnspinstigen Vergleich zu erwähnen, der mir während des Genusses durch den Kopf schwirrte. Erinnert hat mich dieser Pinot, wie auch viele andere Weine aus Israel, an Wein aus
Sonoma, oder in dem Fall eher an Sonoma Coast. Diese nicht
weiter aufzubereitenden Gefühle kommen in mir meist bei israelischen
Chardonnays auf. Doch dieses Mal zur Abwechslung auch ganz subjektiv
eindeutig bei einem Pinot Noir. Genug damit! Anständig **** war der
Vitkin Pinot Noir 2011 für mich allemal. Weniger Holz und ich hätte
mich ohne Probleme sogar vielleicht zu mehr hinreißen lassen.
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