Da sitze ich nun, zur
inspirativen Gedankenlubrikation mit einem Glas recht nettem
bayrischen Bodensee Pinot – ja, sowas gibt es wirklich, dazu aber
später mehr - neben meiner linken Hand drappiert – und natürlich
auch trinkend, und versuche vergeblich meinen unerschöpflichen
Vorrat an Pinot Expertise anzuzapfen. Doch bei meinem heutigen „Pinot
weit weg“ mag dieses lubrikierte Anzapfen leider nicht so ganz
gelingen. Auch nicht weiter verwunderlich, da ich zum einen keinerlei
Pinot-Erfahrung im Degustationsfeld Nordböhmen habe und zum anderen
zeigen sich erhebliche Defizite meinerseits bei der Entzifferung des
möglicherweise sehr
informativen Rückenetiketts sowie den meisten internetgestützten
Informationsquellen. Ich enttäusche mal wieder mit meiner Unfähigkeit auf ganzer Linie… ich weiß! Aber nicht weiter
überraschend für den regelmäßigen Leser! Wenn ich schon keine – zumindest für mich
verwertbaren - Informationen über den heutigen Rulandské Modré
Roučí
Mělincké 2004 von
Vinařství Kraus aus
Mĕlnik
finden konnte, so habe ich immerhin wenige Spuren an Information
über die Weinregion und das eigentliche Weingut einsammeln können. Mĕlnik, nicht zu verwechseln mit dem wahrscheinlich berühmteren bulgarischen Melnik oder dessen regionaler Rebsorte,
ist eine Kreisstadt am Zusammenfluß von Elbe und Moldau ca. 40 km nördlich von Prag. Die meisten Weinberge liegen auf einer durchschnittlichen Höhe von 200 m über dem Meeresspiegel. Karge Kalksteinböden mit höheren Anteilen an sandigem Ton sind in der Gegend um Mĕlnik vorherrschend. Das Weingut von Vilém Kraus, nebenbei erwähnt eines der namenhaftesten Weingüter in Nordböhmen, verfügt mittlerweile wieder über ca. 22 Hektar Anbaufläche. Auf dieser werden vornehmlich klassisch mitteleuropäische Rebsorten wie Riesling (Ryzlink rýnský), Traminer, Grauburgunder und Pinot Noir kultiviert. Weitere einstens zeitgenössische Klassiker wie Dornfelder lass ich mal lieber unerwähnt. Genug dem unverhohlenen Anführen meines Nichtwissen! Jetzt gibt's Pinot aus Tschechien ...
Farblich
überraschte mich der Pinot Noir von Kraus mit seiner tiefroten und
immernoch sehr klar und transparent wirkenden granatroten Farbe. Am Rand war er eher von
Wässrigkeit als von erheblichen Verfärbungen geprägt. In der Nase
präsentierte er sich die ersten Minuten etwas gemüsig, leicht vom
Holz (eher alte Fässer) geprägt und ziemlich rauchbetont. Nach
kurzer Zeit öffneten sich seriös wirkende und recht
streng anmutende Aromen von Unterholz, eine bei Pinot Noir etwas
ungewohnte Pfeffrigkeit, ein Etwas an Holzkohle, ein wenig frisch
gebrühten Filterkaffee sowie schüchteren Restposten an vergehenden
Anklängen von Waldhimbeeren und Blaubeeren. Am Gaumen wurde schnell
klar warum dieser „Pinot weit weg“ so gut die 10 Jahre seit
seiner Abfüllung überdauerte. Eine überaus lebendige Säure zeigte sich
auf jeder Geschmacksknospe meiner Zunge. Anzeichen von totaler Überalterung:
Fehlanzeige! Im Gegensatz zur Nase hatte der Geschmack sogar noch
erstaunliche schüchtern-mitteilsam und eher unkompliziert wirkende
Frucht die mich an wild sortierte Waldbeeren erinnerten. Gepaart waren diese Fruchtaromen mit prägnanten
Waldbodenassozitationen sowie etwas passend derbem Wacholderschinken. Wahrlich ein nicht übermäsig komplexer, dafür aber sehr charakterstarker, wunderbar schlanker und mehrheitlich ausgeglichener Pinot ohne jegliche Anzeichen von zurweilen recht nervig-zuckriger Süßfreudigkeit (übersetzt: er war knochentrocken). Sein Alter merkte man ihm erst nach gut zwei Stunden an. Ab dem Zeitpunkt begann er sehr säuredominiert zu wirken. Für mich ein total überraschender und absolut anständiger**** Pinot Noir aus für mich unentdeckten Landen!
Beim schon erwähnten Gedankenlubrikat handelte es sich um den (Einstiegs-) Spätburgunder 2013 des Weinguts Schmidt am See aus Nonnenhorn am bayrischen Ufer des Bodensees. Dieser ist von jungendlicher kühler Rauchigkeit (keine Spur Speckig-, oder Rauchspeckigkeit), angenehm schlanker und frischer Stilistik und intensiver Fruchtorientierung (sehr reintönige Aromen die mich an Cranberries und Vogelbeeren erinnern) geprägt ohne zu irgend einem Zeitpunkt banal oder überzüchtet zu wirken. Zudem war er für einen teutonischen See'ler überraschend trocken. Meiner Ansicht nach einer der wenigen gelungenen und durchweg anständiger**** Spätburgunder vom Bodensee.
Beim schon erwähnten Gedankenlubrikat handelte es sich um den (Einstiegs-) Spätburgunder 2013 des Weinguts Schmidt am See aus Nonnenhorn am bayrischen Ufer des Bodensees. Dieser ist von jungendlicher kühler Rauchigkeit (keine Spur Speckig-, oder Rauchspeckigkeit), angenehm schlanker und frischer Stilistik und intensiver Fruchtorientierung (sehr reintönige Aromen die mich an Cranberries und Vogelbeeren erinnern) geprägt ohne zu irgend einem Zeitpunkt banal oder überzüchtet zu wirken. Zudem war er für einen teutonischen See'ler überraschend trocken. Meiner Ansicht nach einer der wenigen gelungenen und durchweg anständiger**** Spätburgunder vom Bodensee.
Ein mitbringselndes Dankeschön möchte ich noch in die Halbhöhenlagen der Schwabenmetropole für den Rulandské Modré aussenden! Getrunken habe ich den Rulandské Modré 2004 von Vinařství Kraus im Mai 2015 aus dem Bohemia Cristal Burgunderkelch Natalie bei aprilerinnernden Bodenseewetter.
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