Ein Hauch von September 2008 weht derzeit über
die Handelsparkette dieser Welt. Bei so manchem zur Hysterie
neigendem Verhalten von Mensch und Algorithmus könnte es ratsam
sein mehr Pinot Noir zu trinken ... bzw. vielleicht diesen selbigen auf entsprechende Server
zu kippen. In besagtem September 2008 hat es mir sicherlich auf die
eine oder andere Weise geholfen mit fest umklammertem Pinotglas diesen stürmischen Zeiten gelassener entgegen zu trinken. Naja ..., nachdem aber in den letzten Tagen viel Geld
verbrannt wurde, unter anderem auch die Einlagen meiner imaginären
„Pinot weit weg“-Kostenstelle, möchte ich mich in den kommenden
Wochen etwas stärker auf Budget-„Pinots weit weg“ konzentrieren.
Mein erster führte mich vor einigen Tagen nach Mähren. Klar, nicht
sooo weit weg ..., aber trotz aller Nähe sind tschechische Weine in deutschen
Landen kaum bekannt. Leider, denn dieser Südmähre
zeigte solide, glücklicherweise sehr sehr trockene und auf ansprechende
Weise ausbalancierte Qualitäten. Dazu aber gleich mehr. Hergestellt
wurde besagter PN Pinot Noir 2013 von dem in Nový
Šaldorf-Sedlešovice (oder in deutsch Neuschallersdorf-Edelspitz)
ansässigen Weingut Arte Vini unter der Kellerregie des Geisenheim
Absolventen René J. Vrátil. Und so war er mein erster Budget
Pinot …
Farblich zeigte der Arte Vini Pinot
Noir sehr glänzende, eher gen Karminrot strebende Reflexe mit hoher
Transparenz. Seine Viskosität war erwähnenswert leichtflüssig-plätschernd. Die Nase war geprägt von saftigsten dunklen
Himbeeren, etwas Gurkenwasser, elegant wirkenden Rosen - rosa Rosen, einem
Hauch Limoncello Panna Cotta, sehr schüchternem Rauch und fein abgestimmten weissem Pfeffer.
Später drehten die Himbeeren in Richtung etwas zu parfümiert
wirkendem Waldbeeren Potpourri. Am Gaumen zeigte der Wein agiles
Tannin, eine gute Spannung, integrative Säure, einen ganz minimal an cremige Fruchtbonbons
erinnernden Schmelz, feine und eher delikat wirkende Rauchigkeit, eine
Spur Limone und natürlich die schon erwähnten sehr
lebendigen und saftigen Himbeeraromen (mit einer leichten Neigung gen
Waldbeerjogurt). Glücklicherweise wirkte der Fruchtigkeitseindruck
sehr trocken, ernst und weit entfernt von übersteigerter Fruchtsüße.
Dieser Eindruck dürfte von dem leicht gen zweigig-grüner Strenge neigende
Abgang etwas befördert worden sein. Welche mir aber absolut zusagte. Von seiner Struktur her war der
Arte Vini Pinot Noir eher unkompliziert – dennoch wegen seiner
Balance und erwähnenswerten Länge sehr gelungen, durchweg
leichtfüßig und wunderbar erschreckend süffig ohne banal zu wirken. Einfach nur
anständiger **** Pinot Genuss der die „Pinot weit
weg“-Kostenstelle nicht mal mit zehn Euro belastete.
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