Keine Angst! Dieser Blog
verkommt nicht zu einem reinen Pinot Noir oder Oregon Weinblog.
Bevor die warme Jahreszeit beginnt, wenn sie überhaupt noch beginnen
sollte, bei aktuellen 13 C und Regen ist ein klein wenig Zweifel
angebracht, werde ich nur wenig Pinots über meinen Gaumen gleiten
lassen. Deshalb muss nun noch etwas vorgesorgt werden ...
Mein heutiger Pinot Noir
aus Oregon führte mich an den östlichen Rand die Eola-Amity Hills in
der Nähe der Hauptstadt Salem. Mark Vlossak, ein der Pioniere im Oregon Pinot
Business, gründete 1988 die St. Innocent Winery. Von Anbeginn
spielte Pinot Noir neben elsässisch inspirierten Pinot Gris und
Pinot Blancs die Hauptrolle auf dem kleinen biologisch und
biodynamisch produzierenden Weingut. Aktuell produziert Vlossak
neben seinem Village Pinot sieben Einzellagen Pinots. So auch der
Pinot Noir 2007 aus der süd-östlich ausgerichteten 0,9 Hektar
großen Justice Vineyard Parzelle. Die Reben (Dijon 777 Klon) für
diesen Wein sind außerordentlich jung. Sie wurden erst im Jahr 2001 gepflanzt.
Diesen Umstand konnte man vielleicht merken. Bezüglich seiner grundsätzlichen
Qualität zeigte sich diese Jugendlichkeit keinesfalls abträglich.
Vergoren wurden die Trauben im Stahltank und anschließend für 16
Monate in französischen Eichenholz (34% neu) ausgebaut.
Was die Farbe betrifft
zeigte sich der Justice Vineyard nicht wirklich dunkel, auch nicht
außerordentlich hell, einfach ziemlich normal für einen Pinot Noir,
und machte einen leicht getrüben Eindruck (welche vielleicht von Erschütterungen hervorgerufen wurden). Der Duft des
Weines erschien mir sehr zivilisiert, rund oder vielleicht rund-kantig. Für
mich zeigte er nicht so viel, aber etwas, vom schon oft erwähnten leicht stinkig-wilden
„Oregon-Funk“. Anzeichen von wilden Blumen möchte ich nicht unterschlagen,
doch eine erwähnenswerte Eleganz konnte der Wein für mich nicht ausdrücken. Auch die nasale Frucht war sehr ausgeglichen und
balanciert. Von meiner Seite aus hatte ich keinerlei Beanstandungen was die Nase betrifft. Doch überbordende Begeisterung konnte sich auch nicht breitmachen. Der
Geschmack erwies sich als sehr weich, etwas glatt - ohne jegliche Kontur verloren
zu haben - und wiederum sehr ausgeglichen. Die klar und fein
abgestimmte Fruchtigkeit des Weines war geprägt von hellen
Beerenfrüchten und einem Hauch von Blaubeeren. Die Würzigkeit und
mineralische Prägung war, wie schon angedeutet, mir ein wenig zu
zivilisiert und geglättet. Die Säure erschien mir ein Tick zu
schwach proportioniert. Insbesondere wenn man bedenkt, dass in 2007 relativ
säurestarke Pinots in Oregon produziert wurden. Letztlich kam mir
auch das neue Holz ein wenig zu präsent vor. Aber nicht das wir uns
missverstehen: wirklich nur ein wenig und auch recht hintergründig.
Der Justice Vineyard Pinot Noir war ein sanft nuancierter
Wein mit ruhigem und ausgeglichenem Charakter dem man seine junge
„Grundlage“ aufgrund der Glätte und schwächeren mineralischen Prägung wahrscheinlich anmerken konnte. Zusammengefasst mag
sich der Wein jetzt ein wenig langweilig anhören, doch dem würde
ich nicht zustimmen wollen. Für mich hatte er ohne zweifel seine
Qualitäten. Auch wenn diese noch ein wenig adoleszent erschienen und
nicht viel oregonesischen Charakter verspüren ließen. Absolut ein
anständiger ****, vielleicht sogar sehr anständiger ***** Pinot
Noir aus Oregon.
Neben dem Justice Vineyard
konnte ich eine illustere Ansammlung an sehr angenehmen Getränken genießen die ebenfalls kurz Erwähnung finden sollen: Zum
Einstieg gab es einen kräftig gereiften, aber dennoch
„intellektuell-fantasierend“ ansprechenden Taittinger Collection
1988 Brut Champagner welchen ich aber aufgrund seiner intensiven
Reife eigentlich nicht bewerten möchte. Im weiteren Verlauf konnte
mich ein exotischer, saftiger, nicht klebriger und durchaus frischer
Monzinger Halenberg Riesling R vom Weingut Emrich-Schönleber mit
seiner sehr anständigen ***** Fruchtigkeit und Tiefe begeistern. Was
weitere Pinot Noirs betraf konnte mich der Kammerberg Spätburgunder
2006 vom Weingut Friedrich Becker mit einem betörenden Parfüm und
einer sehr anständig ***** abgestimmten Struktur ein wenig wieder versöhnen - bezüglich der
becker'schen Pinots. Auch ein sehr
jugendlich wirkender Gevery-Chamertin Les Champeaux 1er Cru 2009 von
Olivier Guyot zeigte mit seiner Kraft und etwas Wärme seine
Qualitäten. Mir persönlich war dieser aber doch ein wenig zu reich
an Vielem. Daher würde ich ihn in meinem zugegebenerweise
blödsinnigen Bewertungsschema als einen anständigen **** Pinot Noir
sehen wollen. Der beeindruckendste und am meisten übermannende Wein
war die 2004er Version des reichlich bekannten Valpolicella von
Giuseppe Quintarelli. Ein dichter, kraftvoller, nicht an gewisser
eigener Erhabenheit mangelnder, schwerer, vielleicht gewaltiger,
überaus tiefer Rotwein dessen Geschmack mir auch 24
Stunden nach der Verkostung auf der Zunge klebte. Einfach nur fantastisch ******.
Den Abschluss bildete ein Sauternes aus dem Hause Rothschild. Leider
kam mir, einem ausgesprochenen un-begeisterungsfähigen
Nicht-Sauteres'nisten, der Chateau Rieussec 1999 etwas hart,
vielleicht plump und etwas schwach dimensioniert vor. Für mich eher
ein so la-la *** Erlebnis. Wie auch immer, der tolle Nachtisch machte
diesen Wein sowieso überflüssig ;-)
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