Über die letzten Wochen habe ich einige zur Leichtigkeit neigende weisse Portugiesen verkostet ... und natürlich getrunken. Folgend nun eine kleine und für meine Verhältnisse ungewohnt kurze (glücklicherweise) Zusammenfassung ...
Vale da Capucha Fossil Branco Torres
Vedras 2014
Verschnitt aus Arinto (40%), Gouveio
(20%) und Fernão Pires (40%) der sehr vom atlantischen Klima
Lissabon's und den in der Region Turcifal vorkommenden karg-kalkigen
Böden geprägt ist! Visuell zeigt er ein enorm farbintensives und
sattes Goldgelb mit ziemlich viel Strahlkraft. In der Nase eine
kräftige Portion Tonic Water, viel Abrieb von Zitronen, Wermutkraut,
ein Hauch von Honig und ganz schön viel kalkiger Wasserhahn ;-). Am
Gaumen wesentlich voller als erwartet und ganz leicht ins
kandiszuckrige gehend, was ich ebenfalls nicht erwartet habe.
Letzteres Attribut aber sehr schüchtern! Sonst viel Zitronenschale,
gar nicht wenig Guavensaft, auch Tonic plus Wermutkraut, auch ein
Schuss Petrol, weniger bis nichts vom Honig, dafür aber viel viel
Kalk. Ein ziemlich phenolisches aber immer noch recht knackig
wirkendes „Früchtchen“. Mal was total anderes! Ziemlich intensiv
und heftigst lange im Abgang! Passt super zu gegrillten Sardinen …
welche ich dummerweise nicht vor mir auf dem Teller hab. Nach ca. 4
Stunden Luft insgesamt wesentlich integrativer, mehrheitlich befreit
vom Kandis, immer noch expressiv und sehr sehr kalkig mineralisch.
Geht jetzt so langsam in Richtung kühlem und eher knöcherig-kragen
Chardonnay. Für mich ohne Zweifel ein sehr anständiges *****
Erlebnis.
Filipa Pato Bairrada Brancho 2015
Verschnitt aus Bical und Arinto von der
Tochter des noch bekannteren Bairrada Winzers Luis Pato. Visuell
ziemlich hell und nicht sehr farbintensiv. Silbriges Gold mag es ganz
gut treffen. In der Nase viel Frucht. Insbesondere Guave, weiße
Melone, eine Spur grüne Birne und Granny Smith Apfel. Sonst
verhaltene kräuterige Würzigkeit, etwas Pfeffer, ganz wenig Rettich
(oder das bilde ich mir nur ein) und eher zurückhaltende Eindrücke
der guten alten Mineralität. Am Gaumen sich sehr, etwas zu sehr, auf
die Frucht verlassend. Auch eine Spur Petrol und die schon verhaltene
kräutrige Würze sind erschmeckbar. Ein guter Grip hat er
sicherlich! Sehr frisch und schlank ist er ebenso. Auch bei einer
eher nur passabel wirkenden Säure. Insgesamt aber doch eher einfach
gestrickt. Aber sicherlich solide. Passt ganz klassisch zu
Fischgerichten … nehme ich mal an. Als anständig **** würde ich
ihn allemal sehen. Im Vergleich zu den anderen Weinen vielleicht
etwas mehr zur Einfachheit neigend.
Quinta de Santiago Alvarinho Vinho
Verde 2016
Vinho Verde aus den Subregionen Monção
und Melgaço. Zu 100% im Stahltank ausgebauten Alvarinho. Farblich
sehr hell, sehr klar und eher weniger mit grünlichen Reflexen
ausgestattet. Soweit meine Augen noch mitmachen eigentlich gar
keinen. In der Nase wirklich beeindruckend delikat und subtil für
einen Wein aus dieser Preisklasse. Viel Birne, weisse Blüten, etwas
weisser Pfirsich, auch ein Hauch grüner Apfel und sehr feine
zweigig-kräuterige Noten. Alles sehr filigran angedeutet und in
keinster Weise aufgesetzt wirkend. Am Gaumen sehr knackig und frisch
– doch balanciert genug um schon angenehm genießbar zu sein. Die
Fruchtaromen zeigen sich ähnlich wie in der Nase. Vielleicht nicht
ganz so raffiniert. Die gute alte Mineralik, dazu auch noch eine ganz
schön salzige, ist ebenfalls erstaunlich präsent und subtil ins
Gesamtbild passend. Spannung ist sowieso da. Interessanterweise sind
die 13,5 % (hätte ich nicht gedacht) nahezu nicht spürbar.
Schmeckbar schon gar nicht. Insgesamt kann ich die Beschreibung des
Verkäufers auf seiner Webseite gut nachvollziehen. Dieser Alvarinho
kann wirklich ein wenig mit „einem trockenen Moselriesling
vergleichen werden“. Wobei die dominierende Birne schon etwas mehr
die eigentliche Rebsorte verraten mag. Letztendlich Chouriço … mir
gefällt dieser frische und belebende Wein sehr gut! Für mich
durchweg sehr anständig *****.
Antonio Madeira Branco Dão Serra da
Estrela 2015
Dao Branco aus Siria, Fernão Pires,
Bical, Arinto, Cerceal und vielen anderen Rebsorten. Also klassische
Konfusion-Portugiesische-Blend ;-). Seine Farbe zeigt sich recht
hell, mit einigen Schwebeteilchen und nicht übermäßig glänzend.
