Meine Güte, wenn ich mir die letzten Posts so anschaue, schreibe ich doch sehr viel über Pinot Noir! Erschreckend und eigentlich ganz schön fade würde ich meinen! Was soll man machen, wenn man sich auf diese Rebsorte nun mal so stark „eingetrunken“ hat? Naja, wahrscheinlich ist es am besten gleich noch etwas nachzulegen! Immerhin gibt es heute Pinot Noir aus einer Ecke der Welt, die ich all zu gerne ein wenig vernachlässige: Deutschland! Ja ja, die Teutonic Tintos haben es schwer bei mir Erwähnung zu finden. Daher kam es gelegen, dass ich vor wenigen Tagen die Möglichkeit hatte einige nicht mehr ganz so junge Spätburgunder aus deutschen Landen verkosten zu können. Daneben haben sich auch zwei Infiltranten unter die teutonische Menge gemischt, die für etwas, na sagen wir mal – Abwechslung, gesorgt haben.
Das Quälen mit allzu
langen Texten liegt mir fern. Zumindest versuche ich es. Daher werde
ich heute, wie schon öfters – und natürlich ohne erfolgreich zu
sein, versuchen nur das Notwendigste aus meinen Notizen zu
destillieren. Mal schaun' ob das klappen mag:
Ganz eindeutig
herausgestochen ist am Verkostungsabend vor wenigen Tagen der Pinot
Noir *** 2005 vom Weingut Holger Koch. Dieser konnte mich mit seiner
Frische, Klarheit, feinste Frucht, Vitalität, vielleicht sogar
Beschwingtheit und Präzision beeindrucken. Länge und Seriosität
ohne Überkonzentration (bezüglich allen möglichen Aspekten) und
exzessiver Holzwürze. Für mich ganz klar ein sehr anständiger
***** teutonischer Spätburgunder mit klarer und eigener Struktur
sowie angenehmen Charakter. Leider gibt es nur wenige Produzenten im
Badner Land die sich trauen solch eine Herangehensweise an Pinot Noir
zu wagen. Zum Glück werden es immer mehr ...
Ein weiterer, vom Stil her
sehr anders geratener, Spätburgunder kam aus dem Hause Huber in
Malterdingen. Der Alte Reben 2007 von Bernhard Huber konnte mich mit
wohldosierter Kraft, eher dunklen Fruchtaromen ohne süßliche
Allüren, einer festen und nicht übertriebenen Erdigkeit, gutem
Holzeinsatz und noch ziemlich präsentem und kantigem Tannin für
sich gewinnen. Ein sicher noch etwas jung wirkender, aber wohl
abgestimmter Pinot Noir dem ich sehr gerne als ein noch sehr
anständiges ***** Trinkerlebnis bezeichnen möchte.
Ein weiterer Badner kam
aus Holland, ähhm … aus der Ortenau. Der Pinot Noir SD 2005 vom
Weingut Dujin. Diesen Wein habe ich die letzten zwei Jahre mehrfach
getrunken und konnte ihm jedes mal nach entsprechender Belüftungszeit
einiges an Positivem abgewinnen. Bei dieser Verkostung tat ich mir
recht schwer einige aus der Balance gerate Aspekte auszublenden. Für
mich zeichnete sicher der Wein zwar durch gekonnte und sehr dichte
Konzentration, einer stattlichen Säure und sehr ansprechender
dunkler Frucht aus, doch die sehr kräftige Holzwürze, die Anklänge
an extra rauchigem Räucherspeck und ein sehr nervös wirkendes
Moschus-Eukalyptus-Parfüm machten es mir schwer diesem Wein richtig
schätzen zu können. Die Balance stimmte für mich bei diesem Wein
leider nicht mehr. Viel Kraft, vielleicht sogar Gewalt, viel Holz,
sehr wenig Finesse, wenig Raffiniertheit und schon gar keine Erhabenheit!
Die eigentliche Reife des Weines erschien mir ganz gut. Immerhin zeigte sich der Wein nicht zu alkoholisch und süßfruchtig.
Trotz der aufgeführten, und natürlich total subjektiven, Defizite
ein noch anständiger **** Pinot Noir für sehr viel Geld.
Eben konnte ich beim SD
von Dujin noch den Alkohol und eine süßlich zuckrige Fruchtigkeit
negieren. Beim folgenden Wein dürfte es mir etwas schwer fallen. Der
Laumersheimer Kirschgarten 2005 vom Weingut Philipp Kuhn in der Pfalz
hatte vieles von dem was mir an so manchem teutonischen Pinot Noir
nicht gefällt. Der Alkohol war leider sehr präsent, das Holz
ziemlich überproportioniert und die sehr süßliche Frucht von
dunklen Kirschen und Pflaumen entwickelte einen leichten
marmeladig-likörigen Charakter. Alldem konnte ich nicht viel
abgewinnen. Aufgrund der recht stattlichen Konzentration die zum
Gesamtbild des Weines passte, einem gewissen Maß an Komplexität und
einer passablem Säureausstattung konnte ich den Wein sicherlich noch
sehr gut konsumieren. Daher, in meiner zugegebenen defizitären
Sprache: So La-La ***.
