15.11.17

Leichte Weisslichkeiten aus Lusitanien



Über die letzten Wochen habe ich einige zur Leichtigkeit neigende weisse Portugiesen verkostet ... und natürlich getrunken. Folgend nun eine kleine und für meine Verhältnisse ungewohnt kurze (glücklicherweise) Zusammenfassung ... 



Vale da Capucha Fossil Branco Torres Vedras 2014

Verschnitt aus Arinto (40%), Gouveio (20%) und Fernão Pires (40%) der sehr vom atlantischen Klima Lissabon's und den in der Region Turcifal vorkommenden karg-kalkigen Böden geprägt ist! Visuell zeigt er ein enorm farbintensives und sattes Goldgelb mit ziemlich viel Strahlkraft. In der Nase eine kräftige Portion Tonic Water, viel Abrieb von Zitronen, Wermutkraut, ein Hauch von Honig und ganz schön viel kalkiger Wasserhahn ;-). Am Gaumen wesentlich voller als erwartet und ganz leicht ins kandiszuckrige gehend, was ich ebenfalls nicht erwartet habe. Letzteres Attribut aber sehr schüchtern! Sonst viel Zitronenschale, gar nicht wenig Guavensaft, auch Tonic plus Wermutkraut, auch ein Schuss Petrol, weniger bis nichts vom Honig, dafür aber viel viel Kalk. Ein ziemlich phenolisches aber immer noch recht knackig wirkendes „Früchtchen“. Mal was total anderes! Ziemlich intensiv und heftigst lange im Abgang! Passt super zu gegrillten Sardinen … welche ich dummerweise nicht vor mir auf dem Teller hab. Nach ca. 4 Stunden Luft insgesamt wesentlich integrativer, mehrheitlich befreit vom Kandis, immer noch expressiv und sehr sehr kalkig mineralisch. Geht jetzt so langsam in Richtung kühlem und eher knöcherig-kragen Chardonnay. Für mich ohne Zweifel ein sehr anständiges ***** Erlebnis.

Filipa Pato Bairrada Brancho 2015

Verschnitt aus Bical und Arinto von der Tochter des noch bekannteren Bairrada Winzers Luis Pato. Visuell ziemlich hell und nicht sehr farbintensiv. Silbriges Gold mag es ganz gut treffen. In der Nase viel Frucht. Insbesondere Guave, weiße Melone, eine Spur grüne Birne und Granny Smith Apfel. Sonst verhaltene kräuterige Würzigkeit, etwas Pfeffer, ganz wenig Rettich (oder das bilde ich mir nur ein) und eher zurückhaltende Eindrücke der guten alten Mineralität. Am Gaumen sich sehr, etwas zu sehr, auf die Frucht verlassend. Auch eine Spur Petrol und die schon verhaltene kräutrige Würze sind erschmeckbar. Ein guter Grip hat er sicherlich! Sehr frisch und schlank ist er ebenso. Auch bei einer eher nur passabel wirkenden Säure. Insgesamt aber doch eher einfach gestrickt. Aber sicherlich solide. Passt ganz klassisch zu Fischgerichten … nehme ich mal an. Als anständig **** würde ich ihn allemal sehen. Im Vergleich zu den anderen Weinen vielleicht etwas mehr zur Einfachheit neigend.

Quinta de Santiago Alvarinho Vinho Verde 2016

Vinho Verde aus den Subregionen Monção und Melgaço. Zu 100% im Stahltank ausgebauten Alvarinho. Farblich sehr hell, sehr klar und eher weniger mit grünlichen Reflexen ausgestattet. Soweit meine Augen noch mitmachen eigentlich gar keinen. In der Nase wirklich beeindruckend delikat und subtil für einen Wein aus dieser Preisklasse. Viel Birne, weisse Blüten, etwas weisser Pfirsich, auch ein Hauch grüner Apfel und sehr feine zweigig-kräuterige Noten. Alles sehr filigran angedeutet und in keinster Weise aufgesetzt wirkend. Am Gaumen sehr knackig und frisch – doch balanciert genug um schon angenehm genießbar zu sein. Die Fruchtaromen zeigen sich ähnlich wie in der Nase. Vielleicht nicht ganz so raffiniert. Die gute alte Mineralik, dazu auch noch eine ganz schön salzige, ist ebenfalls erstaunlich präsent und subtil ins Gesamtbild passend. Spannung ist sowieso da. Interessanterweise sind die 13,5 % (hätte ich nicht gedacht) nahezu nicht spürbar. Schmeckbar schon gar nicht. Insgesamt kann ich die Beschreibung des Verkäufers auf seiner Webseite gut nachvollziehen. Dieser Alvarinho kann wirklich ein wenig mit „einem trockenen Moselriesling vergleichen werden“. Wobei die dominierende Birne schon etwas mehr die eigentliche Rebsorte verraten mag. Letztendlich Chouriço … mir gefällt dieser frische und belebende Wein sehr gut! Für mich durchweg sehr anständig *****.

