Wenn der mitlesende Pinotenthusiast
unerwarteter Weise mal das Verlangen nach einem Dampfhammer Pinot mit
reichlich vom Alkohol unterbauten muskulösem Körper, herb
definierter Würze und fleischig-ländlich-männlicher Rustikalität
haben sollte, dürfte der heutige „Pinot weit weg“ gerade der
richtige Kandidat für solch ein Power-Bedürfnis sein. Der Pinot
Nero 2008 des wohlbekannten sizilianischen Weinproduzenten Cusumano
erfüllt die beschriebenen Anforderungen mit Bravour. Gewachsen ist
das noch recht junge Traubengut für meinen heutigen Pinot in den gen
Nordosten ausgerichteten Hochlagen (bis zu 800 Meter über dem
Meeresspiegel) auf Cusumano's Tenuta di Ficuzza in der Region Piana
degli Albanesi etwas südlich von Palermo. Der Ausbau war eher von
ungewöhnlich kurzer Dauer. Nur acht Monate in gebrauchtem
französischen Eichenholzfässern. Na, lass uns mal schauen wie sich
so ein Power-Pinot im Detail präsentiert hat …
Farblich zeigte sich dieser überaus
dunkle Vertreter der Gattung Pinot Nero in erster Linie als erstaunlich trübe und in den
Randregionen sehr ziegelig rot. Seine Nase war beeindruckend komplex,
wild-würzig, grobschlächtig und für einen Pinot Noir aus einem heißem
Klima nicht sehr untypisch. Im Vordergrund standen Grüche die mich
an Pferdestall, sehr intensivem Kaffeepulver, gekochte Kastanien
japanischer Art, reichlich getrocknete dunkle Kirschen, viel
Wacholder, eine Spur Holzkohle, staubige und hochprozentige
Bitterschokolade und eine eher schüchterne hitzige Rosinigkeit. Am
Gaumen wirkte der Pinot Nero von Cusumano ebenfalls ziemlich wild,
ungestühm kratzig, warm, satt, sehr dunkelwürzig und leider auch etwas alkoholisch. Irgendwie erinnerte er mich stark an so manchen
durch die Pusta streifenden Pinot-Magyaren. Na ja, … Zurück nach Sizilien! Auch am Gaumen waren die
Aromen bestimmt von Kaffee (hier eher Milchkaffee), Schokolade (hier eher
Milchschokolade), getrockneten duklen Kirschen und einer breiten Spur von
Rosinen. Sein würziger Charakter war ebenfalls stark von Wacholder
und darüberhinaus noch von Holzkohle, Rauchfleisch und ätherischen Kräuter(likören)
geprägt. Sein intensiv krude-wildes Tannin-Säure-Spiel, dass am
ersten Tag nur was für ganz standhafte Experiment-Trinker
ansprechend sein dürfte, sollte ich nicht unerwähnt lassen. Am
zweiten Tag harmonisierte es sich etwas, ohne den Versuch zu
unternehmen je herkömmliche Pinot-Harmonie vortäuschen zu wollen. Mit dem
Wissen einer für Sizilien (oder anderen heißen Regionen Italiens
und darüber hinaus) nicht gerade untypischen Typizität hatte der
Pinot Nero von Cusumano für mich ein gewisses
Attraktivitätspotential, dass mich zu einem sehr solidem so la-la
*** verleitet. Wenn man weniger Erfahrung mit solchen südlichen
Power-Pinot Noirs haben sollte, dürfte dieser Wein so manchem Freund
des elegant Filigranem einige Schwierigkeiten bereiten.
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