In der Nase klassische bayrische Zitronencreme, dazu auch ein Hauch
Süßmelone, etwas zweigig lastiges Unterholz, eingebildeter Granit
(ist aber auch vom Granit), ansatzweise etwas tropisches in Richtung
Passionsfrucht gehend und wie nicht so selten in Portugal – wobei
vom Dao kenne ich das nicht so inflationär – frische atlantische
Seeluft. Am Gaumen durchaus etwas fülliger, aber nicht ins fette
gehend. Erinnert ein wenig an einen sehr würzigen mit wenig Holz
ausgebauten Chardonnay. Aromen mehr ins Tropische gehend als die
Nase. Dazu auch die erwähnte Melone. Sonst feine Cremigkeit und
passender Schmelz. Die grüne und etwas frisch-zweigige Würze drängt
sich durchaus beträchtlich in den Vordergrund. Feines, nicht all zu
expressives, Salz auch vorhanden. Passende Säure – auch mal was
für Freude der rieslingfernen Magenfreundlichkeit, nein nein Säure
ist genügend da, aber milder als bei den anderen Portugiesen die ich
in letzter Zeit gehabt und hier erwähnt habe – und sehr gute
Länge. Mal wieder ein sehr schöner weißer Portugiese! Für mich
ohne Probleme ein sehr anständiger ***** Wein. Das rote Pendant zu
diesem befindet sich nochmals in anderen Sphären. Den gibt es hier
ein andermal!
Casa da Passarella A Descoberta Branco
Dão 2016
Casa da Passarella ist in erster Linie
für seine eher straffen, kühlen und etwas preisintensiven Weine, rot
wie weiss, bekannt! Aber eigentlich deckt das Weingut sehr viele
Geldbeutel ab. Sowohl den dicken, als auch den sehr schlanken. Der A
Descoberta Branco kostet fast nichts! Also der heutige ist auch für den schlanken
Geldbeutel geeignet! Der aus Encruzado, Malvasia Fina und Verdelho im
Stahltank ausgebaute super frische und schlanke Fischbegleiter
besticht insbesondere durch seinen knochentrockenen Charakter und
seiner mineralwasserartigen Mineralität. Die Frucht ist eher sehr
zurückgezogen. Zur Fruchtbefreiung neigende schüchterne und etwas
grünliche wirkende Zitrone dürfte es ganz gut treffen. Ein ganz
klein wenig harzig und durchaus bemerkenswert würzig-kräuterig.
Simpler, sehr ernsthafter, insgesamt aber sehr passabler Wein mit
überzeugendem Nachhall. Jetzt muss ich nur noch einen Fisch fangen
und kochen! Durchweg ein absolut anständiger **** Wein für fast
kein Geld.
Casa de Mouraz Encruzado Dão Branco
2014
Ein reinsortiger Encruzado dessen
„Ausgangsmaterial“, wie des öfteren im Dão, auf kargem Granit
gewachsen ist. Insgesamt ist dieser Encruzado für ganze 6 Monate auf
der Hefe gelegen. Farblich erscheint er gar nicht so bleich. Ein
schönes Goldgelb zeigt sich in meinem Glas. In der Nase muss ich aus
irgend welchen Gründen an ca. 5 Jahre alten Riesling aus der Pfalz
denken. Seltsam, ich weiss! Nur ganz grob und sicherlich etwas diffus
… die Gedanken, nicht der Geruch des Weines. Feiner, aber auch
durchaus präsenter, Rauch gepaart mit vollen und sehr klar wirkenden
Zitronenaromen stehen im Vordergrund meines Naseneindrucks. Sehr
straff-schlank würzig und gefühlt mineralisch zeigt er sich
ebenfalls für mein Dafürhalten. Am Gaumen sehr knackig, trocken und
schlank, aber hier zeigt sich nicht mehr Vieles, dass mich verleiten
könnte, Riesling – und zudem aus der Pfalz - im Glas zu haben. Das
Gesamtbild möchte mich geschmacklich nicht so ganz in Richtung
Riesling schicken. Ich kriege zwar Zitronenaromen, feine Kräuter,
straffe Direktheit und viel Stein … und nicht all zu viel Frucht.
Soweit durchaus noch „riesling'isch“. Doch die offensichtlich
granitlastige Mineralik – ich muss zugeben all zu viele Rieslinge
vom Granit kenne ich gar nicht (abgesehen ein paar aus der Pfalz und
der Bergstraße) – und die zwar lebendige aber etwas relaxtere
Säure, erinnert mich nicht mehr so sehr an Riesling. Die unterliegende feine Rotfruchtigkeit sollte ich nicht vergessen. Die könnte widerum riesling'sich sein. Letztlich
komplett egal! Gefallen tut er mir sehr! Die eigentliche Länge im
Abgang könnte vielleicht etwas durchhaltender sein. Für mich ganz
klar ein jungendlich anmutender und durchweg anständiger **** Wein (mit Ambitionen zum sehr anständig *****). Wie es nicht all zu sehr überraschen dürfte, kann ich mir diesen Wein gut zu Fisch gut vorstellen. Den hab ich jetzt natürlich wieder nicht. Kommt öfters vor. Zu eher milden hellen Fleischgerichten, insbesondere Kalb, sollte er auch gut passen. Das hoffe ich zumindest! Werde es gleich rausfinden ...
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