16.1.14

Le Cadeau Vineyard Côte Est Oregon Pinot Noir 2007




Bei meinem heutigen Pinot-Ausflug nach Oregon geht es in gewisser weise in den Wald! Ja, in den Wald! Naja, eigentlich eher durch den Wald und ins waldumschlossene Rebenmeer. Dennoch könnte man so verwegen sein und von Waldwein sprechen! Das wäre nach Beschreibungen wie Alte Reben, Steillagen usw. eigentlich mal eine nette neue Vermarktungsidee, oder!?! Sollte ich mal weiterverfolgen ob es so etwas schon gibt, doch nun lieber nicht weiter abschweifen, sonst artet der Text wieder in ungeahnte Längen und Absurditäten aus! Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen Abschweifungen bestmöglich zu unterbinden. Ich hoffe es wird mir gelingen. Wie ich sehe hat es heute hat schon mal nicht geklappt ... 



So aber jetzt - CUT! Wie kam es zu diesem „Waldwein“? Die Wald“räumungen“ und Rebpflanzungen für den Le Cadeau Vineyard begannen in den vulkansteindominierten südlichen Hanglagen der Chehalem Mountains im Jahre 1997. Die heute von Tom und Deborah Mortimer bewirtschafteten knapp 10 Hektar sind komplett von Wald umschlossen und in fünf Lagen unterteilt. Mein heutiger Pinot kam aus der Lage „Est“. Wie der Name schon vermuten lässt, befindet sich diese Lage im östlichen und damit relativ kühlen Teil des Le Cadeau Vineyard und wurde wie seine geschwisterlichen Lagencuvées seit dem Jahrgang 2004 abgefüllt. Lasst uns mal schaun' wie sich dieser sehr junge, junge in Anbetracht des Alters der Reben, Pinot Noir geschlagen hat … Ach ja, fast vergessen. Dazu gab es noch einen für seine Lage etwas rustikalen wirkenden Chambolle-Musigny von Gerard Seguin

Die Farbe des Le Cadeau Vineyard Côte Est 2007 war sehr strahlend, hatte Vieles von dunklem Rubinrot und darüber hinaus eine gehörige Menge an Depot. Seine Nase war zeigte kräftige, duftige und etwas „gefällige“ Himbeeraromen, die später mit Düften von reifem Cassis ergänzt wurden. Eine weitere Fruchtkomponente wurde durch sehr lebendige und belebende Limonendüfte beigesteuert. Neben den sehr kräftigen fruchtigen Eigenschaften des Est zeigten sich auch eindeutige Anzeichen von klassischem Oregon Sous Boi, oder Oregon Funk, wie er in den Chehalem Mountains nicht so oft vorkommt. Diese recht eigene duftige Prägung hängt mit der Vulkansteindominanz im Le Cadeau Vineyard zusammen, die in dieser Konzentration in den Chehalem Mountains sonst nicht auffindbar ist und letztlich der Hauptgrund für die Nichtnennung der AVA auf dem Flaschenetikett darstellt. Der Geschmack war ebenfalls stark von den schon erwähnten Fruchtaromen geprägt. Diese Frucht kam für einen 2007er, und ein Oregon Pinot im allgemeinen, sehr kräftig, saftig, reichhaltig, satt und ungewöhnlich süß-fruchtig am Gaumen rüber. Neben kräftiger Himbeere und Cassis zeigten sich ergänzend frische-verleihende Limette und Spuren von Orangenlikör. Glücklicherweise wirkte dieser weder alkoholisch oder penetrant. Die so für Oregon typische herbstliche mineralische Prägungen, ein geschickt anmutender Rauch, ein paar Gurkenwasser-Assoziationen – eher sehr subjektive Wahrnehmung - und relativ präsentes edles Eichenholz machten diesen Pinot neben all seiner Fruchtigkeit ebenfalls aus. Mit der Zeit zeigten sich noch weitere Nebendarsteller-Aromen die in Richtung von Nugatschokolade und einem Hauch von getrockneten Pilzen gingen.

Wie man (er)lesen kann, war der Le Cadeau Est ein durchaus komplexer und sehr dichter Pinot Noir mit viel Kraft, Saft und einer nicht negativ zu sehenden Gefälligkeit. Für mich ist die Bewertung dieses Weines wegen seiner sehr dominanten Fruchtprägung und Reichhaltigkeit ein Drahtseilakt. Er zeigte sehr viele Attribute die gerne mit Neue Welt Pinots - also Frucht, Wärme, Holz, Reichhaltigkeit usw. - in Verbindung gebracht werden. Diese Attribute waren zugegebenerweise ziemlich ausgeprägt. Die Grenzregion zur Übertreibung dieser Prägungen wurde zwar für mich erreicht, doch nicht überschritten. Insgesamt zeigte sich der Le Cadeau Est für mich immer noch sehr balanciert, ziemlich komplex und auch durchaus tiefgründig. Bei diesem Wein würde ich meinen, dass diese, meinetwegen „neu-weltlich“ genannte, Stilistik gut funktionieren kann. Auch wenn diese nicht meiner stilistischen Vorliebe(n) entspricht. Daher für mich immer noch ein sehr anständigen ***** Pinot Noir!

Der Chambolle-Musigny Derrière le Four 2002 von der Domaine Gerard Seguin war in fast jeglicher Hinsicht ein richtiger Gegenpol zum Le Cadeau Est. Seine Farbe war ziemlich dunkel, matt und wirkte nicht sonderlich lebendig. Die Nase hatte viel von ländlicher Eleganz, Kuhstall und zurückgefahrener Kirschfrucht. Der Geschmack war ebenfalls etwas bäuerlich, etwas stahlig kühl, für ein Chambolle ziemlich krude und auch ein wenig erdig-schmutzig. Das Tannin war immer noch erstaunlich grob, die Frucht sehr ernst und in Einklang mit viel kräftiger Erdigkeit. Der Körper wirkte leicht und etwas grobschlächtig-elegant zugleich. Die Säure war allgegenwärtig und der Abgang eher durchschnittlich. Dennoch, trotz dieser von mir leicht misszuverstehenden Beschreibungen, hat mir dieser Wein gefallen. Er hat mich zwar nicht so sehr an einen Chambolle-Musigny erinnert, da er doch ein etwas sehr grober Kerl war, doch seine Eigenheiten und die verströmte „klare Kante“ konnten mich überzeugen. Für reine Befürworter von Gaumenschmeichlern ist der Wein sicher nichts. Für mich war es sicherlich ein grober, gutherziger und anständiger **** Kerl.

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