23.7.15

Cusumano Pinot Nero 2008, Sicilia



Wenn der mitlesende Pinotenthusiast unerwarteter Weise mal das Verlangen nach einem Dampfhammer Pinot mit reichlich vom Alkohol unterbauten muskulösem Körper, herb definierter Würze und fleischig-ländlich-männlicher Rustikalität haben sollte, dürfte der heutige „Pinot weit weg“ gerade der richtige Kandidat für solch ein Power-Bedürfnis sein. Der Pinot Nero 2008 des wohlbekannten sizilianischen Weinproduzenten Cusumano erfüllt die beschriebenen Anforderungen mit Bravour. Gewachsen ist das noch recht junge Traubengut für meinen heutigen Pinot in den gen Nordosten ausgerichteten Hochlagen (bis zu 800 Meter über dem Meeresspiegel) auf Cusumano's Tenuta di Ficuzza in der Region Piana degli Albanesi etwas südlich von Palermo. Der Ausbau war eher von ungewöhnlich kurzer Dauer. Nur acht Monate in gebrauchtem französischen Eichenholzfässern. Na, lass uns mal schauen wie sich so ein Power-Pinot im Detail präsentiert hat …



Farblich zeigte sich dieser überaus dunkle Vertreter der Gattung Pinot Nero in erster Linie als erstaunlich trübe und in den Randregionen sehr ziegelig rot. Seine Nase war beeindruckend komplex, wild-würzig, grobschlächtig und für einen Pinot Noir aus einem heißem Klima nicht sehr untypisch. Im Vordergrund standen Grüche die mich an Pferdestall, sehr intensivem Kaffeepulver, gekochte Kastanien japanischer Art, reichlich getrocknete dunkle Kirschen, viel Wacholder, eine Spur Holzkohle, staubige und hochprozentige Bitterschokolade und eine eher schüchterne hitzige Rosinigkeit. Am Gaumen wirkte der Pinot Nero von Cusumano ebenfalls ziemlich wild, ungestühm kratzig, warm, satt, sehr dunkelwürzig und leider auch etwas alkoholisch. Irgendwie erinnerte er mich stark an so manchen durch die Pusta streifenden Pinot-Magyaren. Na ja, … Zurück nach Sizilien! Auch am Gaumen waren die Aromen bestimmt von Kaffee (hier eher Milchkaffee), Schokolade (hier eher Milchschokolade), getrockneten duklen Kirschen und einer breiten Spur von Rosinen. Sein würziger Charakter war ebenfalls stark von Wacholder und darüberhinaus noch von Holzkohle, Rauchfleisch und ätherischen Kräuter(likören) geprägt. Sein intensiv krude-wildes Tannin-Säure-Spiel, dass am ersten Tag nur was für ganz standhafte Experiment-Trinker ansprechend sein dürfte, sollte ich nicht unerwähnt lassen. Am zweiten Tag harmonisierte es sich etwas, ohne den Versuch zu unternehmen je herkömmliche Pinot-Harmonie vortäuschen zu wollen. Mit dem Wissen einer für Sizilien (oder anderen heißen Regionen Italiens und darüber hinaus) nicht gerade untypischen Typizität hatte der Pinot Nero von Cusumano für mich ein gewisses Attraktivitätspotential, dass mich zu einem sehr solidem so la-la *** verleitet. Wenn man weniger Erfahrung mit solchen südlichen Power-Pinot Noirs haben sollte, dürfte dieser Wein so manchem Freund des elegant Filigranem einige Schwierigkeiten bereiten.

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