Antonio Madeira Branco Dão Serra da Estrela 2015

Dao Branco aus Siria, Fernão Pires, Bical, Arinto, Cerceal und vielen anderen Rebsorten. Also klassische Konfusion-Portugiesische-Blend ;-). Seine Farbe zeigt sich recht hell, mit einigen Schwebeteilchen und nicht übermäßig glänzend. In der Nase klassische bayrische Zitronencreme, dazu auch ein Hauch Süßmelone, etwas zweigig lastiges Unterholz, eingebildeter Granit (ist aber auch vom Granit), ansatzweise etwas tropisches in Richtung Passionsfrucht gehend und wie nicht so selten in Portugal – wobei vom Dao kenne ich das nicht so inflationär – frische atlantische Seeluft. Am Gaumen durchaus etwas fülliger, aber nicht ins fette gehend. Erinnert ein wenig an einen sehr würzigen mit wenig Holz ausgebauten Chardonnay. Aromen mehr ins Tropische gehend als die Nase. Dazu auch die erwähnte Melone. Sonst feine Cremigkeit und passender Schmelz. Die grüne und etwas frisch-zweigige Würze drängt sich durchaus beträchtlich in den Vordergrund. Feines, nicht all zu expressives, Salz auch vorhanden. Passende Säure – auch mal was für Freude der rieslingfernen Magenfreundlichkeit, nein nein Säure ist genügend da, aber milder als bei den anderen Portugiesen die ich in letzter Zeit gehabt und hier erwähnt habe – und sehr gute Länge. Mal wieder ein sehr schöner weißer Portugiese! Für mich ohne Probleme ein sehr anständiger ***** Wein. Das rote Pendant zu diesem befindet sich nochmals in anderen Sphären. Den gibt es hier ein andermal!

Casa da Passarella A Descoberta Branco Dão 2016

Casa da Passarella ist in erster Linie für seine eher straffen, kühlen und etwas preisintensiven Weine, rot wie weiss, bekannt! Aber eigentlich deckt das Weingut sehr viele Geldbeutel ab. Sowohl den dicken, als auch den sehr schlanken. Der A Descoberta Branco kostet fast nichts! Also der heutige ist auch für den schlanken Geldbeutel geeignet! Der aus Encruzado, Malvasia Fina und Verdelho im Stahltank ausgebaute super frische und schlanke Fischbegleiter besticht insbesondere durch seinen knochentrockenen Charakter und seiner mineralwasserartigen Mineralität. Die Frucht ist eher sehr zurückgezogen. Zur Fruchtbefreiung neigende schüchterne und etwas grünliche wirkende Zitrone dürfte es ganz gut treffen. Ein ganz klein wenig harzig und durchaus bemerkenswert würzig-kräuterig. Simpler, sehr ernsthafter, insgesamt aber sehr passabler Wein mit überzeugendem Nachhall. Jetzt muss ich nur noch einen Fisch fangen und kochen! Durchweg ein absolut anständiger **** Wein für fast kein Geld.

Casa de Mouraz Encruzado Dão Branco 2014

Ein reinsortiger Encruzado dessen „Ausgangsmaterial“, wie des öfteren im Dão, auf kargem Granit gewachsen ist. Insgesamt ist dieser Encruzado für ganze 6 Monate auf der Hefe gelegen. Farblich erscheint er gar nicht so bleich. Ein schönes Goldgelb zeigt sich in meinem Glas. In der Nase muss ich aus irgend welchen Gründen an ca. 5 Jahre alten Riesling aus der Pfalz denken. Seltsam, ich weiss! Nur ganz grob und sicherlich etwas diffus … die Gedanken, nicht der Geruch des Weines. Feiner, aber auch durchaus präsenter, Rauch gepaart mit vollen und sehr klar wirkenden Zitronenaromen stehen im Vordergrund meines Naseneindrucks. Sehr straff-schlank würzig und gefühlt mineralisch zeigt er sich ebenfalls für mein Dafürhalten. Am Gaumen sehr knackig, trocken und schlank, aber hier zeigt sich nicht mehr Vieles, dass mich verleiten könnte, Riesling – und zudem aus der Pfalz - im Glas zu haben. Das Gesamtbild möchte mich geschmacklich nicht so ganz in Richtung Riesling schicken. Ich kriege zwar Zitronenaromen, feine Kräuter, straffe Direktheit und viel Stein … und nicht all zu viel Frucht. Soweit durchaus noch „riesling'isch“. Doch die offensichtlich granitlastige Mineralik – ich muss zugeben all zu viele Rieslinge vom Granit kenne ich gar nicht (abgesehen ein paar aus der Pfalz und der Bergstraße) – und die zwar lebendige aber etwas relaxtere Säure, erinnert mich nicht mehr so sehr an Riesling. Die unterliegende feine Rotfruchtigkeit sollte ich nicht vergessen. Die könnte widerum riesling'sich sein. Letztlich komplett egal! Gefallen tut er mir sehr! Die eigentliche Länge im Abgang könnte vielleicht etwas durchhaltender sein. Für mich ganz klar ein jungendlich anmutender und durchweg anständiger **** Wein (mit Ambitionen zum sehr anständig *****). Wie es nicht all zu sehr überraschen dürfte, kann ich mir diesen Wein gut zu Fisch gut vorstellen. Den hab ich jetzt natürlich wieder nicht. Kommt öfters vor. Zu eher milden hellen Fleischgerichten, insbesondere Kalb, sollte er auch gut passen. Das hoffe ich zumindest! Werde es gleich rausfinden ...

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