Eigentlich wollte ich heute mit meinem
letzten „Copa do Pinot“ Beitrag einen vinophilen Nachruf auf die
bis dato eher schläfrig lustlos wirkende argentinische
Nationalmannschaft schreiben. Obwohl die Schweizer Nati so wunderbar
gekämpft und auch taktisch sowohl mit- als auch entgegenhalten
konnte, sollte es am Ende doch nicht so weit kommen. Abgebrühtheit
setzt sich eben doch nicht all zu selten durch … leider! Doch nun
zurück zum Wein. Der argentinische Bewerber um den Gewinn meiner
„Copa do Pinot“ kommt aus der Region San Patricio del Chanar im
nördlichen Patagonien. Dort begann die vor einigen Generationen
ausgewanderte deutsche Familie Schroeder im Jahr 2002 auf insgesamt
120 Hektar Global-Player-Rebsorten wie Malbec, Merlot, Pinot Noir,
Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc und Chardonnay nach biologischen
Richtlinien (GAP) zu kultivieren. Der Saurus Pinot Noir Barrel
Fermented 2010 aus 777 Dijon Klonen gilt als eines der Flaggschiffe
des Weinguts. Wie schon andere patagonische Produzenten, darunter
auch Sassicaia's Chacra Weingut, es seit einigen Jahren versuchen zu
zeigen, erweisen sich die klimatischen Bedingungen und die äußerst
kargen Böden um Neuquén dem Pinot Noir als sehr zuträglich. Mal
schaun' ob das auch bei meinem heutigen Pinot Noir so ist ...
Die Farbe des Saurus Barrel Fermented
Pinot Noir überraschte mit seinem sehr tief farbigen Ausdruck und
seiner sich etwas in grenzen haltendenden Transparenz. Die Nase
wirkte über die gesamte Verkostung hinweg recht kühl, etwas
krautig-würzig-ätherisch und stark von dunklen Beeren und
schüchternen Zügen von Hagebutten geprägt. Insbesondere die
reichhaltigen würzigen (und etwas weihnachtlich) wirkenden Noten
verliehen dem Wein eine sehr eigenes, und für Pinot Noir äußerst
ungewöhnliches, Nasenbild. Auch eine ausgeprägte staubtrockenen
Rauchfleischnote trug zu meiner verwirrenden Verwunderung bei. Am
Gaumen zeigte der Pinot Noir viel rebsorten-untypische Kraft und
ätherisch-alkoholische Würze. Die Aromen waren bestimmt von
saftigen Schwarzkirschen, Blaubeeren, Lakritz, Zimt und einer wilden
sowie scharfen kräutriger Würze. Die Einflüsse von Rauchfleisch
waren am Gaumen nicht so von prägender Signifikanz. Das Tannin
wirkte robust und burschikos. Glücklicherweise passte die erwähnte
ätherisch und leicht alkohol- lastige Würze zu diesem Wein das
seine Kraft und kühle Art ganz gut damit umgehen konnte. Auch meine
bisherigen Pinots aus Patagonien zeigten viele eher
rebsortenuntypische Züge, doch der Saurus schießt was dies betrifft
den Vogel ab. Blind verkostet hätte man mir diesen Wein auch als ein
nicht zu wuchtiges und kühl wirkendes Syrah dominiertes Cuvée
„verkaufen“ können. Trotz all den untypischen Eigenschaften
allemal ein anständiger **** Wein. Nur den „Copa do Pinot“ kann
er für mein Dafürhalten nicht gewinnen. Was das betrifft konnte der
chilenische Vertreter, im Gegensatz zur fußballerischen Realität,
mich noch am meisten überzeugen. Daher ist der Gewinner meiner Copa
der Viña Leyda Pinot Noir Single Vineyard Las Brisas 2011.
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