Bei meinem heutigen Pinot-Ausflug nach
Oregon geht es in gewisser weise in den Wald! Ja, in den Wald! Naja,
eigentlich eher durch den Wald und ins waldumschlossene Rebenmeer. Dennoch könnte man so verwegen sein
und von Waldwein sprechen! Das wäre nach Beschreibungen wie Alte
Reben, Steillagen usw. eigentlich mal eine nette neue
Vermarktungsidee, oder!?! Sollte ich mal weiterverfolgen ob es so
etwas schon gibt, doch nun lieber nicht weiter abschweifen, sonst
artet der Text wieder in ungeahnte Längen und Absurditäten aus! Ich
habe mir für dieses Jahr vorgenommen Abschweifungen bestmöglich zu
unterbinden. Ich hoffe es wird mir gelingen. Wie ich sehe hat es
heute hat schon mal nicht geklappt ...
So aber jetzt - CUT! Wie kam es zu
diesem „Waldwein“? Die Wald“räumungen“ und Rebpflanzungen
für den Le Cadeau Vineyard begannen in den vulkansteindominierten
südlichen Hanglagen der Chehalem Mountains im Jahre 1997. Die heute
von Tom und Deborah Mortimer bewirtschafteten knapp 10 Hektar sind
komplett von Wald umschlossen und in fünf Lagen unterteilt. Mein
heutiger Pinot kam aus der Lage „Est“. Wie der Name schon
vermuten lässt, befindet sich diese Lage im östlichen und damit
relativ kühlen Teil des Le Cadeau Vineyard und wurde wie seine
geschwisterlichen Lagencuvées seit dem Jahrgang 2004 abgefüllt.
Lasst uns mal schaun' wie sich dieser sehr junge, junge in Anbetracht
des Alters der Reben, Pinot Noir geschlagen hat … Ach ja, fast
vergessen. Dazu gab es noch einen für seine Lage etwas rustikalen
wirkenden Chambolle-Musigny von Gerard Seguin …
Die Farbe des Le Cadeau Vineyard Côte Est
2007 war sehr strahlend, hatte Vieles von dunklem Rubinrot und
darüber hinaus eine gehörige Menge an Depot. Seine Nase war zeigte
kräftige, duftige und etwas „gefällige“ Himbeeraromen, die
später mit Düften von reifem Cassis ergänzt wurden. Eine weitere
Fruchtkomponente wurde durch sehr lebendige und belebende
Limonendüfte beigesteuert. Neben den sehr kräftigen fruchtigen
Eigenschaften des Est zeigten sich auch eindeutige Anzeichen von
klassischem Oregon Sous Boi, oder Oregon Funk, wie er in den Chehalem
Mountains nicht so oft vorkommt. Diese recht eigene duftige Prägung
hängt mit der Vulkansteindominanz im Le Cadeau Vineyard zusammen,
die in dieser Konzentration in den Chehalem Mountains sonst nicht
auffindbar ist und letztlich der Hauptgrund für die Nichtnennung der
AVA auf dem Flaschenetikett darstellt. Der Geschmack war ebenfalls
stark von den schon erwähnten Fruchtaromen geprägt. Diese Frucht
kam für einen 2007er, und ein Oregon Pinot im allgemeinen, sehr
kräftig, saftig, reichhaltig, satt und ungewöhnlich süß-fruchtig
am Gaumen rüber. Neben kräftiger Himbeere und Cassis zeigten sich
ergänzend frische-verleihende Limette und Spuren von Orangenlikör.
Glücklicherweise wirkte dieser weder alkoholisch oder penetrant. Die
so für Oregon typische herbstliche mineralische Prägungen, ein
geschickt anmutender Rauch, ein paar Gurkenwasser-Assoziationen –
eher sehr subjektive Wahrnehmung - und relativ präsentes edles
Eichenholz machten diesen Pinot neben all seiner Fruchtigkeit
ebenfalls aus. Mit der Zeit zeigten sich noch weitere
Nebendarsteller-Aromen die in Richtung von Nugatschokolade und einem
Hauch von getrockneten Pilzen gingen.
Wie man (er)lesen kann, war der Le Cadeau
Est ein durchaus komplexer und sehr dichter Pinot Noir mit viel
Kraft, Saft und einer nicht negativ zu sehenden Gefälligkeit. Für
mich ist die Bewertung dieses Weines wegen seiner sehr dominanten
Fruchtprägung und Reichhaltigkeit ein Drahtseilakt. Er zeigte sehr
viele Attribute die gerne mit Neue Welt Pinots - also Frucht, Wärme,
Holz, Reichhaltigkeit usw. - in Verbindung gebracht werden. Diese
Attribute waren zugegebenerweise ziemlich ausgeprägt. Die
Grenzregion zur Übertreibung dieser Prägungen wurde zwar für mich
erreicht, doch nicht überschritten. Insgesamt zeigte sich der Le
Cadeau Est für mich immer noch sehr balanciert, ziemlich komplex und
auch durchaus tiefgründig. Bei diesem Wein würde ich meinen, dass
diese, meinetwegen „neu-weltlich“ genannte, Stilistik gut
funktionieren kann. Auch wenn diese nicht meiner stilistischen
Vorliebe(n) entspricht. Daher für mich immer noch ein sehr
anständigen ***** Pinot Noir!
Der Chambolle-Musigny Derrière le Four
2002 von der Domaine Gerard Seguin war in fast jeglicher Hinsicht ein
richtiger Gegenpol zum Le Cadeau Est. Seine Farbe war ziemlich
dunkel, matt und wirkte nicht sonderlich lebendig. Die Nase hatte
viel von ländlicher Eleganz, Kuhstall und zurückgefahrener
Kirschfrucht. Der Geschmack war ebenfalls etwas bäuerlich, etwas
stahlig kühl, für ein Chambolle ziemlich krude und auch ein wenig
erdig-schmutzig. Das Tannin war immer noch erstaunlich grob, die
Frucht sehr ernst und in Einklang mit viel kräftiger Erdigkeit. Der
Körper wirkte leicht und etwas grobschlächtig-elegant zugleich. Die
Säure war allgegenwärtig und der Abgang eher durchschnittlich.
Dennoch, trotz dieser von mir leicht misszuverstehenden
Beschreibungen, hat mir dieser Wein gefallen. Er hat mich zwar nicht
so sehr an einen Chambolle-Musigny erinnert, da er doch ein etwas
sehr grober Kerl war, doch seine Eigenheiten und die verströmte
„klare Kante“ konnten mich überzeugen. Für reine Befürworter
von Gaumenschmeichlern ist der Wein sicher nichts. Für mich war es
sicherlich ein grober, gutherziger und anständiger **** Kerl.
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