Wenn ich an Alicante denke, kommen mir
Begriffe wie Europa's größtes „Sonnenstudio“ Benidorm an der
Costa Blanca oder als Weinfreund Monastrell aus Jumilla in den Kopf.
An Pinot Noir aus einer derart heißen und von Trockenperioden
beeinflußten Region habe ich bis heute eher nicht so oft gedacht.
Aber wie das Foto oberhalb zeigt, gibt es wohl auch meinen geliebten
Pinot Noir im Südosten Spaniens. Hergestellt wurde mein heutiger
„Pinot weit weg“ von einem der Weinpioniere in Alicante: der
Bodegas Enrique Mendoza aus L’Alfàs del Pi direkt neben schon
erwähnten „Sonnenstudio“. Wie schon sein Vater Enrique, konzentriert sich auch
heute Pepe Mendoza vornehmlich auf Weine aus französischen Rebsorten
wie Syrah, Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Petit Verdot (sogar
reinsortig – und ein ganz spezielles Erlebnis), sicherlich auch Mourvèdre und offensichtlich
Pinot Noir. Angebaut wurden die Pinot Noir Trauben in der Nähe der
Stadt Villena im hügeligen Hinterland der Costa Blanca in einer Lage
namens Cabezo de la Virgen. Nach der Ernte Mitte September wurden die
Trauben komplett entrappt und in kleinen Stahlbehältern vergoren.
Die anschließende Reifung in neuen sowie einmal gebrauchten Allier
Eichenfässern dauerte beim 2013er Pinot Noir insgesamt 12 Monate. Wie man vielleicht rauslesen kann bin ich ein wenig zurückhaltend in meiner Begeisterung, aber ...
In farblicher Hinsicht erweist sich der
Pinot Noir 2013 von Enrique Mendoza als eine relativ dunkle
Angelegenheit. Im Kern fast schon gen Hellviolett gehend, zeigt er in
den mittleren und äußeren Schichten des in einem Zalto Burgundglas abgebildeten Pinotpanorama ein dunkles und farbintensives
Granat mit mittlerer Durchsichtigkeit. In der Nase erschnüffele ich
neben Scheune und Landluft einen intensiven Eindruck von
eingebildeter Kalksteinmineralik (leider konnte ich diese nirgends
im Netz verifizieren), Daneben zeigen sich mit Graphit eingeriebene würzige
Schwarzkrischen, etwas viel Kaffeepulver von sehr dunkel gerösteten
Kaffeebeohnen, so manche saftig wirkende Blaubeere, das eine oder
andere leicht verwelkte Veilchen und eine Spur Vanille. Am Gaumen
kommt er kraft- und durchaus auch druckvoll daher, aber ohne
übermäßig komplex und vielschichtig zu wirken. Das krud-herbe, mir etwas zu dunkel
geröstete, Kaffeepulver setzt sich am Gaumen durchweg fort. So auch
die ziemlich erstaunlich ausgeprägt wirkende – und wohl rein
eingebildete – mineralische Prägung. Auch seine von Früchten
getragenen Aromen wirken ziemlich ähnlich. Die Würze von Thymian
und schüchternem Rosmarin scheint hier etwas ausgeprägter zu sein.
Mit den mir etwas zu präsenten Holz- und Vanillearomen kommt die
Kraft und Konzentration des Weines angenehm gut zurecht. Auch die 14%
Alkohol machen sich kaum bemerkbar. Man spürt das dieser Pinot aus
einer heißen Region kommen muss, doch richtige Überreife,
Marmeladigkeit oder gar Rosinigkeit kann ich nicht feststellen.
Sicherlich ist der Pinot Noir 2013 von Enrique Mendoza kein
leichtfüßiger Eintänzer auf einer frühsommerlichen Blumenwiese,
doch für einen Hot-Climate-Pinot aus einer von mir selten
angepeilten tiefliegenden Preisregion kann er sehr gut überzeugen.
Irgendwie anständig **** ist er schon würde ich meinen … erwartet
habe ich was anderes.
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