Dank ausgezeichneter auf virtueller Basis fundierender Verbindung in das Land „Hinter dem Meer“ gibt es heute dem Avidan Pinot folgend einen weiteren „Pinot weit weg“ aus Israel! Dieses Mal zieht sich meine Zunge Wanderstiefel an und begibt sich in die Hochlagen
der Golanhöhen. Auf einer Höhe von etwas über 1000 Metern
werden auf dem Grund des Kibbutz Merom Golan Pinot Noir Trauben für
die seit 2005 aufstrebende Pelter Winery der Gebrüder Tal und Nir
Pelter angebaut. Bei den vorherrschenden Böden in Merom Golan handelt
es sich um sehr duchlässige und karge Basaltböden. Ausgebaut wurde
der Wein für 14 Monate in französischen Barriquefässern.
Eigentlich, wie bei den meisten Erzeugern in Israel, handelt es sich
bei dem T-Selection Pinot Noir 2009 um ein quasi-„experimentellen“ Versuch mit dieser bekannterweise eher schwierigen Rebsorte.
Das Hauptaugenmerk liegt auch bei den Pelter Brüdern im Anbau und der Produktion
von Weinen aus Rebsorten die mehrheitlich im Bordelais oder an der
Rhone vor zu finden sind. Ich schlage vor: mal schauen wie sich dieses "Experiment" so
„geschlagen“ hat ...
Die Farbe des T-Selection Pinot Noir erschien mir ziemlich dunkel, fast schon leicht ins
Granatrot-Violett gehend, dennoch schön transparent und nur in den
Randregionen ein wenig ins verwässerte Rotbraun abdriftend. Sonst
zeigte die Farbe im Kern satte und strahlende Reflexe. Die Nase wirkte die
ersten Stunden sehr duftig-parfümiert mit saftigen sowie sehr reif,
nicht überreif-getrocknet, wirkenden dunklen Beeren. Diese wirkten auf mich minimal eingekocht. Daneben zeigten sich
beginnende Anzeichen für eine Menge getrockneter Pilze und einer
unbedingt zu erwähnenden stramm-würzigen Rauchigkeit, die ich in
meinem manchmal zu aktiven Oberstüblein mit den vulkanischen Böden
in Verbindung brachte. Sonst wirkte die Nase zu diesem Zeitpunkt
recht kühl, eindeutig etwas wild und eine Spur ätherisch. Ich nehme an,
dass dieser Pinot eine gewisse Weile an Kaltmazeration durchlebt hat.
Nach ca. fünf Stunden schien der Boden, also der von mir
vermeintlich errochene Vulkanismus, immer mehr Einfluss zu bekommen.
Dazu zeigten sich mögliche tertiär Düfte von feinem Thymian, trockenem
Unterlaub, salzigem Lakritz, trockenem Moos, einer Spur
Trockenfleisch und stärker werdender Eindrücken von Holzkohle. Zu
diesem Zeitpunkt beschlich mich immer mehr eine gewisse Assoziation
zu meinen letztjährigen toskanisch-umbrischen Pinoterfahrungen. Am
zweiten Tag, ca. 24 Stunden nach der eigentlichen Korkenziehung,
erwies sich die Pelter’s Nase am ausgeglichensten und
mitteilungswilligsten. Die Pilze, der erdige Charakter, die eher
wilden Aromen und das Unterlaub erschienen mir zu diesem Zeitpunkt
ziemlich gut, für sein offensichtlich jugendliches Alter,
ausbalanciert. Auch die Fruchtnoten vermittelten sich anders. Nun
schienen Aromen von dunkle Kirschen im Vordergrund zu stehen.
Alles in allem eine kraftvolle, wilde, kernige und
zwar-für-manch-heisse-Region-durchaus-typische-aber-gesamt(heitlich)-gesehen-wiederum-nicht-wirklich-typische-Pinot-Nase. Am Gaumen wirkte der
Pinot von Pelter die ersten Stunden etwas stärker von
burschikos-tee'ig wirkendem Tannin - zumindest was etwaiges Pinot Tannin
Potential entspricht – und beachtlicher Säure geprägt, als ich es vermutet hätte. Auch
feine vom Fassausbau herrührende Aromen zeigten sich
die ersten Stunden etwas verstärkt. Sonst waren auch hier kräftige
(nahezu-scharf-würzige) Aromen von dunklen Beeren in Verbindung mit
mildem Chili, getrockneten Pilzen, einer Spur Trockenfleisch und
außergewöhnlicher lakritzig-moosiger Salzigkeit. Darüber hinaus waren
Aromen von feiner Bitterschokolade sowie einem Hauch von Zimt und
Anis erschmeckbar. Die kühl-ätherische, vermutlich
cold-soak-induzierte, Prägung erschien hier am Gaumen weitaus
reduzierter. Auch der Vulkanismus war für mein Dafürhalten auf der
Zunge (und Co.) nicht so ausgeprägt. Sonst aber zeigten sich einige,
wenn auch nicht sehr viele, typische Züge von Pinot Noir Weinen
wärmerer Regionen. Eben nur etwas wilder, kräftiger und vielleicht bergbäuerlich-rustikaler.
Glücklicherweise wirkte sich der Alkohol mit seinen 13,9 % im Gesamtbild nicht
störend. Auch Anzeichnen für zu sonnenverwöhnte
Trauben zeigten sich zu keinem Zeitpunkt. Nach ca. fünf Stunden wirkte
der Weine etwas integrierter, aber dennoch recht stramm und
„bodenständig“. Auch die vermeintliche Bodenprägung und so manche Spuren von
Lakritz schienen etwas an Fahrt aufzunehmen. Wie im Fall der Nase
zeigte sich der Pinot von Pelter nach ca. 24 Stunden am
ausgeglichensten. An Komplexität der Aromen und gewisser
Tiefgründigkeit gab es zu keinem Zeitpunkt Grund sich zu beschweren. Die
Länge des Abgangs war meiner Ansicht nach im Moment zwar gut, doch in
Zukunft vielleicht (was durchaus plausibel annehmbar bei diesem Wein sein dürfte) etwas „ausbaubar“. Zum jetzigen Zeitpunkt war
der T-Selection Pinot Noir der Pelter Winery für mich von eindeutig
anständiger **** Qualität. Aufgrund seiner offensichtlich leicht
nervös-jugendlichen und dennoch an Komplexität und Tiefe nicht
mangelnden Art, sehe ich in ihm Potential zu mehr. Einfach noch ein,
zwei, drei … Jahre warten, ... würde ich vorschlagen.
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