Vernünftige Menschen, zu denen ich
leider nicht gehöre, dürften sich bei der folgenden Post fragen
warum um Himmels Willen jemand aus einem so reichhaltigen und voll
mit Überraschungspotential aufgeladenem Weinland wie Griechenland
ausgerechnet einen Pinot Noir öffentlich trinken muss!? Tja, was
soll ich sagen? Ich kann wohl nicht aus meiner
explorationsgetriebenen Haut raus, nehme ich an!? Einer „muss“ es
einfach wagen um die angestrebte nicht ansatzweise gesamtabdeckenden
„Pinot weit weg“ Dokumentation zu erlangen. Wie dem auch sein ...
Mein heutiger „Pinot weit weg“ stammt aus dem griechischen Teil
Makedoniens im Norden des Landes. Um genauer zu sein im
nordwestlichen Makedoniens in der Weinregion Amyntheon (Florina). Auf
der Höhe zwischen 620 bis 710 m über dem Meeresspiegel hat das
Weingut Alpha Estate vor einigen Jahren tatsächlich damit begonnen
Pinot Noir Klone anzupflanzen. International bekannt wurde das 1997
von dem erfahrenen Winzer Makis Mavridis und dem Önologen Angelos
Iatridis gegründete Weingut für seine modern anmutenden Weine aus
der regionalen Rebsorte Xinomavro und ihrem je nach Jahrgang etwas
anders zusammengesetzten Spitzencuvée Alpha One. Doch auch den Pinot
Noir gibt es mittlerweile seit einigen Jahrgängen. Nach der Ernte
wurden die Pinot Noir entrappt und ohne angequetscht zu werden einer
Kaltmazeration unterzogen. Nach der Fermentation wurde der Wein für
ca. 12 Monate in Allier Barrique Fässern ausgebaut um anschließend
in gewaltig schweren Flaschen abgefüllt zu werden.
Die Farbe des Alpha Estate Pinot Noir 2010 zeigte immer
noch sehr viel von jugendlich wirkendem purpurnem Rubinrot. In der
Nase zeigt sich ein interessant aromatisches Parfüm von roten
Johannisbeeren, getrockneten dunklen Kirschen, Würze die mich ein
wenig an Thymian und Lakritze erinnert, karamelliges Mandelgebäck
und mir etwas zu viel Rauch und Holz. Am Gaumen wirkte der
hellenische Pinot Noir die ersten zwei Stunden überraschend kühl,
zurückhaltend was seine Fruchtaromen betrifft (später, zeigten sich
die Aromen von Johannisbeeren – zunächst heller, dann dunkler –
wesentlich fülliger), recht rauchig, ziemlich vordergründig holzig
und eine Spur zu sehr von der Säure geprägt. Ich würde fast
meinen, dass die Säure ziemlich neben sich stand. Dies zeigte sich
auch in den darauf folgenden Stunden und Tagen. Insbesondere am
Folgetag wirkte die Säure leicht nervig. Auch das krude und zu
voluminöse Gesamtbild des Weines entwickelte sich mit der Zeit nicht
zu seinem Vorteil. Vorteilhaferweise kam der etwas hohe Alkohol
(14,5%) über die ganze Verkostung hinweg nicht sonderlich zum
tragen. Blind hätte ich kaum auf einen Pinot Noir getippt! Was seine
Nase betraf, konnte er mich trotz nicht all zu eindeutigen Rebsortentypizität durchaus überzeugen. Mit einigen
palatalen Attributen des Makedoniers tat ich mir leider etwas schwer. Solide so la-la *** Qualitäten zeigte er für mich trotz gewisser Schwächen auf der Zunge.
2 comments:
Den Pinot von Alpha Estate kenne ich nicht. Habe da ja offensichtlich nicht viel versäumt...
Der Xinomavro Reserve von Alpha allerdings ist mehr als anständig!! Den sollten Sie mal probieren.
Viele Grüße
Ralph
Hallo Ralph,
sorry für die verspätete Antwort. Stimme ich dir zu. Die klassischen griechischen Rebsorten Weine sind bei Alpha Estate wesentlich interessanter. Kenne ich auch teilweise ganz gut. Insbesondere Xinomavro! Besten Gruss
Post a Comment