29.11.15

Vitkin Pinot Noir 2011, Judean Hills




Nachdem mir vorvorvooorgestern der Genuss einer Flasche NSG von dem mir hochhold geschätztem JFM durch niederträchtig heimtückischen Kork'ismus verwehrt wurde, habe ich mir gedacht, dass ich in meinem aufgehend verderbendem Schmerz auch gleich zu etwas greifen kann, dass gewohnt anstrengende „Pinot weit weg“ Verkostungsarbeit bedeuten könnte. Nicht als Strafe! Vielleicht zur Frustbewältigung!? Anstrengend sollte die Verkostung zu meinem gedämpften Entzücken dann doch nicht sein. Wenn der starke Holzeinfluss nicht gewesen wäre, hätte der Vitkin Pinot Noir 2011 sogar als ein recht veritabel konsolidierendes Trostpflästerchen herhalten können. Naja, jetzt greife ich etwas vor. Das sollte ich mal lieber lassen. Hoffentlich habe ich mit diesem Vorgriff noch niemanden abgeschreckt. Das wäre schade! Naja, erst müssen die gewohnt langweiligen Vorabinformationen durch-litten werden. Dann gibt es was Flüssiges ...

Bei Vitkin handelt es sich um einen eher kleinen und sehr gut etablierten Platzhirsch in der israelischen Weinszene. Bekanntheit konnte Vitkin vor allem durch seine Weine aus Cabernet Franc, Carignan, Riesling (!) und den Late Harvest Dessert Wein zumeist aus Riesling, Viognier und Colombard erlangen. Gegründet wurde das Weingut als Teil der Rutenberg-Belogolovsky Farm in der seit 1930 bestehenden Siedlung Vitkin vor gar nicht so langer Zeit. Erst im Jahr 2001 erfüllten sich Doran und Sharona Belogolovsky, sowie Sharona's Bruder Assaf Paz, nach vielen Jahren an Weinerfahrungen im Ausland den Wunsch ein eigenens Weingut in der Heimat zu gründen.  Bei der Ausrichtung auf eine für Israel verhältnismäßig kleine Betriebsgröße (jährlich werden zwischen 30000 und 40000 Flaschen produziert) und einer Konzentration auf lokal nicht ganz so verbreitete Rebsorten ist es über die Jahre hinweg geblieben. Auch mein heutiger Pinot Noir 2011 dürfte sicherlich zu einer "Gattung" Wein gehören, wie man sie in Israel nicht all zu oft auffinden mag. Gewachsen sind die Reben für diesen "Pinot weit weg" auf sehr kreidig-kalkigen und kargen Böden in den Hochlagen des Judäischen Berglands. Vergoren wurden die Trauben mit eigenen Hefen für ca. 16 Tage in Edelstahltanks. Der sich anschießende Ausbau in bis zu 40% neuen französischen 350 Liter Holzfässern dauerte nur ganze 10 Monate.


  

Was sein farbliches Kleid betraf zeigte der Vitkin Pinot Noir 2011 ein äußerst dunkles Rubinrot mit dennoch sehr klarer Transparenz und keinerlei Verfärbungen hinzu den im Glase befindlichen Randregionen. In der Nase überraschte mich zunächst ein sehr ungewöhnliches und cremiges wirkendes Potpourri von Pekanussmousse, Eichenholz, eher sanfter Rauch, getrocknete dunkle Kirschen, Dörrpflaumen sowie ein sich erstaunlich gut durch das restliche Potpourri durch-kämpfendes Parfüm an Veilchen. Ein ganz sicher nicht alltägliches Nasenspiel! Nach ca. drei Stunden wurde das Holz merklich, aber was mich betraf nicht genügend, schwächer, die Dörrpflaumen präsenter sowie prägnanter und darüber hinaus schickten sich erdige Aromen, die mich an mitteleuropäischen Laubwald erinnerten, an, eine mit der fortlaufenden Zeit immer stärker werdende Untermalung beizutragen. Am Gaumen fiel mir als aller erstes die angenehm schlank wirkende und softe Struktur des nahöstlichen Pinots auf. Sein Punch an recht reichhaltigen Fruchtaromen war sicherlich nicht ganz kühl, doch marmeladig oder gar durchgekocht wirkte er auf keinen Fall. Leicht angeköchelte Fruchtaromen von dunklen Kirschen, Pflaumen und später sogar etwas schüchterner Ananas (!?) dürften eine bestmögliche Umschreibung sein. Alles in allen wirkte die Frucht in ihrer Fülle doch angenehm reduziert und nicht anstrengend. Anstrengend, war dann doch das schon erwähnte Holz. Die etwas warm-nussigen und vanilligen Aromen nahmen mit fortschreitender Verkostungsdauer zwar etwas ab, doch leider blieben sie stets etwas zu sehr im Vordergrund verhaftet. Nun ja, immerhin konnten nach einigen Stunden die erdig-laubigen Geschmäcker dem Holz ein wenig Einhalt gebieten. Am noch leicht vorhandenem tanninigen Biss und an seiner überzeugend gut integrierten Säure konnte ich nichts finden was mich sonderlich störte. Auch der Alkohol (13,5 %) machte sich nur ganz leicht bemerkbar.



Sicher war ich insbesondere von dem starken Holzeinfluss nicht sonderlich begeistert! Wie schon mehrfach erwähnt. Immerhin war dieser so ungewöhnlich, dass er schon wieder fast ein wenig interessant daherkam. Das cremige Pekanussmousse war erstaunlich präsent. Dieses machte wohl für mich das Ungewöhnliche aus. Wie dem auch sei. Für einen Pinot Noir aus einer so dermaßen heißen Region, zeigte der Vitkin eine gute Balance und relativ schlanke Körpermaße. Im Moment erscheint er in sehr guter und trinkflüssiger Form zu sein. Mir machte er überraschend viel Spaß! Ich komme nicht umhin einen wiederholten, und wahrscheinlich durchweg unzulässigen, gehirnspinstigen Vergleich zu erwähnen, der mir während des Genusses durch den Kopf schwirrte. Erinnert hat mich dieser Pinot, wie auch viele andere Weine aus Israel, an Wein aus Sonoma, oder in dem Fall eher an Sonoma Coast. Diese nicht weiter aufzubereitenden Gefühle kommen in mir meist bei israelischen Chardonnays auf. Doch dieses Mal zur Abwechslung auch ganz subjektiv eindeutig bei einem Pinot Noir. Genug damit! Anständig **** war der Vitkin Pinot Noir 2011 für mich allemal. Weniger Holz und ich hätte mich ohne Probleme sogar vielleicht zu mehr hinreißen lassen.

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