Über die beiden letzten
zur Verkostung stehenden deutschen Spätburgunder möchte ich nicht
all zu viele Worte verlieren. Der Spätburgunder S 2006 vom Weingut
Meyer-Näkel und der Spätburgunder Spätlese trocken 2005 aus dem
Kallstatter Kronenberg vom Weingut Koehler-Ruprecht haben mich
letztlich sehr enttäuscht. Der S von der Ahr war euphemistisch
formuliert: leicht, sehr kräuterlastig, bestechend eindimensional
und sehr durchschnittlich im Abgang. Wenn Frucht vorhanden war, dann
die von ziemlich staubigen und schwachbrüstigen Kirschen. Auch eine
längere Belüftungszeit über die Nacht hinweg erwies sich leider
nicht als vorteilhaft. In den ersten eineinhalb Stunden der
Verkostung habe ich mich noch daran geklammert, dass der
Spätburgunder S doch noch irgendwie und irgendwo und irgendwann
aufmachen könnte … Pustekuchen! Sehr enttäuschend! Eine längere
Belüftungszeit beförderte den Koehler-Ruprecht Spätburgunder
ebenfalls nicht zu erstaunlichen Verbesserungen. Ich empfand den Wein
als sehr speckig-rauchig, stark von überreifen und kitschigen
Kirschen geprägt, süßlich-karamellig und leicht alkoholisch. Die
Nase wurde durch diffuse süßlich-brandige Eigenschaften und einer
unangenehmen Banane-Kokussnuss Melange, die wohl vom Holz kam,
geprägt. Ein für mich sehr penetrant und eigen wirkender
Spätburgunder mit unterdurchschnittlich langem Abgang und unklarem Statement. Um ehrlich zu
sein kann ich mich nicht entscheiden welchen der beiden letzten Weine
ich eher empfehlen wollte. Ich mache es am besten kurz: Keinen!
Die schon erwähnten
Infiltranten kamen aus dem Burgund und Österreich. Letzterer, ein
Amphoren Grüner Veltliner aus dem Hause Ott von 2010, ist natürlich
mit den Spätburgundern nicht vergleichbar. Wegen Rebsorte und
Amphore. Er sei trotzdem kurz erwähnt. Mir erschien er
unbeschreiblich gärig-grün-pfeffrig-sauerkrautig und milchig
gelbig. Letzteres Attribut natürlich nur bezüglich der Farbe. Für
mich im Moment absolut nicht einschätzbar. Zwar sehr komplex, aber
reichhaltig an „komplizierten“ Aromen. Eigentlich bin ich offen
für Vieles, meistens zu vieles, aber wie der Wein im momentanen
Zustand sich präsentiert frage ich mich doch: Für was braucht die
Welt ein „So-etwas“? Na, mal schau'n wie er in ein paar Jahren
sein wird …
Der erste
Infiltrant, also der aus dem Burgund, war ein Beaune Clos
du Roy 1er Cru 2005 des Traditionshauses Prieur-Brunet in Santenay.
Dieser kernige und sehr traditionell vinifiziert wirkende Pinot
zeigte ein klaren Unterschied zu den teutonischen Gewächsen. Er mag
zwar Anzeichen von etwas überreifer Kirschfrucht gehabt haben, da
würden sich ein paar Parallellen auftun, doch die Struktur und
Stilistik sprachen - im für mich positiven Sinne - eine ganz andere
Sprache. Dieser Wein hatte viel mehr mineralische Erdung, viel mehr
jugendliches und kräftiges Tannin, viel mehr reservierte und elegant
anmutende Kraft, keinerlei Überholzung und schon gar nicht übermäßig
viel Alkoholausstattung. Sicherlich war es kein „Großer Burgunder“! Wie
sollte dies auch für 14 Euro die Halbflasche sein! Es war eher ein
durchschnittlich guter Vertreter, kerniger klassischer Prägung aus
dem wunderbaren Jahr 2005! Dennoch zeigte er viel mehr Dichte,
Langstreckenpotential und bestechenden Charakter als die meisten
Teutonen auf dem Tisch! Für mich, wie die Weine von Koch und Huber,
zwar vom Stil her komplett anders, ein noch sehr anständiges *****
Pinot-Weinchen!
Mein Fazit halte ich kurz.
Meiner Ansicht nach gibt es aus Deutschland sicher gute Pinot
Noirs! Anhand der Erfahrungen der eben beschriebenen und sehr vielen
anderen Verkostungen. Dennoch nicht so viele wie gerne gesehen oder
daher geschrieben werden! Ich bin mir sicher, dass das Thema Teutonic
Tintos bei mir wieder Erwähnung finden wird. Vielleicht nur nicht so
oft!
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