2.7.14

Copa do Pinot: Bodega Familia Schroeder Saurus Barrel Fermented Pinot Noir 2010, Patagonia



Eigentlich wollte ich heute mit meinem letzten „Copa do Pinot“ Beitrag einen vinophilen Nachruf auf die bis dato eher schläfrig lustlos wirkende argentinische Nationalmannschaft schreiben. Obwohl die Schweizer Nati so wunderbar gekämpft und auch taktisch sowohl mit- als auch entgegenhalten konnte, sollte es am Ende doch nicht so weit kommen. Abgebrühtheit setzt sich eben doch nicht all zu selten durch … leider! Doch nun zurück zum Wein. Der argentinische Bewerber um den Gewinn meiner „Copa do Pinot“ kommt aus der Region San Patricio del Chanar im nördlichen Patagonien. Dort begann die vor einigen Generationen ausgewanderte deutsche Familie Schroeder im Jahr 2002 auf insgesamt 120 Hektar Global-Player-Rebsorten wie Malbec, Merlot, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc und Chardonnay nach biologischen Richtlinien (GAP) zu kultivieren. Der Saurus Pinot Noir Barrel Fermented 2010 aus 777 Dijon Klonen gilt als eines der Flaggschiffe des Weinguts. Wie schon andere patagonische Produzenten, darunter auch Sassicaia's Chacra Weingut, es seit einigen Jahren versuchen zu zeigen, erweisen sich die klimatischen Bedingungen und die äußerst kargen Böden um Neuquén dem Pinot Noir als sehr zuträglich. Mal schaun' ob das auch bei meinem heutigen Pinot Noir so ist ...


Die Farbe des Saurus Barrel Fermented Pinot Noir überraschte mit seinem sehr tief farbigen Ausdruck und seiner sich etwas in grenzen haltendenden Transparenz. Die Nase wirkte über die gesamte Verkostung hinweg recht kühl, etwas krautig-würzig-ätherisch und stark von dunklen Beeren und schüchternen Zügen von Hagebutten geprägt. Insbesondere die reichhaltigen würzigen (und etwas weihnachtlich) wirkenden Noten verliehen dem Wein eine sehr eigenes, und für Pinot Noir äußerst ungewöhnliches, Nasenbild. Auch eine ausgeprägte staubtrockenen Rauchfleischnote trug zu meiner verwirrenden Verwunderung bei. Am Gaumen zeigte der Pinot Noir viel rebsorten-untypische Kraft und ätherisch-alkoholische Würze. Die Aromen waren bestimmt von saftigen Schwarzkirschen, Blaubeeren, Lakritz, Zimt und einer wilden sowie scharfen kräutriger Würze. Die Einflüsse von Rauchfleisch waren am Gaumen nicht so von prägender Signifikanz. Das Tannin wirkte robust und burschikos. Glücklicherweise passte die erwähnte ätherisch und leicht alkohol- lastige Würze zu diesem Wein das seine Kraft und kühle Art ganz gut damit umgehen konnte. Auch meine bisherigen Pinots aus Patagonien zeigten viele eher rebsortenuntypische Züge, doch der Saurus schießt was dies betrifft den Vogel ab. Blind verkostet hätte man mir diesen Wein auch als ein nicht zu wuchtiges und kühl wirkendes Syrah dominiertes Cuvée „verkaufen“ können. Trotz all den untypischen Eigenschaften allemal ein anständiger **** Wein. Nur den „Copa do Pinot“ kann er für mein Dafürhalten nicht gewinnen. Was das betrifft konnte der chilenische Vertreter, im Gegensatz zur fußballerischen Realität, mich noch am meisten überzeugen. Daher ist der Gewinner meiner Copa der Viña Leyda Pinot Noir Single Vineyard Las Brisas 2011.

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